Kapitel 1 - Chaos im Club

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Cassandra schrie vor Schmerzen und sie spürte wie das Leben immer mehr aus ihrem Körper wich. Sehr viel Blut klebte an ihr und aus ihren schmerzhaften tiefen Wunden floss unaufhörlich mehr von der roten Flüssigkeit. Sie wusste nicht was geschehen war, wusste nicht, weshalb sie hier sterbend in ihrem eigenen Blute lag. Ihre Sinne waren geschwächt, nichts um sie herum konnte sie erkennen. Alles war eine merkwürdige Masse, so als habe jemand mehrere Eimer verschiedener Farben gegen eine Leinwand geschüttet. Cassandra wusste, dies konnte nur ein böser Traum sein und doch waren die Schmerzen so real. Das Atmen fiel ihr immer schwerer und sie glaubte, in weiter Ferne ein düsteres Lachen zu hören. Jemand verspottete sie, amüsierte sich über ihren nahenden Tod. Wie hatte sie in diese Lage geraten können? War es ein Unfall oder gar ein Überfall? Weshalb konnte sie sich nicht daran Erinnern? Ein sanftes Flüstern war nun zu hören, die Worte waren ihr nicht verständlich doch der Ton beruhigte sie. Neben ihr tauchte ein düsterer Schatten auf, pure Finsternis die wie ein Feuer loderte. Doch die Dunkelheit machte ihr keine Angst, auch nicht die rot glühenden Augen, die den Schatten schmückten. Ihr schwächer schlagendes Herz erfüllte sich mit Wärme und da war es wieder, das leise Flüstern, das deutlich von dem Schatten kam. Was war er, ein Dämon? Der Tod persönlich? Wenn ja, weshalb fürchtete sie ihn nicht, wieso wünschte sie sich ihn berühren zu können? Verzweifelt wollte sie ihm ihre Hand entgegenstrecken, doch sie war zu schwach dazu, konnte nichts tun, außer ihn nur anzusehen. Und dann wandelte sich der Schatten, er nahm die Gestalt eines Mannes an, gut gebaut war er und sehr groß, doch sein Gesicht konnte sie nicht erkennen. Es war verschwommen und nur seine roten Augen stachen daraus hervor. Verwundert blinzelte sie, hoffte, ihr Blick würde sich klären, doch es änderte sich nichts. Es war ein sonderbarer Traum wie sie fand aber war es denn wirklich ein Traum? Der Mann beugte sich zu ihr, nahm sie in seine Arme. Sie roch ihn, oh ein herrlicher Duft umgab ihn. Er sagte etwas zu ihr, doch sie verstand ihn nicht. Weshalb klang seine Stimme so fern, obwohl er ihr so nahe war? Dann plötzlich spürte sie etwas Feuchtes auf ihre Wangen tropfen, es waren Tränen, aber nicht ihre eigenen, sondern die des Mannes. Wieso weinte er um sie? Weshalb zitterte er am ganzen Körper, während er sie sanft in seinen Armen wiegte? Cassandra wurde von zarten Gefühlen überflutet, sie verstand diese Situation nicht, kannte diesen Mann nicht und doch wusste sie, dass sie ihn liebte. Mehr als ihr eigenes Leben. Dies wollte sie ihm sagen, so gerne hätte sie es ihm gesagt, doch bevor sie dazu in der Lage war, holte der Tod sie zu sich, raubte ihr ohne Gnade jeglichen Funken von Leben. Ihr Sterben wurde von einem lauten verzweifelten Schrei begleitet, der Aufruf des Mannes, von Schmerz und Trauer erfüllt.


Schweißgebadet schreckte Cassandra aus ihrem Schlaf empor und versuchte die Kontrolle über ihre Atmung zu gewinnen, da diese erschreckend schnell und unkontrolliert ging. Nachdem ihr dies einigermaßen gelungen war, wurde sie sich bewusst, dass sie gerade geträumt hatte. Es ging ihr gut, sie lebte und war nicht verletzt. Mit einem leisen Seufzen griff sie sich an die Stirn und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Es war nicht das erste Mal, das sie diesen furchtbaren Traum träumte, vor einigen Tagen hatte es begonnen und wiederholte sich seitdem stetig. Das Geschehen blieb immer das gleiche und wenn sie erwachte, fühlte sie sich leer und Kraftlos. Der Traum setzte ihr so sehr zu, das sie selbst im wachen Zustand glaubte, manchmal die roten Augen in dunklen Ecken zu erblicken. Sie fühlte sich verfolgt und beobachtet. Natürlich war sich Cassandra bewusst, das dies nur Einbildung sein konnte. Sie vermutete stark, dass ihr die ganze Arbeit die sie hatte, zu Kopf stieg und sie dringend Urlaub machen sollte. Prüfend schweifte ihr Blick durch den Raum, in dem sie sich befand. Sie selbst saß tief eingesunken in einem ledernen Sessel und neben ihr befand sich das passende Gegenstück in Form einer Couch. Vor ihr stand ein großer Tisch, der mit zahlreichen Getränken und Süßigkeiten beladen war. Sie befand sich im Pausenraum des Clubs, den sie zusammen mit ihren besten Freunden führte. Nun begann sie sich auch daran zu Erinnern, das sie hierhergekommen war, um eine Pause zu machen. Ihr Blick blieb an der Uhr hängen, die über einer der beiden Türen im Raum hing. Wie sich herausstellte, hatte sie ihre Pause um einige Minuten überzogen. Das würde Ärger mit ihrem Kumpel Michael geben, denn er war manchmal wie ein Feldwebel, wenn es um Pünktlichkeit und die Arbeit ging. Rasch wollte sie sich erheben, doch bevor sie dies tun konnte, flog die Tür unterhalb der Uhr im hohen Bogen auf. Dumpf aber deutlich war die laute Musik aus dem Club zu hören und ihr Blick blieb an einem grinsenden Stuart hängen. In bester Laune betrat er den Raum und erst als er die Tür hinter sich wieder schloss, verstummte die Musik dank der guten Schalldämpfung. Stuart war ein hochgewachsener Mann und hatte blondes Haar, sowie stechend blaue Augen. Sein Körper bewies jedem das er seine Freizeit gerne im Fitnessstudio verbrachte. Er war der Schwarm vieler Frauen und die kleinen Grübchen an seinen Mundwinkeln bezeugten, das er gerne und oft lachte. Stuart gehörte zu ihren besten Freunden und war genau wie sie ein Mitinhaber dieses Clubs.
"Ach du dickes Ei, wie siehst du denn aus Cassy? Ich schwöre dir, wenn ich nicht wüsste, das du dieses kleine sabbernde Monster bist, wäre ich nun in höchsten Tönen kreischend davongelaufen", sagte Stuart und ließ ihr bewusst werden, das sie genauso schrecklich aussah, wie sie sich auch fühlte. Allerdings machte er auch seinen Hang zur Übertreibung deutlich.
"Hast du wieder schlecht geträumt?", fragte er und warf sich der Länge nach auf die Couch. Mit einem leisen Seufzen nickte sie, ihre Freunde wussten von dem sonderbaren Traum und waren genau wie sie der Meinung, dass sie überarbeitet war.
"Wir sollten mit den anderen Reden, ich denke wir könnten alle mal etwas Urlaub gebrauchen", schlug Stuart vor und sie nickte, wissend, dass Michael strikt dagegen wäre. Er war es, der alle antrieb, auch wenn die Zeiten mal schlecht waren. Die Arbeit liegenzulassen käme für ihn nicht infrage.
"Darf ich dir mal einen Tipp geben? Bevor du gleich wieder herausgehst, mache dich erst etwas frisch. Du siehst aus wie durchgekaut und ausgespuckt", sagte Stuart und verkroch sich unter seiner geliebten Kuscheldecke, die er in dreifacher Ausführung hatte. Eine auf der Arbeit, eine in seinem Auto und eine bei sich zu Hause. Ohne diese Decke konnte er nicht Schlafen und genau das hatte er jetzt wohl vor. Sie ließ ihn gewähren, erhob sich und verschwand hinter der zweiten Tür, wo sich das Badezimmer befand. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte um zu Wissen, das Stuart diesmal nicht übertrieben hatte. Ihre Haare standen in allen Richtungen ab und ihr Make-up war grauenvoll verlaufen. Cassandra erschauderte über ihren eigenen Anblick und wusch sich dann rasch ihr Gesicht. Danach legte sie neue aber dezente Schminke auf und versuchte ihr Haar zu Richten. Zu guter Letzt strich sie ihre Kleidung glatt, die leider sehr zerknittert war. Mit einem erneuten Blick in den Spiegel kam sie zu dem Entschluss, das sie sich wieder unter andere Menschen wagen konnte. Entschlossen kehrte sie in den Pausenraum zurück, wo Stuart bereits eingeschlafen war und leise schnarchte. Geschwind, um ihn nicht zu wecken, verließ sie den Pausenraum und fand sich in einem ungemütlichen Nebengang wieder, der von leicht flackernden Neonlichtern erhellt wurde. Die Musik dröhnte lautstark in ihren Ohren und sie spürte die Vibrationen des Basses bis tief in ihrem Körper. Rasch eilte sie durch den Gang auf eine große Tür zu, dahinter befand sich der Clubraum und kaum das sie die Tür durchschritten hatte, wurde die Musik noch lauter. Hunderte von Tanzwütigen tummelten sich hier, tranken Cocktails oder bewegten sich zu der Musik die der DJ seinen Gästen von einem erhöhten Podest aus präsentierte. Cassandra entfloh ein Lächeln als sie Andrew beobachtete, wie er an seinem Mischpult stand und zu seiner eigenen Musik tanzte, während er mit einigen Damen in der Nähe schäkerte, die ihr Bestes gaben seine Blicke auf sich zu ziehen. Andrew war ebenfalls ein guter Freund von ihr. Gemeinsam hatten sie die Schulbank gedrückt und kannten sich von allen schon am längsten. Andrew war nicht so durchtrainiert wie Stuart, brach aber ebenso reihenweise die Frauenherzen. Mit seinen braunen Augen und dem stetig zerzausten braunem Haar, wirkte er wie ein übergroßer Teddybär. Cassandra schmunzelte über diesen Vergleich und bahnte sich einen Weg durch die feiernde Meute, direkt auf die große Bar zu. Das Gefühl beobachtet zu werden, war in jenem Augenblick sehr intensiv, doch sie ignorierte es und fixierte ihre beste Freundin, die sich mal wieder mit dem Barkeeper in der Wolle hatte. Sarah und Michael waren ein Paar, schon seit Ewigkeiten und sie stritten sich ständig. Allerdings konnten sie dem anderen nie lange Böse sein und vertrugen sich immer wieder schnell.
"Warum zickt ihr euch beiden wieder an?", fragte Cassandra halb kreischend, da ein Gespräch bei der Umgebungslautstärke anders nicht möglich war.
"Wo warst du so lange gewesen?", erwiderte Sarah mit einer Gegenfrage.
"Ich habe ein kleines Nickerchen gemacht", gestand Cassandra und sofort flog ein erboster Blick von Michael zu ihr.
"Der Laden ist in dieser Nacht voller als sonst, wir haben eine Menge zu tun und du wagst es zu Schlafen?", schimpfte er und klang sehr entrüstet. Cassandra zuckte nur mit ihren Schultern und zeigte zu der Tür, durch die sie zuvor gekommen war.
"Sag das mal Stuart, der schnarcht nämlich gerade vor sich hin", sagte sie und wie erhofft lenkte sie damit seine bevorstehende Predigt von sich auf Stuart.
"Dem werde ich die Beine lang ziehen, wie kann er es wagen", schnauzte Michael und stampfte grummelnd davon. Cassandra sah ihm hinterher und ihr tat Stuart jetzt schon leid, das ihm die Pause zustand, interessierte Michael nicht.
"Ich habe einen Honk als Freund, sieh nur, jetzt läuft der Depp von einem Barkeeper davon und das, obwohl so viele Gäste auf ihre Drinks warten", schimpfte Sarah und stemmte wütend ihre Hände an die Hüften. Cassandra winkte aber und versprach, ihr bei den Drinks zu helfen.
"Du bist ein Schatz, tja auf Frauen kann man Zählen", lobte Sarah und gemeinsam machten sie sich daran die bestellten Drinks zu mischen, die bereits erwartet wurden.
"Also worüber habt ihr euch gestritten?", fragte Cassandra, nachdem die ersten durstigen Kehlen bedient waren und die Hektik etwas abgeflaut war.
"Er hat Geflirtet, vor meinen Augen", antwortete Sarah schimpfend und ihre braunen Augen schienen in Flammen zu stehen. Oje, das Flirten war der Streitpunkt Numero eins bei den beiden. Tröstend klopfte Cassandra ihrer Freundin auf den Rücken.
"Mit wem?", fragte sie und Sarah zeigte zu einer Blondine mit Minirock. Cassandra musste sofort lachen, wodurch sie sich einen verdutzten Blick ihrer Freundin einfing.
"Erstens steht Michael nicht auf billiges, das weißt du doch, zweitens, bin ich mir sicher, er hat nicht geflirtet, sondern wurde angeflirtet. Dies ist ein großer Unterschied. Dein Freund ist hier Barkeeper und Mitinhaber des Clubs, er sieht noch dazu gut aus, da ist es logisch, dass die Frauen auf ihn stehen. Damit wirst du Leben müssen. Michael vertraut dir im Umgang mit anderen Männern also solltest du ihm auch bezüglich anderer Frauen vertrauen. Jeder Blinde kann doch sehen, wie sehr er dich liebt", sagte Cassandra und Sarah lächelte sachte.
"Du hast recht und ich weiß das alles auch, aber ich hasse es, das er zu den ganzen Weibern so Stinkfreundlich ist", sagte sie und Cassandra rollte mit den Augen.
"Was soll er denn sonst tun? Er hält unsere weiblichen Gäste bei Laune. Würdest du gerne noch einmal einen Club besuchen, wo du einen Korb von dem Typen bekommen hast, denn du total heiß gefunden hast und du genau weißt, dass du ihn dort wiedersehen wirst?", fragte Cassandra.
"Wohl eher nicht", gab Sarah resignierend zu. Cassandra wusste, das Thema war damit erledigt und kurz darauf kehrte Michael zu ihnen zurück mit einem schief grinsenden Stuart im Schlepptau.
"Mädels, der Kerl hier spinnt doch völlig. Da kommt der an, reißt mich aus meinem Schlaf und sagt mir, er würde mir gerne sein Ding in den Hintern rammen", trällerte Stuart los, kaum das sie bei ihnen stehenblieben. Ein Ausdruck des Entsetzens zauberte sich auf die Gesichtszüge von Michael.
"Was redest du da für einen Müll? Ich sagte, du bekommst gleich einen Tritt von mir in deinen Hintern", rief er aufgebracht und Stuart lachte spöttisch.
"Bist du dir sicher? Wäre dir nicht zu verübeln, wenn du meinen Knackarsch nicht widerstehen kannst", meinte Stuart und Cassandra wurde Zeuge, wie Michael zum ersten Mal seit langem, die Worte fehlten.
"Den einzigen Arsch den Michael will ist meiner und nun verzieh dich und mache dich an die Arbeit", kam Sarah ihrem Freund zur Hilfe.
"Eigentlich habe ich noch Pause aber ja, ich gehe ja schon", grummelte Stuart und stolzierte davon. Cassandra musste schmunzeln und war froh zu sehen, das der Streit von vorhin vergessen war, denn die beiden Liebenden lagen sich plötzlich küssend in den Armen.
"Kuscheln könnt ihr später noch ab an die Arbeit", sagte sie und eilte davon als sie sah, dass einige Gäste sie zu sich winkten. Abseits der Tanzfläche gab es viele Sitzgelegenheiten, wo die Gäste ihre Drinks genießen konnten und der Handwink gab ihr zu verstehen, das diese Gäste bereit waren zu Bezahlen. Schnell kassierte sie die sechsköpfige Gruppe an Mädchen ab und säuberte nach deren gehen den Tisch, damit er sauber für andere Gäste war. Dabei hatte sie wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Vorsichtig ließ sie ihren Blick durch die Menge schweifen und blieb an eisig blaue Augen hängen. Für einen kurzen Augenblick stoppte ihre Atmung, ehe ihr Herz wie verrückt zu pumpen begann und eine sonderbare Unruhe ihren Körper heimsuchte. Die fremden blauen Augen fesselten sie, es war als drangen sie in ihre Seele ein. Was war das nur für ein sonderbares Gefühl? Mit roher Willenskraft schaffte sie es den Blickkontakt zu lösen und betrachtete sich den Besitzer der Augen genauer. Es war ein Mann, nein, ein Mann war die falsche Bezeichnung für ihn. Er war eine Gottheit. Heiß, atemberaubend, groß und wenn sie die Konturen unterhalb seiner Kleidung richtig deutete sehr, sehr muskulös. Er war schön, nicht so wie diese ganzen Models die sie immer im Fernsehen oder den Zeitschriften sah, sondern einfach nur natürlich schon und vor Männlichkeit triefend. Noch nie zuvor hatte sie solch einen Mann gesehen. Sein Haar war schwärzer als die Nacht und eine ebenso düstere Aura schien ihn zu umgeben. Er wirkte gefährlich und doch gleichzeitig verlockend. So sehr sie auch suchte, aus der Ferne konnte sie keinen Makel an ihm entdecken und als sich seine Lippen zu einem leichten Lächeln formten, schmolz sie innerlich dahin. Ihr ganzes Sein reagierte auf ihn, sie wollte ihm gehören, ihn besitzen, berühren und ihm am liebsten sofort ihre Jungfräulichkeit opfern. Erschrocken zuckte sie über diese Gedanken zusammen. War sie verrückt geworden?
"Hallo, Erde an Cassy, weshalb stehst du hier wie erstarrt herum?", schrie ihr Stuart in das Ohr, dessen nähern sie gar nicht bemerkt hatte. Verwirrt blinzelte sie und schaffte es endlich den fremden zu Ignorieren um ihre Aufmerksamkeit an Stuart zu richten.
"Ich habe nachgedacht", sagte sie und erschrak, da sie ein bedrohliches Knurren dicht an ihrem Ohr hörte, so, als würde eine wilde Bestie neben ihr stehen. Doch da war natürlich niemand.
"Über was denn, vielleicht über den Kerl da drüben, der gerade offensichtlich was dagegen hat, dass du dich mit mir Unterhalten tust?", fragte Stuart grinsend und mit einem Kopfnicken deutete er zu dem herrlichen Adonis mit den blauen Augen. Prüfend schielte Cassandra dorthin und tatsächlich wirkte der Fremdling wütend. Mit geballten Fäusten sah er aus als würde er auf Stuart losgehen wollen, doch seine drei Begleiter, die übrigens genauso heiß aussahen wie er, hielten ihn fest. Was hatte der Kerl für ein Problem?
"Ignoriere mich nicht", flüsterte es bedrohlich neben ihr und als sie erschrocken um sich spähte, war gerade niemand außer Stuart in Reichweite. Schnell tat sie es als Einbildung ab.
"Er scheint sich wieder zu beruhigen, dank seiner komischen Freunde. Da hat, er nochmal Glück gehabt sonst hätte ich ihn in hohen Bogen hinaus geschmissen. Wir brauchen hier keinen Ärger", sagte Stuart. Cassandra sah noch einmal zu dem Fremden, der nun mit vor der Brust verschränkten Armen dasaß und jegliche ihre Bewegungen registrierte. Okay, so heiß wie er auch war, er machte ihr Angst.
"Hast du ihn dir mal angesehen? Ich glaube nicht, dass du ihn hättest hinauswerfen können. Der Kocht dich weich wie ein Ei", sagte sie und runzelte die Stirn, als der Fremdling nun grinsend nickte, so als habe er sie gehört. Das konnte aber natürlich nicht sein. Selbst ein Tier mit verschärften Sinnen hätte es bei der Musik und dem ganzen Stimmengewirr verdammt schwer gehabt.
"Für was haben wir unsere Bodyguards?", fragte Stuart und ließ sich nicht anmerken, das er sich von ihren Zweifeln, bezüglich seiner Kraft, leicht diskriminiert fühlte. Cassandra rollte mit ihren Augen. Diese sogenannten Bodyguards waren ihre vier Türsteher, die hier für Ordnung sorgten. Idioten waren das, echte verdammte Idioten. Wenn es nach Cassandra ginge, hätte sie die Vier schon längst gefeuert, doch Stuart war von denen Überzeugt.
"Lass uns lieber wieder an die Arbeit gehen", schlug sie abwinkend vor und kehrte zur Bar zurück um sich dort einen kleinen Drink zu gönnen. Ihre Nerven lagen komischerweise völlig blank und etwas zur Beruhigung war nun sehr dringlich.
"Eh Hallo? Wir sind hier am Arbeiten und nicht hier um uns zu Besaufen", schimpfte Michael, als sie sich an die Theke setzte und einen Drink bestellte.
"Halt die Klappe Micha, geh und mache die bestellten Drinks fertig, ich kümmere mich um Cassy. Wenn sie Alkohol braucht, dann soll sie es auch bekommen", fuhr Sarah ihn an und mit finsterem Gesicht gehorchte er ihr. Kurz darauf schob Sarah ihr ein Gläschen zu, in dem sich purer harter Alkohol befand. In einem Ruck leerte Cassandra das Glas und spürte sogleich die angenehme Wärme, die durch ihren Körper strömte.
"Du trinkst eigentlich nur, wenn du nervös bist oder so. Also, was genau hat dich so sehr erschüttert?", fragte Sarah und Cassandra stöhnte entnervt auf. Ihre Freundin kannte sie einfach zu gut.
"Es ist alles bestens", log sie, da sie wusste, dass es mega peinlich werden konnte, wenn Sarah erkannte, dass ein Typ schuld an Cassandras flatternden Nerven hatte. Sarah war wie besessen darauf aus Cassandra einen Freund zu verpassen. Ihrer Meinung nach hatte Cassandra es nämlich mal dringend nötig umgarnt zu werden. Das letzte, was Cassandra daher nun gebrauchen konnte, war, das Sarah zu diesem Gott ging und versuchte ein Date klarzumachen. Das wäre mega peinlich, da sich Cassandra auch sicher war, das solch eine Sahneschnitte nichts von ihr wollen würde. Dass er sie angestarrt hatte, war sicherlich auf andere Gründe zurückzuführen.
"Du weißt doch genau ich durchschaue deine Lügen, ich wette es hat etwas mit diesem heißen Typen zu tun, der dich vorhin so angestarrt hat. Nur zur Information liebes, das macht er momentan immer noch und falls du es nicht weißt, dies tut er auch schon, seit du diese Halle betreten hast", sagte Sarah und grinste als Cassandra sichtbar errötete.
"Tut er das wirklich?", fragte sie und Sarah nickte.
"Er frisst dich mit seinen Blicken fast auf", antwortete sie und kicherte, ehe sie ihr riet, ihn sich zu schnappen da er ein total heißer Typ sei.
"Heiß? Ich bin der einzige Heiße hier", fuhr Michael dazwischen, da er das Gespräch durchaus mitbekommen hatte.
"Ich weiß mein Süßer und später, wenn wir alleine sind, kannst du mir auch gerne beweisen, wie heiß du wirklich bist. Aber hier geht es jetzt nicht um mich und auch nicht um dich, sondern um Cassy und diesen Typen, der sie ganz eindeutig nur zu gerne flachlegen würde", sagte Sarah und während Michael ergeben nickte, wurde Cassandra nur noch röter.
"Wie kommst du darauf, dass er das will?", fragte sie.
"Ist doch eindeutig", meinte Sarah und Michael nickte zustimmend, während er seiner Freundin lüstern an den Hintern grapschte.
"Ach hört auf damit und nehmt euch ein Zimmer", murrte Cassandra als sie bemerkte, wie Sarah dies mit einem Schnurren zur Kenntnis nahm. Die beiden lachten vergnügt, während sich Cassandra rasch erhob und beschloss, sich lieber wieder mit Arbeit abzulenken. Sie bemerkte das der Tisch, der vorhin leer geworden, wieder besetzt war. Ein paar Typen saßen dort und schienen darauf zu warten das man sie bediente.
"Was kann ich für euch tun, habt ihr schon eure Drinks gewählt?", fragte sie, als sie kurz darauf am besagten Tisch ankam. Die Männer, es waren fünf, musterten sie mit einem lüsternen Grinsen. Cassandra störte sich daran nicht, wenn man in einem Club arbeitete, war es völlig normal solche Blicke zu bekommen und sie hatte gelernt dies zu Ignorieren. So oft wie sie schon angebaggert worden war, konnte sie nicht mehr Zählen. Manche flirteten Nett, andere sehr dreist und manch einer sogar ziemlich aufdringlich. Cassandra hatte die dumpfe Befürchtung, das diese Männer zur letzteren Sorte gehörten.
"Kann man dich auch bestellen?", fragte einer von ihnen.
"Nein", antwortete sie rasch und fand, dass dies die schlechteste Anmache, überhaupt gewesen war. Enttäuscht seufzten die fünf theatralisch auf und Cassandra entging es nicht, das sie bereits einiges Intus hatten. Genervt dachte sie an die Bodyguards, die eigentlich die Aufgabe hatten keine bereits Betrunkenen in den Club zu lassen. Doch anscheinend waren sie mal wieder mit ein paar Geldscheinen dazu bestochen worden eine Ausnahme zu machen. Diesen Verdacht hegte sie schon länger und sie würde bald ein ernstes Wörtchen mit ihren Freunden sprechen müssen, um ihnen klarzumachen, das es so nicht duldbar war und sie sich neue Bodyguards suchen mussten.
"Ich komme später noch einmal zu euch", sagte sie.
"Bei deinem Anblick werde ich auch gleich kommen", sagte der größte der fünf Typen und bevor Cassandra diesen Spruch überhaupt richtig wahrnehmen konnte, landete die Hand des besagten Mannes bereits klatschend auf ihren Hintern. Vor Schreck erstarrte sie und war nicht einmal in der Lage dieses Ekelpaket in die Schranken zu weisen. Aber das musste sie auch nicht, denn im nächsten Augenblick rumpelte und knallte es hinter ihr. Erschrockene schreie, waren zu hören und die Musik von Andrew verstummte. Nun war ein wirklich dämonisches Knurren zu vernehmen. Verwundert drehte sich Cassandra herum und zu ihrem Schrecken sah sie den heißen Fremden und er ... ach du Schreck,- ihr Mund klappte weit auf, als sie sah, dass er den großen Tisch an dem er gesessen hatte, einige Meter weit von sich geworfen hatte. Das unfassbare daran war die Tatsache, dass die Tische eigentlich bombensicher im Boden verschraubt waren und dennoch hatte er den Tisch umgeworfen wie ein Spielbrett. Es war ein Wunder, das er dabei niemanden Verletzt hatte, allerdings sorgte er für Panik unter den Gästen.
Mit großen ausladenden Schritten kam er auf sie zu. Viele Gäste wichen ihm panisch aus. Dann plötzlich begannen die Lichter verrückt zu spielen. Sie flackerten und surrten, selbst die Gläser und Alkoholflaschen begannen klirrend zu zittern. Und dann zerbersten sie, alle auf einmal. Sie explodierten in einem einzigen lauten Knall und die Halle war erfüllt von umher schießenden Glassplittern. Cassandras erschrockener Aufschrei ging in den Schreien der anderen völlig unter. Panik brach aus und die Gäste eilten zum Ausgang. Nicht wenige von ihnen hatten Schnittwunden davon getragen, aber ernsthaft verletzt schien keiner zu sein. Cassandra selbst blieb wie durch ein Wunder von den Glassplittern verschont und noch während sie zu verstehen versuchte, was hier gerade passiert war, stampfte der fremde an ihr vorbei. Im nächsten Moment hörte man einen lauten Schmerzensschrei. Erschrocken wirbelte sie herum. Der Fremde ging tatsächlich auf die fünf Männer los und der, wo sie so frech angefasst hatte, flog gerade quer durch die Luft und schlug unsanft auf der Tanzfläche auf. Sofort sprangen dessen Freunde wütend auf und stürzten sich auf die herrliche Gottheit.
Doch sie hatten keine Chance gegen ihn. Erst recht nicht als dann auch noch seine drei Kumpels dazu kamen und ordentlich mitmischen. Natürlich musste man dem ganzen Chaos noch ein Krönchen aufsetzen, in dem die vier Bodyguards herbeieilten. Sie waren wahre Schränke, vor Muskeln berstend und dennoch hatten sie den vier Fremden nichts entgegenzubringen. Sie wurden genau wie die Fünflinge einfach plattgemacht. Cassandra wich fassungslos zurück und bemerkte, das jegliche Gäste bereits geflohen waren. Der Club sah furchtbar aus. Überall lag Glas auf dem Boden. Jegliche Gläser, Lampen, Flaschen und sogar die Fenster waren zersprungen.
"Ist das hier ein Actionfilm oder was?", hörte sie Andrew rufen.
"Ich hoffe doch sehr, das ihr diese Schweinerei bezahlen werdet", schrie Michael, der nun zornig neben ihr erschien und zu den fremden blickte, die den Kampf inzwischen mit Leichtigkeit für sich entschieden hatten und sich gerade das Chaos besahen, das sie angerichtet hatten.
"Was für Horrorgestalten sind denn die?", rief Stuart, den Cassandra gerade unter einem Tisch kauernd entdeckte.
"Nun ruft doch mal einer die Polizei und den Krankenwagen gleich mit dazu", rief Sarah, die hinter der Bar kauerte und voller Angst dahinter hervor spähte. In dem Moment drehte sich der heiße fremde schwungvoll zu ihnen herum.
"Alles in Ordnung?", fragte er und hatte nur Augen für Cassandra. Sie erschauderte beim Klang seiner Stimme und fixierte seine blutigen Hände. Als sie ihm keine Antwort gab, trat er näher, doch sie wich erschrocken vor ihm zurück. Dann wurde er von seinen Kumpels gepackt und von ihr zurückgezogen.
"Lass uns lieber abhauen", sagte einer von ihnen.
"Oh nein, das werdet ihr nicht, alles ist wegen euch zerstört worden. Ihr bleibt artig hier bis die Polizei kommt", rief Michael wütend, doch da waren die fremden plötzlich schon verschwunden. Einfach so, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.
"Das gibt es doch nicht, wie schnell sind die denn? Ich habe nur kurz geblinzelt und weg sind se", sagte Michael verblüfft und sah sich suchend um.
"Ich habe sie auch nicht weggehen sehen, die waren einfach fort", sagte Cassandra und rieb sich ihre Augen. Wie konnte das möglich sein?
"Ich befürchte wir brauchen neue Bodyguards", stellte Stuart fest, der nun zu ihnen kam und die Männer betrachtete, die bewusstlos am Boden lagen. Sowohl die Bodyguards wie auch die fünf Männer. Keiner von ihnen war noch bei Sinnen.
"Das wird eine sehr lange Nacht werden", stöhnte Andrew frustriert und sie alle wussten ganz genau, das gleich ein mächtig, langes Gespräch mit der Polizei folgen würde.

Die Braut des Schattens (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt