„Konntest du den Mann am Steuer erkennen?", fragte Lauren unter Stoßatmung an Max' Brust.Sie presste ihr Gesicht in die weiche Baumwolle seines schwarzen Shirts. Noch immer wurde Lauren von seinen starken Armen fest umschlungen; seine rechte Hand ruhte an ihrem Hinterkopf, welchen er schützend festhielt. Max' muskulöser, breiter Oberkörper umfasste Laurens zierlichen Körper komplett, so, als wollte er sie mit all seiner Macht vor einem heftigen Sturm schützen und schenkte ihr damit all die Sicherheit, die sie in diesem Moment so dringend brauchte.
„Ich konnte nur das Kennzeichen erkennen: B-KP-1250.", atmete er schließlich tief ein, was sein Herz plötzlich heftig gegen seine Brust hämmern ließ und für Lauren merklich spürbar war. „Es war wirklich derselbe, der auch vor der Halle stand.", wiederholte Max seine Aussage und schien dabei fast fassungslos; auch ihm schien mit einem Mal wieder bewusst zu werden, in welcher Situation sie sich befanden.
„Fuck!", stieß Lauren sogleich verzweifelt aus.
„Ganz ruhig, wir wissen gar nicht, ob er wirklich etwas mit diesem Wichser zu tun hat." Max' Versuch, Lauren zu beruhigen, fand jedoch leider keinerlei Anklang.
„Und was, wenn doch? Er hat dich gesehen – oh fuck!", wimmerte sie hysterisch in sein Shirt.
„Hey, Lauren, hör mir zu.", sprach Max, lockerte nun seinen beschützenden Griff um ihren Oberkörper und legte seine großen Hände sanft an ihren Kopf, um diesen sachte von seiner Brust zu nehmen.
Ihre panischen Augen sprangen sofort hektisch in seine weit geöffneten Pupillen. „Er wird weder dir noch mir jemals etwas antun können, vertraue mir – okay?" Lauren spürte, dass Max diese Worte todernst meinte und doch lag auch ein Hauch von Besorgnis auf seinem wunderschönen Gesicht.
„D-Du weißt nicht, was das für ein Mensch ist.", schüttelte Lauren angsterfüllt ihren Kopf, welcher weiterhin liebevoll von Max' Händen gehalten wurde.
„Ich denke, dass ich es mir gut vorstellen kann.", sprach er nun bestimmend.Doch der Käfig, in welchem Lauren die Dämonen ihrer Vergangenheit tief in ihrem Inneren eingesperrt hatte, drohte nun augenblicklich zu zerbrechen. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie die ganze Zeit über in einer Seifenblase gelebt hatte, welche nun langsam, aber sicher, zu zerplatzen schien. Wenn sie Max wirklich so sehr liebte, wie sie es aus tiefstem Herzen fühlte, dann dufte sie nicht so egoistisch sein und ihn weiter in dieses ganze Schlamassel mit hineinziehen. Diese bittere Erkenntnis ließ Lauren schwer schlucken; der Knoten in ihrem Hals machte dies jedoch fast unmöglich. Ihre Augen fingen an zu brennen und sie spürte, wie sich das heiße, salzige Wasser ganz langsam darin sammelte.
„Lauren, bitte nicht...", flüsterte Max fast schon gequält und sah in ihre glasigen Augen.
Zärtlich streichelte er mit beiden Daumen über ihre Wangen, sein Gesichtsausdruck wechselte nun von Besorgnis zur puren Verzweiflung.
Lauren schluckte erneut. „I-Ich kann... ich kann dich da nicht weiter mit hineinziehen.", schluchzte sie, während sich das salzige Wasser, gefüllt mit all dem Schmerz und der Angst, langsam den Weg über ihre Wasserlinie, hinweg über ihre Wangen bahnte.
„Denk nicht mal dran.", knurrte Max hingegen mit warnenden Worten und fing ihre Tränen mit seinen Daumen auf.
„A-Aber ich..." Ehe sie sich auch nur ansatzweise weiter erklären konnte, schüttelte er energisch den Kopf.
„Wir stehen das zusammen durch – schon vergessen?!", wollte er von Lauren wissen und weckte mit dieser Frage sogleich wieder Erinnerungen in ihr.
Unter einem weiteren Schluchzen schloss Lauren ihre Augen, befreite somit noch mehr von den heißen Tränen und atmete tief ein. „Ich könnte mir aber niemals verzeihen, wenn er dir etwas..."
Abermals wurde sie von Max unterbrochen. „Lauren, ich liebe dich – weißt du eigentlich, was das bedeutet?" Sie öffnete wieder ihre Augen, doch ehe sie auch nur den Hauch einer Chance bekam, darauf zu antworten, sprach er mit ernsten Worten weiter. „Für mich bedeutet das vor allem eins - bedienungslose Loyalität. Du denkst doch also nicht wirklich, dass ich mich von irgend so einem neureichen Gangsterpisser, oder von sonst irgendwem, einschüchtern lasse?!" Seine Hände wichen nun langsam von Laurens Wangen, er senkte seine Arme und sie erkannte, wie sich sein breiter Brustkorb deutlich anhob - er atmete tief ein. „Ich hab' schon ganz andere Dinge erlebt und gesehen... Glaub' mir. Und Nichts kann mich daran hindern, mit dir zusammen zu sein.", seine Worte waren wohl die Ehrlichsten und zugleich Schönsten, die Lauren jemals von einem Mann zu hören bekommen hatte; doch so sehr er sie mit seiner Aussage auch rührte, es änderte erst recht nichts an der Angst, die sie um ihn hatte.
„Max, ich habe wirklich Angst vor diesem Mann, nicht umsonst habe ich mein ganzes Leben hinter mich gelassen... Ich würde ihm alles zutrauen.", machte Lauren ihm klar.
„Dann lass uns gehen – weg von hier."
Fragend blinzelte sie ihn an und erkannte sofort, dass er seine Worte tatsächlich ernst meinte. Stärkend nahm Max ihr Gesicht erneut in seine Hände.
„Wo wolltest du schon immer mal hin?"
„Eh... Ich...", stotterte Lauren zögernd.
„Asien? Australien? Afrika?", half er ihr mit seinen großen, fragenden Augen auf die Sprünge.
„Norwegen." Als Lauren dies völlig unbedacht aussprach, konnte sie beobachten, wie Max' Gesichtszüge schlagartig weicher wurden, sogar fast ein Schmunzeln auf seinen Lippen lag.
„Norwegen? Wirklich?", vergewisserte er sich mit sanfter Stimme.
Lauren nickte bestimmend.
„Oh man.", murmelte er, während sein rechter Mundwinkel zu diesem umwerfenden, schrägen Lächeln zuckte. „Von allen erdenklichen Ländern wählst du wirklich das, mit dem weniger schönen Wetter.", grinste er und Lauren biss sich unsicher auf ihre Unterlippe - schließlich wollte er von ihr wissen, wo sie schon immer einmal hingewollt hatte und hiermit bekam er seine Antwort. „Ich weiß, warum ich dich liebe..." Mit diesem Satz hauchte er ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen und nickte ebenfalls einverstanden. „Dann eben Norwegen."
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bitter sweet truth - Band I / Kontra K
FanfictionDie Vergangenheit ist ein schweres Paket - Lauren wird dazu gezwungen neu anzufangen und dass in ihrer Heimatstadt Berlin. Viele unschöne Dinge musste sie in den letzten sechs Jahren, in ihrer Wahlheimat Los Angeles, durchleben. Sie ist kaputt, verl...