Mitternacht war hereingebrochen und mit einer sehr grimmigen Miene, stand Cassandra einsam und verlassen auf der Terrasse und spähte zu dem düsteren Wald. Ihre Laune war nicht die beste, denn Stuart hatte sie mithilfe von Andrew so lange genervt, bis sie der Nachtwanderung doch noch zugestimmt hatte. Eine Entscheidung, die sie bereuen würde, da war sie sich sicher. Schwer seufzte sie und lauschte. Deutlich konnte man hören wie Stuart und Andrew die anderen im Hause aufscheuchten. Es kam sogar zu einem Streit zwischen Stuart und Michael, denn letzterer hatte keine Lust sein Zimmer zu verlassen. Kein Wunder, da er mit Sarah sicherlich andere Dinge vorhatte und lieber im Bett verblieben wäre. Doch genau wie bei ihr zuvor, blieb Stuart sehr Hartnäckig und so kam es, das Michael und Sarah kurze Zeit später die Terrasse betraten und die gleiche grimmige Miene wie Cassandra zogen. Allerdings besserte sich die schlechte Laune von Cassandra als die Göttlichen Sieben kamen und ihr Blick sofort an Daeon festhing. Doch auch sein Blick verfing sich an ihr und obwohl es angenehm Kühl war, wurde es nun plötzlich sehr warm. Cassandra wusste, das es an Daeon lag und ihr Herz wollte sich gar nicht mehr beruhigen als er nun raschen Schrittes zu ihr kam.
"Man sagte mir, du wärst, sehr Schreckhaft. Sollen wir Händchen halten?", fragte er und reichte ihr seine Hand. Cassandra errötete sogleich und die Vorstellung mit ihm Händchen haltend durch den Wald zu laufen war in der Tat sehr verlockend. Allerdings stimmte es auch, das sie leicht zu erschrecken war und die Vorstellung, sie könne vor Schreck wie ein kleines Mädchen vor Daeon schreien ließ sie vor Scham die Flucht ergreifen. Daeon seufzte schwer als sie sich zu Sarah gesellte und demonstrativ deren Hand ergriff.
"Hast du auch solche Angst?", fragte Sarah die den Händedruck ihrer Freundin erwiderte. Cassandra nickte, schon immer hatte sie gruselige Dinge gefürchtet und war dafür sehr anfällig. Ihre Angst selbst war auf ihre Kindheit zurückzuführen, denn sie war in einem Waisenhaus aufgewachsen und hatte dort Dinge erlebt, die sie erschreckt und geprägt hatten. Rasch verdrängte sie diese Erinnerungen und nahm von Andrew eine Taschenlampe entgegen, die er gerade an jedem austeilte, wobei die Göttlichen Sieben ziemlich verwirrt über die Lampen wirkten.
"Immer daran denken, was auch immer im Wald passiert, es ist nicht echt, es sind nur Streiche. Michael entdeckte am Nachmittag auf dem Dachboden viele gruselige Dinge, was die beiden sicherlich für ihre Streiche genutzt haben, denn als er vorhin einen Blick auf den Dachboden riskierte war dieser so gut wie leer", flüsterte Sarah ihr zu und Cassandra war Alarmiert. Die Familie von Andrew feierte Halloween immer sehr groß und scheuten keine Kosten, die gruseligen Dinge, von denen Sarah eben sprach, waren bestimmt der Halloween Schmuck. Sicherlich würden sie im Wald auf Skelette, Hexen und anderem Dekomaterial stoßen.
"Sollen wir damit jemanden niederschlagen?", fragte Jeremy nun und hielt seine Lampe wohl für einen massiven Schlagstock.
"Nein, damit machen wir uns Licht", erklärte Andrew.
"Wozu brauchen wir das Licht?", fragte Gregor verwundert.
"Natürlich um im dunklen Wald etwas sehen zu können", antwortete Stuart genervt und zeigte ihnen wie sie die Taschenlampen an und ausschalten konnten. Begeistert sahen die Sieben nicht aus, eher wirkten sie gelangweilt und sahen ihre Lampen an, als wären sie die unnötigsten Erfindungen auf Erden.
"Den Mist werden wir nicht brauchen, wir sehen im Dunkeln besser als im Licht", sagte Samuel und brachte Andrew mit dieser Aussage fast auf die Palme.
"Hört mal zu ihr - wir wären so gerne Superhelden mit Mutantenaugen - diese Lampen sind bei der Wanderung eine Pflicht und damit Basta", schimpfte er lautstark und lief dann mit Stuart Kopfschüttelnd voraus, direkt auf den Wald zu. Brav folgten alle anderen ihnen, wobei Cassandra aber liebend gerne wieder kehrt gemacht hätte.
"Wir haben den Wald noch nicht mal betreten und dennoch zittere ich schon vor Angst", gab Sarah zu als der Waldrand immer näher kam.
"Keine Sorge, ich beschütze dich", sagte Michael der zur rechten von Sarah lief und ebenfalls mit ihr Händchen hielt.
"Ich denke, du wirst der erste sein, der schreiend davonrennen wird", stichelte Cassandra.
"Wie bitte? Ich würde meine Sarah niemals im Stich lassen, wenn ich renne, dann nur mit ihr zusammen", protestierte er sofort.
"Dann nur mit ihr? Und was ist mit mir? Mich lässt du zurück oder was?", fragte Cassandra.
"Da du mir gehörst, werde ich es sein, der dich Beschützen wird", kam es prompt von Daeon der mit seinen Kumpels hinter ihnen lief.
"Ich gehöre aber nicht dir", rief sie abwehrend und erntete einen bösen Blick von Sarah.
"Blocke ihn doch nicht ständig ab, du bist andauernd so Garstig zu ihm. Wenn das so weitergeht, verliert er irgendwann noch die Lust an dir", ermahnte Sarah sie flüsternd. Cassandra hätte dazu gerne etwas erwidert, doch da stolperte Andrew, der als Erstes den Wald betrat, über eine Wurzel und flog der Länge nach zu Boden. Sofort lag aller Aufmerksamkeit auf ihn und die Scham stand ihm deutlich in das Gesicht geschrieben als er rasch wieder auf die Füße kam.
"Alles in Ordnung, war nur ein kleiner Scherz von mir", rief Andrew, hüstelte verlegen und begann dann rasch einige schaurige Geschichten über den Wald zu erzählen, während sie alle immer tiefer in die Wildnis eindrangen.
"Lass mich raten, es soll hier auch spuken?", fragte Sarah als unheimliche Laute zu hören waren, die zwar gruselig klangen aber eindeutig der Tierwelt zuzuschreiben sind.
"Ganz genau und besonders hübsche Frauen verschwinden hier oft spurlos", sagte Andrew.
"Dann haben wir großes Glück, das Cassy und Sarah nicht Hübsch sind", rief Stuart frech aber sein folgendes Lachen erstarb augenblicklich als er im Schein der Taschenlampen den mörderischen Blicken von Michael und Daeon begegnete. Rasch übergab er das Ruder wieder an Andrew der grinsend mit seinen Geschichten fortfuhr. Cassandra versuchte ihm nicht zuzuhören und leuchtete mit ihrer Lampe stur geradeaus. Sie wagte es nicht in die Düsternis zu beiden Seiten zu leuchten. Zu groß war die Befürchtung dort etwas zu Erblicken, das sie erschrecken könnte. Schon jetzt war ihr Körper voller Adrenalin und sie hörte ihren eigenen Herzschlag in den Ohren. Allerdings blieb es in den ersten Minuten relativ ruhig. Dies ließ ihre Furcht jedoch Wachsen, denn nicht zu Wissen wann die Falle zuschnappte, war das gruseligste überhaupt. Plötzlich hielt Stuart inne und tat, als habe er etwas gehört. Sofort war Cassandra alarmiert.
"Ich glaube da nähert sich uns etwas, hört ihr das auch?", fragte Stuart und während die Gottheiten hinter ihr gelangweilt gähnten, rückten Sarah und Cassandra sogleich näher zusammen. Im nächsten Moment, gerade als Andrew einen Schritt zur Seite tat, schnellte direkt neben Cassandra ein hässliches kreischendes Monster aus den düsteren Büschen hervor. Es überragte sie um einige Köpfe und sie erschrak sich so heftig, dass sie laut aufschrie und ihrem Instinkt gehorchte, der sie dazu antrieb irgendwo nach Schutz zu suchen. Dieser innerer Trieb führte sie ausgerechnet in die Arme von Daeon. Zitternd klammerte sie sich an ihm fest und beruhigte sich erst als Sarah laut lachend verkündete, das dieses Monster nur eine Puppe war. Cassandra errötete vor Scham und schielte vorsichtig zu Daeon empor, der die Situation gerade sichtlich genoss. Rasch huschte sie von ihm fort und besah sich das Monster genauer. Tatsächlich war es nur eine grässliche Puppe. Andrew und Stuart hatten diese auf einen Stock gespießt und ihn so drapiert, das die Puppe gut im Busch versteckt geblieben und nun durch einen Auslöser, den nur die beiden kannten, aus dem Busch geschnellt war. Das grausame unheimliche Kreischen war aus einem Lautsprecher gekommen, den sie beim genaueren Hinsehen an der Puppe hängend entdeckte. Cassandra ärgerte sich sehr das sie darauf hereingefallen war. Doch im ersten Schreckmoment hatte das Vieh wirklich echt gewirkt und ihr klarer Menschenverstand hatte sich verabschiedet.
"Nur ein kleiner Scherz, keine Sorge, mehr Fallen kommen nicht", versprach Stuart, doch Cassandra glaubte ihm kein Wort. Der Marsch durch den düsteren Wald ging weiter und Cassandra war hoch angespannt, wissend, das jeder Zeit wieder etwas Schreckliches geschehen könnte. Was natürlich auch passierte. So lief sie plötzlich in ein selbstgebasteltes Spinnennetz mit zahlreichen Plastikspinnen darin. Beim nächsten Mal wurde sie von einem Geist mit leuchtenden Augen erschreckt, der sich jedoch schnell als Bettlaken mit eingenähten Lampen entpuppte. Sie erschreckte sich jedes Mal heftig, während Daeon und seine Kumpels mit keinem Muskel zuckten. Selbst Sarah blieb überraschend gelassen und so stieg die Peinlichkeitsrate für Cassandra nur noch mehr in die Höhe, zumal die Fallen eigentlich eine Lachnummer waren.
"Früher warst du nicht so schreckhaft", stellte Daeon belustigt fest als Cassandra von einem Skelett erschreckt wurde, das von einem Baum herab direkt auf sie fiel und sie damit kreischend stürzte.
"Woher willst du denn Wissen wie ich früher war?", fragte sie zornig, hievte das Gummiskelett von sich herunter, stand auf und verpasste dem Skelett mehrere Tritte in die künstlichen Rippen.
"Ich weiß mehr über dich als du denkst. Früher warst du sehr Mutig und hast selbst mich zu einem Kampf herausgefordert", sagte Daeon und nicht nur Cassandra, sondern auch deren Freunde schauten ihn verwirrt mit großen Augen an. Wann genau hatte sie ihn zu einem Kampf gefordert? Sicher war sie sich, das dies niemals passiert war.
"Was redest du da eigentlich für einen Unsinn?", fragte sie.
"Er spricht die Wahrheit, früher warst du ein Raufbold", meinte Belial.
"Ja das war sie, aber das neue Leben unter den Menschen hat sie sehr weich gemacht", sagte Daeon.
"In ihrem jetzigen Zustand wird sie uns nicht mehr zu Boden ringen können", meinte Samuel und komischerweise wirkten die Sieben sehr erleichtert.
"Ihr seid doch alle bescheuert, was labert ihr da?", fragte Cassandra gereizt.
"Du kannst dich nicht mehr daran Erinnern, aber dafür tun wir es", sagte Gregor.
"Hast du Daeon wirklich zu einem Kampf herausgefordert?", fragte Andrew nun erstaunt.
"Natürlich nicht", rief Cassandra aufgebracht.
"Doch das hat sie und sie hat mich sogar besiegt, es war dieser eine Moment, der dazu führte, das ich mich unsterblich in sie Verliebte", sagte Daeon und Cassandra errötete lichterloh. Was er da von sich gab, war großer Mist aber das er sie liebte, brachte ihr Herz zum Rasen. Sie wünschte, sie könnte ihm dies Glauben.
"Ich gebe die Hoffnung nicht auf, das du dich eines Tages daran erinnern wirst und selbst wenn du es nicht tust, ich erobere dich erneut und wir werden viele neue Erinnerungen schaffen", sagte Daeon und in seinen Augen loderte eine wilde Entschlossenheit. Cassandra schüttelte fassungslos ihren Kopf, sie konnte es einfach nicht begreifen, wieso er und seine Kumpels solche Märchen erfanden. Alles was sie erzählten, entsprach nicht der Wahrheit und sie konnte die Sieben einfach nicht für Ernst nehmen.
"Unglaublich, welchen Mist ihr erzählen könnt", grummelte sie.
"Du hast zwar deine Stärke und Tapferkeit verloren, aber deine Bissigkeit ist geblieben", sagte Daeon und seine Kumpels lachten vergnügt als Cassandra ihm einen Blick des Todes schenkte.
"Wenn du nicht bald anfängst ehrlich und normal mit mir zu reden, werde ich dir beweisen wie bissig ich wirklich bin", zischte sie und nun musste auch er Lachen. Doch das Gelächter aller erstarb als ein fernes Heulen zu hören war.
"Was war das?", fragte Cassandra sofort panisch.
"Eindeutig das Heulen von Wölfen", antwortete Daeon lauschend.
"Ist das wieder einer eurer Scherze?", fragte Sarah zitternd.
"Nein", gestand Stuart.
"Keine Sorge, ja in diesen Wäldern gibt es Wölfe aber die haben noch nie Menschen angegriffen", gestand Andrew und nun konnte selbst Michael nicht mehr ruhig bleiben.
"Bist du völlig bescheuert uns mitten in der Nacht in einen Wald zu locken, in dem es Wölfe gibt?", fragte er voller Entsetzen.
"Nur mit der Ruhe, ich sagte doch, sie griffen noch nie jemanden an", versuchte Andrew ihn zu besänftigen und als das ferne Heulen verstummte, beruhigten sich auch die Gemüter. Auch Cassandra entspannte sich, da sie die Präsenz von Daeon hinter sich spürte und seine Gelassenheit ihre flatternden Nerven zur Ruhe ermahnte. Die Wanderung ging weiter und natürlich folgten auch weitere Fallen. Doch Cassandra blieb erstaunlich gelassen. Sie zuckte zwar heftig zusammen, schrie aber nicht mehr. Der Grund dafür war wohl schlichtweg, weil sie Müde wurde und das marschieren durch die Düsternis mehr als nur anstrengend war. Selbst Andrew und Stuart schienen mit der Zeit die Lust zu verlieren. Bald schon kamen gar keine Fallen mehr und Cassandra realisierte wie die beiden an vorderster Front sehr Nervös wurden.
"Wann kehren wir endlich um, ich kann nicht mehr", jammerte Sarah nach einer halben Ewigkeit.
"Wir haben uns wohl Verlaufen", gab Cassandra ihren wachsenden Verdacht kund und die beiden Gruppenführer bestätigten dies mit einem nervösen Nicken.
"Das ist jetzt ein Scherz, oder?", schrie Michael erbost und sein Ruf schreckte etwas auf, das sich nicht unweit von ihnen in der Düsternis getummelt hatte und sich nun dunkel grollend im Schein der Lampen aufbaute. Es war ein Bär.
"Ich muss gestehen, das ist euer bester Trick aber Angst macht ihr mir damit nicht", sagte Cassandra und beleuchtete den Bären mit ihrer Taschenlampe. Er sah täuschend echt aus. Riesig und gefährlich. Glücklich war sie, sich diesmal nicht erschreckt zu haben und wunderte sich dennoch sehr als Andrew und Stuart vor Schreck ihre Taschenlampen fallen ließen und panisch davonrannten. Gehörte das zur Show?
"Cassy, ich befürchte, der Bär ist echt", wimmerte Sarah und selbst Michael schlotterten vor Furcht die Knie. Cassandra blickte noch einmal zu dem Bären, der wohl nicht zu Wissen schien was er von den Menschen vor sich halten sollte.
"Unsinn, weshalb sollte hier ein echter Bär sein?", fragte Cassandra.
"So abwegig ist das nicht, wir sind hier in den Bergen und den tiefsten Wäldern, wenn es hier Wölfe gibt, dann bestimmt auch Bären", erwiderte Michael und nun schien der Bär den Entschluss gefasst zu haben, dass er die Menschen nicht mochte, denn er Brüllte markerschütternd. In diesem Augenblick begriffen alle das er Echt war. Cassandra rannte, ohne lange zu überlegen sofort schreiend los. Sie rannte und rannte. Ob der Bär ihr folgte, wusste sie nicht und erst als die Erschöpfung sie zum Stillstand zwang, sah sie das nur Sarah und Michael ihr gefolgt waren. Kreidebleich rangen alle drei nach Atem.
"Wo sind Daeon und die anderen?", fragte Cassandra panisch und leuchtete wild umher. Es gab keine Spur von ihnen und auch der Bär war nicht zu erblicken. Irgendwo in der ferne hörte man aber Andrew und Stuart schreien. Sofort hechteten sie los, um die beiden zu finden. Doch da ertönte ganz in der Nähe wieder das Heulen der Wölfe. Als wäre das nicht schon schlimm genug versagten nun auch noch die Taschenlampen. Cassandra konnte nicht mehr klar denken vor Furcht und stolperte wirr durch die Finsternis. Erschrocken hörte sie dann Sarah und Michael rufen, in weiter Ferne, was ihr klar werden ließ, das sie sich ungewollt in der Düsternis getrennt hatten. Mit wild schlagendem Herzen versuchte sie die beiden in der Dunkelheit wiederzufinden, doch da trat sie plötzlich in die Leere und stürzte schreiend einen Abhang hinab. Unsanft blieb sie am Boden liegen und brauchte eine Weile, ehe sie ihren Schrecken so weit überwunden hatte, dass sie sich wieder erheben konnte. Die rufe, ihrer Freunde waren in noch weiterer Ferne gerückt und die Panik stieg daher nur noch mehr. Blind stolperte Cassandra weiter voran und lief dank der nicht vorhandenen Sicht mehrmals gegen einen Baum.
"Ich hoffe, das ist alles nur ein Scherz, ich bete, der Bär war nicht echt, bitte lass all das nur ein Scherz sein", jammerte sie und war sich sicher, dass ihre Freunde gleich lachend auftauchen würden. Doch das geschah nicht. Stattdessen schienen die Wölfe immer näherzukommen und schließlich begann es in ihrer Nähe zu rascheln. Sie hörte das aufgeregte Hecheln, das hungrige Knurren und die schnellen Pfoten, die über den Waldboden rannten. Cassandra stockte der Atem, denn sie wurde sich bewusst, dass die Wölfe sie jagten. Vermutlich waren sie von den Schreien angelockt worden und sahen in Cassandra einen leckeren Happen.
"Von wegen sie greifen keine Menschen an", fluchte Cassandra und rannte in Todesangst los. Doch sie hatte kaum eine Chance, ständig blieb sie in Büschen hängen, lief gegen Bäume oder stürzte über Wurzeln zu Boden. Ihr ganzer Körper schmerzte und zahlreiche Schnitte in ihrer Haut brannten wie Feuer. Und dann plötzlich lichtete sich der Wald und Cassandra stolperte auf eine kleine Lichtung. Erschöpft brach sie da zusammen und ihr Blick flog gehetzt umher. Da keine Dichtstehenden Bäume den Himmel verhüllten, war sie dank der Sterne und dem Mond in der Lage, ganz schwach die Umgebung vor sich zu erkennen. Und was sie sah, gefiel ihr nicht. Die schemenhaften Umrisse der Wölfe wurden nach und nach sichtbar und Cassandra realisierte panisch, dass sie bereits eingekreist war. Sie saß in der Falle. Niemals hätte sie gedacht das ihr Leben so enden würde, gefressen von Wölfen! Ihr Entsetzten war so groß, dass sie nicht einmal schreien konnte, als die ersten Wölfe auf sie zu stürmten. Doch dicht vor ihr prallten die Wölfe plötzlich an etwas unsichtbaren ab. Sie jaulten und wurden im hohen Bogen davongeschleudert. Die übrig gebliebenen Wölfe schienen genauso Überrascht wie Cassandra zu sein. Was war da gerade passiert? Zähnefletschend überwanden die Wölfe ihre Verwirrtheit und preschten auf Cassandra los, doch wieder prallten die Wölfe an etwas nicht vorhandenen ab. Entsetzt hielt sie sich die Ohren zu als die Wölfe vor Schmerzen jaulten und hörbar deren Knochen brachen. Augenblicklich wurde sie an David erinnert und ein Schreckensschrei entfloh ihr als starke Arme sie umfingen und jemand sie auf die Füße zog. Ihr Schrei wandelte sich zu einem Ausruf des Erstaunens als sie sich nun in den Armen von Daeon wiederfand. Froh war sie ihn zu sehen, doch noch gab es Wölfe die nicht aufgeben wollten und erneut angriffen. Was nun passierte war das schlimmste, was Cassandra jemals erlebt hatte, das unglaublichste, dessen sie jemals Zeuge geworden war. Daeon verschmolz vor ihren Augen mit der Düsternis und sein Körper wurde zu einem Schatten, dunkler als die Nacht, deutlich zu erkennen, geschmückt mit rot leuchtenden Augen. Ihr Schrei hallte bis in weiter Ferne und fassungslos sah sie dabei zu, wie der Schatten inmitten des Wolfsrudels preschte. Zu sehen wie die Wölfe durch die Luft geschleudert worden, entfachte in ihr Mitleid für die armen Geschöpfe, doch zeitgleich hätte sie nichts lieber getan, als vor Daeon zu fliehen. Was sie schließlich auch tun wollte, doch als sie sich herumdrehte, stand da Samuel.
"Alles gut Cassy, du musst dich nicht fürchten", sagte er mit sanfter Stimme und wandelte sich dann vor ihren Augen in einen riesigen Bären. Größer noch als der den sie vorhin gesehen hatte, gefährlicher und eindeutig Dämonisch. Grollend preschte der Bär an ihr vorbei und eilte dem Schatten zur Hilfe, wobei dieser aber keine Hilfe benötigte, da die übrigen Wölfe bereits dabei waren winselnd die Flucht zu ergreifen. Cassandra konnte nicht glauben was sie sah und wollte schreiend flüchten, als plötzlich auch noch Gregor und George bei ihr auftauchten.
"Das muss ein ziemlicher Schock für dich sein", meinte Gregor seufzend.
"Bitte höre auf zu schreien Cassy, wir sind keine Gefahr für dich", bat George als er und sein Bruder plötzlich Lichterloh in Flammen standen und sie sich die Seele aus dem Leib schrie. Die beiden erhellten die Finsternis und ließen sie alles noch klarer sehen. Der Schock war gewaltig, erst recht als Samuel sich, nachdem Verschwinden der Wölfe wieder in einen Menschen wandelte und Daeon, mit rot glühenden Augen auftauchte und sein Körper langsam wieder Form annahm.
"Geht es dir gut?", fragte er besorgt und das Leuchten seiner Augen wurde noch bedrohlicher als er die vielen Wunden erblickte, die sie sich bei ihrer panischen Flucht eingehandelt hatte. Cassandra konnte ihm keine Antwort geben, immer noch schreiend zeigte sie mit dem Finger auf ihn, dann auf Samuel und schließlich auf die Brüder, die noch immer lichterloh brannten.
"Ich befürchte sie wird gleich Ohnmächtig", sagte Jeremy, der nun wie aus dem nichts neben Daeon auftauchte. Cassandra fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Jeremy hatte verdammte Wolfsohren, silbrig leuchtende Augen und 9 buschige Schwänze. NEUN. Sicher war sie sich, das sie irgendwelche Drogen genommen hatte.
"Daeon, ich flehe dich an, sorge dafür das dein Weib aufhört zu Schreien", bat Azazel der nun ebenfalls wie aus dem nichts auftauchte und sich die Ohren zuhielt. Cassandra verstummte Augenblicklich, zu entsetzt war sie von dem, was sie sah. Azazel war der Teufel. Seine Gesichtszüge waren gut zu erkennen, aber das war auch das einzige. Der Rest an ihm hatte sich in einen Dämon verwandelt, mit großen Flügeln und einen langen Schwanz. Er sah genauso aus, wie sie sich den Teufel immer vorgestellt hatte. Sein Muskulöser Körper war Aschgrau und neben ihm tauchte das passende Gegenstück auf, es war Belial, der allerdings noch flammende Hörner hatte. Cassandra drohte beinahe zu ersticken da sie vor lauter Furcht nicht mehr Atmen konnte.
"Sie ist eindeutig noch nicht bereit für die Wahrheit, verdammt Daeon lass sie schnell vergessen", rief Belial als Cassandra gefährlich bleich wurde und kurz vor einem hysterischen Anfall stand. Sogleich war Daeon bei ihr und zog sie in seine Arme. Mit offenem Mund blickte sie direkt in seine rot glühenden Augen.
"Fürchte dich nicht, schlaf und vergiss, was du gerade gesehen hast", flüsterte Daeon sanft und Cassandra spürte das, dass Gefühl, was nun von ihr Besitz ergriff, irgendwie vertraut vor. Und dann erinnerte sie sich an jene Nacht als sie und Daeon sich geküsst hatten, als er ihren Körper beinahe zu einem Höhepunkt gebracht hatte und wo zwei Räuber dieses unglaubliche Erlebnis gestört hatten. Sie erinnerte sich an seine roten Augen, die genau wie jetzt, die Macht über ihren Körper übernahmen und kaum das sie sich daran erinnerte, schwand dieses Wissen wieder. Vertrieben wurden sie und das eben erlebte von der Macht, die Daeon nun auf sie ausübte. Die Furcht schwand und sie sackte schlafend in seinen Armen zusammen.
"Endlich hält sie ruhe, ich glaube, sie hätte beinahe einen Herzinfarkt erlitten", meinte Azazel.
"Das muss ein heftiger Schock für sie gewesen sein", sagte Belial seufzend. Daeon hob die schlafende Cassandra auf seine Arme und schenkte seinen Freunden dann einen bösen Blick.
"Wer hat euch erlaubt euch ihr gegenüber in eurer anderen Form zu zeigen?" fragte er.
"Ich dachte, weil du es getan hast, können wir das auch", antwortete Azazel.
"Sag mal spinnt ihr, meine süße ist vor Schreck fast gestorben, ganz besonders als die blöden Brüder plötzlich menschliche Fackel spielen mussten", meckerte Daeon.
"Gestorben wäre sie schon fast als du böser Schatten spielen musstest", erwiderte Gregor und Daeon knurrte ihn gefährlich böse an.
"Das reicht jetzt, wir sollten sie zurück zur Villa bringen und dann die anderen suchen. Die irren immer noch im Wald herum und wie wir eben sehen konnten, ist es hier für Menschen sehr gefährlich", sagte Samuel und Daeon grollte noch bedrohlicher.
"Ich werde Andrew den Arsch aufreißen, er hätte wissen müssen wie gefährlich der Wald in der Nacht ist. Das er es gewagt hat Cassandra, dieser Gefahr auszusetzen wird er bereuen", drohte Daeon und seine Kumpels nickten zustimmend.
"Wenigstens wissen wir nun, das Cassandra noch lange nicht bereit ist die Wahrheit über uns zu erfahren", meinte Jeremy und alle seufzten schwer.
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Die Braut des Schattens (1)
FantasyZusammen mit ihren Freunden führt Cassandra einen Club, der nicht nur für seine Musik, sondern auch für seine köstlichen Cocktails bekannt ist. Ihr Leben ist manchmal recht hektisch, doch im Großen und Ganzen ist sie zufrieden. Eines Abends bekommt...