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Da die letzten Kapitel ein bisschen langweilig waren, gibt es dieses Mal - hoffentlich - etwas mehr Spannung und eine extra langes Kapitel.

Ozel ist der Einzige, der Hazels betrunkenem Ich Aufmerksamkeit schenkt. Vielleicht weil er auch immer wieder nach einem Glas greift und anders, als Harvey und Nathan, keine Reichen bespaßen muss. „Denkst du nicht, dass du ein Glas zu viel hattest?″ Seine Stimme klingt so weich wie die dunklen Kissen, die auf den vielen Sitzgelegenheiten liegen, während er über sein farbenfrohes Jackett streicht. Heftig schüttelt sie den Kopf, bevor sie zur Gegenfrage ansetzt. „In welchen Zusammenhang stehst du zu Tick?″ Das warme Licht spiegelt sich in Ozels Pupillen wider, die von den grellen, lilanen Kontaktlinsen umgeben werden. „Wir sind die Sponsoren. Nicht jeder, der viel Geld hat muss auch so aussehen, nicht wahr?″

Reich sieht er und die anderen Sonderlinge wahrlich nicht aus, denkt Hazel als sie wieder den Blick durch den Raum schweifen lässt und stimmt seinen Worten so stumm zu. „Wenn du so viel Geld hast, wieso willst du dich dann gegen die Regierung wenden?″ Ihre Zunge tun sich schwer die üblichen Laute zu formen, aber als sie sich wieder zu Ozel umdreht, scheint er sie trotzdem verstanden zu haben. „Wird das ein Verhör? Geld ist nun mal nicht alles, die Regierung und die, die in ihrer Gunst stehen haben viele Privilegien, die alle hier gerne hätten. Außerdem ist die Regierung einigen der Anzugträger wortwörtlich auf den Schlipps getreten.″ Sein Adamsapfel, der bei der fast schon orangenen Haut besonders hervorsticht, tanzt auf und ab während er redet und das bunte Haar fliegt von rechts nach links.

„Glaubst du morgen wird alles gut gehen?″ Die Angst spricht eher aus Hazel als die Vernunft, schließlich ist Ozel, trotz seines höflichen Auftretens, nicht vertrauenswürdiger als Harvey oder Nathan. „Natürlich, sonst würde ich - und alle anderen in diesem Raum - jetzt nicht hier stehen. Ich verstehe deine Angst und dein Unwohlsein, aber das ist eine riesige Chance. Wenn erst mal neue Machtverhältnisse herrschen, wird es dir, deinen Freunden und deiner Familie deutlich besser gehen. Der Zweck heiligt die Mittel, denk immer daran.″ Zum Antworten kommt Hazel nicht mehr, da sich der Raum um ihr zu Drehen beginnt und sich langsam aber sicher die vorhersehbare Übelkeit ankündigt. Gerade noch fähig eine Entschuldigung zu murmeln, entfernt sie sich von Ozel und verlässt den Raum mit den Anzugträgern um eine Toilette zu suchen.

Der Flur ist nur schwach beleuchtet, trotzdem findet Hazel das richtige Zeichen und schließt die schwarze Tür hinter ihr wieder. Vorsichtig beugt sie sich herunter, um Wasser in ihre trockenen Handflächen zu füllen und es in langsamen Schlücken zu trinken. Zwar ist Hazel noch leicht schummrig als sie wieder auf den Gang tritt, dafür ist allerdings das Übelkeitsgefühl verschwunden.
Ozel hat einen neuen Gesprächspartner gefunden und auch die anderen sehen beschäftigt aus. Das Sofa, auf das sich Hazel setzt, ist noch bequemer als es aussieht.

Fast hätte sie ihre Augen geschlossen und der aufkommenden Müdigkeit nachgeben, hätte sich nicht Luna neben sie gesetzt. „Ich wollte wegen morgen mit dir noch mal reden.″ Ihre schwitzigen Hände hat sie in ihrem Schoß zusammengefaltet, sodass die deutlich helleren Handinnenflächen nicht mehr erkennbar sind. „Morgen ist der wichtigste Tag, deshalb muss alles glattlaufen. Es ist wichtig, dass du alles in deiner Macht Stehende tust, um Tick zu helfen, unser.″ Ihr Blick deutet in Richtung von Josephine und Runa, die sich getrennt mit anderen Gesprächspartnern unterhalten. „Schicksal hängt davon ab. Wenn morgen etwas schiefgeht, war's das.″ Harveys Worte kommen Hazel wieder in den Sinn. Du bist wichtig für morgen. Umso länger sie über seine und Lunas Worte nachdenkt, umso unwohler wird ihr. Das aufkommende Misstrauen lässt sie sich nicht anmerken, stattdessen legt sie das Versprechen ab, das Luna von ihr verlangt. „Ich verspreche, ich tu alles was nötig ist.″ Luna nimmt einen Schluck aus ihrem Glas, bevor sie die nächsten Worte ausspricht. „Danke, du wirst es nicht bereuen.″ Der Augenkontakt, den sie während der Worte mit Harvey aufrechterhält, entgeht Hazel, die mit den Rücken zu ihm sitzt.

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