Kapitel 4

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Es gab an der Schule kein anderes Thema mehr als das bevorstehende Event. Keine Ahnung wieso diese Information die erste Stunde des Tages nicht erreicht hatte, doch mittlerweile war an normalen Unterricht gar nicht mehr zu denken, alle waren viel zu sehr damit beschäftigt Organisationsgruppen zu bilden und zu planen. Der ein oder andere Lehrer versuchte noch den Unterricht fortzuführen, aber am Ende mussten sie alle kapitulieren. Auch die Nachricht, dass ich möglicherweise als Kämpfer teilnehmen würde verbreitete sich wie ein Lauffeuer und schnell wurden darüber alle möglichen Wetten abgeschlossen und es wurde noch mehr getuschelt als zuvor. Dabei drehte sich die meisten Wetten nicht einmal darum, wie früh ich rausfliegen würde, sondern darum, ob ich überhaupt den Mut hatte teilzunehmen. Würde ich teilnehmen? Diese Frage stellte ich mir selbst den halben Tag über. Ich hatte keine Chance zu gewinnen, nicht wenn Orks, Werwölfe und Vampire mitmachten, aber vielleicht hatte Mr. Shalby recht und ich könnte wenigstens ein paar neue Leute kennen lernen. Außerdem war es ein ziemlich gutes Training, ich konnte sicher viel von den anderen lernen. Und dann waren da noch die Wetten. Wenn die meisten hier glaubten, dass ich nicht den Mut hatte um teilzunehmen, sollte ich es nicht gerade dann tun? Wenn ich auch nur eine Runde überstand, würde ich dafür nicht wenigstens ein bisschen Respekt bekommen? Mein Kopf tat weh von der ganzen Grübellei und ich kaute nervös auf meinem Bleistift, während ich die pro und contra Liste vor mir anstarrte, die ich angefertigt hatte. Auf der Contra-Seite stand bisher bloß, dass ich mich vielleicht doch lächerlich machen könnte, dass ich in der ersten Runde rausfliegen könnte und, dass ich verletzt werden könnte. Andererseits war letzteres aber nicht wirklich von Bedeutung, da durch die Heilmagie der meisten hier jegliche Verletzungen schnell behoben werden würde.
Wie standen meine Chancen für die erste Runde? Soweit ich wusste machten insgesamt 7 Rassen bei der Veranstaltung mit: Feen, Vampire, Orks, Werwölfe, Dryaden, Zwerge und Gestaltenwandler. Ich hatte die anderen Rassen hier und da aufgeschnappt, was jetzt nicht sonderlich schwer gewesen war denn wie bereits erwähnt, es wurde ja eh über nichts anderes geredet. Orks waren stark, groß und begannen meistens schon mit dem Kämpfen bevor sie richtig stehen konnte, gegen so einen hätte ich keine Chance. Werwölfe waren auch ziemlich stark, hatten bessere Sinne als die anderen, was ihnen in so einem offenen Kampf aber nur geringe Vorteile verschafften und konnten sich nachts in Wölfe verwandeln. Da der Kampf aber am Tag stattfinden würde, wäre das unwichtig. Dennoch, die Stärke war ein Problem und auch hier würde ich kaum gewinnen können. Außerdem hatte ich gehört, dass sie sehr gute Reflexe hatten, also keine Chance. Vampire waren unheimlich flink, auch gegen die konnte ich nicht ankommen. Das andere was Vampire ausmachte war ihre Empfindlichkeit der Sonne gegenüber, aber mit langer Kleidung und einer dicken Schicht Sonnencreme würde auch die Sonne mir keinen Vorteil bringen. Dryaden. Soweit ich wusste waren das quasi Baummenschen, die mehr oder weniger Pflanzen kontrollieren konnten. Ob das auf so einem Schlachtfeld wie unserem Amphitheater wirklich von Vorteil war? Nein...ich hätte gegen diese sicherlich eine Chance. Mehr wusste ich über Dryaden aber auch nicht, während wir die durch genommen hatten, hatte ich wohl nicht sonderlich gut aufgepasst. Vielleicht wurden sie durch hohe Sonneneinstrahlung gestärkt? Keine Ahnung, ich würde es sehen. Zwerge. Das waren kleine und flinke Gestalten die einen hohen IQ hatten, doch machte sie das nicht eher zu Strategen als zu wirklichen Kämpfern? Oh, in einem richtigen Kampf konnten sie sicher viel austeilen, denn dann würden sie mit ausgefeilten Waffen und Giften arbeiten, da in diesem Turnier aber keiner ernsthaft zu schaden kommen sollte, fielen diese beiden Vorteile schon mal weg. Einen Zwerg konnte ich sicher besiegen. Gestaltenwandler. Ich wusste, dass sich jeder von ihnen in ein bestimmtes Tier verwandeln konnte und, dass sich alles was sie am Körper trugen mitverwandelte. Aber es handelten sich eher um kleine Tiere wie Mader, Katzen und Eichhörnchen. Dadurch waren sie Meister im verstecken und sicher auch flink, aber wirklich angreifen konnten sie nur in Menschengestalt, also auch diese würde ich besiegen können. Ich hatte also eine 50:50 Chance auf einen realistischen Sieg, ich durfte nur nicht auf die falsche Rasse treffen. Vielleicht würde ich sogar zwei Runden überstehen. Der Enthusiasmus hatte mich gepackt und mein Entschluss doch mitzumachen festigte sich immer mehr.
Endlich war der Schultag vorbei, doch bevor ich mich auf den Weg nach Hause machte, schaute ich noch schnell bei Mr. Shalby vorbei, der, wie fast jeden Nachmittag, in der Bibliothek saß. Ich setzte mich zu ihm an den Tisch. Mr. Shalby hatte gerade seine Nase in ein Dickes Buch gesteckt, sah aber auf, nachdem er mich bemerkt hatte.
"Luther, was gibts?", fragte er mich aufmerksam.
"Ich hab mich entschiedene, ich werde doch mitmachen", verkündigte ich und mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich die Worte ausgesprochen hatte.
Ein breites Lächeln zierte nun das Gesicht von meinem Kampflehrer und er klopfte mir auf den Rücken, "sehr schön! Ich freue mich wirklich. Es wird dir gut tun, da bin ich mir ganz sicher. Komm morgen Nachmittag dann bitte in die Turnhalle, wir müssen die zweite Kandidatin der Feen ja wenigstens ein bisschen vorbereiten"
Ich nickte bloß. Mr. Shalby redete mit mir noch ein wenig über das Turnier und betonte immer wieder wie froh er war, dass ich meine Meinung doch geändert hatte. Schließlich verabschiedete ich mich von ihm und ging nach Hause.
Als ich endlich die Strickleiter oben war, saß der Rest meiner Familie bereits am Esszimmertisch.
"Schätzchen, wo warst du denn?", fragte meine Mutter sofort. Das Essen stand bereits auf dem Tisch, sie schienen wohl auf mich gewartet zu haben.
"Entschuldigung, ich musste noch mit Mr. Shalby reden", ich setzte mich zu den anderen an den Tisch und wir begannen zu essen.
"Also, sind die Gerüchte über dich wahr? Machst du tatsächlich mit?", fragte meine Schwester zwischen zwei Bissen. ich nickte bloß als Antwort.
"Bei was machst du mit?", fragte mein Vater
"Es findet bald ein Turnier statt...ein Kampfturnier, zwischen verschiedenen Rassen"
Kaum hatte ich das gesagt, verfielen meine Eltern in eine Art Schockstarre. Na super. Ich hatte in der ganzen Euphorie vergessen, dass sie wie viele Feen dachten, dass Kämpfen gefährlich und dumm war und da ich auch noch behindert war, war ich in ihren Augen oft noch wehrloser als meine Artgenossen.
Mein Vater räusperte sich, "Ich schätze mit diesem Mr. Shalby sollte ich einmal reden", verkündete er.
"Mach das Schatz", stimmte meine Mutter zu.
Ich sagte nichts. Was hätte ich auch sagen können? So schnell würde sich ihre Meinung nicht ändern und ich konnte nur hoffen, das Mr. Shalby bessere Argumente hatte als ich.

Und das wars mit dem vierten Kapitel.
Jetzt seid ihr wieder an der Reihe! Was wird als nächstes passieren? Schreibt es in die Kommentare und stimmt für eure Lieblingsideen ab, ihr habt dazu bis zum 03.09. 23:58 Uhr Zeit!

Außerdem solltet ihr euch das neue Kapitel anschauen, dass gleich noch raus kommt, in diesem werdet ihr die Chance haben euch selbst Charaktere für die Geschichte auszudenken.
Also denne, haltet die Ohren steif

Wingless-let us tell a storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt