Wahrheit

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Hallo Ihr Lieben,

wie ihr sicherlich schon vermutet, wird sich hier gleich herausstellen, was mit Aria passiert ist.
Ich habe mich dazu entschieden, dieses Kapitel anders zu schreiben, als die anderen. Es fängt so an wie sonst und ist in Arias Sicht verfasst. Allerdings möchte ich versuchen euch den Tag, an dem Aria von ihrer Familie getrenn wurde so nah wie möglich zu bringen und mache daraus so etwas wie eine Rückblende. Diese schreibe ich aus einer allwissenden Sicht. das heißt, nicht aus der Sicht eines Charakters. Ich hoffe es gefällt euch und bringt die gewünschte Wirkung :)

Viel Spaß beim Lesen. 

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Diese eine Frage steht nun zwischen uns.

Warum wurde ich von ihnen getrennt?

Es ist mir tatsächlich ein Rätsel, warum ich von ihnen getrennt wurde, denn ich bin mir sicher, ohne es wirklich zu wissen, dass sie mich nicht einfach weg gegeben haben. Was ist vorgefallen. Mir steckt ein Kloß im Hals. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich werde gleich erfahren, was passiert ist. Ich werde gleich die Wahrheit erfahren. Leonora schaut mich an und ich merke, dass es sie bedrückt. Sie schluckt ein mal. Sieht zu ihrem Weinglas und nimmt noch einen Schluck. Offensichtlich fällt es ihr schwer. Dann schaut sie mir wieder direkt in die Augen. Ich atme einmal tief durch und sie tut es mir gleich.

Leo: Was ich dir jetzt erzähle, könnte klischeehafter nicht sein. 

Ich runzle ein wenig die Stirn. Wie kann es bitteschön Klischeehaft sein, wenn ein Baby von seiner Familie getrennt wird. Sie scheint zu merken, dass ich nicht verstehe was sie meint.

Leo: Hör mir bitte erst zu. Du wirst sicherlich gleich verstehen, was ich mit klischeehaft meine.


Die Geschichte, wie Aria Joana Grazia Esposito Suarrez zu Aria Montgomery wurde

1994. Es ist August. In Chile brennt die Sonne vom Himmel. Aria ist gerade einmal drei Monate alt. Grazia ist mit den beiden kleinen Mädchen Zuhause. Wiedereinmal weiß sie nicht, wo sich Juan Carlos aufhält. Er hatte ihr schon bei Leos Geburt versprochen aus dem ganzen Mist aus zusteigen. Und nun, nach Arias Geburt, hat er es wieder versprochen. Er hat es ihr hoch und heilig versprochen. Und sie glaubt ihm. Sie glaubt er tut es wirklich. Denn sie hat mitbekommen, dass er mit seinem Cousin redet. Dass er versucht, aus der ganzen Sache raus zu kommen, doch er lässt ihn nicht. Raul weigert sich ihn einfach gehen zu lassen. Aber warum? Sie schaut zu ihren beiden Mädchen. "Perché, miei piccoli?" (Warum, meine Kleinen - ital.). Wieder und wieder fragt sie sich, warum Raul ihn nicht gehen lässt. Juan hat zwei kleine Töchter. Er hat eine Familie und er möchte weg von all dem Bösen. Doch Raul lässt ihn nicht. Welchen Preis muss er zahlen, damit er die Familie endlich in Ruhe lässt? Plötzlich wird die Haustür aufgerissen. Grazia schreckt zusammen. "Dios mio, gracias.(Mein Gott, danke - span.) Ihr seid noch hier." "Was ist hier los, Juan. Wo sollten wir sein." "Ich erkläre es dir unterwegs. Pack alles eine für unsere Kleinen. Beeil dich. Wir müssen hier verschwinden." Geschockt blickt sie ihn an. "Was? Warum?" "Bitte, mi hermosa( Mein Schöne - span.), vertrau mir. Ich erzähle es dir, aber beeil dich." Ohne ein weiteres Wort fangen die beiden an Sachen zu packen. Vor dem Haus steht ein anderes Auto. Aber Grazia fragt nicht. Sie weiß sofort, dass es um Raul und seine 'Amigos' geht. Das Auto stand vor der Tür. Juan hat Leonora schon angeschnallt. Nur noch Grazia und Aria fehlen. Doch es ist zu spät. Der schwarze SUV rollt auf den Hof. Juan schaut zu Leonora, dann zu Grazia, die gerade mit Aria auf dem Arm die Tür hinter sich schließt, dann zu den Männern die sich seiner Familie nähern. In Lichtgeschwindigkeit reißt er Leonora aus dem Rücksitz und rennt zu Grazia. Doch zwei der Männer kommen ihm zuvor. Im Hintergrund erklingt ein bekanntes Lachen. Raul. Langsam schlendert er auf die Gruppe zu, die sich nun vor der Haustür gebildet hat. "Juan Carlos und seine wunderschöne Grazia." "Was willst du hier Raul?" entfährt es Juan in einem scharfen Ton. Grazia steht noch immer wie angewurzelt an der Haustür. Sie drückt Aria fest gegen ihre Brust. "Oh, Juan, stell dich nicht dümmer als du bist. Du weißt ganz genau, was ich hier will." Juan schließt die Augen. Natürlich weiß er es. "Verschwinde hier. Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten, also lass uns gehen." wütend funkelt Juan in Rauls Richtung. "Ach tatsächlich? Du hast dich also an die Abmachung gehalten? Mir ist da aber was anderes zu Ohren gekommen." Juan schluckt einmal, lässt sich seine Unsicherheit aber nicht anmerken. Grazia ist immer noch völlig verstört von der Situation und versteht nicht, worum es geht. Deshalb wendet sie sich an ihren Mann. "Wovon redet er, Juan?". Doch Juan weicht ihrem fragenden Blick aus. Natürlich spielt es Raul in die Karten. Und er fängt wieder einmal an ekelhaft vor sich hin zu lachen. "Na sieh mal einer an, hast du deiner lieben Frau nicht erzählt, wie die Abmachung war, damit du die Gang verlassen kann?" Wieder schaut Juan auf den Boden, blickt dann aber wieder auf in Grazias Gesicht. Was er sieht zerstört ihn innerlich. Ihr Blick spricht Bände. Unverständnis, Sorge, Angst. Dann schaut er wieder in Rauls kalte Augen. "Gut, wenn du es ihr nicht erzählst, dann tu ich es eben." Er geht rüber zu Grazia und bleibt nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. "Weißt du meine Hübsche, dein Mann ist ein Heuchler." Ihr Blickt schweift kurz rüber zu Juan, der die beiden keine Sekunde aus den Augen lässt. Ihre Blicke treffen sich und ihm steht nichts als Reue ins Gesicht geschrieben. Er hatte es nicht so weit kommen lassen wollen. Er wollte nur seine Familie aus dieser ganzen illegalen Geschichte raus halten. Er wollte nie, dass ihnen etwas zustößt.              " Schau dir deinen ach so tollen Mann nur an. Er ist ein Lügner. Ein Betrüger. Wir hatten einen Deal. Er kann gehen, aber im Gegenzug musste er etwas für mich erledigen. Doch das hat er nicht getan. Und nun kommt das, was ich ihm angedroht habe." "Was sollte er für dich tun?" Grazias Stimme klingt fest und entschlossen. Ihr italienischer Stolz kommt zum Vorschein und sie blickt Raul mit starkem Blick direkt in die Augen. "Ich denke du bist klug genug zu wissen, was wir während unserer 'Geschäftszeiten' so machen. Also weißt du auch, dass Juan für unsere Kontakte im Handel zuständig war. Für alle Kontakte, ganz gleich ob Drogen, Waffen oder Menschen. Sogar allein gelassenen Kinder hat er gehandelt, damit sie in den Staaten adoptiert werden können." Natürlich wusste sie es. Er hatte es ihr ganz am Anfang erzählt, als sie sich gerade einmal ein paar Wochen kannten. Doch sie hat den guten Menschen in ihm gesehen und immer daran geglaubt, dass er den Weg raus findet. "Und dazu gehört nun mal auch, dass einige unerwünschte Persönlichkeiten, sagen wir mal, nicht mehr benötigt werden, wenn du verstehst was ich meine." Natürlich verstand sie es. Natürlich wusste sie, dass in dieser Branche auch gemordet wurde und sie wusste auch, dass Juan Carlos niemals einen Menschen töten würde. Niemals. "Dein geliebter Juan Carlos hat mir hoch und heilig versprochen, dass er den Bandenchef unserer größten Konkurrenten ausschalten wird. Er wollte einen angeblichen Deal mit ihnen eingehen und dann, na du weißt schon, BAAAAMMMM!" Grazia zuckt ein wenig zusammen und schaut erschrocken zu Juan rüber. Dann blickt sie wieder zu Raul. "Doch dein werter Gatte hat uns verarscht. Er hat sich nämlich dazu entschieden uns, seiner Familie, seinen Freunden, seinen Brüdern, in den Rücken zu fallen. Er hat sie in den Plan eingeweiht und was ist nun passiert? Sie haben versucht uns anzugreifen und er hat die Chance ergriffen, um dich und die Kinder zu holen und abzuhauen. Sogar ein Auto hat er von ihnen bekommen, dafür dass er ihnen Insiderinformationen verschafft hat. Aber leider ist sein kleiner Plan wohl nach hinten los gegangen." Innerlich atmet Grazia auf. Ihr Mann ist kein Mörder. Allerdings wird sie direkt wieder von der Angst ergriffen. Was wollen sie nun von ihm. Panisch schaut sie zu Juan und bangt um sein Leben. Dann blickt sie wieder zu Raul. "Was wollt ihr von ihm? Er wollte aussteigen, schon vor langer Zeit." "Und das wird er nun auch, Grazia. Allerdings nicht ohne seinen verdienten Preis dafür zu zahlen. Er soll leiden. Er soll wissen, dass er Schuld an all dem Leid hat." Rauls Stimme ist eisig. Er schaut zu Juan, dann wieder zu Grazia und ein einziges Nicken reicht. Es geht ganz schnell. Einer der Männer entreißt Grazia das Kind. Sie versucht sich zu wehren. Sie schreit. Sie tritt und schlägt um sich. Doch ihre Kraft reicht nicht. Juan hält immer noch Leo auf dem Arm, die mittlerweile laut weint vor Schreck. Er hält sie fest an sich gedrückt. Er fleht Raul an ihn statt seiner Tochter zu nehmen. Ihn zu töten. Ihn zu foltern. Aber nicht seine Tochter. Er schreit ihn an. Er versucht auf ihn los zu gehen, doch er wird zurück gehalten. Ein weiteres Mal versucht er auf Raul los zu gehen, doch einer der Männer zückt eine Waffe und richtet sie auf Leonora. Sofort bleibt Juan stehen. Das einzige, was er noch raus bringt, ist ein einzelner Satz. "Te buscaré, te encontraré y te mataré, sucio bastardo!" (Ich werde dich suchen, finden und töten, du dreckiger Bastard - span.). Grazia und Juan schauen den Männern hinterher, wie sie mit der schreienden Aria davon fahren. Keiner weiß, was mit ihr passieren wird. Keiner weiß, wie es weiter gehen soll.

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Leo: Ich kann mich an nichts erinnern, ich war erst drei. Aber eines ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Der Schrei unserer Mutter als das Auto davon gefahren ist. Er hat sich in mein Hirn, in meine Seele eingebrannt. Wenn ich daran denken, wie es sich angehört hat, geht es durch Mark und Bein. Es ist erschütternd. 

Zum Ende hin bricht Leos Stimme. Sie weint, genau so wie ich. Wir halten uns an den Händen. Es ist schrecklich was passiert ist. Wie schrecklich muss es für unsere Eltern, für unsere Mutter gewesen sein. Leo wischt sich die Tränen von den Wangen und atmet dann noch einmal tief durch.

Leo: Natürlich haben wir nicht einfach so weiter leben können. Unsere Eltern sind zwar in die USA ausgewandert, aber sie haben immer nach dir gesucht. Sie sind jedem Hinweis nachgegangen. Unsere Mutter hat unserem Vater zwar verziehen, denn letztendlich hat er versucht das Richtige zu tun, doch sie sind nie darüber hinweg gekommen. Selbst nachdem unsere Geschwister geboren wurden, habe ich sie oft abends zusammen im Wohnzimmer gehört, wie sie über dich geredet haben. Wie sich sich immer wieder das gleiche Foto von dir angesehen haben, wie sie zusammen um dich geweint haben. 

Und erneut steigen uns beiden die Tränen in die Augen. Es ist so schrecklich, dass ich keine Möglichkeit mehr habe sie kennen zu lernen. Dass Sie keine Möglichkeit mehr haben mich wieder zu sehen. Ich bin völlig fertig und zittere am ganzen Körper. Mein Herz hat gerade einen kleinen Riss bekommen. Ich hatte nicht mehr die Gelegenheit dazu meinen Eltern die Gewissheit zu geben, dass ich Lebe und dass es mir gut geht. Sie sind mit Trauer im Herzen gestorben und das bestürzt mich. Wir sitzen noch eine Weile so da. Ich verdau alles, was ich gerade gehört habe, oder versuche es zumindest. Nach dieser Geschichte bin ich um so glücklicher endlich meine Familie gefunden zu haben. Und dann packt das Glück mich richtig. Ich stehe auf und gehe zu Leo rüber. Drücke sie fest in meine Arme. 

Aria: Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt einfach eine Flasche Tequila holen, uns auf unserer Terrasse in eine Decke einwickeln und einfach über alles reden was uns in den Sinn kommt, um die ganze verpasste Zeit aufzuholen. 

Leo: Das klingt nach meiner Schwester.

Wir beide müssen lachen und ich drücke sie noch einmal ganze fest an mich.

Aria: Ich bin so unglaublich glücklich, dich gefunden zu haben.

Leo: Und ich bin froh, dass du endlich zurück bist.

Meine Gefühle fahren immer noch Achterbahn. Diese Geschichte hat mich völlig aus der Bahn geworfen, andererseits bin ich überglücklich zu meinen Wurzeln gefunden zu haben. Ich bin gespannt, was ich noch alles über Leo, über meine Eltern und über all meine anderen Familienmitglieder erfahren werde. Ein neues Lebenskapitel beginnt und das ist hervorragend.

Aria: Sag du Raffael bescheid, dass wir uns in 40 Minuten bei Adam und mir zuhause treffen. Ich bereite Adam darauf vor, dass wir gleich alle in unserer Wohnung eintreffen und dann decken wir zwei uns mit reichlich Tequila ein. 


Adam Part 1 - Is It LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt