Gefühlschaos

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Auch die drei weiteren Anrufe und zwei Nachrichten von Max ignorierte Lauren. Weinend saß sie immer noch an ihrem Esstisch, den Kopf auf ihre verschränkten Arme gelehnt. Sie hatte kein Zeitgefühl, konnte nicht einschätzen, wie lange sie so da saß - doch ihr Handy verstummte schließlich, was sie irgendwie erleichterte. Lauren wollte sich gar nicht ausmalen, was in diesem Moment in Max vor sich ging; der Gedanke daran ließ sie erneut aufschluchzen.

Als sie die Luft tief einzog und gerade versuchen wollte, sich wieder einigermaßen zu fangen, ließ das Klingeln an ihrer Wohnungstür sofort einen kalten Schauer über ihren Rücken laufen. Geschockt riss sie - ihre Stirn immer noch auf ihren Unterarmen gelehnt - die Augen auf. Bei einem erneuten Klingeln hob Lauren schließlich vorsichtig ihren Kopf. Mit dem Blick auf den Flur - der zur Wohnungstür führte - liefen erneut dicke Tränen ihre Wangen hinunter.

„Bitte geh' einfach.", wimmerte sie und schüttelte leicht ihren Kopf.

Abermals klingelte es - diesmal jedoch länger am Stück. Sie war ihm definitiv eine Erklärung schuldig - mit diesem Gedanken stand sie also auf und lief zur Wohnungstür. Mit zitternden Händen nahm sie schließlich den Hörer der Gegensprechanlage ab.

„Lauren?", seine hektisch keuchende Stimme umhüllte sofort schmerzend ihr Herz.

Sichtlich leidend kniff sie unter Tränen ihre Augen zusammen und holte wimmernd Luft.

„Was?", fragte sie schließlich mit schwacher Stimme.

„Was?", wiederholte er zunächst ungläubig ihre Frage. „...W-wie...was ist los? Ist alles okay bei dir?!", er schien sehr besorgt und unter anderen Umständen hätte Lauren diese Tatsache wunderschön gefunden.

„Kannst du mich bitte... einfach in Ruhe lassen?", ihre Stimme brach ab, sofort hielt sie sich ihre linke Hand vor dem Mund und mit der rechten den Hörer von ihrem Ohr, in der Hoffnung, dass Max ihr Schluchzen somit nicht hören konnte.

Vehement versuchte sie, die Tränen geräuschlos zu befreien, doch es gelang ihr nicht; leise wimmerte sie und schluchzte erneut.

„In Ruhe lassen?", hörte Lauren seine verzweifelte Frage durch den Hörer durchdringen.

Sie rang nach Luft und legte den Hörer schließlich wieder an ihr Ohr.

„Bitte Max...", flehte sie ihn unter Tränen heraus an.

„Gott, Lauren - was ist denn passiert? Sag mir bitte, dass alles okay ist, oder ist dieses Arschloch etwa aufgetaucht?!", seine Verzweiflung paarte sich sogleich mit aufkommender Wut - welche das Knurren in seiner Stimme noch hörbarer machte.

„Nein, ich bin allein... wirklich.", versicherte sie ihm schluckend.

„H-Hab ich etwa irgendwas... irgendwas falsch gemacht?", als er diese Frage mit sanfter, verzweifelter Stimme stellte, zerriss es augenscheinlich Laurens Herz.

„Gib mir bitte einfach Zeit.", brachte sie nur noch schluchzend heraus und hängte den Hörer mit diesen Worten einfach wieder ein.

Bitterlich weinend lehnte sie sich schließlich an die kalte Wohnungstür, rutschte mit ihrem Rücken diese hinunter und kauerte mit angewinkelten Beinen auf dem Boden - ihr Gesicht vergrub sie schützend in ihre Arme. In diesem Moment konnte sie an nichts mehr denken, in ihr herrschte eine üble Leere, die sie aufzufressen drohte.

Es zerbrach ihr das Herz und doch gab es keine andere Möglichkeit, sie musste Abstand zu Max gewinnen, um ihn zu schützen. Er hatte etwas Besseres verdient - ein unbeschwertes Leben mit einer Frau, die bei weitem nicht so viel Scheiße mit sich trug wie Lauren es tat. Überzeugt von diesem Gedanken stemmte sie sich schließlich schluchzend hoch. Wie in Trance und völlig fremdgesteuert, schleppte sie sich in ihr Schlafzimmer, ließ sich dort auf das große Bett fallen und krümmte sich wimmernd in Embryostellung zusammen.

bitter sweet truth - Band I / Kontra KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt