Kapitel 1

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Schweigen. Wir schauen uns gegenseitig an. 'Ihr seid soooooo süß zusammen!', verschiedene Stimmen sagen diesen Satz in meinem Kopf. Ja klar. Die Menschen sind zu oberflächlich. Sie sehen etwas und stellen es entweder viel zu gut oder viel zu schlecht dar. Wie bei mir und ihm.

Monatelang waren wir das 'süßeste' Paar in der Schule, aber die Absichten die ER hat, sind genauso schwarz wie das Pech. Wenn sie nicht ein noch intensiveres Schwarz besaßen. Seit dem ich erfahren habe, wie er tickt, habe ich Angst.

Angst davor, dass er seine Absichten verwirklicht. Wie lange weiß ich es jetzt schon? Seit fast drei Monaten. Bis jetzt vor Kurzem habe ich gedacht, dass es ein Gerücht wäre. Eine Tatsache, welche von einem sadistischen Typen erfunden wurde, um seinen Mangel an Aufmerksamkeit zu stillen. Soziopath. Schrecklichere Menschen gibt es nicht. Bis auf ihn. Er, der vor mir steht.

Jetzt sehen wir uns in die Augen und es scheint, als würden wir beide nachdenklich die Gedanken des anderen herausfinden wollen. Mir fließt ein Überschuss an schönen Erinnerungen durch meinen Kopf und im selben Moment verschwimmt meine Sicht und die Erlebnisse drohen sich in Tränen zu verwandeln.

Mit einem aufdringlich wissenden Blick mustert er mich. Er weiß es. Er weiß, dass ich enttäuscht und traurig bin. Weil ER einen Fehler begonnen hat. Doch...es ist mein Fehler. Von Anfang an ist es mein Fehler gewesen. Ich habe doch wenigstens so viel Menschenkenntnis, dass ich seit wir uns kennen, wissen sollte, wie er tickt. Ein Schwall von Gedanken reist fröhlich durch mich hindurch und ich denke an die Zeit, in der noch alles in Ordnung gewesen ist.

An unsere erste Begegnung vor einem Jahr, als ich im Kinosaal über seine Füße stolperte und einen Popcornregen auslöste. An unsere erste Verabredung, als er meinen Kaffee quer über sein T-Shirt schüttete. Oder wie ich seine Gabel aus Versehen in ein Gebüsch geworfen habe. Als wir einfach nur auf dem Sofa saßen und uns Van Helsing anschauten. Der Moment, als Dracula durch einen Speer hindurchlief und ich vor Schreck aufschrie und fast von der Couch fiel. Er hatte mich damit aufgezogen.

Ich denke an die schönen Erlebnisse, die wir erlebt hatten, aber nichts davon verschönert die Realität. Die Realität, in der ich die Gute spiele und er vor hat, das Gute auszulöschen.

Ich, die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt