38 || Manchmal kommt alles anders, als man denkt

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8 Letters - Why Don't We


"Was zur Hölle?!", tönte es plötzlich hinter uns.

Bei dem Klang dieser Stimme löste ich meine Lippen sofort von Noahs und mein Kopf schnellte panisch herum. Dort im Türrahmen stand Tyler und er sah ganz und gar nicht glücklich aus. Sein Gesicht war von Wut verzerrt und sein ganzer Körper stand unter Spannung, als würde er sich in der nächsten Sekunde schon auf Noah stürzen wollen.

Hektisch stand ich auf und versuchte etwas Abstand zwischen Noah und mich zu bringen, als würde das rückgängig machen, was Tyler eben gesehen hatte.

"Ich kann das erklären, Ty", sagte ich und versuchte den zittrigen Unterton in meiner Stimme zu verbergen, was mir jedoch kläglich misslang. Tyler hasste Noah spätestens nachdem ich ihm neulich alles über Noahs Spiel mit mir und die Wette erzählt hatte und ich war mir nicht sicher, ob er nicht wirklich auf ihn losgehen würde. Das würde mir nämlich gerade noch fehlen…

"Ach ja?" Tyler zog spöttisch eine Augenbraue hoch. "Da bin ich aber gespannt zu hören, wie es kommt, dass du plötzlich mit dem Typen, wegen dem du dir seit Wochen die Augen ausheulst, auf unserem Sofa rummachst."

Tylers Stimme triefte nur so vor Ironie, was für mich ein weiteres Zeichen dafür war, dass er kurz vorm Explodieren war. Wenn er richtig wütend war, mutierte er immer zu einem sarkastischen Arschloch. So hatte er auch mir schon öfter Sachen an den Kopf geworfen, die er eigentlich gar nicht meinte.

"Ich weiß, wie das aussehen muss", meldete sich jetzt auch Noah zu Wort und stellte sich neben mich, als würde er mir Rückendeckung geben wollen. "Aber bitte lass Luna wenigstens ausreden."

Mein Bruder funkelte Noah wütend an. "Du hast hier gar nichts zu sagen, also halt die Klappe, bevor ich sie dir stopfe", zischte er. "Und nun zu dir junge Dame, ich glaube, wir sollten ganz dringend mal unter vier Augen sprechen", meinte Tyler dann zu mir.

Ich nickte nur und wandte mich dann Noah zu. Wahrscheinlich war es wirklich besser, wenn er ging und Tyler und ich uns in Ruhe aussprachen, denn ich erinnerte mich noch nur zu gut an das letzte Aufeinanderprallen der beiden.

"Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst, also solange du nach Hause kannst", meinte ich zu ihm, wobei ich den letzten Teil flüsterte, weil ich unangenehme Nachfragen von Tyler vermeiden wollte.

Noah nickte nur und murmelte ein kurzes "Passt schon. Ich finde alleine raus". Dann lief er an Tyler vorbei durch die Tür in den Flur und wenige Augenblicke später hörte ich, wie die Haustür ins Schloss fiel.

Nun kam Tyler auch endlich ganz ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa gegenüber von dem, wo Noah und ich uns eben noch geküsst hatten. Alleine bei diesem Gedanken, breitete sich wieder ein warmes Kribbeln in meinem Bauch aus.

"Da bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen, zehn Minuten später und ich hätte euch beide beim Sex erwischt." Tyler rümpfte angewidert die Nase, wofür ich ihn mit einem bösen Blick strafte.

"Hör auf damit, das ist nicht fair." Ich verschränkte beleidigt die Arme und biss mir auf die Unterlippe, um meine Enttäuschung und Wut darüber, dass er mich noch nicht mal alles erklären ließ, zu verbergen. Warum musste er auch nur immer so direkt auf mich losgehen?

Tylers Gesichtszüge wurden jedoch wieder etwas sanfter, als er mich ansah. "Tut mir leid, du hast ja Recht. Ich bin nur so geschockt, nachdem, was der Typ dir angetan hat."

Und er hatte Recht, das, was Noah mir angetan hatte, war eigentlich nicht zu vergeben, aber Tyler wusste nicht, was Noah auch alles für mich getan hatte. Ich war ja selber noch dabei herauszufinden, was eben mit mir passiert war und wie ich mich dazu hatte leiten lassen, Noah zu küssen. Aber eines konnte ich sagen, egal wie es jetzt weiterging: Ich bereute es nicht.

Three MonthsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt