26 || Geständnisse

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Hard - Why Don't We

"Was ist eigentlich mit Noah los? Schwänzt er schon wieder?", fragte Leila mich beiläufig, während sie ihr Politikbuch zurück in den Spind legte.

Ich hatte es gestern nicht fertiggebracht, ihr von Noahs und meinem Streit zu berichten, dazu war ich einfach emotional zu sehr am Ende gewesen. Aber früher oder später musste ich meinen Freunden aber erzählen, dass zwischen mir und Noah Schluss war.

"Keine Ahnung", antwortete ich deshalb kühl und zuckte teilnahmslos mit den Schultern. "Wir sind nicht mehr zusammen."

Ich merkte, wie sich meine Augen wieder mit Tränen füllten und biss mir stark auf die Unterlippe, um dies zu unterdrücken. So sehr ich mir auch vorgenommen hatte, Noah nicht hinterher zu trauern, es brauchte nur jemand seinen Namen nennen und ich war dabei in Tränen auszubrechen. Seit gestern war ich einfach ein emotionales Wrack.

"Oh nein, Süße, wie kommt das?", rief Leila bestürzt und schlang im nächsten Moment schon tröstend ihre Arme um mich.

Ich erwiderte die Umarmung, meine Tränen konnte ich jetzt jedoch nicht mehr aufhalten. Schluchzend lag ich in Leilas Armen, unfähig einen geraden Satz herauszubringen.

"Was hat dieses Arschloch nur mit dir gemacht?", hörte ich Leila leise murmeln, während sie mir beruhigend mit ihrer Hand über den Rücken strich und mich einfach festhielt.

Irgendwann gelang es mir, mich wieder etwas zu beruhigen und meine Atmung zu normalisieren. Ich wischte mir mit meinem Handrücken die letzten Tränen aus den Augenwinkeln und schnappte einmal tief Luft, um Leila dann die ganze Geschichte zu erzählen.

Zwischendurch wurden meine Augen zwar wieder feucht, aber ich brach zumindest kein zweites Mal in Tränen aus und schaffte es somit, ihr die Ereignisse des gestrigen Tags halbwegs strukturiert zu berichten.

Während ich erzählte, konnte ich förmlich beobachten wie Leilas Gesichtszüge entglitten und ihre besorgte Mine einem vor Hass verzehrten Gesicht wich. Ihre Hände hatten sich außerdem zu Fäusten geballt.

"Wenn ich den in die Finger kriege, dann kann der sein blaues, grünes und gelbes Wunder erleben! Glaub mir, er wird sich danach wünschen, niemals aus Kanada zurück nach Amerika gekommen zu sein!", fauchte sie so wütend, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Im Gegensatz zu ihrer sonst immer gutgelaunten Art, kochte Leila gerade vor Wut.

"Das ist zwar ganz lieb gemeint, aber mir wäre es lieber, wenn du dich nicht einmischst", beschwichtigte ich sie und griff nach ihren Händen. "Ich möchte das mit Noah jetzt am liebsten einfach hinter mir lassen. Und selbst wenn du ihn fertigmachen würdest, es würde nichts ändern. Es würde ihm nur zeigen, wie sehr mich seine Worte getroffen haben und das will ich nicht. Ich werde ihn einfach ignorieren und irgendwann wird der Schmerz schon aushören", sagte ich, doch meine Stimme klang schwach, da ich meinen Worten nicht einmal selbst Glauben schenkte.

Der Kummer und Schmerz würden mich noch lange Zeit verfolgen, aber ich war schon einmal mit einem gebrochenen Herzen klargekommen, wieso sollte es mir kein zweites Mal gelingen?

Das Einzige was ich vermeiden wollte, waren direkte Konfrontationen mit Noah, weil ich wusste, dass ich dies nicht aushalten würde. Ich würde es nicht aushalten können, in seine wunderschönen blauen Augen zu sehen, in die ich mich so sehr verliebt hatte, die mich gestern aber so hasserfüllt und verachtend angeguckt hatten. Ich würde es nicht aushalten, seine perfekten Lippen vor mir zu haben und zu wissen, dass ich sie nie wieder küssen dürfte. Noah würde nie wieder zu mir gehören und das musste ich akzeptieren, je schneller desto besser…

Ich war einfach nur froh darüber, dass Noah heute wohl tatsächlich in der Schule fehlte, denn ich war ihm noch nicht über den Weg gelaufen, dabei war jetzt schon Mittagspause.

Three MonthsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt