Epilog

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Wonders - The Script

Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz hin und her, während das Flugzeug die endgültige Parkposition einnahm. Dabei war unruhig bei meinem Zustand eine gnadenlose Untertreibung.

Den ganzen Flug hatte ich damit verbracht, auf meiner Unterlippe herumzubeißen, sodass sie mittlerweile echt schmerzte oder mit meinen Haaren zu spielen. Ich war das reinste Nervenbündel und mein Magen schmerzte vor Aufregung. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte und dass ich jetzt keinen Rückzieher machen würde.

"Hey, du schaffst das", raunte mir Noah beruhigend zu und griff nach meiner Hand, um sie leicht zu drücken. Er versuchte schon die ganze Zeit über mich zu beruhigen und abzulenken, jedoch nur mit mäßigem Erfolg.

In diesem Moment ertönte die Durchsage, dass man das Flugzeug jetzt verlassen durfte und so standen auch Noah und ich auf. Wir liefen händchenhalten durch den Gangway und fischten anschließend unser Gepäck vom Laufband.

Dann führte mich Noah zielstrebig aus der großen Flughafenhalle hinaus zu den Taxis. Als wir die Tür verließen, blieb ich einen Augenblick stehen und atmete einmal tief durch.

Ich war hier. Ich war wirklich hier in Chicago, auf dem Weg meine leibliche Mutter zu besuchen!

Nachdem ich mich vor etwa einem Monat dazu überwunden hatte, sie endlich anzurufen, hatten wir verabredet, dass ich sie besuchen würde, sobald die Ferien begannen. Noah hatte mir netterweise angeboten, mich zu begleiten, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Und jetzt waren wir wirklich hier und es würde nur noch weniger als zwei Stunden dauern, bis ich meine Mutter das erste Mal nach siebzehn Jahren wiedersah.

Noah rief uns ein Taxi und der Fahrer brachte uns zu einem pompösen Hotel mitten in der Innenstadt, bei dessen Anblick mir beinahe die Augen ausfielen.

"Ich hatte doch gesagt, dass ein Hostel vollkommen reicht", wandte ich mich an Noah, nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte.

"Ich werde doch nicht bei unserem ersten gemeinsamen Urlaub in eine ranzige Absteige gehen. Warte nur, bis du das Hotel gesehen hast, das Spa soll riesig sein", entgegnte Noah, während er den Taxifahrer bezahlte.

Dann stieg er einfach aus und ich tat es ihm nach. Es fiel mir manchmal noch schwer, damit klarzukommen, dass dieser Luxus für Noah normal war. Aber auch wenn er von seinen Eltern so viel Geld haben konnte, wie er wollte, hatte er sich einen Job in einer renommierten Firma gesucht und verdiente selbst als Praktikant ein Gehalt, von dem viele Menschen ihr ganzes Leben lang träumten.

Ich wusste, dass es Noah wichtig war, sich jetzt wo er ausgezogen war, endgültig unabhängig von seinen Eltern zu machen. Er hatte mittlerweile auch seine eigene Wohnung, ganz in der Nähe von meinem Haus. Dementsprechend übernachtete ich fast täglich bei ihm und wahrscheinlich war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich vollkommen bei ihm einzog. Ab Oktober würde Noah dann anfangen in LA Medizin zu studieren, während ich noch ein Jahr zu Schule gehen musste, aber bis dahin hatten wir noch einen ganzen Sommer voller Freiheit.

Ich war einfach nur unglaublich glücklich darüber, wie sich alles gefügt hatte und jeder Tag bestätigte mir aufs Neue, dass es richtig gewesen war, Noah zu vergeben. Er machte mich so glücklich wie niemand sonst und stand mir in jeder Situation bei, wie auch jetzt.

Nachdem ich aufgegeben hatte, mich zu beschweren, hatten Noah und ich unser Zimmer bezogen und waren einmal kurz durch das Hotel spaziert. Es war so atemberaubend eingerichtet, dass ich mich beinahe wie in einem Traum fühlte. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel dieser Spaß kostete. Natürlich würde ich meine Hälfte trotzdem bezahlen wollen, aber ich wusste bereits, dass Noah dies nicht zu lassen würde. So war er halt, ein Gentleman durch und durch, außer vielleicht im Bett.

Ein leichtes Grinsen überkam mich bei dem Gedanken daran, was Noah und ich in den letzten Wochen alles im Bett oder an unzähligen anderen Orten angestellt hatten.

Irgendwann war jedoch der Zeitpunkt gekommen, dass wir zu dem Treffen mit meiner Mutter aufbrechen mussten. Ich prüfte noch ein letztes Mal mein Spiegelbild, irgendwie wollte ich meiner Mutter unbedingt gefallen.

"Du siehst toll aus, mach dir keine Sorgen", kam es in diesem Moment von Noah, als hätte er meine Gedanken gelesen.

Er kam auf mich zu und schlang von hinten seine Arme um mich. "Ich weiß, dass du aufgeregt bist, das ist vollkommen normal. Aber ich weiß auch, dass deine Mutter dich liebt und sie sich unglaublich darüber freut, dich endlich kennenzulernen. Also schalte bitte einfach mal deinen Kopf aus und hör auf, alles tausend Mal anzuzweifeln und zu überdenken."

Ich nickte und kuschelte mich an seinen Körper. Noah hatte vollkommen Recht, aber seinen Kopf einfach auszuschalten war einfacher gesagt, als getan.

Trotzdem gab ich mir größte Mühe, als Noah und ich gemeinsam zu dem Café liefen, in dem ich mit meiner Mutter verabredet war. Es war ein sonniger Tag und die Luft knisterte vor Hitze, doch trotzdem hielt ich Noahs Hand fest umklammert. Mit jedem Schritt, den wir dem Café näherkamen, verstärkte sich die Aufregung in meinem Magen.

Doch dann sah ich sie. Eine schlanke, braun gebrannte Frau mit den gleichen braunen Locken wie ich. Sie saß an einem Tisch im Schatten eines Sonnenschirms und studierte offenbar gerade die Karte. Ich musterte sie einen Moment aus der Entfernung.

"Die letzten Schritte musst du alleine gehen", meinte Noah sanft und ließ meine Hand los.

Ich schluckte hart, dann raffte ich mich auf und ging los. In genau diesem Moment hob die junge Frau ihren Kopf und sah mich direkt an.

Auch sie schien mich augenblicklich zu erkennen, denn sie sprang auf und lief auf mich zu. Bevor ich mich versah hatte sie mich bereits fest umarmt. Zögerlich erwiderte ich die Geste, denn ich fühlte mich etwas überrumpelt. Aber mit jeder Sekunde nahm das Unwohlsein ab. Auch wenn ich diese Frau eigentlich eine komplett Fremde für mich war, hatte sie etwas so Vertrautes an sich, dass jegliche Anspannung von mir abfiel.

"Schön dich kennenzulernen, Mama."

Wow, es ist soweit... Three Months ist offiziell beendet!

Ich schreibe das hier gerade mit einem lachenden und einem weinenden Auge, zum einen, weil ich nicht will, dass das Buch aufhört, zum anderen weil ich echt ein bisschen stolz darauf bin, mein zweites Buch fertiggeschrieben zu haben💗

Für mich ist es immer ein riesiger und schwieriger Schritt ein Buch fertigzustellen, deshalb hoffe ich sehr, dass euch der Epilog gefallen hat🙏💗. Es folgt noch eine Danksagung und dann war es das tatsächlich von mir hier.

Zum Abschluss würde es mich aber brenndend interessieren, was eure Lieblingsszene in diesem Buch war🙈 Meine war glaube ich, in Kapitel 31, wo Noah und Luna streiten, nachdem er vor allen ihr Geheimnis verraten hat. Vielleicht eine etwas komische Wahl, aber ich finde die Szene voll wichtig und es hat mir auch echt Spaß gemacht sie zu schreiben (i know, i'm a sadist😂😇).

Halb acht, Schicht im Schacht!

(Ich habe überlegt, ob ich euch heute die Verabschiedung erspare, aber ich dachte, ich foltere euch noch ein letztes Mal! Ich weiß, dass ihr das vermissen werdet😘)

Over and out,
Amy

Three MonthsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt