Kapitel 18 - Die Insel

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Cassandra war nicht mehr fähig einen klaren Gedanken zu fassen, mehrmals blinzelte sie, da der Regen ihre Sicht trübte und sie lauschte dem Krach, der aus dem Haus kam und sie sah, wie das Gemäuer erzitterte. Kämpfen die Bestien miteinander oder war deren Gegner etwas anderes, unsichtbares? Was genau hatte das Wesen zuvor mit solch einer Wucht durch die Wand befördert? Was geschah hier eigentlich? Sie konnte es nicht begreifen und die Angst in ihr war nicht in Worte zu fassen. Doch trotz der Furcht, flogen ihre Gedanken nun zu Daeon und sie sorgte sich um ihn. Wo war er nur? Sie betete, das er sich nicht im Haus befand und ihr Körper erschauderte als sie sich klarmachte, das er mit glühenden Augen in der Finsternis verschwunden war. Leise flüsterte ihr Verstand, das Daeon der Schatten war. Doch sie weigerte sich diese Erkenntnis zu akzeptieren, da es ihr unerklärlich war.
Erschrocken zuckte sie zusammen als ein teil der Wand im obersten Stockwert wortwörtlich zu Explodieren schien und eine der Bestien, mitsamt den Geröll, zu Boden stürzte. Doch das Monstrum war nicht besiegt, zäh wie sonst was, stark aus klaffenden Wunden blutend, erhob es sich sofort wieder. Cassandra hatte solch ein Wesen noch nie zuvor gesehen, es schien nicht von dieser Welt zu sein und hatte etwas Dämonisches an sich. Ihre Augen weiteten sich als das Monstrum schnüffelte und dann grollend zu ihr blickte. Die Angst in ihr war so groß, das sie nicht flüchten konnte als die Bestie auf sie zu stürmte. Doch zu ihrem Glück kam es nicht weit, denn plötzlich wurde es von einer unsichtbaren Macht brutal zurückgerissen. Cassandra konnte das Krachen der Knochen hören und das Jaulen der Bestie war Ohrenbetäubend. Wie konnte das sein, was fügte diesem Monster solche Schmerzen zu? Das Monstrum zappelte wie wild am Boden, seine Glieder wirkten seltsam verdreht. Dann mit einem, beinahe bemitleidenden Winseln, erschlaffte es. Die großen leblosen Augen starr auf Cassandra gerichtet lag es da. Tot. Getötet von ... von was? Cassandra drohte zu hyperventilieren, das alles ergab keinen Sinn. Sie verstand es einfach nicht. Plötzlich tauchte die andere Bestie auf, rannte aus dem Haus und schien etwas anzugreifen, das nicht sichtbar war. Nein Moment, doch sie sah etwas. Ein Schatten? Sie konnte es nicht ganz entziffern, es war zu Düster, der Regen zu dicht und was immer es war, es bewegte sich so rasend schnell, das es sich ihrer Augen entzog. Plötzlich ertönte hinter ihr ein bedrohliches Grollen und sogleich wirbelte Cassandra herum. Hinter ihr war noch eine dieser Bestien aufgetaucht, wie viele von ihnen gab es wohl?
Bedrohlich stand es da, nur wenige Schritte von ihr entfernt. Cassandra wagte es nicht zu atmen. Links und rechts der Bestie tauchten noch zwei auf. Tief knurrend und ihr Opfer fixierend wie ein leckeres Leckerli. Cassandra resignierte. Sie fühlte sich leer, ihr Verstand konnte das nicht länger vertragen. Ob ein böser Traum oder nicht, sie würde hier Sterben, davon war sie überzeugt. Was brachte es wegzulaufen, angesichts dieser Bestien ein Ding der Unmöglichkeit. Ein schweres Schluchzen entfloh ihr. Sie würde Sterben, alleine und von allen verlassen. Langsam, als ob sie wüssten, das Cassandra ihnen nicht entkommen konnte, kamen die drei Bestien auf sie zu. Der Speichel tropfte aus ihren Mäulern, der faulige Atem des Todes stieg aus ihnen empor. Und dann setzten sie zum Sprung an. Cassandra tat das einzige, was ihr nun noch in den Sinn kam. Sie brach in die Knie, schlug ihre Arme schützend über ihren Kopf und schrie lauthals nach Daeon.
Hinter ihr ertönte ein markerschütterndes Jaulen, gefolgt von einem heftigen Knallen und Beben. Es rumpelte und donnerte und dann war da wieder ein Jaulen. Nein, vermehrtes Jaulen. Als es dann ruhig wurde und sie begriff, dass der Tod sie eigentlich schon längst hätte ereilt haben müssen, schlug sie vorsichtig ihre Augen auf. Die drei Bestien lagen leblos am Boden und direkt vor ihr war ein Schatten. Schwärzer als die Nacht, schwärzer als alles andere auf dieser Welt. Wortlos starrte sie ihn an, sah wie sich der Schatten lichtete, er verflog, so wie der auspustende Rauch einer Zigarette. Er stob davon und gab nun den Anblick auf eine Gestalt frei. Auf einen Mann mit rot glühenden Augen. Einen Mann, der aus zahlreichen Wunden blutete und schwer und heftig atmete. Einen Mann, denn sie, daran konnte sie nichts mehr leugnen, liebte. Daeon! Dies war der Punkt, an dem sie versagte, der Augenblick wo sie mit einem kleinen fassungslosen Keuchen nach hinten umkippte und bewusstlos wurde.

Die Braut des Schattens (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt