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"Wo bin ich? Wieso sehe ich nichts? Hallo?" rief ich und hörte, wie meine Stimme im Raum schallerte. Ich lag auf einem Bett und es roch nach Desinfektionsmittel, mehr wusste ich nicht.
"Ah Frau Kim, sie sind wach. Sie haben die OP sehr gut überstanden, wie ich sehe." sagte ein Mann und ich hörte Fußschritte.
"Was ist passiert?" fragte ich ihn, er nahm meine Hand und fing an zu sprechen: "Du und deine Eltern waren in einem Unfall verwickelt. Keine Sorge, beide sind außer Lebensgefahr."
Unfall? Okay das war's dann wohl mit unserem Urlaub.. Der Strand und ich würden uns wohl dieses Jahr nicht begegnen..
"Sind es die Nebenwirkungen der OP, dass ich nichts sehe?"
"Nein. Es.. Es sind Scherben in deine Augen geraten und wir konnten nichts mehr tun, um dein Augenlicht zu retten." antwortete er und drückte meine Hand leicht, bevor er sie los ließ.
Ich bin Blind? Ich? Ich hasse Dunkelheit. Okay ich konnte Lichter sehen und Schatten aber sonst nichts.
Das war doch wohl jetzt ein schlechter Scherz.
"Sind sie sicher.. "
"Es tut uns leid, wir haben wirklich unser bestes gegeben."
"Es ist schon gut, ich glaube Ihnen aber könnten Sie mich vielleicht etwas alleine lassen?"
"Natürlich. Meine Kollegin wird jedoch in einigen Stunden wieder bei dir vorbei schauen." meinte er und ich hörte wie er zur Tür ging und diese schloss.
Wenigstens ging es meinen Eltern gut, das ist die Hauptsache. Ich kann es immer noch nicht glauben aber es war die bittere Realität.
Menschen sind noch nicht an Blindheit gestorben oder? Naja nicht an der Blindheit selbst also konnte es doch nicht soo schlimm sein.
Aber wie ich mich da getäuscht habe..

Zwei Jahre Später
Zwei Jahre lang wurde ich betreut, bekam einen Blindenstock, dann einen Blindenhund und musste in eine Schule für Blinde, in der man lernte wie man liest und schreibt. Aber es wurde mir zu viel. Ich spürte die Blicke der Leute. Unsere Nachbarn zerrissen sich das Maul über mich und meine Familie. Ich wollte wieder normal behandelt werden. Ich wollte wieder das Mädchen sein, welches ich einmal war.
Es kam zu dem Tag an dem ich mein Leben beenden wollte aber ich wusste keinen anderen Ausweg mehr, es machte mich fertiger als ich jemals gedacht hätte.
Doch die Technologie war meine Rettung.
Die ganzen nächsten Sommerferien verbrachte ich damit, ohne Hilfe, mich in meiner alten Schule zurecht zufinden.
Ihr denkt bestimmt 'Sie hatte doch bestimmt Freunde' aber die hatte ich nicht mehr, sie kamen nicht damit zurecht, dass ich nun Blind war, also ließ ich sie gehen. Wieso sollte ich Hände halten, die meine loslassen? Seh' ich nicht ein.
Es war der erste Tag der Schule und ich bekam es hin, ohne Probleme durch die Hallen zu gehen, das einzige was anders an mir war, war dass ich eine Sonnenbrille trug, aber nur damit niemanden auffiel, dass ich blind war.
Aber es musste passieren und jemand rannte gegen mich.
"Entschuldigung. Ich habe dich nicht gesehen." sagte ich Monoton und wollte weiter gehen, aber mein Arm wurde festgehalten.
"Ich muss mich entschuldigen. Ich war schließlich an meinem Handy, wie du siehst." antwortete er.
Ja, wie ich sehe. Guter Witz.
"Es gehören immer zwei dazu." meinte ich nur und ging weiter, als er mich los ließ.
Seine Stimme war ruhig und hörte sich beruhigend an. Ich war froh nicht gegen irgendwelche Menschen gerannt zu sein, die vor Arroganz sprudelten.
Ich ging früh in meine Klasse, damit ich mich auf den Platz setzen konnte, an dem ich die ganzen Sommerferien saß.
Der neue Direktor war zum Glück damit einverstanden, dass ich dies Tat. Es gab immerhin doch noch Menschen, die nur Gutes für einen wollen.
"Kann ich mich hier hin setzten?" fragte mich jemand. Ich sah in die Richtung, in der die Stimme kam und nickte nur.
Es hat nicht mal geklingelt, ich hörte dass einige schon in der Klasse waren aber es waren noch viele Plätze frei, wieso gerade neben mir?
"So sieht man sich wieder was?" lachte die Person und ich erkannte seine Stimme wieder. Der Typ von vorhin. Kann er auch was anderes sagen, als nur "sehen"? Anscheinend nicht.
"Anscheinend." antwortete ich kurz und kramte meinen Laptop raus und meine Kopfhörer.
"Es ist uns nicht erlaubt technische Geräte zu benutzen im Unterricht."
"Mir schon."
"Du bist kein Mädchen, dass viele Worte mit anderen Teilt oder?"
"Ich sag es mal so.. Manchmal muss man nicht viel reden um einen zu verstehen." meinte ich nur und widmete mich wieder meiner Arbeit. Ein neun mal Klug saß wohl neben mir.. Wow..
"Jimin, lass sie in Ruhe, sie war früher anders aber ich denke sie hat sich verändert." schrie ein Mädchen regelrecht durch die Klasse. Aber der Name.. Er kam mir so bekannt vor, da gab es doch einen Park Jimin, der in einer Band war.. Aber wahrscheinlich hat er nur den selben Vornamen durch Zufall.
"Veränderungen gehören im Leben dazu Melissa. Aber ich denke bei dir ist das nicht so der Fall oder?" fragte ich sie, sah sie aber nicht an, wie denn auch. Diese Stimme würde ich aber von Millionen unterscheiden können.
"Melissa, ich muss ihr da echt recht geben." sagte Jimin und es herrschte Ruhe.
"Du setzt dich doch nicht etwa für sie ein oder?"
"Was wenn doch? Schickst du dann wieder Nacktbilder der ganzen Schule? Wenn ja, dann behalte dir im Hinterkopf mich diesmal auszulassen." keifte er zurück und ich fühlte seine Haare kurz auf meinen Armen, er muss sich wahrscheinlich gebückt haben um noch weitere Sachen auszukramen.
Man waren seine Haare weich.. Ich muss sagen ich bin leicht neidisch.
Ich wollte gerade meine Kopfhörer nehmen, aber failte dabei, denn sie flogen auf den Boden.
Wie hieß er wieder? Jimin?
"Jimin.." flüsterte ich kaum hörbar aber ich hörte, wie er sich zu mir drehte.
"Könntest du mir meine Kopfhörer geben?.." fuhr ich fort.
"Ja klar, aber sie liegen genau neben deinem Stuhl." antwortete er und tauchte wieder unter.
"Ich eh.. Seh sie nicht.." meinte ich und bedankte mich, als er sie mir direkt auf meine Hand legte.
"Wieso denn nicht? Zieh vielleicht mal die Sonnenbrille aus."
"Jimin ich bin blind, wenn ich es könnte würde ich es machen." flüsterte ich etwas genervt und steckte sie in meinen Laptop.
"Oh.. Shit.. Hätte mir eigentlich auffallen müssen.." antwortete er, aber ich sagte kein Wort.
"Darf ich fragen wie lange schon?"
"Ich weiß nicht, wann ich dir das Gefühl gegeben habe, dass wir nun befreundet sind aber das sind wir nicht, also muss ich dir nichts weiteres sagen. Es ist mir raus gerutscht und ich wäre dir echt dankbar, wenn du es für dich behalten würdest und mich normal behandelst. Schließlich bin ich hier her gekommen, um wieder 'normal' zu sein und nicht um so behandelt zu werden wie zuvor." sagte ich nur und steckte meine Kopfhörer nun ins Ohr, damit ich so tun kann ihn nicht zu hören. Er gab sowieso nur ein 'ok, entschuldige.' von sich und wendete sich hörbar von mir ab.

Mikrokosmos {PjmXReader}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt