Kapitel 31 - Daddy

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Mit einem leisen Seufzen erwachte Cassandra am nächsten Morgen und stellte fest, das sie alleine in ihrem Bett lag und keinerlei Geräusche im Haus darauf hinwiesen, das die Sieben anwesend waren. Gähnend rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und dachte über den gestrigen Tag nach. Viel zu viel hatte sie über ihre erwachten Kräfte nachgedacht und am Ende doch keine Erklärung dafür gefunden. So erging es auch den dämonischen Sieben, alle waren sehr verwirrt und am liebsten wären sie sofort zum Waisenhaus gegangen. Jedoch hatte sich Daeon dagegen entschieden, denn obwohl Cassandra ganze Viertage lang geschlafen hatte, war sie sehr erschöpft und wackelig auf ihren Beinen gewesen. Er hatte sie den ganzen Tag lang behandelt wie ein rohes Ei, was ihr ehrlich gesagt, ziemlich auf den Keks gegangen war. Daher war sie nun umso erfreuter, festzustellen, dass es ihr besser ging. Sie fühlte sich mit neuer Energie erfüllt und obwohl das Waisenhaus keine guten Erinnerungen in ihr heraufbeschwor, war sie bereit, diesem verhassten Ort einen Besuch abzustatten. Hastig versuchte sie ihre zerzausten Haare zu richten, ehe sie leise den Namen von Daeon flüsterte. Es schien so als habe er nur darauf gewartet, denn er erschien sogleich in ihrem Zimmer. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, es war schön zu sehen, wie lebendig und gesund er wirkte. Er strotzte vor Energie und sein Kampf gegen das Gift schien schon längst vergessen zu sein. Sie war glücklich, ihn an ihrer Seite zu haben, lebend.
"Geht es dir besser?", fragte er.
"Ich strotze vor Abenteuerlust, ich denke, wir sollten nun dem Waisenhaus einen Besuch abstatten", antwortete sie, warf die Decke schwungvoll beiseite und wollte sich erheben. Doch da wurde sie schon von Daeon überrascht, der plötzlich bei ihr war, sie in das Bett zurückpresste und ihre Lippen im Sturm eroberte. Er ließ sie deutlich spüren, wie ausgehungert er nach ihr war, wie sehr er nach ihr verlangte und bevor sie sich versah, hatte er sie entkleidet und bemächtigte sich ihrer. Sein Ansturm war überwältigend, schnell und tief kam er mehrmals in sie, raubte ihr jeglichen klaren Verstand und brachte sie vor Lust zum Schreien. Zärtlichkeiten kannte er in jenen Moment nicht, alles was zählte, war die brennende Lust die sich Befriedigung ersehnte. Cassandra fand dies nicht schlimm, es gefiel ihr, so sehr, dass sie schon bald kam und vor Freude seinen Namen jauchzte. Schon bald kam auch er und sie lagen sich danach eine Zeit lang schweigend in den Armen.
"Das hat mich ziemlich Überrascht", gestand sie ihm schließlich.
"Verzeih mir, aber ich konnte nicht mehr an mich halten", flüsterte er.
"Du musst dich nicht entschuldigen, ich beschwere mich gewiss nicht, ich bin immer bereit für dich, egal wann und wo", erwiderte sie und er blickte sie mit erhobenen Augenbrauen an.
"Das hättest du mir jetzt lieber nicht sagen sollen, ab sofort bist du nicht mehr sicher vor mir", sagte er neckend und sie musste Lachen. Doch plötzlich war aus dem Wohnzimmer ein mehrstimmiges, verlegenes Hüsteln zu hören und Cassandra wurde sich erschrocken bewusst, das die anderen dort waren. Peinlicher konnte es für sie nicht mehr werden, denn der Akt eben, war nicht leise vonstattengegangen.
"Wenn ihr endlich fertig seid mit eurem Schweinskram, könnten wir uns dann wichtigeren Dingen widmen?", hörten sie Belial rufen. Mit einem genervten Schnaufen erhob sich Daeon, zog Cassandra aus dem Bett empor und sorgte mit einem Aufglühen seiner Augen dafür, das sie nun ein hübsches schwarzes Kleid trug. Verlegen folgte Cassandra ihm in das Wohnzimmer, wo sie in die dämlich grinsenden Gesichter der anderen blicken musste. Das ihnen blöde Sprüche auf der Zunge lagen, war nicht zu übersehen, doch ein drohender Rundumblick von Daeon genügte, damit sie diese nicht aussprachen.
"Wie schauts aus Cassy, bist du bereit, mit uns zum Waisenhaus zu gehen?", fragte Samuel und Cassandra nickte. Irgendwie spürte sie nun, dass sie dort hin musste, es war als würde jemand sie rufen.
"Es gibt nur ein kleines Problem. Viele, viele Jahre sind vergangen, seitdem ich das Waisenhaus verlassen habe und ich muss gestehen, ich weiß nicht mehr genau, wo es sich befindet. Jedoch kenne ich den Namen des Dorfes, das nur wenige Minuten entfernt davon liegt", sagte sie und sofort zückte Belial sein Handy um mit der Hilfe von Google den genaueren Standort des Dorfes zu ermitteln. Nachdem sie ihm den Namen genannt hatte, fand er, was er suchte. Während die anderen nun einen Blick auf die Karte im Handy warfen, wurde sich Cassandra erstmals bewusst, das sie gar kein Handy mehr hatte. Zu ihrem großen Staunen hatte sie das Gerät nicht einmal vermisst. Rasch löste sie sich von dieser Erkenntnis als Daeon ihre Hand ergriff und sich mit ihr Teleportierte. Nur einen Bruchteil später fand sie sich mit ihm auf einem alten Marktplatz wieder. Cassandra wurde sogleich von vielen vergessenen Erinnerungen heimgesucht und war erschrocken, wie sehr sich dieser Ort verändert hatte. Überall wucherte das Efeu und die Häuser waren nur noch Ruinen.
"Was ist denn hier passiert?", fragte Gregor erschrocken als er, mit den anderen neben ihr auftauchte.
"Kurz nachdem ich das Waisenhaus verlassen habe, wurde es geschlossen und aufgegeben, ich hörte, das Dorf sei ebenfalls verlassen worden. Hier lebt schon seit Jahren keiner mehr", erklärte Cassandra und sie wusste noch, wie oft sie mit den anderen Kindern des Waisenhauses durch die engen Gassen des Dorfes gerannt war und den Dorfbewohnern viele Streiche gespielt hatte. Dank ihrer zurückkehrenden Erinnerungen wusste sie nun auch wieder, wie sie zum Waisenhaus gelangte und lief sogleich entschlossen los, wissend, dass die Sieben ihr folgen. Schon bald verließen sie das Dorf und liefen an zahlreichen Feldern vorbei. Man konnte deutlich sehen, wie sich die Natur in den letzten Jahren das Land zurückerobert hatte. Auch vor dem Waisenhaus hatte das Efeu, sowie Wind und Wetter, keinen Halt gemacht. Schon von weitem als sie sich dem Haus näherten, war der Zerfall zu erkennen und als sie es erreichten, war Cassandra schockiert. Das Haus wirkte gar nicht mehr so riesig, wie es damals gewesen war. Aber es strahlte noch immer eine unliebsame Aura aus.
"Hier bist du also aufgewachsen?", fragte Belial und Cassandra bemerkte, wie die Sieben ihr einen Blick voller Mitleid schenkten.
"Spart euch diese Blicke, meine Kindheit war nicht die beste, das gebe ich zu", meinte sie hastig abwinkend und Daeon schaute grimmig. Er mochte den Gedanken nicht, dass sie hier nicht geliebt worden war. Doch er irrte sich, es hatte durchaus Leute gegeben, die sie gut behandelt hatten. Leute, an die sie lange nicht mehr gedacht hatte, sie nun aber plötzlich zu vermissen begann. Allen voran Belle, eine ältere Frau aus dem Dorf die täglich vorbei gekommen war um den Kindern schöne Spielsachen, Zeit und Zuneigung zu schenken. Cassandra hatte die alte Frau sehr gemocht und das hatte auf Gegenseitigkeit beruht. Belle hatte fast immer nur Augen für Cassandra gehabt und sie stets ihre kleine Prinzessin genannt. Traurig dachte Cassandra daran, das Belle womöglich schon gestorben war, immerhin war sie damals schon sehr, sehr alt gewesen.
"Sieht nicht so aus als würden wir hier noch irgendwelche Hinweise finden", stellte Azazel fest, während er sich das zerfallene Haus betrachtete und dann zum Spielplatz blickte, der sich direkt daneben befand. Das Gras dort war sehr hochgewachsen, da niemand es gemäht hatte und die rostigen Klettergerüste, wurden vom Efeu beinahe gänzlich verschluckt. Die alte Bank, auf der früher oft Belle gesessen und den Kindern beim Spielen zugeschaut hatte, war nicht mehr braun, sondern Grün, da Moos das morsche Holz erobert hatte.
"Ich kann mich daran erinnern, das im Büro der Heimleitung immer alles voller Akten über die Kinder gewesen war. Ich weiß, dass das Waisenhaus sehr spontan aufgegeben wurde, vielleicht haben wir daher Glück und finden dort noch etwas", meinte Cassandra und lief sogleich auf die nicht mehr vorhandene Haustür zu. Nachdem sie den offenen Durchgang passiert hatte und sich in der großen Eingangshalle wiederfand, entdeckte sie die fehlende Tür am Boden liegend. Die Scharniere sahen sehr gerostet aus, was wohl auch der Grund dafür war, das die Tür keinen Halt mehr gefunden hatte. Mit einem mulmigen Gefühl stieg sie über die Tür am Boden hinweg und sah sich prüfend um. Das Haus war in einem katastrophalen Zustand. Niemand hatte sich die Mühe gemacht es zu entrümpeln. Das ganze Hab und Gut war zurückgelassen worden und die Möbel waren nun Morsch, schimmlig und teilweise schon in sich zusammengekracht. Der Boden war nicht nur mit Staub bedeckt, sondern auch mit zahlreichen Blättern, die der Wind durch die Öffnungen in das Haus geweht hatte. Zwischen den ritzen der Holzdielen am Boden, wucherte sogar das Unkraut. Die Scheiben der noch intakten Fenster, waren so verdreckt, das kaum Tageslicht hereinschien und dementsprechend war es sehr düster. Cassandra erschauderte und fühlte sich wie in einem falschen Film. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie es hier früher einmal ausgesehen hatte. Vergessene Erinnerungen suchten sie heim und ihr Blick blieb an einer alten Tür, unterhalb der Treppe, kleben. Mit wild schlagendem Herzen lief sie darauf zu und öffnete sie. Es knarrte unheimlich und sie blickte in eine kleine Besenkammer, die mit zahlreichen Spinnennetzen überwuchert war.
"Baby, alles in Ordnung?", fragte Daeon besorgt als er, genau wie sie, in die Kammer schaute und dabei bemerkte, wie heftig sie zu Zittern begann.
"Ja, ich wurde nur von unschönen Erinnerungen heimgesucht. Weißt du, hier drin habe ich mich sehr oft versteckt, wenn die blöde Frau Pickwig mit dem Schlagstock nach mir suchte um mich zu Prügeln", antwortete Cassandra und zuckte zusammen als Daeon daraufhin böse knurrte und seine Augen glühten als würde die Hölle auf Erden losbrechen. Selbst die Ratten, die sich in dem Haus eingenistet hatten, schreckte er auf, denn man hörte, wie sie piepend und quiekend von einer Ecke in die andere Huschten.
"Sie hat dich geprügelt?", fragte er völlig außer sich.
"Keine Sorge, sie hat mich nur selten erwischt. Ich war nämlich eine Meisterin darin, mich vor ihr zu verstecken", antwortete Cassandra hastig und ärgerte sich, das sie ihm davon erzählt hatte. Auch die anderen hatten eine finstere Miene aufgesetzt und waren von dieser Pickwig nicht begeistert.
"Lebt dieses blöde Miststück noch? Wenn ja, wird sie von mir einen Besuch bekommen", schimpfte Daeon mit einem Grollen in seiner Stimme.
"Das bezweifle ich, sie war damals schon sehr Alt gewesen", meinte Cassandra hastig abwinkend und lief zur Treppe, deren Stufen mit verwelkten Blättern und Staub bedeckt waren. Das alte Holz knarrte gefährlich als sie die Stufen mit großer Vorsicht betrat um in den oberen Stockwerk zu gelangen. Oben angekommen erreichte sie einen langen Flur, wo sich viele Türen zu jeder Seite aneinander reihten. Zielstrebig lief sie auf eine dieser Türen zu und öffnete diese. Dahinter befand sich ein großer Raum, in dem es nichts gab, außer ein paar alte ranzige Kommoden und vier verrostete Bettgestelle. Auf dem Boden lagen alte, verdreckte Puppen und morsche Holzeisenbahnen.
"Hier habe ich zusammen mit vier anderen Kindern geschlafen", erklärte Cassandra den anderen, die nun hinter ihr auftauchten und einen Blick in den Raum warfen. Begeistert sahen die Sieben nicht aus.
"Keine Sorge, damals sah es noch nicht so trostlos aus", sagte sie aber das dies gelogen war, würde sie ihnen gewiss nicht unter die Nase reiben. Daeon schien es jedoch zu erahnen und hob missbilligend seine Augenbrauen in die Höhe.
"Ich wünschte mir, ich hätte früher von deiner Wiedergeburt gewusst", flüsterte er.
"Und was dann? Hättest du mich, das kleine unschuldige Waisenkind adoptiert und später, wenn ich reif genug bin, zu deiner geliebten gemacht?", fragte Cassandra und sah, wie Daeon über diese Vorstellung erschrocken seine Stirn kräuselte.
"Ha, dann hättest du ihn aber Daddy nennen können", meinte Jeremy und bekam von Daeon einen echt bösen Seitenblick zugeworfen.
"Alles klar mein Daddy, dann führe ich euch mal in das Büro der Heimleiterin", sagte Cassandra neckend und sie hörte, wie Daeon entrüstet schnaufte. Das Daddy, gefiel ihm nicht. Einige Türen weiter war das Büro und als sie es betraten, rümpften alle ihre Nasen. Es roch ganz komisch hier drin, schimmlig, modrig und ... nach Scheiße. Letztere kam vermutlich von den ganzen Kötteln, die am Boden lagen. Rattenkacke, igitt! Das einzige Positive an diesen Raum waren die vielen Schränke, die mit zahlreichen Akten überladen waren. Niemand hatte sich die Mühe gemacht den Papierkram zu entsorgen und so stieg die Hoffnung, hier einen Hinweis zu finden. Doch diese verflogen schnell wieder, denn wie sich herausstellte waren die Schriftstücke nicht mehr leserlich. Die abwechselnde Feuchtigkeit und Hitze, die dem Haus stark schadete, hatte auch vor dem Papier nicht halt gemacht.
"Was machen wir nun Daddy?", fragte Cassandra und grinste als Daeon bei diesen Worten zusammenzuckte und ihr einen leicht verärgerten Blick schenkte.
"Kannst du dich an irgendetwas Erinnern? Namen oder so? Hat die Heimleitung jemals irgendetwas erwähnt, das für dich damals belanglos klang, nun aber wichtig sein könnte?", fragte er.
"Nein, nicht das ich wüsste. Sie rieb mir nur immer wieder unter die Nase, das mich niemand jemals adoptieren würde und das selbst meine Eltern mich nie gewollt hatten, weil sie mich in einen Korb vor der Tür des Waisenhauses ausgesetzt haben. Ich glaube, dass nicht einmal sie gewusst hat, wer meine Eltern sind", meinte Cassandra und sie war sich nicht sicher, ob sie ihre Eltern kennenlernen wollte. Die Vorstellung erneut verstoßen zu werden, machte ihr große Angst.
"Deine Eltern sind ein Haufen Scheiße, wie können die es wagen, dich einfach vor der Tür abzustellen wie ein nicht gewolltes Paket", hörte sie Daeon leise schimpfen.
"Leute, ich will ja nicht stören aber da unten ist jemand", sagte Samuel, der am kaputten Fenster stand und nach draußen zeigte. Sofort eilten alle zu ihm und entdeckten eine ältere Frau, die auf der mit Moos bewachsenen Bank auf dem Spielplatz saß und aussah als würde sie auf etwas Warten. Cassandra erkannte die Frau sofort und obwohl ihr klar war, das sie unmöglich noch am Leben sein konnte, war sie davon überzeugt, das es Belle war. Sogleich wirbelte sie herum und rannte aus dem Zimmer, dem verlangen folgend, mit Belle zu sprechen. Die anderen bemerkten ihr Verschwinden zunächst nicht, da sie von dem Blick der Alten wie gefesselt waren, da sie nun ihren Kopf hob und zu ihnen empor schaute. Daeon spürte sofort, das diese ältere Dame kein Mensch war und noch während ihm diese Erkenntnis kam, hörte er, wie Cassandra die Treppe hinabrannte.
"Daddy, jetzt aber ganz schnell, deinem Töchterchen hinterher", rief Belial als Daeon sofort los hechtete um ihr zu folgen. Bei den Worten des Rotschopfs kam er jedoch ruckartig und über den staubigen Boden schlitternd, zum Stehen, wirbelte herum, stampfte auf Belial zu und verpasste ihm einen Hieb, sodass Belial zu Boden flog.
"Bei Cassandra dulde ich es, aber du hörst gefälligst auf damit. Ich bin nicht ihr Daddy", fauchte Daeon ihn an.
"Ihrer nicht, aber wer weiß, eines Tages wirst du der Daddy von jemand anderen sein", erwiderte Belial und wackelte neckend mit seinen Augenbrauen. Daeon errötete, die Vorstellung ein Vater zu werden, brachte ihn verlegen zum Hüsteln. Rasch, da er das blöde Grinsen seiner Freunde, die von seinem Wunsch ein Vater zu werden wussten, nicht ertragen konnte, wirbelte er herum und hechtete Cassandra hinterher, von der er hörte, dass sie gerade polternd das Haus verließ. Er wusste, er konnte sie nicht mehr einholen und überbrückte die Entfernung zu ihr mithilfe seiner Teleportation. Er entdeckte Cassandra nun in den Armen der fremden Frau.
"Ihr kennt euch?", fragte er überrascht und schaute genauso verdutzt wie die anderen, die nun neben ihm auftauchten. Mit einem Nicken löste sich Cassandra von der fremden und Daeon zog sie sogleich zu sich.
"Wer seid ihr?", fragte er an die Alte gewandt und war nicht bereit ihr zu Vertrauen, sie war kein Mensch, ganz eindeutig nicht und dies könnte große Gefahr für seine Liebste bedeuten. Das dumme war nur, das Cassandra keine Ahnung hatte und sein Misstrauen mit Missfallen erkannte.
"Das ist Belle", erklärte sie und erzählte ihnen hastig, das Belle einst im Dorf gelebt und das Waisenhaus oft besucht hatte.
"Genau genommen ist mein Name Belestia aber ihr dürft mich ruhig Belle nennen", erwiderte die Alte und lächelte als sie den skeptischen Blick von Daeon bemerkte.
"Ich sehe schon, ihr habt mich durchschaut. Nicht anders von euch zu erwarten, Daemon", sagte Belle und Cassandra wunderte sich sehr, das Daeon nun erschrocken nach Luft schnappte.
"Wer ist Daemon?", fragte Cassandra.
"Der wahre Name, des Mannes, neben dir", erklärte Belle und Cassandra schaute erschrocken zu Daeon, der ihr mit einem Nicken zu verstehen gab, das die Alte die Wahrheit sprach. Cassandra wusste nicht, welche Erkenntnis schlimmer war, die, das Daeon ein falscher Name war oder das Belle ihn kannte. Bedeutete das etwa, sie wusste auch, was er war?
"Ich bin nicht euer Feind Daemon. Stets haben ich und mein Meister über Selina gewacht, solange, bis der Moment gekommen war, euch wieder zu vereinen", sagte Belle und Cassandra horchte alarmiert auf.
"Wer ist Selina?", fragte sie.
"Du! In deinem früheren Leben, trugst du diesen Namen", erklärte Daeon und Cassandra hätte nicht verwirrter sein können. Nie hatte sie die Hintergründe hinterfragt und war davon ausgegangen, auch früher Cassandra geheißen zu haben. Wie dumm von ihr. Argwöhnisch sah sie zu den sechs Idioten.
"Jetzt sagt mir bitte nicht, das ihr eigentlich auch andere Namen habt?", fragte sie.
"Nö, ich bin und bleibe Belial, genauso, wie Azazel nun mal Azazel ist", antwortete der Rotschopf mit einem leicht schiefen Grinsen. Die anderen jedoch, gaben ihr mit ausweichenden Blicken zu verstehen, das sie in Wahrheit einen anderen Namen trugen. Cassandra kam darauf nicht klar und sie beschloss, dies später genauer zu ergründen. Wichtiger war nun, wer Belle war und woher sie die wahren Namen kannte. Da konnte doch was nicht stimmen, war Belle überhaupt ein Mensch? Cassandra betrachtete sich die ältere ganz genau. Sie war in den letzten Jahren nicht weiter gealtert, was sehr sonderbar war. Sie müsste nun um die hundert Jahre alt sein.
"Wer ist euer Meister, von dem ihr spracht? Und weshalb scheint ihr genau gewusst zu haben, das wir hierherkommen würden?", fragte Daeon der seinen Argwohn noch nicht verloren hatte und nicht erlaubte, das sich Cassandra der alten näherte.
"Das werde ich euch erklären, doch nicht hier, nicht jetzt. Der Feind ist nah, näher als ihr glaubt. Er belauscht uns bereits", antwortete Belle und wandte sich mit einem Lächeln an Cassandra, die sich sogleich enger gegen Daeon drängte. Die Vorstellung, das Balthasar in der Nähe sein könnte, machte ihr Angst.
"Erinnerst du dich noch an mein Haus?", fragte Belle und Cassandra nickte.
"Treffen wir uns dort, wenn die Sonne untergeht", sagte Belle und dann verschwand sie im nichts. Entsetzt schnappte Cassandra nach Atem, war ihr mit diesem Verschwinden doch sogleich klar, das Belle ein Wesen, wie die dämonischen Sieben sein musste. Was hatte das alles nur zu bedeuten? War Belle ein Freund oder ein Feind?

Die Braut des Schattens (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt