Achterbahn der Gefühle

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Auf dem Weg zur Halle, versuchte Lauren das Kribbeln in ihren Fingerspitzen und das flaue Gefühl in ihrem Magen zu verdrängen. Stattdessen lenkte sie sich selbst ab, indem sie Mason mit Fragen löcherte.

„Du meintest doch mal, dass nur deine Jungs in der Halle trainieren.", fing sie an ihre Frage zu formulieren, als Mason in die Seitenstraße einbog, in der sich ihr Ziel befand.

„Ja, nur wenige haben einen Schlüssel."

„Und wieso sehe ich immer nur Rico und Marten dort?"

Mason parkte gekonnt vor der Halle ein.

„Weil ich es im Moment nur den beiden erlaube, die anderen kommen vormittags." Als er dies so erklärte, fühlte Lauren sich im gleichen Moment ziemlich schlecht.

„Doch nicht etwa wegen mir?"

„Natürlich wegen dir, oder willst du jeden Tag mit bis zu zehn fremden Männern trainieren?" Seine Worte klangen ernst.

„N-Nein, aber...", wollte sie gerade versuchen sich zu erklären.

„Nichts ‚aber' Lauren, ich möchte, dass du in Ruhe trainieren kannst, ich weiß, dass der Sport für dich wie eine Therapie ist und die brauchst du im Moment, wenn ich zumindest das für dich tun kann, bin ich schon mehr als glücklich." Mit diesen ehrlichen Worten hatte sie nicht gerechnet und doch hatte er Recht - wie so oft.

„Komisch, dass du Rico und Marten aber abends trainieren lässt." Versuchte sie abzulenken.

Mason schmunzelte leicht.

„Naja, ich hab schon gemerkt, dass die beiden dich zum Lachen bringen und es dir gut tut."

„Danke...für alles." Mehr musste Lauren nicht sagen.

Sie beugte sich zu Mason rüber und hauchte ihm einen Kuss an seine Schläfe.

„Nicht dafür Monster und jetzt Beeilung, mein Kunde wartet."

Nickend stieg sie also aus, nachdem er ihr noch einmal versicherte, dass er so schnell wie möglich bei ihr wäre, wenn irgendetwas vorfallen würde. Abermals nickend ließ Lauren schließlich die Autotür mit einem Ruck zufallen. Unsicher lief sie nun auf die dunkelgraue Metalltür der Trainingshalle zu, währenddessen Mason noch wartete, bis sie in der Halle sicher verschwunden war. Aus Reflex sah sie sich noch einmal gründlich in der Straße um, dass auch wirklich niemand hinter ihr war. Diese paranoide Angewohnheit konnte sie leider so schnell nicht mehr ablegen. Lauren schloß die schwere Tür auf und schob diese mit einem Ruck auf. Der gewohnte Geruch wiegte sie schlagartig in Sicherheit - das Gefühl von zu Hause machte sich in ihr breit und umhüllte ihr Herz. Sie fühlte sich ausgesprochen wohl und sicher an diesem Ort. Mit einem dumpfen Knall fiel die Tür schließlich hinter ihr wieder zu. Sofort schloss sie diese ab und fühlte sich ziemlich gut dabei.

Mit einem Lächeln bemerkte sie sofort Mason's Überraschung. Er ließ ein Stück von der linken Wand, bei den Medizinbällen, komplett verspiegeln. Fast sechs Meter Spiegel, die Lauren unbedingt zum Tanzen benötigte. Daneben wurde endlich ein gewaltiger Metermaßstab an die Wand angebracht, damit die Jungs nun wussten, wie hoch sie die Medizinbälle werfen mussten. Die Trainingshalle nahm also langsam Gestalt an und Lauren platze fast vor Stolz.

Motiviert kramte sie ihre AirPods aus der Tasche, ließ die Tasche im Hantelbereich auf den Boden fallen und fing an, sich aufzuwärmen. Sie hatte schon eine klare Vorstellung von dem, was sie machen wollte und Dank des riesigen Spiegels, konnte sie nun endlich anfangen, an ihren neuen Choreo Ideen zu feilen.

Nachdem sie sich mit Dehnübungen aufgewärmt hatte, griff sie nach ihrem Handtuch und ihrer Wasserflasche. Mit lauter lateinamerikanischer Musik auf den Ohren stimmte sie sich ein und lief zur Spiegelwand. Noch einmal dehnte sie sich und sah ihr Spiegelbild ganz genau an. Sie begutachtete sich akribisch und stellte mit Erstaunen fest, dass sie schon etwas besser aussah. Ihre langen, schwarzen Haare glänzten wieder wie gewohnt - gekonnt band sie sich diese sogleich zu einem hohen Zopf zusammen. Auch ihre Arme sahen wieder etwas muskulöser aus, das Training der letzten Tage zahlte sich schließlich aus. Trotz allem waren Laurens Augen noch von leichten Augenringen umhüllt und strahlten bei weitem nicht mehr so, wie früher. Auch ihr Lächeln war weniger warmherzig, das spürte sie selbst. Natürlich blutete ihr Herz immer noch, sie hatte in Gavin schließlich den Mann ihres Lebens gesehen. So nüchtern dann auf den Boden der Realität aufzuprallen, tat extrem weh. Und doch wollte sie sich davon nicht weiter runterziehen lassen, sich aber die Zeit zum Verarbeiten geben.

bitter sweet truth - Band I / Kontra KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt