19 - Der falsche Schachzug 💜

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Hyunjin POV

Ich war mehr als froh, als der Schultag endlich vorbei war. Viel ist auch nicht passiert und das ist auch gut so. Zusätzlich war es jetzt auch noch grau und kalt. Ich mag einfach kein kaltes Wetter.
Gerade, als ich das Schulgelände verließ, stieß ich mit jemandem zusammen. "Autsch.", stöhnte die Person. Als ich sie sah, war ich weniger überrascht, als ich es hätte sein sollen. "Entschuldige, Joy. Hast du dir wehgetan?", fragte ich und reichte ihr meine Hand. Joy sah zu mir auf und lächelte. "Nein. Es geht mir gut, aber danke." Ich half Joy beim Aufstehen. Sie klopfte sich den Schmutz von der Jeans. "Tut mir leid, dass ich in dich reingelaufen bin. Ich bin ... wohl etwas in Gedanken versunken." "Ja. Und wie du das warst." Im Lügen war sie wirklich gut, doch da hat sie sich mit dem Falschen angelegt.
"Also ... ich habe gehört, dass du ein sehr guter Tänzer bist. Als Kind habe ich Ballettunterricht genommen, doch ich musste wegen einem schweren Fall von Skoliose aufhören. Aber wenn es meinem Rücken wieder besser geht, wäre es schön, wenn ich ein paar Stunden bei dir nehmen könnte."
Aus dem Biologie-Unterricht wusste ich, dass Skoliose eine Fehlbildung der Wirbelsäule war. Häufig konnte man es bei den Betroffenen deutlich sehen und Joy sah nicht danach aus, als hätte sie starke Rückenprobleme. Sie log also erneut. Jetzt stand ich vor der Entscheidung, die auffliegen zu lassen oder in ihr kleines Spiel miteinzusteigen. Denn eines musste ich Joy lassen: Sie war eine Meisterin im Lügen.
Meine Entscheidung war gefallen. "Joy. Ich finde dich wirklich nett und bin gerne mit dir befreundet, doch bitte lüg mich nicht an, um mich zu beeindrucken. Das mag ich nämlich gar nicht." Ihre zufriedene Miene wurde zu blankem Erschrecken. "Was willst du damit sagen?", fragte sie. "Joy, ich mag dich, aber wenn du mich nur durch erfundene Geschichten beeindrucken willst, dann gib es einfach auf. Dennoch bin ich gerne mit dir befreundet."
Für einen Moment dachte ich, sie würde mich jetzt mit Beleidigungen bewerfen. Doch dies geschah nicht. Sie blieb weiterhin unschuldig wie ein Engel.
"Na gut. Du hast recht, Hyunjin. Ich werde dich nie wieder anlügen. Versprochen. Also sind wir Freunde?" Joy streckte mir ihren kleinen Finger entgegen. Ich hatte das ungute Gefühl, dass ich dies irgendwann noch bereuen werde. Dennoch willigte ich ein. "Gut. Einverstanden. Dann sind wir jetzt Freunde, okay?" Ich hakte meinen kleinen Finger mit ihrem ein. Joy lächelte. "Ja, gut."
Meine Alarmglocken waren auf rot. Ich misstraute Joy, doch ihr jetzt eine Chance zu geben, könnte mich näher an die wahren Gründe ihrer Lügen bringen. Von dem her spielte ich das Spiel einfach mit.

Felix war schon zu Hause. Also beschloss ich, ihm einen Besuch abzustatten.
Ich stand vor seiner Haustür und betätigte die Klingel. Kurz danach wurde die Haustür aufgerissen und Felix lief mir förmlich in die Arme.
"Hey. Was ist los?", fragte ich. Felix vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. "Ich habe mir Sorgen gemacht. Wo warst du?" "Ich wurde aufgehalten. Tut mir leid." Ich hätte das Gespräch mit Joy einfach abbrechen und sofort zu Felix gehen sollen. Ich Dummkopf.
"War es Joy?" Felix' Stimme senkte sich etwas. "Ja. Ich bin danach direkt auf dem Weg zu dir gewesen. Es tut mir wirklich leid, Felix." "Ich hatte Angst um dich." Felix war auf einmal wieder dieses hilflose Kind. Also hielt ich ihn einfach im Arm. Was anderes konnte ich in diesem Moment nicht tun. "Hast du Hunger?", fragte ich. Felix lösten sich von mir. "Etwas. Soll ich für uns was kochen?" "Nein, Felix. Ich koche. Du legst dich auf die Couch und entspannst dich." Ich gab Felix einen Kuss auf die Wange. Dieser schmollte und ging widerwillig ins Wohnzimmer. Felix war richtig süß, wenn er beleidigt war. "Was willst du denn essen?", rief ich und stellte schon mal einen Topf auf die Arbeitsplatte. "Mir egal. Ich ess alles, was du isst." Ich lächelte wieder. Also gab es Spaghetti mit Tomatensoße.
Mit wenigen Handgriffen holte ich die Zutaten aus dem Schrank, füllte einen großen Topf mit Wasser und schaltete die Platte an. Während ich dem Wasser beim Kochen zusah, schossen mir wieder tausend Gedanken durch den Kopf. Ich war besorgt, frustriert, wütend und alles was mir sonst nicht einfiel. Mir war bewusst, dass Joy auf mich stand. Ich fragte mich nur, was Chan und die anderen damit zu tun hatten. Und all diese Fragen machten mich richtig krank. Bei Felix wusste ich nicht, was ich machen und wie ich ihm helfen sollte. Chan, Jisung und Changbin haben ihr Verhalten vom einen auf den anderen Tag geändert. Joy war wie eine Klette. Und Minho? Der benahm sich auf eine Art und Weise komisch, die ich nicht verstand. Von einigen Schülern habe ich gehört, dass er sich von Chan's Gruppe abgespalten hat und jetzt ein Einzelgänger war. Irgendetwas an diesen Ereignissen passte für mich nicht zusammen.
Jemand schien etwas zu verstecken. Wenn ich herausfinde, wer es ist, kann ich vielleicht auch dem Mobbing ein Ende setzen. Doch alleine werde ich das nicht schaffen. Ich brauchte Hilfe.
Und zwar die Hilfe von Mark, Jisoo, Jennie und Jackson.

Nach einer halben Stunde war das Essen endlich fertig. Ich stellte den Topf mit der Soße auf den Esstisch und verteilte die Nudeln gleichmäßig auf die Teller.
Felix saß auf dem Stuhl und starrte den Teller an, als wäre es etwas, was er nicht kennt. "Baby, ess was. Du hast schon in der Schule kaum etwas zu dir genommen. Iss wenigstens den Teller leer, okay?" Felix sah mich mit einem so traurigen Ausdruck in den Augen an, dass es den Anschein machte, er würde jeden Moment in Tränen ausbrechen.
"Na gut. Dann füttere ich dich eben. Ist mir auch recht." Er schmunzelte. "Na gut."
So ließ sich Felix von mir füttern, wenn auch widerwillig. Es sah mega süß aus, ihn zu füttern.
Doch während ich da saß und ihm das Essen portionsweise in den Mund schon, spürte ich, dass Felix das gar nicht essen wollte. Er schien sich dagegen zu wehren. Aber warum nur?
Ich lege dir die Stäbchen zu Seite und griff nach Felix' Hand. Er zitterte. "Schatz, geht es dir nicht gut? Rede bitte mit mir." Felix zitterte am ganzen Körper. Er schwitzte und seine Körpertemperatur war eiskalt. Ich hatte Angst um Felix. Seufzend schob ich das Essen von ihm weg.
"Felix. Was ist los mit dir? Warum ... entfernst du dich immer weiter von mir?" Felix sah mich an, als hätte ich ihm gerade klar gemacht, dass ich Schluss mache. Egal, was ich auch tat, es fühlte sich so an, als lebten wir uns auseinander. Er glitt mir aus den Armen und ich konnte ihn einfach nicht festhalten.
Ich seufzte. "Na komm. Leg dich ins Bett. Ich mache dir einen Tee und eine Wärmflasche. Danach wird es dir besser gehen. Glaub mir." Felix nickte stumm und ging in sein Zimmer. Ich war hilflos. Es tat richtig weh, ihn so leiden zu sehen.
Ich nahm die blaue Wärmflasche aus dem Schrank und ging in die Küche. Da öffnete sich auf einmal die Wohnungstür. Waren Rachel und Olivia schon zu Hause? Ich stellte den Wasserkocher an und sah um die Ecke Richtung Eingangstür. Sie waren es wirklich. Ich war richtig erleichtert, die beiden zu sehen. "Hi, Hyunjin. Was machst du hier?", begrüßte Olivia mich und gab mir eine Umarmung. "Na ja. Es ist was dazwischen gekommen und ich konnte Felix nicht alleine lassen. Seht mal nach ihm. Er ist im Wohnzimmer." Rachel und Olivia sahen sich kurz an und gingen dann. Ich hätte ihnen gerne gesagt, wie ich mich aktuell fühlte, doch Felix hatte momentan Vorrang. Um mich konnte ich mich auch spätee kümmern.
"Oh mein Gott! Hyunjin! Komm schnell!", schrie Rachel. Ohne zu zögern ließ ich alles stehen und eilte zu ihr. Doch was ich dort sah, raubte mir buchstäblich den Atem.

Painful Love ♡ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt