Als ich den fürchterlichen Schmerz spüre, schließe ich meine Augen und halte die Luft weiterhin an, bis ich drohe ohnmächtig zu werden. Benommen und von Schmerz geprägt öffne ich meine Augen und nehme verschwommen das viele, um mich spritzende Blut und die in meinem Handgelenk steckende Scherbe wahr.
Ein Würgereiz bildet sich in mir und ich halte mir mit meiner nicht verletzten Hand den Mund zu, damit ich mich nicht übergebe. Mir wird immer schwindliger, ich erkenne nur noch vervielfachte Umrisse von den Gegenständen, das rote Blut leuchtet in meinen Augen und hebt sich aus der Szene heraus. Schwer atme ich, mein Herz pocht gegen meine Brust, welche sich panisch hebt und senkt und mein Arm tut fürchterlich weh. Voller Schmerz balle ich meine Hände zu Fäusten und hoffe, dass das schreckliche Brennen an meiner Hand aufhört und verschwindet. Mir wird noch schwummriger zumute und meine Augenlider fühlen sich schwer an. Tief im Inneren spüre ich meine Schwäche und weiß, was jetzt kommt.
Ich sterbe ein weiteres Mal.
Müde und mit verschwommenem Blick öffne ich meine Augen und versuche meine Umgebung wahrzunehmen, was mir allerdings nicht gelingt. Mein Atem geht unregelmäßig und viel zu schnell, um mich zur Beruhigung zu bringen. Die Umgebung meinerseits lässt sich kaum erkennen, außer die Tatsache, dass es dunkel sein muss, denn meine trüben Augen sehen weit und breit keinen blendenden Lichtstrahl. Etwas Kaltes bringt mich zum Zittern, anscheinend besteht der Boden, auf dem ich liege, aus einem kalten Beton, oder ich befinde mich in einem Keller. Nach dem ich einige Male geblinzelt habe, besitze ich wieder eine einigermaßen klare Sicht und kann somit meine Umgebung näher mustern.
Zögernd stütze ich mich mit meinen Ellbogen am Boden ab und versuche gleichzeitig meine Beine zu mir zu ziehen, um aufzustehen. Nach mehreren Anläufen klappt es sogar. Meine Knie zittern übelst und ich kann kaum einen Schritt setzen. Hilflos gehe ich zu der nächsten Wand, um mich an ihr abstützen zu können, weil mir jetzt immer noch schwindlig ist. Mein ganzer Körper fühlt sich so an, als hätte jemand meine Knochen mit einem Vorschlaghammer zerschlagen und mir meinen Magen entnommen, um ihn kräftig durchzuschütteln und danach wieder in mich einzusetzen. Das Brummen meines Kopfes dröhnt so sehr in mir, dass es die Geräusche übertrumpft, wenn da überhaupt irgendwelche Geräusche sind.
Seufzend lehne ich mich gegen die Wand und lasse mich an ihr herabrutschen. Erschöpfung macht sich in mir breit und ich schließe müde meine Augen, damit ich diesen Alptraum hier endlich vergessen kann. Der Schmerz in meinem Kopf lässt langsam nach, weshalb ich den Entschluss fasse, den Jungen zu suchen. Alleine gegen diesen Master zu kämpfen wäre mir doch zu anstrengend. Ächzend stemme ich mich wieder hoch, allerdings suche ich mir sofort wieder den Halt an der Wand, als ich den plötzlich aufkommenden Schwindel bemerke. Meine Sicht verschwimmt, aber ich bleibe stehen, weil ich jetzt nicht schwach sein will. Jetzt muss ich meinen Mut und mich selber bezwingen, um in einer Welt mit Frieden und eigenen Entscheidungen weiterzuleben. Wenn das überhaupt möglich ist.
Der Master kontrolliert die drei Ebenen. Wenn er vernichtet wird, achtet niemand mehr auf die drei Ebenen und sie sind dadurch, ohne eine leitende Person, zerstört. Meine Augen fokussieren ein an der Wand lehnender Zweihänder. Gerade eben war es noch nicht da, außer ich bin zu benommen, damit ich das merken könnte. Ich setze einen Fuß vor den anderen und bewege mich in die Richtung des zweischneidigen Schwertes. Kurz davor bleibe ich stehen und konzentriere mich darauf. Besessen starre ich auf die glänzende Schneide und den goldenen Doppelgriff des Schwertes, bevor ich in meinen Meditationszustand gelange. Mein Hörsinn nimmt eine quietschendes Geräusch wahr, welches ich aber ignoriere, da ich das Schwert zu gerne hätte. Lautlos schwebt es auf mich zu und ich strecke einladend meine linke Hand danach aus. Als ich das Loch in meinem Handgelenk bemerke, zucke ich unwillkürlich zurück, weshalb der Zweihänder geräuschvoll zu Boden fällt. Ein ekliges Klirren entsteht, das ich als zersplitterndes Glas empfinde. Dieses Geräusch habe ich schonmal gehört.
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Ich, die Auserwählte
Misteri / ThrillerIch bin geschockt, als ich aufwache und mich selber blutend am Boden liegen sehe. Ich sehe mich sterben und stürze daraufhin in ein gefährliches Abenteuer, das mich leiden und mehrmals verzweifeln lässt.