neues altes Zuhause

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Unzählige Menschen liefen hektisch an ihnen vorbei - Lauren würde sich wahrscheinlich nie an diese unruhige und kühle Atmosphäre die an Flughäfen herrschte, jemals gewöhnen können. Er konnte ihr plötzliches Unwohlsein scheinbar deutlich spüren, denn mit dem Griff nach ihrer Hand machte er ihr das schenlle Laufen durch die Menschenmenge erheblich leichter.

Das Gefühl der Sicherheit verdrängte die Angst tief in ihr sogar ein klein wenig, als er ihre Hand noch fester hielt. Er beschützte sie. Er beschützte sie so, wie ein großer Bruder seine kleine Schwester nun einmal beschützte und erst recht, wenn er davon erfuhr, wie ihre häusliche Situation in den letzten Monaten wirklich gewesen war.

„Komm, wir bleiben nirgendwo sitzen." Mit diesen bestimmenden Worten ihres Bruders, sah sich Lauren auch sogleich auf der Herrentoilette wieder.

Mason zog sie in die nächst mögliche Kabine - seufzend stellte er seinen Rucksack zwischen seinen Beinen ab.

„Danke", flüsterte Lauren kaum hörbar, als sie ihren Kopf an die kühle Fliesenwand lehnte.

Mason schüttelte leicht seinen Kopf und sah sie eindringlich an. „Danke mir erst, wenn wir endlich in Berlin sind."

Lauren nickte schwach. Die Vorfreude auf ihre Heimat hätte eigentlich größer sein müssen und doch wurde sie durch die aktuelle Situation sehr getrübt. Schließlich hätte sie niemals gedacht, dass sie ihre Wahlheimat Los Angeles nach sechs Jahren, unter diesen Umständen, schon wieder verlassen würde.

„Hier." Holte Mason sie wieder aus ihren Gedanken und reichte Lauren einen Proteinriegel, den er aus seinem Rucksack gezogen hat.

„Ich möchte nicht...", wollte Lauren anfangen zu protestieren, doch er schüttelte bestimmend den Kopf.

„Du isst jetzt gefälligst was - bringt mir nichts, wenn du umkippst", gab er knapp von sich, riss den Riegel auf und hielt ihn Lauren wieder entgegen.

Naserümpfend biss sie schließlich ab und musste mit Erstaunen feststellen, dass er sogar ganz okay schmeckte.

„Geht doch." Grinste Mason schelmisch.

Was würde sie nur ohne ihren großen Bruder tun?
Diese Frage schoss ihr in den vergangenen Wochen so oft durch den Kopf. Natürlich war er schon immer für sie da gewesen und hat versucht sie vor allem und jedem zu beschützen; doch konnte sie in diesem Moment am aller meisten spüren, dass er ihr Fleisch und Blut war und alles für sie opfern würde.

Als Lauren den Proteinriegel brav aufgegessen hat, knüllte sie das Papier zusammen und ließ es im selben Atemzug jedoch vor Schreck fallen, als jemand die Herrentoilette betrat . Ängstlich klammerte sie ihre, nun eiskalten Finger, um die breiten und tätowierten Arme ihres Bruders. Dieser hielt nur seinen Zeigefinger an seine Lippen, um ihr zu signalisieren, dass sie keinen Mucks von sich geben sollte.

Zwei männliche Stimmen unterhielten sich auf ameriaknisch miteinander. Es schienen Geschäftsmänner zu sein, denn sie sprachen über eine Firma, die augenscheinlich kurz vor dem Bankrott stand.

„Er wird es noch gar nicht gemerkt haben, dass du weg bist", versicherte ihr Mason flüsternd, als sie hörten, wie die Männer nach ihrem Geschäft die Toilette wieder verlassen hatten.

„Es fühlt sich trotzdem beschissen an." Schwer schluckend hätte Lauren am liebsten den Riegel sofort wieder hochgewürgt - so schlecht war ihr schlagartig.

„Keine Sekunde länger hätte ich dich mit diesem..."

„Ich weiß", unterbrach Lauren Masons aufkommenden Unmut.

„Und keine Sekunde länger hätte ich es da weiterhin ausgehalten", iIhre Stimme brach bei dem letzten Wort ab; sie versuchte vehement ihre ankommenden Tränen zu verdrängen.

bitter sweet truth - Band I / Kontra KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt