5 - Felix' Geheimnis💜

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Felix POV

Ich verschanzte mich im Badezimmer und verschloss die Tür. Mein Herz raste wie verrückt, aber auf eine andere Art und Weise, als ich es gewohnt war. Es war Stress.
Meine Hände zitterten und ich schwitzte aus allen Poren. Ich zog meine Jacke und den Pullover aus. Alles war nass und klebte an meinem Oberkörper fest. Es fühlte sich fast so an, als würde ich verrecken. Mir war nass und kalt. Ich geriet in Panik. Stimmen in meinem Kopf schrien mich an.
"Fatty!" "Keiner mag dich." "Schwuchtel!" "Feigling!" "Loser, Du!"
Verzeifelt presste ich mir die Hände auf die Ohren. Ich versuchte sie auszublenden, doch es funktionierte nicht. Dann erinnerte ich mich schließlich wieder an das Foto, was von mir und Hyunjin gemacht wurde, und dies gab mir schließlich den Rest. Mir wurde schlecht, mein Magen zog sich zusammen, doch ich konnte mich nicht übergeben. Also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen, um dieses Gefühl loszuwerden.
Mein Blick fiel auf die Zahnbürste, welche auf dem Waschbecken lag. Ohne wirklich darüber nachzudenken, was ich tat, griff ich danach, hob den Toilettendeckel an, steckte mir den Griff in den Rachen und fing an zu würgen. Ich wollte gerade nur das ganze Essen aus meinem Magen loswerden.
Schließlich kam auch alles aus meinem Magen hoch und ich übergab mich in die Toilette. Es roch ranzig. Es stank so sehr, dass ich mich von dem Geruch ein weiteres Mal übergab. Dann brach ich neben der Toilette zusammen.
Mein Magen fühlte sich jetzt leer an. Und das fühlte sich gerade richtig gut an. Ich wiederholte den Vorgang so oft es ging und holte somit alles aus mir heraus. Mein Frühstück und mein Mittagessen. Ich dachte gerade nur daran, dass ich nichts mehr in meinem Magen hatte. Ich wollte das alles unbedingt loswerden. Ich wollte dünner werden. Das war gerade das einzige, woran ich dachte.
Es fühlte sich gut an. Doch mein Rachen tat jetzt sehr weh. Als wäre ich erkältet.
Es klopfte an der Badezimmertür. "Felix. Bist du okay?", fragte Hyunjin durch die Tür. Schnell spülte ich das Erbrochenen runter und reinigte meine Zahnbürste. Ich wollte nicht, dass er es so erfährt. Das werde ich ihm bald selbst sagen. Aber jetzt noch nicht.
Ich nahm mir den Dufterfrischer und sprühte ihn dezent in der Luft herum. So überdeckte es den Geruch von Erbrochenen. Ich wusch mir die Hände und verließ dann das Bad.
Ein besorgter Hyunjin stand mir gegenüber. Na Klasse.
"Felix. Alles okay?", fragte er. Ich seufzte und antwortete: "Ja. Mir ist nur schlecht geworden. Du weißt schon. Der ganze Druck der Schule." Ich setzte ein falsches Lächeln auf. So ganz gelogen war es nicht. Aber es entsprach auch nicht der vollständigen Wahrheit.
"Du schwitzt ja." Hyunjin strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht. "Bist du krank?" "Nein. Es ist einfach wegen der Schule. Ich bin gestresst."
"Na gut. Hilfst du uns eben beim Spülen? Deine Portion hat Olivia in dem Kühlschrank gestellt. Dann hast du morgen noch was." In dem Moment, wo er von Essen sprach, war ich kurz davor wieder ins Bad zu gehen und es noch einmal zu tun. Doch ich entschied mich dagegen. "Okay. Ich helfe dir. Danach haben wir dann auch Zeit für uns zwei." Hyunjin lächelte. "Eben. Also komm. Je früher wir anfangen, desto mehr Zeit haben wir zu zweit."
Nun ja. Es war auch eine gute Möglichkeit, mich irgendwie abzulenken und die Schule zu vergessen.

Mit einem schlechten Gewissen verzog ich mich in mein Zimmer und kugelte mich in meinem Bett zusammen. Den Abwasch haben wir ganz gut gemeistert, doch irgendetwas störte mich noch. War es mein Körper? Oder mein Gewicht? Oder die Tatsache, dass die Beziehung zwischen Hyunjin und mir nur hinter einem Vorhang stattfand?
Ich versteckte meine wahren Gefühle schon so lange und ich hielt diesen Druck einfach nicht mehr aus. Kaum jemand wusste etwas über mich. Noch dazu hatte ich starke Hals- und Kopfschmerzen.
Hyunjin kam nach und setzte sich auf mein Bett. "Wie geht es dir?", fragte er. Ich zog die Schultern hoch. Ich wusste gerade wirklich nicht, wie ich mich fühlen sollte. Mir war immer noch etwas schlecht, ich hatte Kopfschmerzen und ich zitterte am ganzen Körper.
Hyunjin nahm mich in den Arm und legte meinen Kopf auf seinen Schoß. "Wir beide schaffen das schon. Außerdem sind Olivia und Rachel auch noch da. Sie werden uns helfen. Ganz bestimmt." "Aber Chan und die anderen wissen über uns Bescheid. Ich ... will nicht schon wieder wegziehen. Ich will bei dir bleiben, Hyunjin." Er drehte meinen Kopf so, dass ich ihm in die Augen gucken konnte. "Und das wirst du auch, Felix. Ich lasse nicht zu, dass sie uns auseinander bringen. Und selbst wenn sie uns von der Schule werfen. Ich lasse dich nicht alleine. Nicht jetzt und auch nicht in den nächsten paar Jahren. Das verspreche ich dir." Ich war wirklich froh, dies zu hören und etwas Hoffnung wuchs in mir. Dabei war ich gerade dabei jegliche Hoffnung im Sand zu vergraben. Aber Hyunjin half mir immer wieder vom Boden auf und unterstützte mich, wo es nur ging. Egal, ob es um eine Klausur ging oder das Mobbing. Er war immer für mich da. Und deswegen liebte ich ihn auch so sehr, weil er mich noch nie enttäuscht hat. Doch diese eine Sache konnte ich im eindach nicht sagen. Zumindest noch nicht jetzt. Irgendwann, wenn die Zeit reif war, dann werde ich es ihm sagen. Nur im Moment musste ich mich auf die Schule konzentrieren und mich dann noch irgendwie durch die Zwischenprüfung kämpfen. Noch dazu fällt mir ein, dass ich in einer Woche eine Chemie-Klausur schreibe. Verdammt! Und ich habe noch nicht wirklich viel dafür gelernt.
Hoffentlich schaffe ich das in meinem jetztigen Zustand.

Painful Love ♡ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt