High School Never Ends - Bowling For Soup"Ich habe ja gesehen, dass Sie in meinen Stunden physisch anwesend waren, aber nachdem ich Ihre Klausur gelesen habe, bezweifle ich Ihre mentale Anwesenheit stark. Sie befinden sich in Französisch ungefähr auf dem Niveau einer Sechstklässlerin und dafür müsste diese schon ziemlich schlecht sein. Luna, Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Ich weiß nicht, wie Sie sich das vorstellen, aber so werden Sie dieses Schuljahr ganz sicher nicht überstehen."
Meine Französischlehrerin beendete ihre theatralische Rede über meine offensichtlich misslungene Klausur durch ein geräuschvolles Rümpfen ihrer Nase, als wäre sie förmlich angewidert von meinen Sprachkenntnissen. Dann reichte sie mir schließlich mit so spitzen Fingern die Zettelsammlung, dass man denken könnte, es handelte sich um radioaktiv verseuchte Präparate eines Atomunglücks.
Natürlich war mir bewusst, dass ich -nennen wir es mal so- in Französisch nicht zu den Musterschülern gehörte, geschweige denn ein Sprachgenie war, aber dieser Aufzug kam mir doch reichlich übertrieben vor.
Mit einem leichten Augenverdrehen nahm ich die Klausur entgegen. Ein großes rotes F prangte ganz oben auf der ersten Seite, aber was hatte ich ich schon erwartet. Darunter stand noch ein Kommentar meiner Lehrerin: "Durchnittlich 58 Fehler pro Seite und dabei schreiben Sie groß!"
Diese Frau hasste mich. Sie nutzte wirklich jede Möglichkeit mich runterzumachen, kein Wunder, dass ich jegliche Freude an dem Fach verloren hatte.
Mit einem Stöhnen schob ich die Arbeit von mir weg, da konnte ich mich bei meinen Eltern ja später auf etwas gefasst machen. Schon nach der letzten Klausur hatten sie mir mit Nachhilfe gedroht und jetzt schwante mir Übles.
"Bei mir ist es auch nicht viel besser", versuchte meine beste Freundin Leila mich aufzuheitern. Sie deutete auf ihre Arbeit, wo ein fettes D- zu sehen war.
"Aber deine Eltern gehen damit entspannter um, meine werden mich köpfen! Wortwörtlich köpfen. Die nächste Arbeit wirst du ohne mich schreiben müssen." Ich fuhr mir mit meiner rechten Hand am Kinn entlang, um Leila den Ernst der Lage deutlich zu machen.
"Die hätten oft genug schon Gründe gehabt dich umbringen zu können, haben es aber nicht gemacht. Irgendetwas scheint ihnen doch an dir zu liegen", erwiderte diese nur lachend. Sie musterte mich mit ihren hellen, blauen Augen. "Obwohl ich nicht verstehen kann was genau."
Empört stieß ich ihr meinen Ellenbogen in die Seite. "Das war fies."
Statt sich schuldig zu fühlen, lachte Leila jedoch noch mehr, wodurch sie mich schließlich auch ansteckte.
Leila gehörte zu diesen Menschen, die immer gute Laune versprühten, obwohl die Meisten bei ihrem Aussehen eher das Gegenteil vermuten würden. Seit sie mit dreizehn Jahren Twenty One Pilots kennengelernt hatte, war sie irgendwie in ihrer Emo-Phase hängengeblieben. Durch ihre schwarz gefärbten Haare, das Piercing an der Augenbraue und die ausschließlich dunklen Klamotten, wirkte sie eher etwas mysteriös, aber tatsächlich war sie ein wahrer Sonnenschein.
In diesem Moment klingelte es endlich zur Pause und die Schüler strömten so schnell nach draußen, als gäbe es dort Gratis-Eis. Die Klausur war allgemein nicht besonders gut ausgefallen, sodass alle förmlich flüchteten.
Vor unserem Raum wartete Julie schon auf uns und empfing uns mit einem fröhlichen Lächeln. "Wisst ihr was?" Sie blickte uns mit großen Augen an und man konnte deutlich sehen, dass sie darauf brannte uns etwas zu erzählen.
"Ja, ganz schön viel um genau zu sein. Zum Beispiel dass Bäume Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff verwandeln", antwortete Leila deshalb extra um sie aufzuziehen.
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Three Months
Storie d'amore3 Monate. 13 Wochen. 91 Tage. 2184 Stunden. Drei Monate wirken auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders lang, doch in dieser Zeit kann sich einiges verändern. Man kann neue Leute kennenlernen. Man kann neue Erfahrungen machen. Man kann sich v...