42 - Mondschein-Date 💜

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Hyunjin POV

Es war mitten in der Nacht und ich habe nicht eine Stunde geschlafen. Meine Arme schmerzten immer noch und ich machte mir krankhafte Sorgen um Felix. Ging es ihm gut?
Ich stieg aus meinem Bett, kochte mir eine Tasse Tee und setzte mich auf die Fensterbank meines Zimmerfensters. Der Mond schien hell über die Häuser. Für einen Moment hatte ich keine Angst mehr vor der Schule, vor dem Mobbing, vor Chan. Es war so, als würde der Mond diese Angst verjagen. Ich fühlte mich sicher.
Mit kleinen Schlücken trank ich meinen Tee aus und beobachtete den Sternenhimmel. Es kam mir fast so vor, als würden die Sterne um die Wette funkeln. Und da schoss auf einmal eine Sternschnuppe am Himmel vorbei. Seit langer Zeit habe ich keine mehr am Himmel gesehen. Und sie kam mir gerade recht. Ich schloss meine Augen, drückte meinen Anhänger an meine Lippen und wünschte mir innig, dass Felix eines Tages glücklich sein kann. Auch, wenn es mich nicht mehr geben sollte. Meine erste große Liebe sollte ihr Glück finden.
Da flog plötzlich etwas gegen die Scheibe. Wer stört mich da so spät in der Nacht? Ich öffnete das Fenster und sah hinaus. Zu meiner Überraschung war es Felix. "Warum bist du so spät noch wach?", fragte ich. Er zuckte mit den Achseln. "Ich wollte dich gerade dasselbe fragen. Ich habe Schlafprobleme, aber schon seit längerem." "Bist du hier, um zu quatschen oder hattest du Sehnsucht nach mir, Baby?" "Beides. Kommst du runter?" "Klar. Gib mir fünf Minuten, Felix."
Ich schloss das Fenster, trank den letzten Schluck meines Tees aus und zog mir was richtiges an. Dann machte ich mir noch die Haare, denn sie sahen katastrophal aus. Make-Up durfte auch nicht fehlen. Ja. Ich wollte Felix unbedingt gefallen und ihm ein guter Lebenspartner sein. Hin und wieder fragte ich mich, wer von uns beiden die größeren psychischen Qualen erleiden musste. Felix wird von Chan gequält und ich fand keinen Weg, ihn aus diesem Loch zu holen. Ich konnte ihm nicht helfen. So sehr ich es auch wollte.

Wenig später saßen wir unter einer alten Eiche und betrachteten den Sternenhimmel. Es tat gut, weg von allem zu sein. Auch Felix sah wesentlich entspannter aus. Er lag in meinen Armen, hielt meine Hand und sein Blick war in die Ferne gerichtet. "Träumst du etwa, Babe?", fragte ich und tippte ihm sanft mit dem Finger auf die Nase. Felix seufzte. "Ich stelle mir nur vor, wie es wäre, wenn ..." Er hielt inne, doch ich beendete seinen Satz: "Was? Wenn wir Kinder hätten?" Mein Freund schmunzelte. "Nein. Obwohl der Gedanke ganz süß ist, doch das meine ich nicht. Ich denke darüber nach, wie es wäre, wenn wir zwei endlich frei wären." Seine Denkweise gefiel mir, doch ich war auch in Sorge. Wenn Felix noch einmal etwas zustoßen würde, könnte ich mir das nicht verzeihen. "Du hast recht. Das wäre schön, doch dafür müssen wir erst einmal die Schule heil überstehen."
Wir seufzten im Duett und richteten unsere Blicke wieder auf den Sternenhimmel. Da fiel mir ein gutes Gespächsthema ein.
"Hast du gewusst, dass es in unserem Universum insgesamt achtundachtzig Sternzeichen gibt?" "Jetzt echt? Ich dachte, es gibt nur zwölf." "Nein. Siehst du die Konstellation dort?" Ich deutete in den Nachthimmel. "Ja. Was ist damit?" "Das ist der Delfin. Und links oben kommt der Schwan. Die beiden daneben sind Kepheus und die Eidechse. Und darunter ist der Pegasus." "Ist ja irre. Woher weißt du so etwas?" "Als ich noch klein war bin ich mit meiner Mutter oft auf eine Lichtung gefahren. Nachts haben wir dann immer gezeltet und am Himmelszelt die Sterne beobachtet. Sie war Astrologin und hat mir eine Menge über Sternenbilder erzählt." "Du hast noch nie von deiner Mutter gesprochen. Wo ist sie?" "Sie ist tot, Felix." Mein Freund wurde still. "Doch ich komme damit klar. Sie hat mir dieses Gerät hinterlassen." Ich zog aus meiner Jacke einen kleinen Gegenstand, welcher wie ein Zirkel aussah, aber keiner war. "Wusste gar nicht, dass du dich für so etwas interessierst." "Es hilft mir, mich vom Alltag abzulenken. Genauso wie dir das Taekwondo-Training hilft." Felix schmunzelte. "Ich war schon seit Monaten nicht mehr trainieren." Ich war überrascht. Felix hat mir nie erzählt, dass er nicht mehr zum Training ging. Auch verstand ich nicht, wieso er mir so viel verschwieg. Ich wusste kaum noch etwas über ihn. Manchmal kam es mir so vor, als würde ich mit einer Puppe reden und nicht mit einem Menschen. "Das hast du mir gar nicht erzählt." Felix kauerte sich zusammen und vergrub sein Gesicht zwischen den Knien. Dieser Anblick brach mir erneut das Herz. Ich konnte er nicht ertragen, wenn Felix traurig war.
Den Zirkel steckte ich wieder weg. Dann zog ich Felix ganz nah an mich heran. "Was soll das?", fragte er überrascht. "Ich umarme dich nur, Baby." "Warum? Damit ich mich nicht alleine fühle?" "Auch. Doch eigentlich nur, weil ich mehr als alles andere liebe. Erinnere dich bitte immer daran, mein Schatz." Warum konnte ich Felix nicht öfter sagen, dass ich ihn liebe? Wahrscheinlich, weil ich momentan andere Dinge um die Ohren hatte. Doch ich hatte Angst, dass er mir eines Tages nicht mehr glauben wird, wenn ich diese drei Worte zu selten sage.
Felix löste sich von mir und drückte seine Lippen an meine. Erst bewegte sich unsere aufeinander, doch er wollte scheinbar mehr. Ich drehte ihn mit dem Rücken zur Eiche und löste mich kurz von ihm. Dann flüsterte ich: "Ich hasse es, wenn du mir die Kontrolle wegnehmen willst." Er grinste. "Und ich liebe es, wenn du sie dir wieder zurückholst." "Was ist das denn für ein Sinneswandel, Schatz? Du bist doch sonst nicht so frech." "Willst du diskutieren oder willst du mich?" "Dumme Frage, Schatz."
Wir küssten uns erneut. Felix schlang seine Arme um meinen Hals. Meine Hände berührten ihn sanft oberhalb der Hüfte. Uns wurden so selten Gelegenheiten gegeben, Körpernähe auszustauschen, dass ich diesen Moment in vollen Zügen genoss. Und Felix ging es scheinbar genauso. Doch scheinbar wollte ich zu viel und drückte Felix zu Boden. Er löste sich nicht von mir, sondern fuhr sanft mit seiner Hand unter mein Shirt. Ich packte sie und sie zu Boden. "Nicht hier, Babe. Lass uns das später machen." Felix schmollte wie ein Kleinkind, welches nicht das bekam, was es wollte. "Na gut. Aber du bist mir was schuldig." "Was auch immer du willst, mein Herz."

Painful Love ♡ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt