Bereit zum Angriff schreite ich in den Raum und zucke zusammen, als sich ein kleines Trampeln mit meinem Atem vermischt. In diesem Archiv herrscht, bis auf dieses seltsame Geräusch, Stille und reine Dunkelheit, sodass sich meine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen müssen, um die Umgebung wahrnehmen zu können. Meine Augen huschen über die wild verstreuten und teilweise am Boden liegendenden Schemen von Regale, in denen sich scheinbar hunderte von vergammelten und verstaubten Akten befinden. Das hektische Schlagen meines Herzes dröhnt in meinen Ohren, stockweise atmend hebe ich das Schwert immer noch in die Höhe, als eine kleine, dunkle Gestalt an meinen Füßen vorbeihuscht. Aus Schreck fällt der Zweihänder klirrend auf den Boden, was diese Kreatur erschreckt davonlaufen lässt.
Ängstlich ziehe ich meine Hände an meinen Körper und betrachte die Wand neben der Tür auf der Suche nach einem Lichtschalter. Tatsächlich befindet sich einer direkt neben der geöffneten Tür, welcher von aus dem Flur scheinenden Licht wie ein Rettungsring im offenen Meer beleuchtet wird. Schnell hebe ich mein Schwert auf, um sicher zum Lichtschalter zu gelangen. Ein vom Schmutz dunkelgrau gefärbter und verstaubter Schalter hängt in Augenhöhe halb aus der Wand heraus. Eilig hebe ich meine freie Hand, führe sie zum Knipser und betätige ihn. Klack. Zuerst erfüllt kein Licht den Raum, nach kurzem Warten jedoch dringt karge Beleuchtung aus einer aus der Decke ragenden Glühbirne.
Durch das Licht wird zwar nur die Mitte und somit die Regale erstrahlt, weshalb ich nicht erkennen kann, ob dieses Archiv Anschlussräume besitzt. Zögerlich setze ich meinen Fuß vor den anderen und bewege mich fort. Mein Blick fällt nach hinten und die von mir erzeugten, eisblauen Fußspuren stechen aus dem dunklen Abbild heraus, wodurch ein Gegner sofort meinen Weg ins Auge gedrückt bekommt und mich somit ausmachen kann. Ohne stehen zu bleiben setze ich meinen Weg zu den halbwegs stehenden Regalen fort.
Beim ersten Blick hatte es so ausgesehen, als wären Millionen von Akten in diesen Regalen oder teilweise auf dem Boden verteilt gewesen, bei genauerem Hinsehen fällt mir allerdings auf, dass sich nicht gerade viele verstaubte Mappen in diesem Raum befinden. In ihnen befinden sich höchstens ein paar Zettel. Die Farbe der meisten Akten ist verblichen gelb, sie sind selber verstaubt und halb zerrissen. Andere hingegen sehen neuer als die anderen aus und man kann die schwarze, fett geschriebene Schrift auf dem Deckblatt ziemlich gut lesen. '2014', '2013'. So geht es weiter bis 1989. 1988 fehlt, dafür gibt es wieder 1987. Sonst sind die Mappen bis zum Jahr 1894 erhalten. Über 100 Jahre alte Akten verweilen in diesem Archiv.
Mit dem Schwert in meiner Hand setze ich meinen Weg zu der nächsten, im Dunkeln liegenden Wand fort und hoffe somit, einen anschließenden Raum zu finden. Da ich kaum etwas sehen kann, lege ich meine linke Hand an die Wand und laufe an ihr entlang. Nach wenigen Schritten spürt mein linker Fuß Widerstand, aber ich kann mich noch rechtzeitig halten, um nicht umzufallen. Die Spitze des Schwertes schleift für einen kurzen Moment am Boden und das dabei entstehende Knarzen und eklige Quietschen bereitet mir eine Gänsehaut.
Da sich meine Augen schon an die Dunkelheit gewöhnt hatten, kann ich einen kleinen Tisch erkennen. Auf ihm scheint eine Petroleumlampe zu stehen. Nach meinen kurzen Überlegungen entscheide ich mich dafür, die Lampe zum Leuchten zu bringen. Mit meiner linken Hand taste ich den Tisch ab und tatsächlich befindet sich eine Streichholzpackung direkt neben der Petroleumlampe. Allerdings habe ich noch einen Zettel oder so etwas Ähnliches spüren können. Nun ist das aber egal, wenn ich erstmal Licht habe, kümmere ich mich um die anderen Sachen.
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Ich, die Auserwählte
Mystery / ThrillerIch bin geschockt, als ich aufwache und mich selber blutend am Boden liegen sehe. Ich sehe mich sterben und stürze daraufhin in ein gefährliches Abenteuer, das mich leiden und mehrmals verzweifeln lässt.