Kapitel 9

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Mr. Shalby hatte noch nicht einmal richtig fertig gesprochen, da war Hannah auch schon aufgesprungen. 
"Also dann, ich mach mich dann mal auf zur richtige Party", sagte sie und schon war sie weg. Die anderen sahen ihr hinterher. 
"Na die ist ja sympathisch", murmelte Sue neben mir. 
"Oh ja", ich konnte es mir nicht verkneifen diesen Kommentar abzulassen.
Mr. Shalby sah ihr noch kurz hinterer und fuhr dann fort, "Also, wir lassen euch gleich unter euch aber zuvor, teilen wir euch in Container ein. Wir haben beschlossen, dass immer zwei in einem Container schlafen, naja, bei den Jungs wird es auch ein Dreier Container geben, tut mir leid. Und wer in welchem Container schläft, das wird gelost. Natürlich bleiben jeweils die Mädchen und die Jungs unter sich", er nickte einem Vampir Lehrer zu der nach vorne trat. Er hatte eine Glaskugel in der Hand, in der sich ein paar gefaltet Zettel befanden. 
"Wie es so schön heißt, Ladys first. Jeder zieht jetzt bitte einen Zettel. Auf den Zetteln stehen Buchstaben und ihr sucht die Person die den gleichen Buchstaben gezogen hat wie ihr und fertig, das ist euer Zimmergenosse für die nächsten paar Wochen", er nickte uns zu und die erste ging nach vorne um sich einen Zettel zu holen, es war Charlotte. Nach und nach holte sich jede der Mädchen ein Zettel und ging dann wieder zurück. 
Als alle 6 vorne gewesen waren, verglichen sie ihre Buchstaben und fanden sich in Zweiergruppen zusammen.
Angelica und Sue, Charlotte und Robin, Betty und Heather. Die drei Gruppen sprachen kurz miteinander und dann richtete sich die Aufmerksamkeit auf die männlichen Teilnehmer des Turniers, denn nun war es an uns Zettel zu ziehen. 
Die Zettel wurden wieder eingesammelt und ein Siebter wurde der gläsernen Schüssel hinzugefügt. Nun zogen auch wir, einer nach dem anderen. 
Ich zog meinen Zettel und trat wieder zurück. Sofort faltete ich ihn auseinander. B. Ich sah mich um und versuchte herauszufinden, wer ebenfalls ein B gezogen hatte. 
Die erste Gruppe hatte sich schnell gefunden. Der Zwerg Beryl stand plötzlich vor dem fast ein Meter größeren Ork Ulu. Er musste den Kopf ganz schön in den Nacken legen und sah immer wieder auf seinen Zettel, vielleicht in der Hoffnung, dass er sich versehen haben könnte. Aber nein, das hatte er nicht. Er war mit Ulu in einem Container untergebracht und schien darüber nicht gerade erfreut zu sein. 
Auch die zweite Gruppe hatte sich schnell gefunden, es war die Dreiergruppe, bestehenden aus dem Gestaltenwandler Lucas, dem Vampiren Ash und dem Dryaden Loan, der schon wieder immer wieder zu seiner Schulkameradin blickte. 
Als ich die beiden Gruppen so betrachtete, wurde mir schlagartig klar was das für mich bedeutete. Ich sah auf und William stand vor mir, seinen Zettel in der Hand auf dem ebenfalls ein B stand. 
"Sieht so aus als würden wir die nächsten paar Wochen zusammenwohnen", sagte er freundlich und schon wieder schenkte er mir dieses verdammte schiefe Lächeln. 
"Äh, ja...ich denke schon", presste ich schließlich raus. Ich atmete tief durch (aber nicht so tief, dass man es von außen direkt sehen konnte), "wird bestimmt cool", sagte ich schließlich. 
"Ja woll! Ich hoffe du bist kein Frühschläfer", er zwinkerte mir zu und ich lachte. 
"Nein, ich bin eher so die Nachteule"
"Super, dann werden wir auf jeden Fall unsere Spaß haben"
Oh Gott, das würde was werden. Langsam setzten sich alle wieder auf ihre Plätze zurück und die Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Mr. Shalby.
"So, dann wünschen wir euch mal einen schönen Abend. Morgen früh beginnen wir mit einem gemeinsamen Training. Ihr werdet unter den gleichen Umständen wie im Turnier kämpfen, damit ihr euch an das Prinzip gewöhnt. Bis dahin, treibt es nicht zu wild. Meine Kollegen sind gleich um die Ecke", er deutete auf die Lehrer der anderen Rassen und dann auf die Container die offensichtlich für diese reserviert waren. Dann verließ die Lehrerschaft uns und verzog sich in ihre Container, bis auf Mr. Shalby der sich abstieß um zu seinem eigenen Heim zu fliegen. 
Als die Lehrer weg waren kam Bewegung in de Gruppe. Die meisten gesellten sich zu ihren Schulkameraden oder zu ihren neuen Zimmergenossen, andere schienen sich scheinbar willkürlich zusammen zu tun, aber wahrscheinlich hatten sie sich einfach schon vor unserer kleinen Vorstellungsrunde kennengelernt. 
Ich wiederum blieb zunächst sitzen und wie sich herausstellte taten das Will und Sue auch. 
Ich bemerkte kaum wie sich die beiden mir zu wandten und schließlich hatten wir auch ein Grüppchen gebildet. 
"Also, wo sind deine Flügel?", Sue fackelte nicht lange und sprach direkt die Frage aus, die ich am meisten befürchtet hatte. 
"Äh, was meinst du?", versuchte ich auf Zeit zu spielen. Ich hatte gehofft der Mantel würde davon ablenken, dass ich behindert war, aber der Zug war wohl abgefahren. 
"Wir haben dich vorhin ohne Mantel gesehen, außerdem sind deine beiden Artgenossen hier angeflogen gekommen, du aber nicht", Sue zwinkerte mir zu und verschränkte die Arme vor der Brust, "also...wie sieht es aus?"
"Tja, ich hab halt keine", versuchte ich das Thema schnell hinter mich zu bringen.
"Aber warum?", Will mischte sich in das Gespräch ein. 
"Kein Ahnung, wieso ist sie so klein", ich deutete auf Sue und bereute diese Aussage direkt. Einerseits weil es nicht so freundlich war auf die Schwächen anderer zu deuten um die eigene zu verbergen und anderer seits, weil Sue mich sicherlich schneller erledigen konnte als ich meine Aussage zurück nehmen konnte. 
Sue schien für einen Moment verdutzt und verunsichert, "ich glaube, das geht dich absolut nichts an", brummte sie schließlich. 
"Tschuldigung, aber genau so wenig geht es euch eigentlich an wieso ich keine Flügel hab"
"Du hast recht...", murmelte Will, "tut mir leid"
"Ach, kein Problem", ich wischte das ganze Dilemma mit einer symbolischen Handgeste weg, "was soll's, dieses...Problem ist sonst auch immer der Mittelpunkt meines Lebens. Ich bin einfach so geboren worden, okay"
Will nickte und Sue sah immer noch ein wenig beleidigt aus. Dann entstand eine Weile ein unangenehmes Schweigen. 
"Ich...wollte dich nicht auf dein Handicap hinweisen", murmelte Sue schließlich kleinlaut, "das war nicht okay von mir also...vergessen wir das einfach...Entschuldigungen sind nicht mein Ding, klar"
Ich nickte und wir alle stimmten stumm zu, dass wir das ganze Thema einfach vergaßen und wieder von vorne beginnen würden. 

Und das zweite Kapitel für die Lesenacht. In einer Stunde kommt das dritte, also bleibt dabei
Also denne, haltet die Ohren steif. 

Wingless-let us tell a storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt