Kapitel 11 - Ein Date

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Cassandra war unglaublich nervös als sie zwei Stunden später die Villa verließ und zu Daeon trat, der draußen auf sie gewartet hatte. Als sie sah, wie er sie musterte, wurde sie ganz verlegen. Sie hatte sich selbst dabei erwischt, dass sie sich Hübsch gemacht hatte. Nun stand sie vor ihm, in einem hübschen Kleid, leicht geschminkt und mit sanften Wellen in ihrem Haar. Errötend fragte sie sich, ob sie übertrieben hatte.
"Du siehst bezaubernd aus", meinte Daeon und sie ließ sich nicht anmerken, wie erleichtert und glücklich sie über dieses Kompliment war. Ihrer Meinung nach sah er auch bezaubernd aus, das tat er immer, doch sie sagte es nicht. Stattdessen sah sie sich suchend um und versuchte ihre Nervosität zu zügeln. Das sie zugestimmt hatte mit ihm alleine den Tag zu verbringen, konnte sie immer noch nicht fassen. Hoffentlich würde das kein Fiasko werden.
"Wo ist dein Auto?", fragte sie, da außer dem Van von Michael, kein anderes Gefährt zu sehen war. Sie dachte Daeon habe sein Auto abseits geparkt, doch nun verkündete er ihr, das weder er noch seine Freunde ein Auto besaßen. Das erstaunte sie sehr und warf auch einige Fragen auf.
"Wie seid ihr dann hierhergekommen? Mit dem Zug? Mh, so schnell hättet ihr dann aber nicht Hiersein können. Noch dazu ist der Bahnhof sowie die Stadt einige Meilen weit entfernt, ein Taxi fährt hier wohl kaum in die Wildnis. Und das ihr zu Fuß von der Stadt aus hierher gelaufen seit, kann ich mir kaum vorstellen, das hätte eine Ewigkeit gedauert. Mit was genau seid ihr also gekommen?", fragte sie.
"Mit was genau wir gekommen sind, bleibt ein Geheimnis. Es ist etwas, das ich mit dir nicht nutzen kann. Würde ich es tun, könnte dich das verstören", antwortete er und sie hätte nicht verwirrter sein können. Wie meinte er das nun schon wieder? Verärgerung machte sich in ihr breit.
"Und wie genau sollen wir dann jetzt in die Stadt kommen? Wie ich eben schon sagte, ist sie einige Meilen weit entfernt. Wie stellst du dir das vor?", fragte sie genervt. Daeon sah sich um und zeigte dann auf den Van von Michael.
"Bist du verrückt? Michael wird uns das niemals erlauben. Keiner darf seinen geliebten Van fahren, nicht einmal Sarah. Noch dazu haben wir den Schlüssel nicht", sagte sie und konnte kaum glauben was sie sah, als Daeon seine Hand hob und dort wie aus dem nichts, der Autoschlüssel von Michael baumelte. Wo hatte Daeon den so plötzlich her? Sicher war sie sich, dass seine Hand bis eben noch leer gewesen war. Sie konnte sich nicht vorstellen das Michael es erlaubt hatte und kam zu dem Entschluss das Daeon den Schlüssel gestohlen hatte. Natürlich hätte sie sofort mit ihm schimpfen müssen, doch was sie nun zu sehen bekam, war zu komisch. Daeon schloss den Van auf und setzte sich auf den Beifahrersitz. Er wirkte leicht verwirrt als er sich die Armaturen betrachtete. Es sah aus als habe er keine Ahnung wie solch ein Auto funktionierte.
"Kannst du überhaupt ein Auto fahren?", fragte sie voller Argwohn.
"Aber sicher mein Schätzchen, ich kann alles", antwortete er und versuchte den Schlüssel doch tatsächlich in das Schlüsselloch des Handschuhfaches zu stecken. Also entweder erlaubte er sich gerade einen Scherz mit ihr oder er war wirklich der blödeste Mensch auf Erden.
"Bist du dir da auch wirklich sicher? Immerhin sitzt du gerade auf der falschen Seite", sagte sie und hätte beinahe laut aufgelacht als Daeon vor Schmach errötete. Verlegen hüstelte er, stieg aus und umrundete den Van. Als er sich auf dem Fahrersitz niederließ, betrachtete er nun verwirrt das Lenkrad und den Schaltknüppel.
"Du hast wohl noch nie zuvor in einem Auto gesessen, oder?", fragte sie und lachte schallend los als er versehentlich auf die Hupe kam und vor Schreck im Sitz aufsprang, was zur Folge hatte, das er mit dem Kopf unsanft gegen die Decke des Autos krachte. Cassandra lachte und lachte, so sehr, das ihr Bauch schon zu schmerzen begann.
"Hör auf zu Lachen, ich brauche nur eine Minute. Dieses blöde Auto ist genauso kompliziert wie diese elendigen Handys", schimpfte er und genierte sich offensichtlich vor ihr. Sofort erstarb ihr lachen und sie fragte sich, ob er das ernst meinte. Selbst ein Handy war ihm fremd gewesen? Oje, war er vielleicht ein Alien? Cassandra versuchte sich einen Daeon vorzustellen, der verzweifelt ein Handy studierte und es zu verstehen versuchte. Diese Vorstellung ließ sie Schmunzeln. Daeon legte nun beide Hände auf das Lenkrad und schloss seine Augen. Was machte er da? Cassandra erschauderte als sie bemerkte, das sich alles um sie herum ein wenig zu verdunkeln schien. Komisch war es, stand die Sonne doch strahlend am Himmel und keine Wolke war in Sicht. Irgendwie jedoch, schien die Luft unter Spannung zu stehen. Dann, als Daeon seine Augen wieder aufschlug, war das sonderbare Gefühl verschwunden.
"Nun verstehe ich wie es Funktioniert", sagte er, doch irgendwie zweifelte sie an seinen Worten. Sie wusste einfach nicht, wann sie ihn ernst nehmen konnte und wann nicht. Grinsend klopfte er auf den Beifahrersitz und gab ihr zu verstehen, das sie einsteigen sollte.
"Und du kannst auch wirklich ein Auto fahren?", fragte sie und nahm zögernd neben ihm Platz. Daeon nickte und startete den Motor, alles so reibungslos, das sie erleichtert Aufatmete und zu dem Entschluss kam, das er sie die ganze Zeit nur geärgert hatte. Dennoch schnallte sie sich an, nur um sicherzugehen. Der aufheulende Motor hallte weit in die Wälder hinein und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis ein panischer Michael aus der Villa gerannt kam. Als er sie und Daeon in seinem Van sitzend erblickte, lief er rot an vor Wut.
"Was macht ihr da in meinem Auto? Sofort raus da", brüllte er.
"Oh, er ist ziemlich wütend. Wir sollten lieber auf ihn hören", sagte Cassandra rasch, doch Daeon schien ihre Meinung nicht zu teilen. Frech zeigte er Michael den Stinkefinger. Cassandra wollte mit ihm schimpfen, doch er fuhr los, im unglaublichen Tempo rückwärts, einen halsbrecherischen Drift vollführend und dann mit Vollgas gerade aus. Cassandra hörte ihr eigenes Kreischen kaum, zu beschäftigt war sie, sich irgendwo festzuhalten.
"Willst du uns umbringen?", schrie sie und klammerte sich am Haltegriff über dem Fenster fest.
"Das macht wirklich Spaß, ich sollte mir auch ein Auto zulegen", meinte Daeon fröhlich und raste wie eine besoffene Sau über den holprigen Waldweg dahin. Cassandra schrie als sie beinahe einen Baum rammten, doch Daeon riss rechtzeitig den Lenker scharf herum so das sie dem Zusammenprall entkamen. Cassandra durchlitt nicht nur Todesängste, sie stand auch kurz davor sich gleich Erbrechen zu müssen. Noch schlimmer wurde es als sie den unebenen Waldweg hinter sich ließen und auf die Landstraße fuhren. Daeon mutierte zu einem Geisterfahrer. Er fuhr tatsächlich auf der falschen Seite und beschimpfte die entgegen kommenden Autos, die wie verrückt hupten und ihnen auszuweichen versuchten. Cassandra war sich sicher, das Daeon einen totalen Vollknall hatte.
"HALT SOFORT AN", schrie sie und erlitt beinahe einen Herzinfarkt als sie gerade noch rechtzeitig einem nahenden LKW ausweichen konnten. Daeon schien zu dem Entschluss zu kommen, das es besser wäre ihr zu gehorchen und vollführte auf einem Seitenstreifen eine brutale Vollbremsung. Cassandra konnte von Glück reden, dass sie sich angeschnallt hatte, sonst wäre sie vermutlich aus dem Fenster geschleudert worden.
"Lief doch gut, wenn man bedenkt, das es mein erstes Mal war, oder?", fragte Daeon, während Cassandra heftig nach Luft schnappte und Gott dafür dankte, das sie dies Überlebt hatte. Als sie dann jedoch den Sinn seiner Worte begriff, hätte sie nicht entsetzter sein können.
"Dein erstes Mal? Ist das jetzt dein beschissener Ernst?", schrie sie ihn an.
"Wir sind doch gut vorangekommen, ist dir schlecht Baby? Du siehst so Blass aus", sagte er und mit einem bösen Fluch, schnallte sie sich ab, stieg aus und umrundete das Auto.
"Steig sofort aus", zürnte sie ihn an, nachdem sie seine Fahrertür aufgerissen hatte. Daeon gehorchte ihr brav und sie wechselten die Plätze.
"Hast du überhaupt einen Führerschein?", fragte er und sie hätte ihn liebend gerne erwürgt.
"Habe ich, aber bisher noch kein eigenes Auto. Ich kann besser und sicherer fahren als du", schimpfte sie, startete den Wagen und fuhr als Erstes auf die richtige Spur. Gemächlich und langsam tuckerte das Auto dann dahin und Cassandra bemerkte, das die wilde Fahrt zuvor, dem Van sichtlich geschadet hatte. Staub und Dreck klebte am Auto und umherwirbelnde Steine hatten für schwerwiegende Lackschäden gesorgt.
"Eines ist sicher, Michael wird uns umbringen", murmelte Cassandra und überlegte Fieberhaft, ob es eine Möglichkeit gebe, das Auto innerhalb weniger Stunden reparieren zu lassen. Ihr fiel jedoch keine Lösung ein und so war sie sich sicher, mit Michael in einen riesigen Streit zu geraten. Wenn sie Glück hatte, würde er ihr keine Schuld geben, sondern seinen Frust an Daeon auslassen. Eine Stunde und einige frustrierte Gedanken später, erreichten sie die Stadt und Cassandra parkte den Van auf einem großen Parkplatz, der zu einem Einkaufszentrum gehörte. Der Schrecken steckte ihr immer noch in den Knochen und wütend sah sie zu Daeon, mit dem sie in der letzten Stunde kein Wort mehr gewechselt hatte.
"Kann es sein das du einen Dachschaden hast?", fragte sie.
"Dachschaden?", erwiderte er verwirrt und wusste offenbar nicht, was sie damit meinte. Augenrollend winkte sie ab und stieg aus.
"Warum hast du nicht einfach gesagt, das du kein Auto fahren kannst?", wollte sie wissen, als Daeon ebenfalls ausgestiegen war und sie das Auto verschloss.
"Ich konnte doch fahren", meinte er.
"Dass was du da vorhin abgeliefert hast, war beinahe Selbstmord", schimpfte sie.
"Wieso, was habe ich falsch gemacht?", wollte er wissen.
"Du bist gefahren, ohne auf die Straße zu achten, in einem Tempo, das uns beide den Hals hätte kosten können. Noch dazu bist du auf der falschen Spur gefahren und hast nicht nur uns, sondern auch andere gefährdet. Und das Auto ist völlig demoliert", sagte sie aufgebracht und zeigte anklagend zum Van, dessen Zustand Daeon erst jetzt zu erkennen schien.
"Verstehe, ich werde noch mehr darüber lernen müssen", flüsterte er und holte sein Handy hervor. Irgendjemanden rief er an und unterhielt sich mit ihm in einer sonderbaren, ihr befremdlichen Sprache. Da sie kein Wort von dem verstand, was da gesprochen wurde, zuckte sie nur mit ihren Schultern und ließ Daeon mitten auf dem Parkplatz stehen.
"Sarah meinte heute Morgen zu mir, das du Eis magst, sollen wir eines Essen?", fragte Daeon, als er das Telefonat beendet und zu ihr aufgeholt hatte. Cassandra nickte, ein leckeres Eis würde vielleicht helfen ihr den Schrecken zu nehmen. Doch nachdem sie sich mit Daeon in einer hübschen kleinen Eisdiele niedergelassen hatte, erwartete sie dort bereits die nächste Überraschung. Daeon offenbarte ihr nämlich das er nicht wusste, was Eis überhaupt ist und es noch nie zuvor gegessen hätte. Verwundert begann sie sich zu fragen, aus welchem Land er wohl käme. Seine Sprache war ihr nicht bekannt und es musste ein Land sein, das weder Autos, noch Polizei, noch Eis hatte. Ach und Handys auch nicht. War er vielleicht im Dschungel aufgewachsen? Sie schmunzelte bei diesem Gedanken und bestellte für sich und ihn einen großen Becher voller Erdbeereis. Nachdem sie ihre Bestellung erhalten hatten, stürzte Cassandra sofort über ihr Eis her. Daeon hingegen betrachtete seinen Becher mit großer Skepsis, so als wäre darin Gift.
"Du wirst daran nicht Sterben, probiere es ruhig", sagte sie und zögernd nahm Daeon einen Löffel voll von dem Eis in den Mund und erstarrte. Das es Kalt war, hatte er wohl nicht erwartet und seinem Gesichtsausdruck nach erlitt er gerade einen Kälteschock. Cassandra konnte nicht anders und lachte ihn aus. Doch nachdem Daeon seine Überraschung überwunden hatte, schien er gefallen, an dem Geschmack zu finden, er löffelte seinen Becher, nämlich in Rekordzeit leer.
"Daeon, von wo genau kommst du eigentlich?", fragte sie.
"Das ist schwer zu erklären und glauben würdest du mir auch nicht. Es ist ein Ort, den ihr Menschen nicht kennt. Eines Tages, wenn du bereit dafür bist, werde ich dir meine und auch deine Heimat zeigen", antwortete er und sie runzelte verwirrt die Stirn. Ein Ort den Menschen nicht kannten? Weshalb sprach er immer so merkwürdig?
"Ich verstehe nicht, wie man kein Eis kennen kann. Noch dazu war dir das Auto völlig fremd", sagte sie und er lachte, was sie besonders Faszinierend fand. Er hatte ein schönes Lachen und sie erwischte sich dabei, wie sie ihn verträumt anstarrte. Verlegen hüstelte sie und widmete ihre Aufmerksamkeit den Überresten ihres Eises.
"Wenn du das schon merkwürdig findest, dann solltest du froh sein nicht gesehen zu haben, wie dämlich meine Kumpels und auch ich uns angestellt haben als wir erstmals ein Handy in Händen hielten", sagte er und nun war sie es, die lachte.
"Dort wo wir herkommen, gibt es viele Dinge aus dieser Welt nicht. Jedoch muss ich zugeben, dass ich so manches sehr praktisch finde", sagte er und wieder wunderte sie sich über seine Wortwahl.
"Nach der Nacht als ich mit Azazel und Belial bei dir im Club war und wo es so ... ähm, ausgeartet ist, wollte sich Azazel eine Tiefkühlpizza in der Mikrowelle machen. Belial hatte behauptet, das er gehört habe, das Menschen es oft so machten, wenn sie keine Zeit haben groß zu Kochen. Nun ja, die Pizza ist wortwörtlich explodiert und die Mikrowelle hat Funken geschlagen", erzählte Daeon und Cassandra wäre vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen.
"Wie habt ihr das denn geschafft?", fragte sie kichernd.
"Ich habe keine Ahnung was wir falsch gemacht haben", gestand Daeon und erklärte, dass es das erste Mal gewesen sei, das sie eine Mikrowelle genutzt hatten.
"Danach haben wir uns eine Pizza bestellt, die war auch echt lecker, neben dem Eis hier, das beste was ich bisher in dieser Welt gegessen habe", murmelte er und Cassandra begann es zu Hassen, dass er immer so sprach, als käme er wirklich von einem anderen Stern. Würde es ihr jemals gelingen das Rätsel, um ihn zu lösen? Wollte sie das überhaupt? Da war, sie sich nicht so sicher aber eines das wusste sie, mit ihm alleine zu sein, war gar nicht so schlimm wie befürchtet. Okay den vorfall mit dem Van ignorierte sie gekonnt aber es war wirklich so, das sie sich gerade sehr wohlfühlte. Dies änderte sich jedoch rasch als sie die Eisdiele verließen und durch das Einkaufscenter spazierten. Dank Daeon schämte sich Cassandra in Grund und Boden. An jedem verdammten Schaufenster blieb er stehen, drückte sich die Nase an der Scheibe platt und benahm sich wie ein Kleinkind, das erstmals Spielzeug zu Gesicht bekam. Viele der Passanten schmunzelten und tuschelten über Daeon, der sich daran aber gar nicht störte. Es war unfassbar, wie viele Fragen er hatte und so verbrachte Cassandra die nächsten Minuten damit, ihm zu erklären, wie ein Eierkocher und ein Staubsauger funktionierte.
"Vielleicht ist er doch ein Alien", dachte sie und schmunzelte.
"Ihr Menschen seit wirklich Faszinierend, streng genommen seit ihr schwach und Wertlos aber ihr habt Talent darin tolle Dinge zu entwickeln", sagte Daeon als er Cassandra in eine kleine Boutique folgte, wo es sowohl für den Mann, wie für die Frau die neueste Mode gab. Bei seinen Worten blieb sie verärgert stehen.
"Warum sagst du sowas?", fragte sie.
"Was genau meinst du?", wollte er wissen.
"Du sprichst als wärst du kein Mensch, als kämest du aus einer anderen Welt und es missfällt mir das du sagst, wir Menschen wären Wertlos", sagte sie und tatsächlich hatte dieses Wort sie innerlich sehr verletzt.
"Was würdest du sagen, wenn ich dir gestehe, dass ich kein Mensch bin?", fragte er.
"Ich würde dich in eine Zwangsjacke stecken und in eine Gummizelle sperren", antwortete sie und sogleich hinterfragte er was die beiden Dinge seien, von denen sie sprach.
"Du hast bisher wohl wirklich hinter dem Mond gelebt", fauchte sie genervt und versuchte ihm zu erklären was sowohl eine Zwangsjacke wie auch eine Gummizelle ist.
"Ich verstehe, aber ich versichere dir, ich bin geistlich gut intakt", sagte er.
"Da wäre ich mir nicht so sicher, du bist der erste Mensch, den ich kenne, der nicht weiß was ein Staubsauger ist", sagte sie und entdeckte ein hübsches Kleid, das sie sofort anprobieren wollte. Hastig nahm sie es von der Stange und eilte damit in die Garderobe. Doch als sie sich herumdrehte um den Vorhang zu schließen, erschrak sie, denn Daeon stand direkt hinter ihr.
"Was genau soll das werden?", fragte sie errötend.
"Was genau meinst du?", wollte er wissen.
"Du glaubst doch nicht ernsthaft, das ich dich mit in die Umkleide nehme, raus mit dir", fauchte sie, schubste ihn hinaus und zeigte zu der Couch, die in der Nähe der Garderobe stand.
"Setzt dich brav dahin und warte", befahl sie und zog ihm den Vorhang vor der Nase zu. Deutlich konnte sie ihn murren hören, aber seine Schritte entfernten sich. Erleichtert zog sie sich aus und schlüpfte in das hübsche blaue Kleid. Es passte ihr ausgezeichnet und sie beschloss es zu kaufen. Zufrieden kleidete sie sich wieder um und wollte die Garderobe verlassen. Doch als sie den Vorhang aufzog, stand davor eine junge Frau, die anhand ihres Namensschildes wohl hier arbeitete. Das Gesicht der Frau wirkte völlig Emotionslos und ihre Augen waren trüb, so als wäre ihr Verstand in weiter Ferne. Erschrocken fragte sich Cassandra, ob die arme überarbeitet sei.
"Probieren sie diese auch an", sagte die Frau mit knappen Worten und drückte Cassandra mehrere hübsche Kleider in die Hände.
"Kein Interesse", wehrte Cassandra ab.
"Ihr Ehemann befiehlt es aber", sagte die Verkäuferin und zeigte zu der Couch, wo ein grinsender Daeon saß und ihnen zuwinkte.
"Ich will sehen wie du darin aussiehst Baby, keine Sorge, ich zahle", sagte er und führte sich auf wie der größte Macho aller Zeiten. Cassandra hätte liebend gerne abgelehnt, doch die Verkäuferin schien wie besessen darauf aus zu sein, die Kleider an sie zu Verkaufen.
"Gut es kann nicht Schaden, sie wenigstens anzuprobieren", murrte Cassandra und ergab sich ihrem Schicksal. Das erste Kleid das sie probierte, war sogar noch schöner als das blaue. Mit wild schlagendem Herzen zog sie es an und präsentierte sich kurz darauf Daeon. Sie mochte es zu sehen wie ihm beinahe die Augen ausfielen.
"Gekauft", sagte er und errötend zog sie wieder den Vorhang zu. Geschwind schlüpfte sie in das nächste Kleid und zeigte sich Daeon erneut. Seine Reaktion war die gleiche wie zuvor und schnell begann es ihr Spaß zu machen, sich ihm in den schönen Kleidern zu zeigen. Eines, nachdem anderen wurde von ihm abgesegnet und nachdem sie ganze zehn Kleider anprobiert hatte, begann sie doch die Lust daran zu verlieren. Das Ständige an und ausziehen war ziemlich anstrengend und so war sie froh, als die Flut an Kleidern endlich ein Ende fand. Zu ihrer großen Überraschung hielt Daeon sein Wort und kaufte alle Kleider. Allerdings gab es ein Detail das sie verwirrte, denn streng genommen sah sie ihn nicht bezahlen. Die Verkäuferin packte die Kleider ordentlich in Tüten und reichte sie ihm, wobei ihr Blick noch immer komisch trüb war. Daeon zückte weder eine Karte noch Bargeld, sie verließen den Laden einfach. Hatte er schon bezahlt als sie noch in der Umkleide gewesen war?
"Was machen wir nun?", fragte sie als sie gemächlich durch das Center schlenderten.
"Wie wäre es mit Kino?", fragte er.
"Ah, ein Kino kennst du also?", fragte sie leicht spottend.
"Ich war noch nie in einem Kino, aber Sarah sagte, du gehst gerne in das Kino", meinte er und Cassandra fragte sich frustriert, welche ihrer Vorlieben Sarah ihm noch verraten hatte.
"Okay dann lass uns in das Kino gehen, was ein Kino ist, weißt du aber oder?", fragte sie.
"Ich habe mich darüber Informiert, also ja. Ihr Menschen habt die Vorliebe eure Geschichten in Filmen zu verpacken. Weißt du als ich in mein Apartment zog, beauftragte ich jemanden dieses einzurichten. Ich dachte, der Fernseher wäre nur Dekoration. Doch als meine Kumpels zu Besuch kamen, setzte sich Samuel auf die Fernbedienung und der Fernseher sprang an. In dem komischen Bildschirm brach plötzlich ein Krieg aus, alles knallte und sie schossen mit Gewehren. Wir haben noch nie zuvor einen Film gesehen und dachten, es wäre echt. Azazel ist sofort auf den Fernseher losgegangen und hat ihn in seine Einzelteile zerlegt. Erst im Nachhinein erkannten wir unseren Fehler und fanden heraus, das es nur ein Film gewesen war. Seitdem haben wir uns viele Filme angesehen. Ich weiß, im Kino laufen eben solche Filme", erzählte Daeon ihr und sie brach in schallendes Gelächter aus.
"Ich glaube es nicht, aber ihr seit wirklich Aliens", sagte sie und konnte kaum noch Atmen vor Lachen. Meinte Daeon das ernst, war das wirklich passiert?
"Aliens, darüber habe ich auch einen Film gesehen, das sind doch komische Männchen aus dem Weltall, oder?", fragte er und sie nickte unter Lachen.
"Es ist nicht nett, dass du uns mit denen vergleichen tust", sagte er daraufhin und wirkte tatsächlich etwas beleidigt. Cassandra winkte rasch ab und versuchte sich wieder zu beruhigen.
"Welchen Film wollen wir denn sehen?", fragte sie.
"Such du dir einen aus, ich weiß nicht was läuft", antwortete er.
"Dann schauen wir Rampage".
"Und was ist das?".
"Ein Film natürlich. Dort geht es um mutierte Tiere und die Hauptrolle ist eine wahre Sahneschnitte", sagte sie und schwärmte von Dwayne Johnson. Daeon gefiel das ganz und gar nicht. Erst recht nicht als sie sagte, Dwayne wäre heiß.
"Ich bin der einzige hier, der heiß ist", sagte er.
"Es gibt weitaus heißere wie dich", erwiderte sie, was aber total gelogen war. Es war zwar Geschmackssache aber ihrer Meinung nach war Daeon das heißeste auf Erden. Aber das würde sie natürlich niemals zugeben. Leise lachte sie als sie hörte, wie Daeon dem armen Dwayne die Pest an den Hals wünschte. Da es in dem Center leider kein Kino gab, kehrten sie zum Parkplatz zurück wo sich Cassandra wieder den kaputten Van in Erinnerung rief. Wie sollte sie dessen Zustand nur Michael erklären? Sie bekam wirklich Panik, doch diese wandelte sich in Überraschung als sie das Auto erreichten und es wie Nagelneu vor ihr stand.
"Was zum ...", entfuhr es ihr und sie glaubte nicht was sie da sah. Der Van sah besser aus als zuvor.
"Überrascht? Während wir unterwegs waren, habe ich dafür gesorgt das der Van in Ordnung gebracht wird", meinte Daeon und verstaute die Einkaufstüten im Kofferraum.
"Aber wie ist das möglich in der kurzen Zeit?" fragte sie und umrundete den Van voller Staunen.
"Geheimnis", sagte Daeon und zwinkerte ihr fröhlich zu. Cassandra fragte sich, ob Daeon vielleicht ein verrückter Millionär sei, der mit einem Fingerschnippen dafür sorgen konnte, das eine ganze Armader an Dienern seinen Befehlen folgten und jeglichen Mist korrigierten, den er verbockte.
"Ich schlage vor, du fährst", sagte Daeon und warf ihr den Schlüssel zu. Cassandra fing ihn auf und hätte nicht verwunderter sein können. Sicher war sie sich, dass sie den Schlüssel in ihrer Tasche gehabt hatte. Wie war Daeon an ihn herangekommen?
"Ich raffe es einfach nicht, Daeon, wer oder was genau bist du wirklich?", fragte sie, doch außer einem geheimnisvollen Lächeln bekam sie keine Antwort.

Die Braut des Schattens (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt