Siebenunddreißig

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P.o.V Jeongin

Es war ein Tag wie jeder andere auch. Das Tageslicht weckte mich irgendwann, und nach einer Weile beschloss ich aufzustehen. Ich ging ins Bad, sah in den Spiegel und betrachtete diese müden Augen. Vorsichtig wusch ich mich mit dem eiskalten Wasser. Dann zog ich mir noch andere Klamotten an, die ich von Chan bekommen hatte. Naja ich hatte sie irgendwann in meinem Zimmer gefunden. 

Und jeden Morgen, wenn ich mich im Spiegel sah, fragte ich mich, warum er mich überhaupt hier festhielt. Er behandelte mich, vor allem in der letzten Zeit, nicht wirklich schlecht. Ich meine, er gab mir etwas zum anziehen. Und essen bekam ich auch immer. Es ging mir nicht schlecht, ich war nur einsam. Und ich verstand das ganze nicht.

Danach ging ich aus meinem Zimmer und suchte das Haus nach ihm ab. Schließlich fand ich ihn dann in seinem Lieblingszimmer, dem Salon mit den übermäßig großen Fenstern, durch die man nicht hindurchsehen konnte.

"Guten Morgen", versuchte ich, so freundlich wie möglich, und mir meine Angst nicht anmerken zu lassen. Ja, ich war schon eine ganze Weile bei ihm, aber ich hatte immer noch Angst und vor allem Respekt vor ihm.

Er antwortete wie immer nicht, aber das störte mich nicht, denn er hatte sich noch nie beschwert, wenn ich "Guten Morgen" oder "Gute Nacht" gesagt hatte.

Eine Weile war es still und ich nutzte das, um meine Gedanken zu sortieren. Seit gestern Abend plagte mich ein einziger Gedanke, und ich fragte mich, warum ich nicht schon früher darüber nachgedacht hatte. Aber auf einmal war er da, und dann ging er mir nicht mehr aus dem Kopf.

Ich wollte wissen, was mit ihm passiert war. Warum er so war. Wie das passieren konnte. Einfach alles über seine Geschichte.

Tief ein- und ausatmen. Du schaffst das!

Ich sammelte all meinen Mut zusammen und setzte dazu an, etwas zu sagen: "Wie bist du eigentlich so geworden, wie du jetzt bist?" Ich haute es einfach gerade heraus, und kurz nachdem ich das gesagt hatte, bereute ich es sofort wieder.

Er hatte sich zu mir gedreht und sah mich überascht mit großen Augen an. Ganz offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich das mal - und vor allem so - fragen würde. Dennoch ließ ich mich nicht einschüchtern, weil ich es so unbedingt wissen wollte.

Nach ein paar Sekunden blickte er wieder aus dem Fenster hinaus. Sein Brustkorb hob und senkte sich ganz langsam und leicht zittrig und er hatte die Augen kurz geschlossen. Dann begann er zu reden: "Ich wurde verflucht. Mein Herz ist nicht mehr rot, mein Blut ist nicht mehr rot. Es ist schwarz, kohlrabenschwarz. Es ist wie ein Gift, das sich in meinem Körper ausbreitet."

Meine Augen wurden immer größer und ich wurde immer neugieriger. Schon das allein hörte sich so brutal an, aber ich wollte alles wissen. "Und wie ist das passiert?", bohrte ich weiter nach.

Es dauerte wieder eine Weile, aber dann fuhr er fort mit seiner Erzählung: "Meine Familie..."

who is in control? ♱ JeongchanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt