36 - Das gefälschte Zeugnis 💜

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Hyunjin POV

Mir gefiel es gar nicht, dass ich meine weiblichen Rivalen aufhalten musste. Auch, wenn der Plan wirklich gut klang. Doch ich war wohl der einzige, der Joy einigermaßen ablenken konnte. Insbesondere aus dem Grund, weil sie voll auf mich stand.
Es klingelte zum Schulschluss. Ich packte meine Sachen zusammen und wollte gerade aus dem Klassenraum, als ich von einer Gruppe Mädchen aufgehalten wurde. Wie zu erwarten waren es Aisha und ihre Freundinnen. Das Ablenkungsmanöver erledigte sich fast von selbst.
"Hey, Hyunjin.", lachte Joy und klimperte wie wild mit ihren Wimpern. "Hey, Mädels." Einfach lächeln und winken. Habe ich von Jisoo gelernt.
Aisha und Yiren hakten sich ohnr Vorwahrnung bei mir ein. "Was ist hier los?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. Yiren antwortete mit einer zuckersüßen Stimme: "Wir wollten eine Party schmeißen. Du bist doch ein so großartiger Tänzer. Hättest du Interesse vorbeizukommen?" Zuvor wurde ich noch nie auf Partys eingeladen, weswegen ich tatsächlich geschmeichelt war. "Das Angebot ist wirklich großzügig von euch und ich würde liebend gerne mitkommen, doch ich passe." Yiren schmollte beleidigt. "Aber wieso? Die Party wird der absolute Hammer und du könntest uns sogar einige deiner super coolen Tanzmoves zeigen. Wir haben von vielen gehört, dass du sehr gut sein sollst." Meine Güte. Yiren war so eine Labertasche. Weiß sie etwas, weiß es am Ende die gesamte Schule.
"Danke für das Angebot, Mädels. Doch ich muss passen. Habe die Woche schon andere Pläne." So ganz gelogen war es nicht. Ich will Minho nämlich immer noch helfen, den Mord an Sana aufklären. Auch, wenn wir nicht wussten, ob sie tatsächlich umgebracht wurde.
Doch dann hatte ich eine Idee, wie ich Joy, Yiren, Aisha, Krystal und Wendy ablenken konnte.
"Okay, Mädels. Ich hätte eine andere Idee. Übernächste Woche ist doch die Eröffnungsfeier des Tanzklubs. Ihr wisst schon. Der Neue, welcher vor Kurzem errichtet wurde." "Ach. Du meinst den Breaking Point Club?", fragte Aisha. Ich nickte und reichte ihnen einen Zettel. "Wenn ihr das für mich besorgen könnt, gehe ich mit euch dort hin. Haben wir einen Deal?" Die Mädchen sahen sich an und nickten eifrig. Man. Frauen sind verrückt. Insbesondere, wenn sie dich anhimmeln, als wärst du der König dieser Welt. Soll das mal einer verstehen.
"Du, Hyunjin. Ich habe mal eine Frage.", säuselte Aisha und klimperte erneut mit den Wimpern. Sie setzte echt alles daran, mich um den Finger zu wickeln. Auch gut. So konnte ich Felix und Minho etwas mehr Zeit verschaffen. "Frag ruhig. Was willst du wissen?" Sie zwirbelte ihre langen braun-blonden Haaren um den Finger. "Warum stehst du eigentlich nicht auf Frauen? Du hättest so viel bessere Chancen bei uns und du würdest endlich deinen Platz an dieser Schule finden. Wäre das nicht wunderbar?" Yiren stimmte ihr zu. "Ja. Findest du nicht, dass er ... nun ... etwas erbärmlich ist?"
Vor Wut biss ich die Zähne zusammen. Wie konnten sie es wagen, so in meiner Gegenwart über Felix zu sprechen? Böser Fehler. Irgendetwas musste ich jetzt antworten, ohne dabei die Fassung zu verlieren. Ich entschied mich, bei der Wahrheit zu bleiben. "Nein. Finde ich nicht. Und jetzt möchte ich euch etwas sagen. Das wird sich auch niemals ändern. Ich liebe Felix. Wenn ihr euch damit nicht abfinden könnt, sagt es mir einfach. Ich bin gerne mit euch befreundet, doch mehr wird sich nicht entwickeln. Tut mir leid, Ladies." Da klingelte mein Handy. Es war eine Nachricht von Felix. Scheinbar lief alles glatt.
Joy zog die Schultern hoch. "Gut. Das ist deine Entscheidung. Aber es ist schön, dass wir weiter Freunde sein können. Oder?" Ich zog die Schultern hoch. "Klar. Freunde können wir bleiben. Aber mehr wird zwischen uns nicht sein. Verstanden?" Die Mädchen lächelten. "Natürlich. Du kannst dich auf uns verlassen."
Ich traute ihnen immer noch nicht über den Weg. Richtig merkwürdig wurde es, als Minho und Felix wiederkamen und Joy ihm tatsächlich diesen "Du-bist-nur-Dreck-auf-meinem-Designerschuh"-Blick zuwarf. Und das, während ich dabei war. Ich hätte jetzt was tun können, doch dann hätte ich wahrscheinlich ein Problem mit den Mädchen und darauf hatte ich nicht so wirklich Lust. Kurze Zeit später kamen Felix und Minho wieder.
"Was wollten die denn von dir?", fragte Minho und sah den Mädchen hinterher. "Das Übliche." Felix war wieder kurz davor zu weinen. Ich sah es daran, dass ihm seine Augen langsam zufielen. Mitfühlend zog ich sein Gesicht zu mir und küsste ihn. Es war mir total egal, ob uns jemand sah oder nicht. Und vor Minho brauchten wir uns auch nicht mehr zu verstecken. "Jungs. Ihr wisst schon, dass Yiren, Aisha, Krystal, Wendy und Joy euch beobachten?", flüsterte Minho. Ich löste mich von Felix und sah in die Richtung, wo die Mädels hingegangen waren. Der Schock in Joy's Gesicht war unbezahlbar. Wenn sie dieses Spiel spielen will, nur zu. "Sollen sie doch. Ich steh eh nicht auf Frauen.", witzelte ich und küsste Felix ein weiteres Mal. Einfach, weil ich diesen Jungen so abgöttisch liebte. Und es funktionierte. Joy und ihre Freundinnen machten sich aus dem Staub.
"Endlich sind sie weg.", seufzte Minho. "Ihr könnt jetzt aufhören mit Knutschen." Felix drehte sich zu ihm und schmollte. "Menno. Lass uns doch einfach weitermachen." "Ihr könnt weitermachen, wenn ich zu Hause bin und ihr eure Ruhe habt. Aber wir haben immer noch etwas zu erledigen. Schon vergessen?" Provokant wedelte er mit dem USB-Stick herum. Felix rollte mit den Augen. "Schon gut. Mach kein Drama draus."
"Kommt, bevor die Zicken wiederkommen.", flüsterte ich und zog die Jungs hinter mir her.

"So. Was genau habt ihr gefunden?", fragte ich und warf mich auf mein Bett. Felix schmunzelte. "Nun. Minho's Theorie hat sich bestätigt. Die Dokumente über Chan sind gefälscht. Wir haben das Orignal ebenfalls gefunden." Ich war mehr als nur beeindruckt von ihm.
Minho reichte mir den Stick. Ich klappte meinen Laptop auf und steckte den Stick hinein. Doch bevor ich das Dokument öffnete, sagte ich: "Jungs. Ihr wisst schon, dass wir uns wegen Dokumentendiebstahl strafbar machen?" Minho verschränkte die Arme. "Aber Chan macht sich nicht wegen Dokumentenfälschung strafbar oder wie?" "Da hast du auch wieder recht."
Mit der Maus öffnete ich das Dokument. Das war das Original. Woran ich das erkannte? Es hatte ein unverfälschtes Wasserzeichen quer über den Text gedruckt. Und Minho's Theorie stimmte. Chan war der Sohn vom Schuldirektor. Die Nachnamen waren identisch. Und sein richtiger Name war Chris.
"Wir sollten die Polizei einschalten.", murmelte Felix. "Nein.", stoppte ich ihn. "Wenn wir das jetzt tun, regen wir viel zu viel Aufmerksamkeit an. Und Chan würde sofort merken, dass wir den Trubel verursacht haben und die Daten kopiert haben. Tut mir leid, Babe, aber das ist eine richtig dumme Idee." "Er hat recht. Und außerdem will ich erst wissen, ob Chan tatsächlich Schuld an Sana's Selbstmord war. Dann haben wir etwas gegen ihn in der Hand und vielleicht wird er dann von selbst reden." Minho's Idee gefiel mir. Jetzt musste ich nur noch Felix davon überzeugen. Wir fuhren mit der Analyse fort. Nun, sein Geburtsdatum stimmte schon mal überein. Geburtsort auch. Doch sein Schulverlauf gab mir zu Bedenken. Chan besuchte die Grundschule und hatte einen Schnitt von eins komma eins. Dann die Middle School, welcher er mit eins komma zwei abschloss. Mit diesen Spitzenzeugnissen hätte er eine Elite-Universität besuchen können. Also was machte er dann hier? Das ergab keinen Sinn.
"Hey, Jungs. Schaut euch das mal an.", sagte Minho und zeigte mit dem Cuirser auf ein Detail, welches wir zuvor nicht sahen. Felix zuckte mit den Achseln. "Die Unterschrift seines Vaters. Und? Für mich ist da jetzt nichts besonderes dran." Minho stand auf und kramte in seiner Tasche. "Was ist das? Eine Abmahnung?", fragte ich und zeigte auf das Stück Papier in seiner Hand. "Ja. Wenn ihr jetzt diese Unterschrift vom Direktor mit der des Zeugnisses vergleicht, werdet ihr es sehen." Felix und ich sahen uns an. War Minho jetzt völlig verrückt geworden?
Ich nahm den Zettel entgegen und verglich die Unterschrift. Tatsächlich! Es waren dieselben! Damit wussten wir auf jeden Fall eines: Chan war zu einhundert Prozent der Sohn des Schuldirektors.

Painful Love ♡ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt