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Hazel beißt sich auf die Innenseite ihrer Wange, wenn sie jetzt eine ehrliche Antwort bekommen würden, wären sie um einiges weiter. Ein Lächeln huscht über Nathans Gesicht, während sich ein trauriger Ausdruck in seinen Augen bildet. Auch die nach unten gezogenen Mundwinkel entschuldigend wirken. "Das können wir euch nicht sagen, wir würden alles, was wir bis jetzt erreicht haben, gefährden." Sofort bilden sich tausende Szenarien in Hazels Kopf, die alle noch schlimmer sind als der Mord an den vielen Sicherheitsleuten. "Weil wir nicht mitmachen würden, wenn wir es wüssten?" Ihr Augen blitzen auf und sie lehnt sich Harvey ein Stück weit entgegen, der anders als Nathan, keine Miene verzieht. Er will schon zur Antwort ansetzen, als sie ihre Hand hebt um ihn zu unterbrechen. "Ihr habt gerade noch betont wie lief es euch tut, dass ihr uns sämtliche Informationen vorenthalten habt. Wollt ihr jetzt das Selbe nochmal machen? Wir können euch doch so nicht vertrauen, dass musst du verstehen, Harvey."

Das Besteck und Geschirr steht zwischen ihnen und der Duft, den Beides versprüht, widert Hazel an. Das Sättigkeitsgefühl schwankt langsam, aber sicher zu Übelkeit um, die sie kurz zum Innehalten zwingt. "Bitte weiht uns ein." Sie sehen sich direkt in die Augen und Hazel kann nicht verhindern, dass ihr Puls in die Höhe schnellt. Vor ein paar Minuten war sie noch der Verzweiflung nah gewesen, weil sie so wenig gewusst hatte und jetzt war sie vielleicht schon kurz davor das große Geheimnis zu lüften. Harveys Hände liegen ruhig auf den Tisch und selbst seine Füße haben aufgehört auf und abzuwippen. Nur das Knartzen, das ensteht als Luna auf ihren Stuhl nach vorne rutscht, ist zu hören. Dann löst sich seine Anspannung und seine Mundwinkel zucken nach oben, bevor sich ein gefälliges Lächeln auf seinen Lippen bildet.

"Wir brauchen dich Hazel, wegen deiner DNA, aber das haben wir doch schon ganz am Anfang erklärt. Runa muss weiter in unsere Nähe bleiben, weil sie, genau wie du, schon zu viel über Tick und unsere Pläne weiß." Seine Haare fallen ihm in sein blasses Gesicht, während er redet und Hazel versucht die Wahrheit oder Lüge in seinen Worten zu finden. Könnte es wirklich sein, dass sie sich verrannt hat und das heute ihr einziger aktiver Teil bleiben wird? Oder versucht Harvey, sie wieder mit Lügen in eine Richtung zu lenken, die sie nur noch mehr in den Strudel an Chaos zieht? Skeptisch richtet sie sich wieder gerade, wirft einen kurzen Blick auf Runa, die benommen auf die geschlossene Tür, durch die noch vor einigen Minuten Josephine gestürmt ist, starrt und schließt anschließend für einen kurzen Moment die Augen.

"Ihr habt also nichts mit uns vor wie heute? Oder verschweigt ihr es uns nur?" Runa hat wieder ihre Stimme gefunden und rafft ihre schmalen, zierlichen Schultern. Ihre ganze Statur wirkt heute zerbrechlich und die roten Haare heben sich so stark von der blassen Haut ab, wie selten zuvor. Nur der Sonnenbrand auf ihren Wangen, lässt sie noch lebendig aussehen. Ihre Augen hingegen sehen stumpf aus und auf ihren Händen, die sie auf ihre dünnen Oberschenkel gelegt hat, treten die blauen Venen klar hervor. "Wie schön gesagt, wir verstehen, dass ihr uns zum aktuellen Stand nicht vertrauen könnt, aber mehr als die Wahrheit sagen können wir nicht. Selbst wenn wir einen Plan hätten, den wir euch verschweigen, hättet ihr keine Alternative als mit uns zusammen arbeiten. Wir bewegen uns im Kreis."

Nathan ist aufgestanden, in der Hand die Plastikschalen, die zuvor noch mit reichlich Essen befüllt waren, während sein Stuhl bedrohlich zur Seite kippt. "Keine Sorge, während der nächsten Zeit werden wir euch eh so gut wie es geht aus dem Geschehen halten, um eure Sicherheit zu garantieren. Es wird keine faulen Tricks mehr geben, zumindestens nicht gegen euch." Die Teller stoßen ein Klirren aus, als er sie mit Schwung auf der Küchenthecke absetzt und sich zu ihnen dreht. "Wir sind keine Monster, auch wenn ihr das vielleicht denkt. Ich schlage vor wir klären den Rest morgen und schlafen jetzt, es war ein langer Tag " Am Liebsten hätte Hazel seinen Vorschlag erneut abgelehnt, aber ein weiterer Blick in Runas Blick lässt sie schweigen. Die tiefen Augenringe und ihre zittrigen Finger, lassen sie erahnen, dass sie nicht mehr kann und dringend Schlaf braucht. Sie hat abgenommen in der letzten Zeit, sie sieht jetzt nicht mehr dünn sondern dürr aus.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 25, 2020 ⏰

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