29.

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- einige Tage später

Mit leeren Schritten lief ich auf das Krankenhaus zu. Meine Hände umschlossen das kalte Metal des Türgriffs. Ich wollte die Tür öffnen, brachte jedoch nicht die nötige Kraft auf.

Schließlich kam ein Mädchen von Innen und öffnete sie für mich. Ich brachte nur ein leeres, kraftloses "Danke." über die Lippen und bewegte mich auf die Aufzüge zu.

Es interessierte mich nicht, dass mich das Mädchen noch weiter beobachtete.

Die Aufzugtüren öffneten sich und ich drückte den Knopf für das dritte Stockwerk. Es fühlte sich viel zu lang an bis sich die Türen endlich wieder öffneten und ich in den dritten Stock trat.

Meine Füße bewegten sich wie von selbst in die Richtung seines Zimmers. Mit schwerem Herzen öffnete ich die Tür und setzte mich an sein Bett. Ich schloss meine Augen und lauschte dem rythmischem Piepen einer der Maschinen in diesem Raum, welches signalisierte, dass Jungkook noch lebte.

Meine Augenlieder öffneten sich wieder und ich blickte nach unten zu dem leblosen Körper.

"Kookie."

Murmmelte ich und umschlang seine Hand mit meiner.

"Ich will, dass du weist: Ich habe ihn nicht umgebracht."

Kurz zitterte meine Stimme.

"Meiner Meinung nach hätte er es verdient. Das obwohl er mein Bruder ist." Meine Stimme brach. "Du wolltest es aber nicht, deswegen lasse ich es sein."

Ich seufste und schluckte die aufkommenden Tränen hinnunter. Nochmals betrachtete ich sein Gesicht, so friedlich.

Es sah so aus als würde er schlafen und nicht im Komma liegen.

"In dem Garten voller Blumen warst du die einzig Besondere. Die einzig Schönste. In diesem Garten warst du die einzigste Rose, in der dunkel roten Farbe des Blutes. Selbst wenn ich damals schon gewusst hätte, wie sehr deine Dornen weh tun würden, wie sehr meine Hände bluten würden, hätte ich dich dennoch berührt. Denn du bist es das wert."

Sagte ich mit fester Stimme. Sanft drückte ich seine Hand und wischte mir mit der Anderen die Tränen aus dem Gesicht.

Plötzlich wurde das Piepen des Krankenhausgeräts immer schneller und unregelmäßiger, dann Stille.

"Nein." 

Ich stand vom Stuhl auf und drückte auf den roten Knopf, welcher eine Ärtztin rufen würde. Meine Hände umschlossen Jungkooks Gesicht.

"Kookie, bitte geh nicht."

Tränen strömmten über mein Gesicht und mein Herz drohte, von Schmerzen zerquetscht zu werden. Plötzlich öffnete sich die Tür und eine Ärtztin kam herrein. Sie schaute kurz auf den Monitor des Krankenhausgeräts und rief dann in den Flur.

"Herzstillstand, wiederbelebung notwendig!"

Dann drehte sie sich wieder um und rannte zum Bett. Ich betrachtete, wie sie ihre Hände an seine Brust legte. Dann kamen andere Schwestern rein. Eine versuchte mich nach draußen zu bewegen.

"N-nein, nein, ich muss helfen!"

Brachte ich aufgelöst über die Lippen.

"Sir, sie helfen uns am Besten indem sie draußen warten."

Ich wollte mich wieder zu Jungkook wenden.

"Nein, Sie verstehen nicht, ich studiere, ich weiß wie-"

"Sie können mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass Sie in Ihrem Zustand dazu in der Lage sind."

Unterbrach mich die Krankenschwester und zog mich aus dem Krankenzimmer. Im Flur drückte sie mich sanft auf einen Sitz.

"Wir werden unser Bestes geben, bitte atmen sie einfach tief ein und aus."

Versuchte sie auf mich einzureden, doch ich hörte ihr garnicht zu. Alles was ich tun konnte war, dem Mädchen, welche mir auch zu vor die Tür geöffnet hatte, zuzuschauen wie sie durch den Flur auf uns zu kam. Vor mir blieb sie stehen.

"Ah, ist das ihr Kind?"

Fragte die Krankenschwester mit einem warmen Lächeln. Ich wollte es verneinen, aber ich konnte nicht mal mit dem Kopf schütteln.

"Hey, du. Deinem Papa geht's gerade nicht so gut. Glaubst du, du kannst ihn aufmuntern?"

Das Mädchen nickte und griff nach meiner Hand.  Sie schaute mich mit einem unschuldigen Lächeln an. Die Krankenschwester verschwand wieder im Krankenzimmer.

"Wieso weinst du? Ist das deine Freundin?"

Fragte mich das Mädchen. Ich weinte noch stärker und schüttelte mit dem Kopf. Plötzlich spürte ich wie sich ihre schlanken Arme an mich drückten, wie sie mich umarmte.

"J-Jungkook ist g-gestorben." Schluchste ich eher zu mir selbst. Das Kind löste sich plötzlich aus meiner Umarmung.

"Er schaut bestimmt von oben auf dich herrab also wein bitte nicht."

Sagte das Mädchen sanft und tatsächlich musste ich bei ihren Worten lächeln. Ich bückte mich zu ihr nach vorn.

"Wo sind deine Eltern, kleines?"

Fragte ich sie und versuchte, das zittern meiner Stimme zu unterdrücken.

"Meine Eltern schauen von oben auf uns herrunter, genauso wie Jungkookie."

Ihre Worte sowie der für Jungkook verwendete Spitzname brachten mich wieder zum Schluchsten. Das Mädchen blieb einfach bei mir und drückte sanft meine Hand.

Ich wusste nicht, was es mit dem Mädchen auf sich hatte, aber ihre Anwesenheit beruhigte mich auf eine Weise, die ich nicht beschreiben konnte.

loving to kill // VkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt