Als Hazel das klar wird, brechen alle Dämme und die davor noch zurück gehaltene Panik übernimmt die Oberhand. „Die werden uns verhaften, das ist euch bewusst, oder? Wie konntest du mich da hereinziehen?" Ihre Stimme ist schrill, fällt aber in dem Durcheinander um ihr herum nicht auf. „Uns werden sie nicht verhaften, dich auch nicht, wenn du auf uns hörst statt herumzuschreien.″ Harvey klingt zufrieden als er das sagt und ein Kameramann ihm seine Tasche reicht. Luna Waight folgt ihm wie selbstverständlich, als er aufsteht und losläuft. Hazel dagegen starrt ungläubig auf den jetzt leeren Platz.
„Komm.″ Auffordernd sieht Harvey sie an, streckt sogar seine rechte Hand aus, was ihren Kopf nur noch mehr schmerzen lässt. Trotzdem steht sie auf und folgt den Beiden, auch wenn ihr nicht wohl dabei ist. Als sie hinter Harvey und Luna auf den Gang tritt, bemerkt sie zwei Männer, die ihrem schnellen Schritt folgen. Einer von ihnen fängt an wild auf Harvey einzureden, während er an seinem Anzug herumfummelt, dessen schräges Muster Hazel kurz aus dem Konzept bringt. Im Flur herrscht das reine Chaos, vor lauter hin und her laufenden Menschen, verliert sie fast Harvey und Luna aus den Augen. Die vielen lauten, durcheinander rufenden Stimmen klingeln in ihren Ohren als sie ins Freie tritt.Frische Luft füllt endlich wieder ihre Lunge und lässt das brennende Gefühl in ihrem Rachen etwas abschwellen. Sie ist überrascht als sie Josephine und Runa sieht, die anscheinend schon auf Harvey und sie warten. Während sich auf Josephines Gesicht erhellt als sie ihn sieht, zieht Runa missbilligend ihre Augenbrauen zusammen, um sich dann auf Hazel zu konzentrieren. Runa geht ein paar Schritte auf sie zu und senkt ihre Stimme als sie anfängt zu sprechen. „Wir werden mit ihnen mitgehen müssen, sonst wirst du und vielleicht auch ich verhaftet.″ Hazel nickt. Eine weitere Option haben sie nicht.
Das Auto, in das sie steigen, ist teil des Plans. Ein Polizeiauto wird nicht von der Polizei angehalten werden, zumindest so lange nicht bis sie sich auffällig verhalten. Hazel erfährt erst, nachdem sie sich zusammen mit Luna, Josephine, Runa und Harvey im hinteren Teil des Autos, der Teil in dem normalerweise Gefangene transportiert werden, gesetzt hat, dass sie zuerst vorhaben nach Québec zu fahren. Ein paar Sekunden, vielleicht vier, nachdem sie losgefahren sind, kann sie die Sirenen der richtigen Polizeiwagen hören. Mit jedem Ton wird Hazels Glaube, nicht angehalten und festgenommen zu werden schwächer. Vielleicht bekommt die Polizei sie nicht jetzt, aber sie werden sich nicht ewig verstecken können. Nicht vor der Regierung, die sie mittlerweile vielleicht schon als Staatsfeinde deklariert haben.
Also wieso es überhaupt versuchen? Hazel scheint die einzige zu sein, die von solchen Gedanken geplagt wird. Runa redet leise mit Josephine und blickt währenddessen immer wieder zu Harvey und ihr. Zu Harvey will Hazel gar nicht schauen, viel zu groß ist die Wut, die sich allein bei dem Gedanken an ihm, in ihrem Körper ausbreitet.
Harvey hingegen sieht Hazel an, ihren langen, schmalen Hals, ihr helles Haar und ihre, durch die Fahrtbewegung, vor und zurück schwingenden Schultern beruhigen ihn. Als er das erste Mal in die Akte, mit Hazels DNA, gesehen hat, hat ihn ihre Erscheinung sofort in ihren Bann gezogen. Nicht weil sie hübsch ist, was zwar auf sie zutrifft, aber von anderen Frauen in den Schatten gestellt wird. Nein, was ihn wirklich getroffen hat, war ihre Haltung auf den Bild, die stolze, aufrechte Körperhaltung, gemischt mit ihren leuchtenden Augen. Wenn sie sich bewegt, scheint die Zeit kurz anzuhalten, so sanft und flüssig streckt sie ihre Gliedmaßen. Es ist als würde sie tanzen, mit jedem Schritt den sie macht und jeden Atemzug, der ihre Lippen verlässt. Dass sie ihn nicht sonderlich mag verwundert oder verletzt ihn nicht. Mögen tut er sie auch nicht. Wenn sie wüsste was er mit ihr und ihrer DNA vorhat, würde sie ihn hassen. Dabei würde er sie liebend gerne einweihen, aber das muss so lange warten, bis er sie langsam an sein Vorhaben gewöhnt.
Frustriert seufzt Hazel auf, streicht sich ihre verschwitzten Haare aus dem Gesicht und fängt an nachzudenken.
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Tick
Teen Fiction2092, zwei Jahre vor Hazel Moores Geburt wurde Sulion, ein Heilmittel gegen Krebs, erfunden. Die Menschheit wächst, so schnell und so stark, dass kaum noch freie Fläche auf der Welt existiert. Die menschliche Rasse besteht aus 12 Milliarden Mensch...