23.

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Zwei Tage später saß ich müde beim Festessen in der Großen Halle und schaufelte Kartoffelpüree und Roastbeef in mich hinein. Ich hatte die Zugfahrt größtenteils schlafend in einem Abteil mit Luna und Neville verbracht, da Hermine und Ron im Vertrauensschülerabteil waren, wo auch ich hätte sein können, doch ich hatte mein Amt kurz nach dem Tod meiner Eltern an Hermine weitergegeben. Harry und Ginny waren bei irgendeinem Treffen mit einem neuen Lehrer, weshalb wir nur zu dritt waren. Auch als Ginny wieder aufgetaucht war, hielt mich das nicht vom Schlafen ab, obwohl Ginny, im Gegensatz zu Harry, micht nicht die ganze Zeit damit bedrängte, dass ich doch bitte einen Blick auf Dracos linken Arm werfen sollte.
Draco hatte ich seit der Aktion in der Winkelgasse noch nicht wiedergesehen, weder im Zug noch jetzt, da ich mit dem Rücken zu den anderen Tischen saß, was erschwerte, Blickkontakt mit Draco aufzubauen, der normalerweise am Tisch auf der anderen Seite der Halle saß. 
Ehrlich gesagt wusste ich aber auch nicht wie ich ihm gegenübertreten sollte, nach dem was bei Madam Malkin passiert war und was Harry vermutete. Und eigentlich hatte ich auch keine große Lust mich damit auseinanderzusetzen. Ich wollte einfach mal eine Zeit lang normal vor mich hinleben, ohne, dass ich die ganze Zeit Angst haben musste angegriffen zu werden, ohne, dass mein Freund beschuldigt wird, ein Todesser zu sein, und ohne, dass ich mich wieder zwischen die Fronten von Harry und Draco stellen musste.
,,Harry! Wo warst du? Und wie siehst du überhaupt aus?", sagte Hermine und ich sah auf.
Harry war endlich aufgetaucht, nachdem er sich auf der Zugfahrt nicht mehr hat blicken lassen, allerdings mit dem Unterschied, dass er nun komplett blutverschmiert war.
,,Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht.", wiederholte Hermine.
,,Erzähle ich euch später.", sagte er und setzte sich zwischen Ron und Hermine gegenüber von mir.
,,Aber...", erwiderte Hermine, doch Harry unterbrach sie sofort:
,,Nicht jetzt, Hermine."
Ab diesem Zeitpunkt schaltete ich wieder ab und widmete mich den Stück Schockoladenkuchen, dass ich mir in der Zwischenzeit von den unzähligen Dessertplatten auf meinen Teller gelegt hatte.

,,Nun, wie alle hier wissen, sind Lord Voldemort und seine Todesser wieder unter uns in der Zauberergemeinschaft und versuchen, die Macht wieder an sich zureißen. Deshalb möchte ich betonen, dass wir uns wieder in äußerst gefährlichen Zeiten befinden und wie sehr wir nun unserer Sicherheit willens zusammenhalten müssen.", ertönte Dumbledores Stimme vom Lehrertisch,
,,Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Schule wurden erheblich verstärkt, doch ich möchte euch trotzdem darum bitten, dass ihr euch an unsere zahlreichen Vorkehrungen haltet und, falls euch etwas Ungewöhnliches auffällt, unverzüglich ein Mitglied des Kollegiums zu benachrichtigen. Doch jetzt warten in euren Zimmern eure Betten auf euch und deshalb wünsche ich euch nun ein gute Nacht."
Sofort erhoben sich alle Schüler und begannen unter enormen Lärm die Halle zu verlassen, doch wir blieben auf unseren Plätzen sitzen.
,,Also was ist jetzt passiert?", fragte Ron.
,,Ich bin nach diesem merkwürdigen Slughorn-Treffen Zabini in das Slytherinabteil gefolgt, um vielleicht etwas rauszufinden, was uns auf meine Vermutung einen Hinweis geben könnte.", erzählte Harry.
,,Du hast schon wieder Draco verfolgt?", fragte ich entrüstet.
,,Das erklärt aber nicht das ganze Blut auf dir.", schaltete Hermine sich ein.
,,Ja, Moment, das erkläre ich gleich. Ich habe mitgehört, wie Draco vor den anderen angegeben hat, dass er von Voldemort einen Auftrag erhalten hat und nächstes Jahr vielleicht nicht mehr hier sein wird."
,,Was? Das hat er nicht gesagt. Das kann doch nicht sein.", sagte ich schockiert.
Doch Harry ignorierte meinen Einwurf und erzählte weiter:
,,Als der Zug dann anhielt und alle das Abteil verließen, lähmte er mich mit Petrificus Totalus,  - er muss mich wohl irgendwie gehört haben- sodass ich von der Gepäckablage fiel und der Tarnumhang von mir fiel. Dann stapfte er mir mit dem Fuß ins Gesicht, brach mir so die Nase und sagte, dass das für seinen Vater war."
Ich schüttelte nur den Kopf, unfähig etwas zu sagen, so geschockt war ich über das, was Draco Harry angetan hatte. Wie konnte er nur so zu meinen Freunden sein?
,,Hailey, geht es dir gut?", fragte Hermine mitfühlend.
,,Ja, ja natürlich. Es war schließlich nicht meine Nase, die er gebrochen hat, richtig?", erwiderte ich.
Hermine nickte zögerlich.
,,Ich werde jetzt ins Zimmer gehen, denke ich.", sagte ich.
,,Soll ich dich begleiten?", fragte Hermine.
,,Ja, wieso nicht.", sagte ich und lächelte sie kurz an.

Schweigend verließen wir die Große Halle. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Draco das wirklich getan hatte, und ein winzinger Teil meines Verstandes hoffte immer noch, dass er es nicht gewesen ist und es nur ein großes Missverständnis war. Doch das Blut auf Harrys Klamotten sprachen für sich und, außerdem, warum sollte Harry sich das ausgedacht haben?
Nur um uns zu überzeugen, dass Draco ein Todesser war? Nein, Harry würde niemals versuchen uns zu täuschen nur um uns von etwas zu überzeugen, was längst nicht bewiesen war.
Aber wieso sollte Draco damit prahlen eine Aufgabe vom Dunklen Lord erhalten zu haben? Um den anderen Angst zu machen?
Dass er ein Todesser war, war auch ausgeschlossen, denn warum sollte er, wenn er einer war, mich den ganzen Sommer in den Fuchsbau schicken, um mich vor etwas zu beschützen, das er selbst angehörte.
Das machte doch alles gar keinen Sinn. Es schien doch gerade so, als ob sich alle an unsere Beziehung gewöhnt hatten, dass Slytherins und Gryffindors mal zur Abwechslung sich verstehen könnten. Doch das hatte alles wieder kaputt gemacht. Ich war so sauer und enttäuscht von den Jungs.
,,Hailey!", hörte ich Draco rufen, doch ich lief einfach weiter. Er rief wieder.
,,Hailey? Hast du gehört? Draco ruft nach dir.", sagte Hermine.
,,Ich weiß.", antwortete ich und beschleunigte meine Schritte.
,,Willst du nicht mit ihm reden? Vielleicht kann er dir erklären, was vorher passiert ist."
,,Nein, eigentlich will ich nicht mit ihm reden. Ich bin viel zu sauer, um jetzt ein vernünftiges Gespräch zu führen."
Sie nickte. Als wir um die nächste Ecke bogen, tauchte das Gemälde der fetten Dame auf, doch Draco folgte uns immer noch.
,,Hailey! Bleib bitte stehen!", rief er und es tat mir wirklich leid, ihn so eiskalt zu ignorieren. Doch im Moment war ich einfach zu wütend, um es zu vergessen und so weiterzumachen wie bisher. Ich wollte natürlich eine Erklärung, aber erst wenn ich mich beruhigt hatte, so würde ich ihn nur anschreien und gar nicht zu Wort kommen lassen.
Also schlüpfte ich trotz seinem Rufen durch das Gemälde, hinein in den Gemeinschaftsraum. 

Am nächsten Morgen betrat ich kaum die Eingangshalle, da kam Draco mir auch schon entgegen.
,,Hailey, bitte rede mit mir.", sagte er. Er hatte mir gestern noch eine Eule geschickt mit der Nachricht, dass ich doch bitte mit ihm reden solle und er es erklären könne, doch ich hatte auch dies ignoriert.
Er berührte meinen Arm, aber ich schlug seine Hand weg:
,,Fass mich nicht an.", fauchte ich.
,,Ich verstehe ja, dass du sauer bist, aber...", fing er an.
,,Ist es wahr, dass du Harry einfach so die Nase gebrochen hast?", sagte ich.
,,Er hat uns belauscht.", versuchte Draco sich zu verteidigen.
,,Das ist doch kein Grund." 
,,Ja, ich weiß.", sagte er und strich sich nervös durch die Haare.
,,Und dann auch noch als Rache für deinen Vater. Harry ist sicher nicht Schuld daran, dass dein Vater verhaftet wurde."
,,Können wir das woanders besprechen?", flüsterte Draco und sah sich nervös um, doch niemand beachtete uns.
,,Natürlich.", lenkte ich ein und folgte ihm ins nächste leere Klassenzimmer.
,,So, du willst mir jetzt also erzählen, dass Harry Schuld an der Verhaftung ist?"
,,Er ist Mitschuld."
,,Bist du völlig irre? Er ist Mitschuld? Ich war auch da in dieser Nacht. Willst du mir jetzt auch ins Gesicht treten und die Nase brechen?", rief ich wütend.
,,Nein, natürlich nicht."
,,Aber?"
,,Ich bin halt einfach zurzeit angespannt und habe nicht nachgedacht, es tut mir leid."
,,Angespannt wegen deiner Aufgabe vom Dunklen Lord?"
,,Was? Woher? Ach so, nein, das war nur so daher gesagt."
,,Wirklich?", hakte ich nach.
,,Ja wirklich."
,,Du lügst mich nicht an?"
,,Nein, nur weil er sich jetzt ab und zu bei uns zuhause blicken lässt, gibt er doch nicht gleich einem 16-Jährigen eine Aufgabe, das ist doch Schwachsinn.", sagte er.
Ich blickte ihn prüfend an. 
,,Komm schon, du kennst mich. Verzeihst du mir?"
,,Ich will, dass du dich entschuldigst. Bei Harry."
,,Alles, was du willst.", sagte er und nahm meine Hände.
,,Das wird nicht noch einmal vorkommen, in Ordnung?"
,,Ja."
Dann zog ich ihn zu mir hinunter und küsste ihn.
,,Aber was wolltest du bei Borgin & Burke's reparieren?"
Für einen kurzen Moment sah er mich erschrocken an.
,,Woher weißt du davon?"
,,Die Anderen sind dir gefolgt."
,,Diese verdammten...", stieß er wütend hervor.
,,Wolltest du dich nicht eben noch entschuldigen?"
,,Ja, du hast Recht."
,,Sie glauben jetzt übrigens, dass du ein Todesser bist.", erzählte ich.
Er lachte:
,,Was? Das ist doch absurd."
,,Ja, das habe ich auch gesagt." 

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Hey ihr Lieben,
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Tut mir leid, dass das Kapitel erst jetzt kommt, ich hatte gestern Probleme mit dem Internet, sodass es sich einfach nicht hochladen wollte. Aber naja hier ist es.
Schreibt mal in die Kommentare, wie alt ihr seid und woher ihr kommt. Würde mich total interessieren.
Bis zum nächsten Mal,
Eure Katalina

Love me (Draco Malfoy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt