Angst vor der Angst

2.3K 77 8
                                    




Der Moment war wunderschön und einzigartig - Lauren konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so etwas Schönes erleben durfte. Dass vorher geschehene fühlte sich für sie schon wieder so verdammt weit weg an - als wäre die Verfolgung schon ein paar Tage her. Max' Anwesenheit war wie Balsam für ihr Seele - zu tiefst war sie ihm dankbar.

„Danke", flüsterte Lauren und sprach somit ihre Gedanken unbeschwert aus.

Er drehte seinen Kopf wieder langsam zu ihr - sie spürte seinen Blick.

„Doch nicht dafür", sah sie ihn, im Augenwinkel, leicht mit dem Kopf schütteln.

Ein schwaches Lächeln huschte über Max' Lippen.

„Doch, genau dafür.", sie deutete mit einer Kopfbewegung auf das funkelnde Schwarze Meer, aus tausenden von Lichtern, vor ihnen.

„Jetzt kennst du meinen geheimen Lieblingsplatz", lachte er leicht auf.

Da war es wieder, dieses knurrende, sanfte Lachen, was sofort in ihr Ohr drang. Ihr Herzschlag blieb für einen Atemzug stehen, um danach noch heftiger gegen ihren Brustkorb zu rammen - nur diesmal war es nicht die Höhe, die sie so umhaute. Nach ein paar weiteren holprigen Herzschlägen schluckte sie, um ihre Reaktion so gut es ging zu vertuschen. Trotz dessen die Situation atemberaubend schön war und dies nicht nur an der umwerfenden Aussicht vor ihnen lag, sondern viel mehr an diesen hinreißenden Mann, der neben Lauren saß - musste sie den Entschluss fassen, ihn endlich aufzuklären.

„Max...hör zu...", fing sie ein wenig unsicher an.

Sie spürte, dass sie seine komplette Aufmerksamkeit hatte.

„In diesem schwarzen Q7...", Lauren räusperte sich.

Es viel ihr sichtlich schwer, ihr gesamtes verkorktest Leben, in ein paar Sätzen zu erklären. Max ließ ihr jedoch die Freiheit, die richtigen Worte zu finden.

Als sie gerade Luft holte, um erneut Anlauf zunehmen, ihm die Situation zu schildern, wurde sie unerwartet von dem Klingen seines Handys, in seiner Hosentasche, unterbrochen.

„Sorry...", brummte er genervt.

„Ist okay, geh ruhig ran.", nickte Lauren verständnisvoll.

Sofort fingerte Max das Smartphone aus seiner kurzen, beigen Hose. Lauren bildete sich ein, dass er etwas stockte, als er den Namen des Anrufers sah - trotzdem ging er ran.

Höflich, ihn nicht bei seinem Gespräch zu belauschen, zückte sie ebenfalls ihr Handy. Ernüchternd stellte sie fest, dass Mason ihre zweite Nachricht ebenfalls gelesen hatte, sie jedoch wieder keine Antwort bekam. Er wollte eigentlich nicht länger als eine Stunde bei dem Kundentermin verbringen - nun waren aber schon fast drei Stunden vergangen. Die Besorgnis breitete sich wieder in ihr aus.

Was wäre, wenn ihm doch etwas geschehen war? Wenn er nicht in der Lage war, sich bei Lauren zu melden? Und sie hatte nichts anderes zutun, als mit einem, ihr eigentlich fremden Mann, auf einem Hochhaus zu sitzen und zu quatschen!

Das schlechte Gewissen gesellte sich zu ihrer Besorgnis - eine verdammt eklige Mischung von Gefühlen.

Schwer schluckend über ihre eigenen Gedankengänge, bekam sie lediglich nur ein paar Sätze von Max seinem Telefonat mit. Als er das Gespräch mit einem ‚geht klar, mach dir kein' Kopf, gib mir dreißig Minuten' beendete, seufzte sie etwas enttäuscht in sich hinein. Sie erwischte sich bei dem Gedanken, dass sie noch ewig mit ihm hier hätte sitzen können und seine Anwesenheit ziemlich genoss.

„Du musst los?", sah sie ihn fragend an, als er sein Handy wieder verstaute.

Max schenkte Lauren ein leichtes Nicken. Sie erkannte, dass er seine Lippen aufeinander presst - er schien angespannt zu sein.

bitter sweet truth - Band I / Kontra KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt