16 - Der Hilfeplan 💜

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Hyunjin POV

Felix und ich trudelten fünfundvierzig Minuten früher in der Schule ein. Ich habe mit Mr Egmont einen neuen Termin vereinbart und Felix sollte unbedingt dabei sein. Irgendetwas sagte mir, dass Felix noch mehr litt als letzte Woche. Auch wenn mein Verdacht, dass er sich mit Absicht übergibt, verhärtete sich immer mehr. Das Schlimmste daran war, dass ich einfach nicht wusste, wie ich Felix helfen konnte.
Um uns herum guckten schon wieder alle Schüler so merkwürdig. Zumindest die, die schon eher hier waren, um ihre Hausaufgaben nachzuholen. Felix und ich machten unsere Hausaufgaben meistens zusammen, auch wenn wir die meiste Zeit nur herumalberten.
Felix wirkte durch die Blicke unserer Mitschüler schon wieder so extrem angespannt. Sein Tempo wurde auf einmal so schnell, dass ich kaum noch hinterher kam. "Felix, warte! Nicht so eilig.", hechelte ich. Doch er antwortete mir nicht. Was war denn auf einmal mit ihm los? Ich erkannte meinen Freund kaum wieder. In der einen Sekunde war er noch vollkommen normal und in der anderen kam es mir so vor, als würde ich eine Antwort von einer Schaufensterpuppe erwarten. Als würde Felix zwischen zwei Persönlichkeiten switchen. Ich machte mir ernsthafte Sorgen um ihn.

Nun standen wir vor dem Büro von Mr Egmont. War das der Grund, warum Felix es so eilig hatte? Wollte ee unbedingt mit dem Psychologen sprechen?
"Felix, warum sind wir hier? Wir haben doch gar keinen Termin ausgemacht." Mein Freund antwortete mir nicht, sondern starrte einfach nur die Tür an, als würde sie in hypnotisieren. Dann streckte Felix seine Faust aus und klopfte. "Herein.", rief Mr Egmont. Felix ging in das Büro. Ich folgte ihm, immer noch verwirrt.
"Hey, Jungs. Schön, dass ihr vorbeischaut.", lächelte Mr Egmont und nahm seine Brille von der Nase. Es war so ziemlich der einzige erwachsene Mensch, welcher etwas lockerer mit den Schülern umging.
"Hallo, Mr Egmont. Ich bin mit Felix vorbeigekommen, weil Sie eine Idee hatten, wie wir die Schule besser überstehen könnten. Ist das richtig?"
"Ja, Hyunjin. Das ist richtig. Setzt euch ruhig." Mr Egmont stand von seinem Schreibtisch auf und schloss die Tür ab. Aber wieso das denn?
Felix und ich setzten uns auf die schwarze Ledercouch. Man versank förmlich in dem Polster. Daran könnte ich mich echt gewöhnen.
"Also, Jungs. Ich habe euch hier her gerufen, da ich eine ziemlich gute Idee habe, wie ihr euren Alltag in der Schule erträglicher machen könnt. Alleine werdet ihr das nicht schaffen, also hatte Jennie den Vorschlag, mit Jisoo, Mark und Jackson die Schule zu wechseln und zu euch kommen." Meine Augen weiteten sich auf Golfballgröße und auch Felix war von dem Plan begeistert. "Das wäre großartig, Mr Egmont. Wann würden die vier denn kommen?" "Übernächste Woche. Meine Kinder können er kaum noch erwarten. Sie haben noch nie eine Highschool besucht und haben gerade ihren Middleschool-Abschluss. Sie freuen sich auch, euch beide wiederzusehen."
Mir gefiel der Plan wirklich gut und ich stimmte direkt zu. "Felix, was hälst du von der Idee?", fragte ich und stupste Felix sanft mit dem Ellebogen an. Er schien sich Sorgen zu machen.
Dann fragte Felix total aufgewühlt: "Aber was ist, wenn Jennie, Jisoo, Mark und Jackson dasselbe durchmachen wie wir? Das wäre dann wohl eher kontraproduktiv." Ich legte meinr Hand auf Felix' Schultern. "Ganz locker. Ich glaube, die vier haben da wohl mehr Erfahrung als wir. Und sie könnten uns tatsächlich helfen. Es wäre für uns auch ein Schritt in die richtige Richtung." Die Miene meines Freundes entspannte sich wieder. Mr Egmont lächelte ebenfalls. "Gut. Dann sage ich ihnen, dass ihr zwei einverstanden seit und spreche noch einmal mit dem Direktor. Jennie und Mark werden sich freuen."
Somit verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zum Unterricht.

Zur Ausnahme hatten wir mal eine Doppelstunde Kunst mit Mrs Franklin. Ein Fach, in dem Felix und ich mal durchschnittlich gut waren. Doch ich war nicht so wirklich bei der Sache. Eigentlich sollten wir eine Skizze von dem Vasenmodell zeichnen, welches auf dem Lehrerpult stand, doch ich hatte viel zu viele andere Dinge im Kopf. Deswegen bestand mein Werk nur aus Kritzeleien. Ich war gar nicht bei der Sache und wollte eigentlich nur noch nach Hause. Oder irgendetwas tun, was nicht mit Schule zu tun hatte. Eigentlich dachte ich immer, Felix wäre der Träumer, doch ich war gerade wohl schlimmer als er.
Da wurde ich auf einmal von etwas hartem am Kopf getroffen. Ich hob es vom Boden auf und sah in die Richtung, aus der es geflogen kam. Jisung und Changbin grinsten mich nur fies an, klatschten sich ab und widmeten sich dann wieder ihrer Aufgabe. Idioten!
Ich bückte mich und hob die Papierkugel auf, die mich getroffen hat. Sie war beschrieben und das nicht gerade in netter Wortwahl: >Schon komisch, dass du für deine sexuellen Vorzüge keine Lizenz brauchst.<
Genervt verdrehte ich die Augen, knüllte das Stück Papier zusammen und steckte es in meinen Sweater. Es wäre reine Energieverschwendung, mich jetzt darüber aufzuregen.
Außerdem hatte ich andere Dinge im Kopf. Wie Mr Egmont's super genialer Hilfeplan. Ich konnte es gar nicht abwarten, Jennie und Mark wiederzusehen.
Auf einmal fing Krystal an zu lachen und sagte: "Oh. Hab 'ne SMS von Strolchi bekommen, Hyunjin. Er will sein Halsband zurück." Die Klasse lachte, doch ich ließ mich nicht ärgern und konterte: "Cinderella hat mir gerade geschrieben, dass sie ihre Arbeitskleidung wieder haben. Du solltest sie ihr zurückgeben."
Daraufhin war alles ruhig. Ich war es gewohnt, von Chan, Jisung und Changbin aufgezogen zu werden, also werde ich mir von Krystal und ihren kleinen Hexen ebenfalls nicht den Tag vermiesen lassen.
Ich widmete mich wieder meinen Aufgaben. Doch ich konnte mich nicht richtig darauf. Ja, ich gebe es zu. Krystal's Kommentar hat mir etwas wehgetan, doch ich wollte das auch nicht auf mir sitzen lassen. Und außerdem wollte ich auch nicht dass mich jeder als Schwächling dastehen lässt. Aber ich hatte tatsächlich kaum auch Kraft. Das meiste ging für die Schule drauf und Felix brauchte jemanden an seiner Seite. Man könnte auch sagen, dass ich ein selbstloser Mensch bin. Mir lag das Glück meiner Freunde wirklich sehr am Herzen und ich mag keine schlechte Stimmung.
Doch ich konnte mich jetzt auch auf etwas freuen. Jennie und Mark werden bald hier sein. Vielleicht wird es dann auch für Felix einfacher.

Painful Love ♡ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt