Wingless-let us tell a story

Kapitel 1

"Luther, jetzt komm schon!"
Genervt sah ich nach unten. Dort stand meine Schwester, die Hände in die Hüfte gestemmt und ungeduldig mit dem Fuß wippend.
"Dann geh doch schon mal vor wenn du angst hast zu spät zu kommen! Es zwingt dich keiner auf mich zu warten", rief ich zu ihr zurück. Ich konnte es zwar nicht sehen, aber ich kannte meine Zwillingsschwester gut genug um zu wissen, dass sie in diesem Moment mit den Augen rollte.
"Du weißt, wenn dir irgendwas passiert geben Mum und Dad mir die Schuld!", antwortete sie genervt.
"Und was soll mir bitte passieren?"
"Du...du könntest runter fallen"
"Oh ja und was machst du dann?"
"Dich auffangen und heil zu Boden bringen?", schlug sie vor, wobei es eher klang, als wäre es das offensichtlichste der Welt.
"Ach, wenn du das kannst, wieso fliegst du mich nicht einfach jeden Morgen nach unten", gab ich eben so schnippisch zurück. Nicht, dass ich je zulassen würde, dass sie das tut. Sie seufzte einfach nur genervt, stellte ihr Gerede ein und ich konnte mich weiter in Ruhe auf meinen Abstieg konzentrieren, während sie, zu meinem Bedauern, weiterhin auf mich wartete.
Tja, Feen hatten nun mal für gewöhnlich Flügel und da wir nicht gerade für unsere Verteidigungskünste bekannt waren, war es sicherer für die meisten wenn alle Gebäude hoch in den Wipfeln der Bäume liegen. Das wiederum führt aber dazu, dass ein gewisser Junge, der keine verdammten Flügel hat (obwohl er eine reinrassige Fee ist) jeden verdammten Tag eine verdammte Strickleiter nach oben und unten klettern kann. Und ja, das war genau so nervig wie es klingt. Aber immerhin war es ein gutes Training für Bein- und Armmuskel.
Endlich war ich unten angekommen.
"Na endlich, du solltest wirklich früher losgehen, dann würden wir vielleicht mal rechtzeitig ankommen", bemerkte meine Schwester zickig.
"Wie gesagt, du musst wirklich nicht auf mich warten", ich sah ihr direkt in die Augen. Sie war etwa so groß wie ich, was mich durchaus etwas ärgerte. Mit 1,78m lag ich zwar voll im Durchschnitt, aber dennoch hoffte ich, dass ich noch wenigstens 2 Zentimeter größer werden würde. Einerseits um größer als meine Schwester zu sein und andererseits um die 1,80 Marke zu knacken. Da ich erst 17 war, war es aber auch gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass ich noch ein bisschen wachsen würde und das war meine Hoffnung. Wenn ich schon keine Flügel hatte, wollte ich wenigstens groß sein.
"Können wir jetzt?", meine Schwester riss mich aus meinen Gedanken.
"Klar, klar", sagte ich schnell, um meine Abschweifung zu kaschieren, dann gingen wir auch schon los.
Es war nicht sonderlich weit bis zu unserer Schule und sie war Gott sei Dank einer der wenigen ebenerdig gebauten Gebäude. Dennoch kamen wir natürlich ein paar Minuten zu spät. Es gab ja Lehrer die nahmen da etwas Rücksicht auf mich und mein Handicap, und dann gab es da Miss Hush, sie nahm absolut keine Rücksicht.
Als wir in die Klasse kamen stand sie bereits im Raum, die Arme vor der Brust verschränkt, den Blick prüfend auf mich und meine Schwester gerichtet.
"Luther, Lyra, habt ihr beiden mal auf die Uhr geschaut?", begrüßte sie uns mit einem abfälligen Ton.
Bevor meine Schwester den Mund aufmachen konnte, antwortete ich ihr:"Es war wie immer meine Schuld", erklärte ich, "Lyra wollte mich nur nicht alleine lassen...damit mir nichts passiert", ein Tuscheln machte sich in der Klasse breit und hier und da hörte ich Gelächter. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie meine Klasse sich über mich lustig machte, aber es war mir egal. Der komische Typ der keine Flügel hat war ich eh schon, was machte es mir da aus, dass sie noch ein wenig mehr über mich sprachen. Oh ja, wenn man glaubt keine Flügel zu haben würde nur bei der Fortbewegung einen Unterschied machen der hatte sich geschnitten. Keine Flügel zu haben bedeutete auch, komisch und anders zu sein und es bedeutete, dass man an den ganzen Aktionen mit denen sich die anderen Feen meines Alters die Zeit vertrieben nicht teilnehmen konnte und das wiederum bedeutete, dass ich keinerlei Freunde hatte. Selbst die, die mich nicht wegen meiner fehlenden Flügel auslachten, wollten nicht befreundet mit mir sein, zu groß war die Chance selbst von den anderen ausgestoßen zu werden. Naja, ich konnte es ihnen eigentlich nicht wirklich verüben. Ich wusste wie es war nicht dazuzugehören und ich wünschte es keinem sonst.
"Und jetzt geht auf eure Plätze, und dass mir das kein zweites Mal passiert!", Miss Hush hatte uns wohl eine Strafpredigt gehalten, die ich jedoch durch meine Gedanken nicht wirklich mitbekommen hatte. Egal, ich kannte die alte Leier ja eh schon und ich würde sie wohl auch nicht zum letzten Mal gehört haben.
Während Lyra sich zu ihren Freunden gesellte, schlich ich zu meinem Platz ganz hinten in der Klasse. Der Tisch wackelte und war der, der in den Jahren am meisten demoliert wurden war, niemand wollte mehr hier sitzen. Aber für mich, den komischen Typ ohne Flügel war er natürlich genau richtig. Ich seufzte und packte mein Buch aus, genau so wie meine Lesebrille. Oh ja, nicht fliegen zu können reichte natürlich nicht, ich musste auch noch blind wie ein Maulwurf sein, wenn es ums Lesen ging. Ich war also der komische Typ ohne Flügel mit Brille. Ich wusste nicht wer, aber irgendwer hatte es eindeutig nicht gut mit mir gemeint.
Miss Hush sagte uns auf welcher Seite wir das Buch aufschlagen sollten.
Die folgende Stunde zog sich wie Kaugummi. Die Hälfte der Zeit hörte ich eh nicht zu und die andere Hälfte verstand ich nicht viel. Es hatte also eh keinen Wert. Das handelte mir zwar die ein oder andere Ermahnung ein, aber was machte das schon. Was sollte sie tun? Mir noch schlechtere Noten geben? Mich Nachsitzen lassen? Oh toll, dann hätte ich am Nachmittag wenigstens etwas zu tun gehabt. Also blieb es wie immer bei leeren Ermahnungen und so neigte sich das Ende der Stunde mit ihr ganz furchtbar unerträglich langsam seinem Ende zu.
Die nächste Doppel-Stunde war mir da doch schon um einiges lieber: Sport. Sie war mir vor allem am liebsten, weil ich in dieser Stunde von den anderen getrennt war, denn in 90% der Sportarten an dieser Schule musste man fliegen und für die restlichen 10% lohnte es sich dann auch nicht mehr, mich in die Gruppe zu holen. Jetzt könnte man also meinen, dass ich frei hätte und so war es am Anfang meiner schulischen Laufbahn auch, bis ich das Mitleids eines Lehrers erweckt hatte, der beschlossen hatte sich meiner anzunehmen. Seit dem hatte ich während die anderen Sport hatten mit ihm eine Doppel-Stunde. Konditionstraining, Krafttraining und, was mir am meisten gefiel, Waffentraining. Wie es der Zufall so wollte, war der Typ nämlich auch noch echt gut mit dem Schwert, was in dieser Welt nicht gerade von Nachteil war und sein Wissen trug er an mich weiter. Und ich musste doch zugeben, mit der Zeit war ich wirklich gut geworden. Es machte mir einfach Spaß und es hatte für mich einen echten Mehrwert, eindeutig mehr als das Wissen welcher König, von welcher Rasse, wann wo regiert hatte.
Aus diesen Gründen zauberte sich jedes Mal ein Lächeln auf meine Lippen, wenn ich zum Sportunterricht ging. Dann war ich eben der komische Typ ohne Flügel, ohne Freunde, mit Brille der ein Schwert schwingen konnte und lächelnd durch die Gänge ging, was soll's.

Na also, hier haben wir das erste Kapitel um unseren Protagonisten Luther. Ich hoffe es hat euch so weit gefallen.
Und jetzt seid ihr an der Reihe! Schreibt in die Kommentare wie es weiter gehen soll und stimmt natürlich für eure Lieblingsideen (wenn du keine Ahnung hast von was ich gerade rede solltest du dringend das Kapitel Ablauf lesen). Denkt daran, ihr sollt keine Vorschläge für die gesamte Geschichte sondern NUR für das nächste Kapitel machen.
Ich möchte euch dieses Mal nur um eines bitten, geht noch nicht volle Kanne in die Action. So was muss sich aufbauen und wir wollen den guten Luther ja noch ein wenig kennenlernen, ein paar Infos über ihn konnte ich schließlich noch nicht einbauen, die ich euch aber liebend gerne mitteilen möchte.
Ihr habt bis zum 11.08. 23:59 Uhr Zeit eure Ideen und Stimmen abzugeben. Dann schreibe ich das nächste Kapitel.
Ich hoffe, dass ich das zweite Kapitel relativ schnell schreiben kann, da ich am 14. in Urlaub fahre und es doch von Vorteil wäre, wenn ich bis dahin das neue Kapitel parat hätte XD
Also denne, haltete die Ohren steif