Epilog

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„Scheiße - Baby, was ist los?", hektisch hastete ich zu ihr, diesen schmerzerfüllten Schrei werde ich womöglich nie wieder vergessen können.

Sofort kniete ich mich hinunter zu Lauren, meine Augen scannten sie ab, suchten verzweifelt nach dem, was diesen tiefen Schmerz wohl ausgelöst hatte. Doch da war nichts, sie landete lediglich auf ein paar Ästen. Erst, als sie noch einmal, unter diesem immer noch anhaltenden Schmerz, ihren Kopf nach hinten warf und ein lautes, schmerzvolles Stöhnen von sich gab, zog ich sie in meine Arme.

„Fuck - Fuck Lauren...was...", stammelte ich aufgelöst, als ihr Kopf bewusstlos nach hinten klappte und ich diesen gerade so noch stützen konnte.

Erst jetzt sah ich die gewaltige Blutlache unter ihr. Meine Augen weiteten sich unter dem Schock, hilflos sah ich mich um - doch hier war verdammt nochmal niemand.
„Scheiße...Lauren! Lauren!", rief ich immer wieder ihren Namen, strich mit meiner Hand über ihr wunderschönes Gesicht, welches kalt und zugleich schweißnass war.

Entschlossen und völlig neben mir stehend, hob ich sie schließlich hoch, suchte hektisch nach Hilfe, doch wir waren hier in einem gottverdammten Wald, am Rande vom Nichts.

„Scheiße Baby, bleib bei mir, ich hol uns Hilfe.", sprach ich immer wieder mit zitternder Stimme.

Hastig versuchte ich diesen verdammten Waldboden so schnell wie nur irgendwie möglich zu durchqueren, Minuten kamen mir wie Stunden vor und Lauren hing weiterhin bewusstlos in meinen Armen. Ich spürte das warme Blut an meinem rechten Arm, welches den Ärmel meines Pullovers schon vollkommen durchtränkt hatte. Jedes noch so schlimme Szenario spielte sich wie ein Film immer und immer wieder vor mir ab. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, wurde innerlich von den Sorgen fast erdrückt und dieses ekelhafte Gefühl schnürte mir beinahe die Luft zum atmen ab. In aller Hektik hielt ich nur ganz kurz nach den Hunden Ausschau - Tuko zeigte Ice glücklicherweise den schnellsten Weg, mir zu folgen. Ohne jegliche Rücksicht, lief ich so schnell, wie mich meine Beine tragen konnten, als ich endlich den festeren Waldweg unter meinen Füßen spürte.

„Baby...alles wird gut.", sprach ich sie immer wieder an, doch es kam keinerlei Reaktion von ihr.

Mein Herz raste stechend in meiner Brust und ließ mich einfach nicht klar denken. Fast rennend, hatte ich endlich das Ende des Waldes erreicht und dort die Straße, in der unser Haus stand. Auch hier war keine Menschenseele auf den Gehwegen zusehen, geschweige denn Autos auf der Straße.

„Scheiße.", stieß ich verzweifelt aus und sah mich erneut hastig um.

Als Lauren augenscheinlich wieder zu sich kam, hob sie völlig benommen, ihren Kopf leicht an, sah mich mit einem leeren Blick und schmerzerfülltem Gesichtsausdruck an und stieß erneut diese ohrenbetäubende Schreie aus.

„Lauren, bleib bei mir, es wird alles gut.", versuchte ich sie verzweifelt zu beruhigen und war nun gezwungen, sie behutsam auf dem Gehweg langsam nieder zu lassen, da sie sich in meinen Armen zu sehr vor Schmerzen krümmte.

Sogleich drehte sie sich auf die Seite und zog ihre Beine an sich. Ich kniet neben ihr und zog mit zitternden Händen mein Handy aus meiner Hosentasche. Erst jetzt sah ich, wie viel von den Unmengen an Blut, ich tatsächlich ab bekommen hatte. Die Angst, dass sie vor meinen Augen und in meinen Armen, einfach verbluten würde, stieg mit jeder verstrichenen Sekunde ins Unermessliche. Geistesgegenwärtig wählte ich die Notrufnummer und erklärte dem Mann irgendwie auf Englisch, was geschehen war.


Die Ärzte redeten nicht viel mit mir, was mich wahnsinnig machte; seit einer gefühlten Ewigkeit saß ich nun schon in dem Wartebereich, starrte diese dummen Bilder vor mir an und hörte dem nervigen Ticken der Uhr dabei zu, wie jedes Mal eine weitere Sekunde verstrich. Zu meinem Glück sprach die behandelnde Ärztin gutes Deutsch, doch sie hatte mich nur mit einem ‚Wir kümmern uns um sie und sagen Ihnen so schnell wie möglich bescheid', vertröstet. In meiner ganzen Panik und Angst, hatte ich es bisher nicht Mal geschafft, mir die Hände zu waschen. Überall klebte Laurens Blut an mir, doch ich konnte mich davon einfach nicht lösen, zu groß war die Angst, sie nie wieder zu Gesicht zu bekommen.

bitter sweet truth - Band I / Kontra KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt