58 - Wo ist Felix? 💜

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Hyunjin POV

Fünfzehn mal habe ich versucht Felix anzurufen. Doch er ging nicht ran. Sein Handy schien abgeschaltet zu sein. Jennie und Jisoo versuchten ihn per SMS zu erreichen, doch auch sie hatten keinen Erfolg.
Der Schultag war vorbei und ich machte mich sofort auf den Weg zu Felix. Seine Schwestern müssen ihn ja gesehen haben. Ich bog in unsere Straße ein. Mein Gefühl sagte mir, dass etwas schlimmes passieren wird, wenn ich mich nicht beeilte. Also beschleunigte ich mein Tempo. Es durfte jetzt noch nicht zu spät sein.
Schließlich öffnete mir Olivia die Tür. "Hyunjin! Gut, dass du da bist. Felix will nicht aus seinem Zimmer kommen." "Ich dachte, er wollte mich nie wieder sehen.", murmelte ich. "Hat er das zu dir gesagt?" "Nein. Aber er machte den Eindruck. Felix ist wahnsinnig sauer auf mich. Und ich habe Angst, dass er sich was antut." Ohne zu zögern gingen wir zu Felix' Zimmer und klopften. Doch die Tür bewegte sich ein Stück nach innen. Sie war offen. "Felix. Bist du da?", fragte ich leise. Vielleicht schlief er. Ich warf einen Blick hinein, doch was ich da sah, verpasste mir einen absoluten Schrecken. Chipstüten und Kekspackungen lagen geöffnet auf dem Boden. Aber von Felix selbst war nichts zu sehen. Er war weg. Wo könnte er denn sein?
"Hyunjin. Sieh dir das an. Es ist für dich.", sagte Rachel und reichte mir einen Brief, welcher auf dem verwüsteten Bett lag. Ich nahm ihn an, doch was ich da las, war ein riesiger Schock:

>Lieber Hyunjin,

Wenn du dies liest, bin ich wahrscheinlich schon auf und davon. Warum?
Weil ich das alles nicht mehr aushalte. Es liegt nicht an dir oder Jennie oder Jisoo, Mark oder Jackson. Es liegt ganz allein an mir. Ich komme mit dem Druck nicht mehr zurecht. Ich bin fertig mit allem, was mir wehtut und mich verletzt.
Vor einer Woche kam ich wieder an diesen Punkt, wo ich nichts mehr spürte. Freude, Trauer Wut oder sogar das Schneiden der Rasierklinge auf meiner Haut. Ich konnte es nicht mehr spüren. Innerlich war ich tot, doch mein Körper war noch am Leben.

Ich wollte dich nie auf diese Weise verlassen, doch nun war die Zeit für mich gekommen. Ich bin fertig. Fertig damit, so zu tun, als wäre ich glücklich, nur damit du dir keine Sorgen machen musst. Ich bin immer leise geblieben, weil niemand wissen musste, wie ich mich fühlte.
Durch meine Schwestern und dich habe ich immer an das Gute im Menschen geglaubt. Doch Chan und Joy haben mir diesen Glauben zerstört. Vermutlich ist genau dies das Problem, wenn man ein gutes Herz hat. Man denkt, jeder andere Mensch hat auch eins. Doch ich kann das alles nicht mehr. Ich will nicht mehr.

Ich dachte, ich wäre stark genug für das alles, doch ich bin es nicht. Ich war es nicht und ich werde es auch niemals sein. Immer wieder habe ich gelächelt, doch es war niemals echt. Dahinter befand sich immer diese emotionslose Maske, die ich nicht auf Dauer tragen konnte, weil es zu anstrengend war. Ich habe langsam bemerkt, dass ich nicht mehr ich selbst war. Alle Träume, die ich hatte, zerplatzten wie Seifenblasen, die auf eine Hauswand trafen. Teilweise wusste ich nicht, was real oder nur erfunden war. Und irgendwann hatte ich keine Träume mehr.
So, wie es momentan ist, kann und darf es nicht weitergehen. Aber mir fehlen jetzt die Möglichkeiten etwas zu ändern. So bleibt mir nur diese eine Möglichkeit.

Hyunjin. Ich liebe dich und werde dich immer lieben. Du bist der, den ich von Anfang an geliebt habe, seit wir befreundet waren. Und das wird auch in Zukunft so sein. Vergiss das bitte nie. Doch für mich ist nun einmal die Zeit gekommen, wo ich loslassen muss. Du musst dich nicht schlecht fühlen. Alles, was du mir gegeben hast, war eine Erinnerung daran, dass ich nie alleine war und dafür will ich dir von Herzen danken.

Doch für mich ist es einfach zu spät. Meine Zeit ist abgelaufen und ich kann sie nicht mehr zurückspulen. Es tut mir leid. Von ganzem Herzen. Ich hoffe, du wirst es eines Tages verstehen und mit anderen Augen sehen.

Ich will nicht, dass du dich deswegen schlecht fühlst. Du sollst kein schlechtes Gewissen haben. All das liegt in meiner Verantwortung.
Irgendwann werden wir uns wiedersehen. In einem anderen Leben. In einer anderen Zeit.

Gomenasai

Felix<

Meine Hände zitterten wie verrückt. Mein Atem wurde schneller. Dann brach ich weinend zusammen, den Brief fest an mich gedrückt. Das konnte alles nicht wahr sein. Felix ist gegangen. Für immer. Mein schlimmster Alptraum ist wahr geworden. Ich gab mir selbst die Schuld daran, dass er weg ist und ich ihn nie wieder sehen werde. Wieso musste es so weit kommen? Ich spürte, wie mir das Herz brach. Ich bekam keine Luft mehr. Olivia nahm mich in den Arm und half mir vom Boden auf. "Hyunjin. Ich weiß, dass dies jetzt kein Trost für dich ist, doch du musst jetzt stark sein. Wenn wir jetzt nach Felix suchen, können wir ihn vielleicht noch retten. Also reiß dich zusammen." Sie wischte meine Tränen weg und lächelte. Tatsächlich fühlte ich mich ein wenig besser. "Gut. Ich kontaktiere Jackson und die anderen. Wenn wir uns in Teams aufteilen, sind wir schneller. Und wir nehmen Kyma mit."
Olivia ging ins Badezimmer, um die Hundeleine zu holen. Doch dies dauerte länger als erwartet. "Sis. Alles okay?", fragte Rachel. Olivia kam aus dem Badezimmer raus. "Nein. Die Schlaftabletten sind weg." "Warte. Schlaftabletten?", fragte ich verwirrt. "Ja. Die habe ich Felix gegeben, da er kurz nach dem Umzug unter akuten Schlafproblemen litt." Ich befürchtete das Schlimmste.
Schnell schrieb ich Minho und berichtete ihm die Geschehnisse. Dann leitete ich die Nachricht an Jennie, Jisoo, Jackson und Mark weiter. Und ich fragte auch noch Wendy und Joy, ob sie etwas wussten. Vielleicht konnten sie uns helfen.

Painful Love ♡ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt