Die folgende Nacht verlief für Cassandra ziemlich gut, denn obwohl ihre Nerven dank Daeon am Flattern gewesen waren, hatte sie keine Probleme einzuschlafen. Selbst der unheimliche Traum, der sie sonst in jedem Schlaf besuchte, blieb ihr diesmal fern. Doch dafür war der neue Morgen das große Grauen. Ihre Glieder schmerzten sonderbar und ihre Nase lief wie ein offener Wasserhahn. Auch ihr Hals schmerzte, was dazu führte, das sie ständig Husten musste. Offensichtlich hatte sie sich mal wieder eine Erkältung eingefangen. Leider keine Seltenheit, sie war ziemlich anfällig dafür, doch meistens war nach einem Tag Erholung alles wieder gut. Cassandra hoffte, diesmal würde es auch so sein. Mühselig kroch sie aus ihrem Bett empor und torkelte in das Badezimmer. Nachdem sie sich dort unter mehrmaligem Husten und putzen ihrer Nase, endlich gewaschen und angekleidet hatte, schleppte sie sich in das Wohnzimmer. Dort nahm sie ihr Handy an sich und ließ sich jammernd auf der Couch nieder. Heftig hustend öffnete sie den Gruppenchat mit ihren Freunden um einen Hilferuf abzuschicken.
"Leute, ich bin krank". Es dauerte nicht lange bis ihre Freunde in gespielte Panik verfielen.
Michael: "Wir machen uns sofort auf den Weg zu dir, halte durch".
Sarah: "Bleib stark und tapfer, stirb uns bloß nicht weg".
Stuart: "Scheiße Cassy, hast du auch genügend Medikamente daheim? Ich bringe welche mit, nur zur Sicherheit".
Andrew: "Bewege sich so wenig wie möglich, wir dürfen nichts Riskieren". Cassandra musste lachen, bei den Worten ihrer Freunde ging es ihr sogleich ein wenig besser. Es war schön zu sehen, dass sie nicht zögerten und sofort für sie da waren. Solche Freunde waren nicht leicht zu finden und Cassandra war sich bewusst, welches Glück sie doch hatte. Doch da kamen plötzlich weitere Nachrichten von unbekannten Nummern, doch die Worte ließen sie schnell erahnen, wem diese Nummern gehörten. Ihr Entsetzten hätte nicht größer sein können, weshalb und seit wann waren Daeon und seine bekloppten Kumpels im Chat?
Daeon: "Ich bin gleich bei dir mein Schatz".
Belial: "Ähm, was genau bedeutet es, krank zu sein?".
Jeremy: "Ich habe gelesen, das Krank sein bedeutet, man ist Erkältet. Dann sind die Menschen voller komischer Viren. Cassy sollte wirklich besser auf sich Acht geben".
Azazel: "Gute Besserung".
George: "Sollen wir die Viren verprügeln?".
Gregor: "Soweit ich das verstanden habe, kann man Viren nicht verprügeln, Bro".
Samuel: "Menschen sind ziemlich Schwach und anfällig für so etwas. Wir sollten Cassy lieber schnell in unsere Welt bringen, damit sie vor diesen Viren sicher ist".
Michael: "Von welcher Welt sprichst du? Gibt es da keine Viren?".
Daeon: "Samuel, pass auf was du schreibst, schalt dein Gehirn ein und ... (Den Rest schrieb er in einer unbekannten Sprache)". Cassandra konnte kaum glauben was sie dort lesen musste. Warum waren diese Idioten in der Gruppe? Und was für eine komische Sprache benutzte Daeon da? Wussten die Idioten wirklich nicht was eine Erkältung war? Und was hatte Samuel mit der anderen Welt gemeint? Wie bescheuert waren die eigentlich?
"Wer hat die Deppen in die Gruppe eingeladen?", schrieb sie hastig.
Sarah: "Das war Michael am gestrigen Abend".
Michael: "Bleib locker, so können wir uns alle besser verständigen, da wir nun alle zusammen Arbeiten, dachte ich, es könnte sehr Hilfreich sein".
George: "Deppen? Das ist ein Schimpfwort, oder? Cassy, du brichst mir das Herz". Cassandra konnte nur fassungslos mit ihrem Kopf schütteln. Weshalb hatte sie das dumme Gefühl, das ihre Freunde längst dem Zauber der göttlichen Sieben verfallen waren?
"Deppen? Das war wirklich nicht sehr Nett von dir", flüsterte es plötzlich hinter ihr. Mit einem lauten Aufschrei sprang Cassandra von der Couch empor und wirbelte herum. Die Angst, die sie fühlte, als sie Daeon mitten in ihrem Wohnzimmer stehen sah, war kaum zu beschreiben.
"Wo kommst du denn jetzt so plötzlich her?", rief sie panisch.
"Von nebenan natürlich", antwortete er und musterte sie von oben bis unten.
"Und wie genau kamst du in meine Wohnung?", fragte sie voller Argwohn.
"Durch die Tür?", meinte er und sie war Alarmiert. Seine Antwort klang mehr wie eine Frage, was schnell klarmachte, das er log. Noch dazu konnte man ohne einen passenden Schlüssel von außen nicht die Tür öffnen. Panik erfüllte sie, hatte er etwa einen Schlüssel zu ihrer Wohnung? War er doch ein Stalker? Weshalb hatte sie sein kommen nicht einmal bemerkt?
"Was hast du vor?", schrie sie als er plötzlich rasch zu ihr trat, so schnell, dass sie nicht mehr reagieren konnte und schwungvoll von ihm empor gehoben wurde. Errötend lag sie da nun in seinen Armen und musste sich eingestehen, dass es ihr gefiel. Oh nein, das war nicht gut, sie war dabei ihrem Stalker zu verfallen. Das konnte nur schlimm enden.
"Lass mich sofort runter", schrie sie und musste sogleich kräftig Husten.
"Du brauchst Ruhe, ich werde dich in dein Bett bringen", sagte er und trug sie zielstrebig in ihr Schlafzimmer. Cassandra fehlten jegliche Worte als er sie in ihrem Bett absetzte und sogar zudeckte. Woher genau hatte er eigentlich gewusst, in welchen der Räume sich ihr Schlafzimmer befand?
"Ich war noch nie mit Viren belastet, was macht ihr Menschen dagegen?", fragte er.
"Ihr Menschen? Das klingt ziemlich sonderbar aber jeder war doch schon mal Erkältet", sagte sie und fühlte sich ganz Merkwürdig, da sie mit ihm alleine in ihrem Schlafzimmer war.
"Eine lächerliche Erkältung kann mir nichts anhaben", sagte Daeon.
"Ähm, hältst du dich für einen Gott oder so?", fragte sie und er nickte. Cassandra rollte entnervt mit ihren Augen. Sollte sie diesem Möchtegern einmal kräftig in das Gesicht husten?
"Bringe mir ein paar Taschentücher und verschwinde dann", bat sie und zog Geräuschvoll die angesammelte Rotze in ihrer Nase nach oben. Das dies ziemlich Eklig ist, war ihr durchaus bewusst. Sie hoffte, es würde Daeon auf Abstand halten. Prüfend sah sich Daeon in ihrem Schlafzimmer um, ehe er zielstrebig auf die weiße Kommode zulief und dort die oberste Schublade öffnete. Cassandra bekam einen halben Herzinfarkt, weil er nun leider Gottes einen Einblick auf ihre gesamte Unterwäsche hatte.
"Daeon, mache die Schublade wieder zu, spinnst du?", kreischte sie los und lief Feuerrot an als er einen Slip hervorholte und ihn sich betrachtete. Das Teil war Durchsichtig, getragen hatte sie es noch nie. Es war eines von vielen peinlichen Geschenken, die ihr Sarah gemacht hatte.
"Trägst du so etwas?", fragte er.
"Das geht dich einen feuchten Dreck an, leg ihn zurück und mache die Schublade zu", schimpfte sie und ihre Augen weiteten sich als er den Slip in seinen Händen dehnte.
"Alleine die Vorstellung wie du nur das hier trägst, raubt mir beinahe den Verstand", murmelte er und im nächsten Moment flog ihm ein Kissen an den Kopf.
"Daeon, leg ihn zurück", drohte Cassandra und mit einem Grinsen ließ er den Slip gehorchend in der Schublade verschwinden, ehe er diese mit seinen Hüften zustieß.
"Schon gut Baby, wo sind diese besagten Taschentücher?", fragte er und hob das Kissen auf, das sie zuvor nach ihm geworfen hatte.
"Nenne mich nicht so", knurrte sie und fing das Kissen auf als er es ihr zuwarf.
"Wie soll ich dich nicht nennen Baby?".
"So, genau so", zischte sie und er lachte leise.
"Wie du willst mein Liebling", sagte er und Cassandra schlug sich genervt gegen die eigene Stirn. Der Kerl war einfach nicht zu ertragen und doch wollte sich ihr Herz einfach nicht mehr beruhigen. Es pumpte schneller als ihr lieb war. Von ihren eigenen Gefühlen genervt, zeigte sie auf die Taschentücher, die auf dem Fenstersims lagen. Gehorchend brachte Daeon ihr diese und sie schnäuzte sich geräuschvoll die Nase. Leider machte Daeon keine Anstalten zu gehen und sie überlegte, wie sie ihn wieder loswerden sollte. Zu ihrem Glück klingelte es nun an der Tür.
"Bleib liegen, ich mache auf", sagte Daeon und verschwand. Kurz darauf hörte sie die Stimmen ihrer Freunde. Komischerweise schienen diese nicht im geringsten Aufgebracht zu sein, das Daeon ihnen die Tür geöffnet hatte. Hatten sie keine Angst sie mit ihm alleine zu wissen?
"Cassy alles okay?", fragte Sarah die als Erstes in das Schlafzimmer stürmte.
"Komm mir lieber nicht zu nahe, sonst stecke ich dich noch an", sagte Cassandra, doch Sarah winkte nur ab und fühlte prüfend die Stirn von Cassandra.
"Fieber hast du wohl nicht", sagte sie und schon polterten die anderen in das Schlafzimmer. Cassandra glaubte ihren eigenen Augen nicht. Schön war es ihre Freunde zu sehen aber sie wusste beim besten Willen nicht, weshalb auch Daeon und seine Kumpels hier waren. Nicht zu fassen, wer hatte ihnen erlaubt einfach so ihr Schlafzimmer zu betreten, geschweige denn, ihre Wohnung? Am liebsten hätte sie jetzt eine Szene gemacht, doch sie fühlte sich einfach zu schwach dafür. Allerdings ließ sie es sich nicht nehmen allen einen bösen Blick zu schenken, auch ihren Freunden. Wütend war sie und fühlte sich betrogen. Ihre Freunde schienen sich ziemlich gut mit Daeon uns seinen Kumpels zu verstehen. Sahen sie ihn ihm keine Gefahr mehr?
"Wir sorgen schon dafür das du schnell wieder gesund wirst", meinte Stuart und in den folgenden zwei Stunden war an Ruhe nicht mehr zu denken. Cassandra wurde mit Medikamenten und Tees vollgepumpt. Sie wurde von vorne bis hinten bedient und alle taten so als könne sie ihnen wegsterben. Genervt war sie und wollte einfach nur noch Schlafen. Doch selbst als sich die Bande in das Wohnzimmer zurückzog und Cassandra endlich alleine war, konnte man von Ruhe nicht reden. Deutlich waren die Stimmen der anderen zu hören, die sich bestens zu verstehen schienen.
"Was habe ich verpasst, warum sind die alle plötzlich beste Freunde?", grummelte sie leise und verärgert in ihr Kissen, ehe es plötzlich laut knallte. Irgendetwas war im Wohnzimmer zu Bruch gegangen.
"Kannst du nicht aufpassen du dämlicher Trampel", schimpfte Sarah lautstark.
"Entschuldigung", kam es kühl von Azazel zurück.
"Wie soll sich Cassy bei diesem Krach erholen", schimpfte Andrew.
"Ich sagte doch schon, Entschuldigung", kam es gereizt von Azazel zurück. Cassandra stöhnte genervt auf und fragte sich, was dieser Depp da gerade Kaputt gemacht hatte. Frustriert zog sie sich die Decke über den Kopf und versuchte die Vollidioten zu ignorieren. Nach einigen Minuten driftete sie endlich in den Schlaf hinein und durchlebte dort erneut diesen schrecklichen Traum. Einen Traum, in dem sie starb und wo jemand um sie weinte, der sie offenbar sehr liebte. Der Traum endete genauso wie immer und als Cassandra aus ihrem Schlaf erwachte, liefen ihr unaufhörlich die Tränen. Kräftig schniefte sie und setzte sich aufrecht. Was hatte dieser Traum, der immer wieder kehrte, nur zu bedeuten? Was oder wer war dieser Schatten, für dem sie so viel Liebe empfand? Nachdem es ihr gelungen war, sich wieder zu beruhigen, bemerkte sie verwundert, dass es ihr schon deutlich besser ging. Ihr Hals schmerzte zwar noch ein wenig, aber ansonsten schien die Erkältung verschwunden zu sein. Wie lange hatte sie wohl geschlafen? Offensichtlich beinahe den ganzen Tag, denn ihr Schlafzimmer lag in völliger Dunkelheit, was bedeutete, dass die Nacht hereingebrochen war. Suchend tastete sie nach ihrer Nachttischlampe und schaltete sie ein. In ihrem Apartment war es unheimlich still und so erhob sie sich. Mit einem Blick in jeden Raum erkannte sie, das niemand mehr hier war. Auf dem Küchentisch fand sie einen Zettel und Cassandra erkannte die Handschrift von Sarah darauf wieder.
"Wir sind alle im Club, mache dir keine Sorgen wir packen das auch ohne dich. Erhole dich gut". Cassandra fluchte leise und ärgerte sich sehr, das man sie nicht geweckt hatte. Was viel ihren Freunden eigentlich ein, den Club ohne sie öffnen? Ging auch wirklich alles gut? Kamen genug Gäste? Benahmen sich Daeon und sein Pack oder machten sie wieder Ärger? Da sich Cassandra wieder Gesund fühlte, beschloss sie, dem Club einen Kontrollbesuch abzustatten. Doch just in diesen Moment klingelte jemand an ihrer Tür. Mehrmalig und drängelnd. Waren das ihre Freunde, war im Club etwas passiert? Alle möglichen Szenarien gingen ihr durch den Kopf und so eilte sie mit einem mulmigen Gefühl auf die Tür zu. Dabei bemerkte sie, dass eine Vase auf der Kommode neben dem Fernseher fehlte. Sie erinnerte sich daran das Azazel etwas kaputt gemacht hatte.
"Warum ausgerechnet meine schöne Vase?", grummelte sie und öffnete die Tür. Sie wünschte, sie hätte es nicht getan, denn davor stand jemand, mit dem sie nicht gerechnet hatte. David und er war ganz eindeutig sehr angetrunken. Er schwankte stark und ihre feine Nase nahm den widerlichen Gestank wahr. Er murmelte etwas Unverständliches, schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Cassandra versuchte ruhe zu bewahren, sein auftauchen machte ihr große Angst aber das wollte sie ihm nicht zeigen. Sie wollte ihm nicht einmal die Möglichkeit geben sein Auftauchen zu erklären. Entschlossen wollte sie die Tür rasch wieder schließen, doch sie hatte seinen Zustand wohl unterschätzt. Mit voller Kraft warf er sich gegen die zufallende Tür und stieß diese wieder auf, so schwungvoll, das Cassandra rückwärts stolperte. Dies nutzte er, um einzutreten. Nun konnte Cassandra ihre Furcht nicht mehr verbergen.
"Verschwinde auf der Stelle oder ich rufe die Polizei", rief sie, doch David lachte nur spöttisch. Natürlich fürchtete er die Polizei nicht, sein Vater hatte dort viele Freunde und die Hälfte der Polizei war bestechlich. Konsequenzen hatte er keine zu erwarten, selbst wenn sie ihn verklagte, war es hoffnungslos. Sein Vater würde dafür Sorgen, das man David glaubte und Cassandra würde als die Lügnerin dargestellt werden. Sie war sich ziemlich sicher, dass es so kommen würde.
"Ich weiß, dass du alleine bist, habe das Haus beobachtet ...", sagte David und Cassandra erkannte, das seine Betrunkenheit nur gespielt war, da er sehr deutlich und klar sprach. Intus hatte er genügend aber er war bei Verstand.
"... ich sah deinen Freund gehen mit deinen Freunden", sprach er weiter und Cassandra überlegte was sie tun sollte. Sie wusste, diese Situation war alles andere als gut. Instinktiv spürte sie, dass David nichts Gutes plante. Sollte sie laut um Hilfe rufen in der Hoffnung einer ihrer Nachbarn würde sie hören? Die Chancen waren wohl ziemlich gering, da es ein Samstagabend war und die Bewohner des Hauses am Wochenende so gut wie nie daheim waren. Die meisten waren Studenten, die am Wochenende auf Partys gingen oder ihre Familie besuchten. Sie musste es dennoch versuchen. David behielt sie ganz genau im Auge, während er nun begann sich ihrer zu nähern. Langsam und bedrohlich.
"Was hast du vor?", fragte sie und wich vor ihm zurück.
"Was glaubst du wohl? Ich war viel zu gutmütig zu dir süße, ich hätte dich von Anfang an zu deinem Glück mit mir zwingen sollen. Ha, wie kannst du es wagen, einen anderen Mann zu küssen? Es hat mich schockiert, ich war wirklich enttäuscht und dann wurde ich wütend", sagte er und Cassandra schielte zum Couchtisch. Dort lag ihr Handy und sie wusste, sie musste irgendwie Hilfe holen. Gerade als sie dies dachte, überbrückte David den letzten Abstand zu ihr geschwind und wollte sie packen. Mit einem Sprung nach hinten, konnte sie seinem Griff entkommen und als sie in sein Gesicht sah, war dieses vor Wut und Gier verzerrt. Ihr Dämmerte, was er vorhatte, von Angst erfüllt hechtete sie zu ihrem Handy. Er folgte ihr, versuchte sie zu fangen. Cassandra gelang es ihr Handy an sich zu bringen, doch sie musste David immer wieder ausweichen, der von Sekunde zu Sekunde wütender und Aggressiver wurde. Lauthals begann er sie zu beschimpfen, dass sie eine Schlampe sei und er ihr Anstand lehren würde. Während sie vor ihm floh und immer wieder versuchte zur offenen Tür zu gelangen, was jedoch stets scheiterte da er ihr den Weg ständig versperrte, rief sie lauthals um Hilfe und öffnete mit zittrigen Händen den Gruppenchat mit ihren Freunden.
"Hilfe ...!". Mehr bekam sie nicht zustande, da David sie nun zu fassen bekam. Geistesgegenwärtig schickte sie die Nachricht ab und im nächsten Moment schlug er ihr das Handy aus den Händen. Es landete nicht unweit von ihr am Boden. Würden ihre Freunde den ernst der Lage erkennen? Selbst wenn sie es täten, bis sie hier wären, war alles zu spät. Cassandra wusste, sie musste kämpfen wie eine Löwin, tat sie es nicht, würde David sie vergewaltigen. Denn genau das hatte er vor, wie er bewies, als er nun an ihrer Kleidung zu zerren begann. Cassandra schrie und schlug auf ihn ein, versuchte sich verzweifelt von ihm zu befreien.
"Höre auf dich zu wehren, das wird dir gefallen", schimpfte David und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige, so heftig, dass sie zu Boden stürzte. Gleichzeitig begann ihr Handy verrückt zu spielen. Der Piepton der bei jeder eintreffenden Nachricht ertönte kam ohne Unterlass. Verwundert darüber hielt David kurz inne und starrte auf das Handy am Boden. Diesen Moment nutzte Cassandra, sie sprang auf und hechtete auf die offene Tür zur. Doch David war schneller, von hinten packte er sie, riss sie herum und schleuderte sie wuchtig zu Boden.
"Wo willst du hin? Ich bin noch nicht fertig mit dir", schrie er sie an und zeigte sein wahres Gesicht. Sein wahres Wesen, das sie schon damals zu Schulzeiten erkannt hatte, das er vor den Augen vieler jedoch versteckte. Zitternd wich sie auf allen vieren vor ihm zurück, so weit, bis ihr Rücken gegen ihre Couch stieß. Cassandra konnte vor Angst kaum noch Atmen, ihr Körper war wie gelähmt. In dem Augenblick wo David seine Hand nach ihr ausstreckte, begannen plötzlich die Lichter verrückt zu spielen. Die Lampen, die sie vorhin beim Durchlaufen ihrer Wohnung angeschaltet hatte, gingen nun eine nach der anderen wie aus Geisterhand aus. Finsternis umgab sie nun und nur dank der offenen Tür, von wo das Licht der nahen Straßenlaternen hineinschien, war Cassandra noch in der Lage die Umrisse von David zu erkennen. Er hatte innegehalten, war über die plötzliche Dunkelheit wohl genauso Verwirrt wie sie. Und dann hörten sie es, irgendwo im Dunkeln grollte es, ein leises bestialischen Knurren. Nicht nur Cassandra, sondern auch David versuchten den Ursprung des Lautes zu finden, doch sie sahen nichts außer Schwärze. Dann passierte es, ohne Vorwarnung. Es war so unglaublich, das Cassandra befürchtete unter irgendwelchen Drogen zu stehen. David schrie und sein Körper flog quer durch das gesamte Wohnzimmer. Brutal wurde er von einer unsichtbaren Macht gegen die Wand geschmettert. Als er von dort zu Boden flog, riss er einige Bücher und eine Blume von einem Regal. Sein schmerzhaftes Stöhnen vermischte sich mit dem lauten Scheppern des Blumentopfes, der krachend zu Bruch ging. Cassandra konnte nicht verstehen was da gerade passiert war. Wieder schrie David und er flog wuchtig zur Decke empor. Cassandra hätte sich beinahe übergeben als sie deutlich hörte, wie mehrere Knochen knackend brachen. David schrie wahrhaftig bestialisch, er litt furchtbare Schmerzen und als er wieder auf dem Boden knallte, war es plötzlich ruhig. Er bewegte sich nicht mehr, nur seine rasselnde Atmung bezeugte, dass er noch lebte. Cassandra fragte sich, ob dies wirklich geschah, brachten die vielen Medikamente sie zum Fantasieren? In der Dunkelheit bewegte sich etwas. Ein Schatten in der Finsternis? Dann sah sie es, die roten Augen. Der Schatten aus ihren Träumen.
"Das kann unmöglich echt sein", keuchte sie und erschauderte. Cassandra hätte schreien müssen, tat sie aber nicht, denn irgendwie fühlte sie sich sicher. Etwas an diesen roten Augen versprach ihr Geborgenheit. Und dann waren sie plötzlich fort und mit den roten Augen verschwand auch David. Mit einem lauten Surren gingen alle lichter wieder an und Cassandra fand sich alleine in ihrem demolierten Wohnzimmer wieder. Die Wand hatte eine tiefe Delle, da wo David eingeschlagen war und die Decke sah auch nicht besser aus. Die Bücher am Boden waren mit Blut befleckt und bezeugten, dass das eben erlebte Wirklichkeit gewesen war. In der ferne hörte sie die Stimmen ihrer Freunde und der Anblick ihres Wohnzimmers verschwamm vor ihren Augen. Sie verlor schließlich ihr Bewusstsein und das letzte, was sie sah, waren ihre Freunde, die panisch in ihr Apartment stürzten.
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Die Braut des Schattens (1)
FantasyZusammen mit ihren Freunden führt Cassandra einen Club, der nicht nur für seine Musik, sondern auch für seine köstlichen Cocktails bekannt ist. Ihr Leben ist manchmal recht hektisch, doch im Großen und Ganzen ist sie zufrieden. Eines Abends bekommt...