Wann immer, die Brüder in der Vergangenheit ein Aufeinandertreffen gehabt hatten, war Daeon der Unterlegende von ihnen gewesen. Balthasar hatte es genossen, stärker als er zu sein, er hatte es geliebt, sich über ihn Lustig zu machen. Doch heute war es anders. So sehr er es auch versuchte, er konnte sich nicht der Macht entziehen, mit der Daeon ihn fest im Griff hielt und ihn immer weiter von seinem Palast entfernte. Sie fegten in einem unglaublichen Tempo durch das Land und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Daeon brach seinen Ansturm erst ab als er spürte, das Cassandra diese Welt verlassen und somit in Sicherheit war. Nun war er bereit gegen seinen Bruder zu kämpfen und dies bewies er, in dem er Balthasar solch einen Fausthieb verpasste, das dieser im hohen Bogen davon flog und mit einem gewaltigen Rums auf den Boden aufschlug. Eine noch nie dagewesene Wut brodelte in Daeon, während er dabei zusah, wie sein Bruder sich nun keuchend erhob. Es war das erste Mal, das es Daeon gelungen war, seinen Bruder zu fall zu bringen und während ihn dies erfreute, erfüllte es Balthasar mit entsetzten. Er konnte deutlich spüren, dass sein Bruder stärker geworden war.
"Wie hast du meinen Palast finden können?", fragte Balthasar als er endlich fest auf seinen eigenen Beinen stand.
"Es war leichter als ich dachte, aber wie, verrate ich dir nicht", antwortete Daeon und er ballte seine Hände zu Fäusten. Seine Wut war übermächtig, so gewaltig, dass er sie kaum noch bändigen konnte. Zu sehen wie sich Balthasar über seine nackte Cassandra hatte hermachen wollten, die in ihrem eigenen Blute lag, war mehr als Daeon hatte ertragen können. Für den Mann, der sein Bruder war, hatte er keinerlei Liebe in seinem Herzen, wirklich nichts das ihn davon abhalten würde, ihn nun zu Töten. Daeon wusste, er fand erst Frieden, wenn dieser Bastard nicht mehr existierte. Tief atmete er ein und aus, spürte, wie seine Macht stieg und er grinste bei der Erkenntnis, das er stärker als Balthasar geworden war. Zufrieden darüber schloss er seine Augen und spürte, wie eine andere, ihm unbekannte Macht in ihn drang, eine Kraft die, die seine immer weiter wachsen ließ. Er bekam unerwartet Hilfe und zurückdenkend an das unbekannte Flüstern, begann er zu begreifen, wer ihm da half. Rasch schlug er seine Augen wieder auf und ließ entschlossen seine Macht frei, was dazu führte, das die Erde unter seinen Füßen zu beben begann. Daeon konnte es kaum erwarten das dämliche Gesicht von Balthasar zu sehen, wenn dieser begriff, dass er der Unterlegende war. Doch diese Tatsache hatte sein Bruder nicht erkannt, er hielt sich immer noch für den stärkeren und ließ seine Macht nun ebenfalls frei. Die heftige Kollision zwischen ihren Kräften, erzeugte eine enorme Druckwelle, die bis in weite Ferne rauschte. Das Erdreich in ihrer unmittelbaren Nähe begann sich unter dem Druck zu spalten, Risse, taten sich auf und die Schwerkraft begann verrückt zu spielen. Alles was nicht niet- und nagelfest war, begann sich nun in die Lüfte zu erheben und dort zu schweben. Dann gingen die Brüder aufeinander los. Es war ein Kampf, der kein Erbarmen duldete, die Schläge waren hart, die Zauber die sie sich entgegenwarfen brutal. Doch recht bald musste Balthasar erkennen, das sein Bruder ihm inzwischen ebenbürtig war, wenn nicht sogar stärker. Diese Erkenntnis schockierte ihn so sehr, dass er seine Mimik nicht mehr unter Kontrolle hatte und seinem Bruder zeigte, wie erschrocken er war. Daeon lachte höhnisch und zum ersten Mal sah er, wie sein Bruder die Furcht fühlte. Die Angst davor, zu verlieren. Doch Balthasar hatte nicht vor sich Besiegen zu lassen, noch nie, war er besiegt worden und daher versuchte er seinen Bruder, mit fiesen Sprüchen über Cassandra aus der Fassung zu bringen. Doch damit machte Balthasar alles nur noch schlimmer, denn um so wütender Daeon wurde um so mehr schien seine Macht zu steigen. Balthasar verstand das nicht. Wie konnte das sein? Wie konnte er, der reinrassige, von diesem Mischling übertrumpft werden? Die Furcht und die Schmach lenkten Balthasar so sehr ab, das er schließlich einen brachialen Hieb von Daeon kassierte und davonflog, gegen einen Felsen krachte und diesen in mehrere kleine Brocken zerschmetterte. Fassungslos blieb Balthasar in den Gesteinen liegen und sah Daeon mit weit aufgerissenen Augen an.
"Wie kann es sein, das deine Stärke, die Meine übertrifft?", fragte er.
"Das habe ich unter anderem dir und deiner Überheblichkeit zu verdanken", antwortete Daeon und kam zu seinem Bruder, der mit Schrecken erkannte, das die Augen von Daeon nicht mehr rot glühten, sondern so schwarz wie die Nacht waren. Das war unmöglich, solche Augen hatten nur die reinrassigen! Balthasar war sichtlich verwirrt und wagte es nicht, sich zu rühren als Daeon vor ihm in die Hocke ging und ihm ein spöttisches Lächeln schenkte.
"Dein Schattengift, das mit deiner Macht getränkt war und mit dem du meine Liebste töten wolltest, floss in mir. Ich konnte es besiegen und bin dadurch stärker geworden. Und ich ...", - Daeon stockte und blickte zum Himmel empor, wo der leuchtende Halbmond prangte.
"... ich habe etwas Hilfe. Eine weitere Macht hat von mir Besitz ergriffen und stärkt mich. Du hast den Fehler gemacht, nicht nur mich zu erzürnen, sondern auch einen Vater", sagte Daeon und blickte wieder zu seinem Bruder, der seinem Blick gefolgt war und dem es nun zu Dämmern begann. Er kämpfte hier nicht nur gegen seinen Bruder, sondern auch gegen den Gott des Mondes! Balthasar konnte es nicht fassen, er konnte es einfach nicht wahrhaben, das er diese Schmach erdulden musste. Er würde verlieren, gegen diese beiden Mächte hatte nicht einmal er eine Chance. Der Atem stockte ihm als Daeon seine Hand auf seinen Kopf legte und er spüren konnte, wie dessen Macht in seinen Verstand eindrang.
"Ich will sehen, was du meiner Liebsten angetan hast", flüsterte Daeon und Balthasar war so aufgebracht, das er nicht verhindern konnte, das Daeon nun durch seine Erinnerungen fegte wie ein Wirbelsturm. Daeon sah alles, wirklich alles. Er hörte die vergangenen Schreie seiner Liebsten. Sah ihre Tränen und ihre Verzweiflung. Sah, wie sie mehrmals an die Schwelle des Todes gebracht und doch wieder zurückgeholt worden war. Und er sah Alexzander, von einem bösen Fluch als verwesende Leiche am Leben gehalten, der versuchte, seine geliebte Schwester zu retten. Doch er hatte keine Chance. Daeon sah, wie Balthasar daraufhin wie ein besessener auf seine Liebste einstach. Das genügte Daeon, mehr konnte er nicht ertragen. Seine Wut brachte ihn beinahe zum Bersten und sein folgender Schrei des Zornes, hallte bis in weite ferne. Der Wind begann immer stärker zu wehen, ein stetiges Donnergrollen hallte durch die Lüfte, begleitet von zuckenden Blitzen die vollen Zornes auf das Erdreich niedergingen und so manchen Baum, so manche Grasflächen, in Brand steckten. Der pfeifende Wind schürte das Feuer und ließ es schnell zu einer unkontrollierbaren Feuerbrunst werden. Mit einem finsteren, dunklen Knurren, packte Daeon seinen Bruder und schleuderte ihn im hohen Bogen von sich. Doch noch bevor Balthasar am Boden aufschlug, war Daeon bei ihm und verpasste ihm einen Tritt, der dafür sorgte, das Balthasar einen erneuten Bogen flog. Unsanft schlug er dann am Boden auf und sofort war Daeon bei ihm und prügelte wie ein Verrückter auf ihn ein. Unzählige, harte Schläge trafen Balthasar. Doch mit jedem Schlag wurde die Schmach von Balthasar größer, er hatte nicht vor, sich von dem Halbblut besiegen zu lassen und begann sich nun aus Leibeskräften gegen ihn zu wehren. Während der Kampf zwischen den Brüdern somit nun erst richtig losging, fand der am Palast sein Ende. Die getreuen von Balthasar sahen sich nicht in der Lage, sich gegen die Dämonen von Daeon zu behaupten. Es waren zu viele und sie waren von einem unheimlichen, silbrigen Schimmern umhüllt, das ihre Kräfte verdreifachte. Spätestens als dem letzten von Balthasars getreuen klar wurde, das ihre Feinde die Unterstützung des Mondgottes hatten, begannen sie die Flucht zu ergreifen. Ein Großteil von Daeons Dämonen verfolgte die fliehenden, die anderen blieben zurück, unter ihnen auch Belial und die anderen. Samuel konnte spüren, wie eine enorme stärkende Macht ihn nun verließ und er nahm seine Erschöpfung nun erst so richtig war. Verwundert spähte er zu den anderen, deren silbriges Schimmern nun auch versiegte. Es war so plötzlich gekommen und mit dem Schimmern hatten sie sich unbesiegbar gefühlt.
"Ich glaube, so langsam fällt bei mir der Groschen", murmelte Belial und warf sogleich einen Blick zum Himmel empor.
"Sieht so aus, als hätten wir Hilfe bekommen", sagte er und die anderen nickten.
"Der Mondgott hat uns geholfen, das Flüstern, das war gewiss auch er. Hoffen wir nur, das er Daeon auch hilft", sagte Jeremy und sie konnten spüren, wie die Mächte der beiden Schatten immer noch am Toben waren. In weiter Ferne schien ein gnadenloses Feuer zu wüten, dank ihrer guten Augen, konnten sie selbst in der Dunkelheit den aufsteigenden Rauch erkennen. Nichts lieber hätten sie getan, als Daeon zu helfen, doch das hatte er ihnen verboten, dieser Kampf war seiner alleine.
"Ich schlage vor, wir zerlegen diesen verfluchten Palast in seine Einzelteile. Nichts soll mehr von Balthasars Hab und gut übrig bleiben", sagte Azazel und beschwor sogleich eine riesige flammende Kugel, bespickt mit seiner Teufelsmacht, die er auf die gewaltige Festung zu schleuderte. Es erzeugte eine gewaltige Explosion, die den großen Turm der Festung in seine Einzelteile zerlegte. Nachdem der Nebel des aufgewirbelten Staubes und des Gesteins sich gelichtet hatte, kam ein riesiger Oger zu ihnen, der seine gewaltige Streitaxt in einer Halterung an seinen Rücken klemmte.
"Goriath, alter, wie schön dich zu sehen. Du bist ja noch fetter geworden, seitdem ich dich das letzte Mal gesehen habe", rief Samuel fröhlich und eilte auf seinen langjährigen Freund zu.
"Fett?", brüllte der Oger entsetzt und verpasste Samuel, als dieser ihn erreichte, solch einen Haken, das er davonflog und mitten auf den beiden Brüdern landete, die er mit sich zu Boden riss.
"Nenne mich noch einmal Fett und ich zieh dir das Fell über die Ohren, du stinkender, verlauster Bär", rief der Oger erzürnt, doch seine Laune wandelte sich rasch, denn nun lachte er plötzlich, eilte zu Samuel und hievte ihn auf die Beine.
"Schön dich wiederzusehen alter Kumpel", sagte er. '
"Verdammt, hast du in letzter Zeit trainiert? Ich sehe lauter Sternchen", stöhnte Samuel und Blut tropfte ihm aus der Nase. Der Oger lachte und klopfte ihm fröhlich auf den Rücken. Es sollte wohl nur ein sanfter Klatscher werden, doch er hatte solch eine Wucht, das Samuel gerade Wegs nach vorne fiel und der Länge nach am Boden landete. Samuel stöhnte jämmerlich.
"Was ist mit der Lady? Konnte sie gerettet werden, die flüsternde Stimme sagte, sie würde Leben und sei in Gefahr", rief der schmächtige Schatten elf, der nun ebenfalls zu ihnen kam und dem man die Besorgnis ansah.
"Sie ist in Sicherheit", versicherte Jeremy ihm und die anwesenden Dämonen warfen mit zahlreichen Fragen um sich. Das Cassandra lebte, hatte Daeon vor ihnen verschwiegen und sie hatten sich schon gewundert, warum er gegangen und bisher nicht zurückgekommen war. Sie freuten sich, denn jeder von ihnen kannte Selina und sie lauschten nun mit großen Augen der raschen Erklärungen von Belial, der es in hastiger Eile herunterrasselte. Am Ende waren sie zwar um einiges Schlauer, doch es blieben noch immer viele Fragen offen. Doch diese verschoben sie auf später, denn jeder konnte nun spüren, das die Macht der Schatten in der Ferne sich auflöste, nur um an einem noch weit entfernteren Ort wieder aufzutauchen. Offensichtlich hatten sie sich Teleportiert und nur wenige Augenblicke später, begann eine Schattenmacht für immer zu erlöschen ...
Mit großen verweinten Augen betrachtete sich Cassandra ihre Freunde, die nun mit Atemmasken vor ihr standen und sehr Nervös auf den Zombie hinabblickten, der röchelnd auf der Couch lag.
"Es ist okay, wenn er dein Bruder ist, ich ertrage es, das er so stinkt, aber warum muss er auf meiner Couch liegen, ich habe sie erst vor zwei Wochen neu gekauft. Diesen ganzen Leichensaft, der in das Polster dringt, bekomme ich doch nie wieder raus", hörte man Michael jammern. Cassandra seufzte nur, sie konnte die Aufregung ihrer Freunde verstehen aber sie sorgte sich zu sehr um die anderen. Nicht zu wissen, was in der anderen Welt gerade geschah, war sehr schlimm für sie. Doch der Schatten der sich in ihrem angeknacksten Ringstein bewegte, beruhigte sie, denn sie wusste, solange er existierte, war Daeon am Leben. Daher riss sie sich zusammen, erlaubte sich selbst nicht, in Tränen auszubrechen. Stattdessen sah sie zu ihrem Bruder, dessen Knochen nun hörbar knackten. Seine Glieder richteten sich wieder, was wohl dem Fluch zu verdanken war, der ihn an diesen Körper fesselte. Mit einem Röcheln erhob er sich, ganz langsam, bis er auf der Couch saß. Seine fauligen Hände griffen nach Cassandra, umfassten ihre Wangen und ein Lächeln zierte seine Lippen. Die anderen begannen sofort zu Würgen als sie sahen, wie er Cassandra berührte. Doch Cassandra, die sich natürlich des Gestankes und der Fäule ihres Bruders im Klaren war, empfand seine Gegenwart dennoch nicht als schlimm. Es gab so vieles, was sie ihn fragen wollte, doch leider konnte er nicht sprechen. Verzweifelt fragte sie sich, ob es irgendeinen Weg gäbe, ihm zu helfen und seinen Zustand zu verbessern. Wäre ihr beider Vater in der Lage, ihm einen neuen Körper zu schaffen, so, wie er es für sie getan hatte? Sie hoffte es sehr, denn sie wollte ihren Bruder sehen, so wie er einst gewesen war und sie wollte seine Stimme hören. Es wäre ihr egal, wenn er dann, genau wie sie, von klein auf heranwachsen müsste, sie würde sich um ihren kleinen Bruder mit Freuden kümmern und gewiss wäre auch Daeon damit einverstanden. Dieser Gedanke brachte sie zum Weinen. Die Angst um Daeon war übermächtig.
"Oh Bitte, er darf nicht sterben", schluchzte sie und legte ihren Kopf auf den Schoss ihres Bruders, weinte und schluchzte, während sie seine fauligen Finger spürte, die sanft durch ihr Haar streichelten. Das Gekeuche und Gewürge ihrer Freunde ignorierte sie, erstaunt war sie, wie sehr die Berührungen des Zombies ihr Trost spendeten.
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Die Braut des Schattens (1)
FantasyZusammen mit ihren Freunden führt Cassandra einen Club, der nicht nur für seine Musik, sondern auch für seine köstlichen Cocktails bekannt ist. Ihr Leben ist manchmal recht hektisch, doch im Großen und Ganzen ist sie zufrieden. Eines Abends bekommt...