Kapitel 36

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POV JEONGGUK

Donnerstag und Freitag vergingen wie im Flug und schon stand ich Freitag Nachmittag auf dem verlassenen Schulhof und wartete auf Mr. Min. Der kam gerade aus dem Schulhaus, sah sich gut um und warf seinen schwarzen Mantel über. Seine Haare wurden zerstört und seine Brille fast herunter geworfen, die Tasche hing nur noch knapp auf seiner Schulter. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als er schief auf mich zulief und gleichzeitig versuchte, seine Frisur zu richten und die Tasche nicht zu verlieren. Das Bild, was sich mir bot, war wirklich höchst amüsant.

"Lachst du mich aus?!" keifte Yoongi, als er vor mir stand und mich mit wütenden Augen anblitzte. Er richtete sich etwas auf, doch dabei rutschte der Ledergurt seiner Tasche von der schmalen Schulter. Ich reagierte schnell und schnappte mir die Tasche, die zum Glück keine Bekanntschaft mit dem Asphalt machen.
"Nein, ich doch nicht" schmunzelte ich und hielt Yoongi die schwere Tasche hin.
"Wie war dein Tag?" fragte ich und fuhr durch mein Haar. Der Frühlingswind pfiff über den Schulhof.
"Anstrengend" grummelte er, "Ich hasse Anstrengung".
Ich grinste und nahm Yoongis Hand. Dieser sah mich mit großen Augen an.
"Was für ein Glück, dass dieses Wochenende nicht anstrengend wird".

Yoongi biss sich auf die Lippe und starrte den Boden an.
"Sicher, dass du ein ganzes Wochenende mit mir verbringen willst...?"
"Ich will jede mögliche Minute mit dir ausnutzen, Yoongi" sagte ich leise und sah ihn liebevoll an, dann zog ich ihn in Richtung zu Hause. Ich spürte, wie nervöser mein Lehrer wurde, je näher wir meinem Zuhause kamen.
"Deine Mutter ist schon weg?" fragte Yoongi, als wir vor der Haustür standen und in meiner Tasche nach dem Schlüssel kramte.
"Ja". Ich grinste ihn mit meinem unwiderstehlichen Lächeln an und öffnete die Haustür, um Yoongi hineinzuschieben.

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"Jeongguk, ich-" fing Yoongi noch an, wurde jedoch von mir unterbrochen. Ich drehte meinen Lehrer um, nahm die lästige Tasche ab und drückte ihn an die nächste Wand, um Yoongi zu küssen. Dieser riss die Augen auf und versuchte mich wegzudrücken.
"Jeongguk!"
Ängstlich sah ich ihn an: hatte ich etwas falsch gemacht?
"Du hast gesagt, es wird ein entspanntes Wochenende!" lachte Yoongi, seine Mimik entspannte sich. Ich starrte ihn ungläubig an.
"Jeongguk?" fragte mein Gegenüber und wunk vor meinem Gesicht herum, ich lachte nervös. In meinem Kopf gingen gerade jegliche Situationen herum, die dieses Wochenende passieren könnten. Doch mal sollte mit Essen anfangen, nicht?

"W-willst du etwas essen? Ich hab...eh...Toast" meinte ich nervös und lief in die Küche, um den peinlichen Kuss zu überspielen. Yoongi folgte mir und sah sich um, als wir durch das Wohnzimmer in die Küche gingen.
"Klar, gerne" meinte er und sah mir zu, wie ich in sämtlichen Schränken kramte. Yoongi blickte sich nebenbei etwas um, die Wohnung war wesentlich bescheidener als seine. Die Decken auf dem Sofa waren nicht gemacht, es stand etwas Instant-Essen herum und das Geschirr war nicht gewaschen. Mir war noch nie aufgefallen, wie viel Staub hier herumlag und mit jeder kleinen Unordentlichkeit wurde ich röter und röter.
"Sorry wegen der Unordnung" murmelte ich, als ich zwei Toastscheiben in den Toaster warf und mich zu Yoongi drehte. Doch der hatte nur Augen für ein Foto in einem der Schränk im Wohnzimmer.

"Wer ist das?" fragte er und ich kam zu ihm, um das Foto anzusehen. Natürlich war es ausgerechnet mein am meisten verhasstes Foto meiner Familie.
"Das bin ich, meine Mutter und mein Vater..." sagte ich immer leiser werdend. Ich hatte Yoongi zwar schon auf unserem Date gesagt, dass mein Vater mich und meine Mutter verlassen hatte, doch mehr hatte ich nie erwähnt.
"Ich müsste da vier Jahre alt sein" sagte ich und blickte das Bild an, das ich schon so oft angestarrt hatte. In dem hässlichen Goldrahmen grinste mich mein jüngeres Ich auf den Schultern meines Vaters breit an, meine Mutter und er lächelten mindestens genauso breit.
"Aber...".
"Er ist nach diesem Urlaub gegangen" redete ich weiter, das fertige Toast ignorierend, "Meine Mutter hat mich damals zuerst zu meiner Großmutter gebracht...ein paar Wochen, glaube ich. Derweile hat sie unsere Sachen hier in diese kleinere Wohnung gebracht und sich einen Job gesucht. Sie hat mich wieder zu sich geholt, als die Scheidung durch war...". Auf das Bild starrend spürte ich nur noch, wie sich eine Hand in meine schob. Dann verschwamm mein Blick...

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Bb ~wolvscalligraph

What am I to you? {YOONKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt