Kapitel 35 - Zombie-Alarm!

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Kaum das Cassandra wieder zu Sinnen kam, entfuhr ihr ein schweres Schluchzen. Ihr Körper fühlte sich geschunden an auch wenn ihre Wundern geheilt waren. Als sie vorsichtig ihre Augen öffnete, fand sie sich in ihrem eigenen Blute liegend vor. Wimmernd versuchte sie sich zu erheben, doch es gelang ihr nicht. Sie fühlte sich zu erschöpft dazu und ließ stattdessen ihren Blick durch die Zelle schweifen. Gangnul war nicht mehr da, doch dafür erschien nun Balthasar, der mit spöttischem Blick auf sie hinab sah. Nur ein Schluchzen entfloh ihr. Warum lebte sie eigentlich noch? Das Skelett hatte wie ein Wahnsinniger auf sie eingestochen, dahinter konnte doch nur ein böser Zauber stecken.
"Wie gefällt dir meine Macht? Wie du weißt, brauche ich dich noch und kann dich leider noch nicht töten, doch ich kenne einen Zauber, der deine Wunden heilen lässt, sobald du an der Schwelle des Todes stehst. Sprich, ich kann dich sooft zu Tode quälen, wie ich möchte, du kehrst dennoch lebendig zurück", sagte er und zeigte ihr seine langen Fangzähne. Cassandra erschauderte. Er war ein Monster, ein Teufel wie er im Buche stand.
"Ich könnte dich in Stücke reißen, deinen Körper zu Asche verbrennen lassen und dennoch, würde er sich regenerieren. Toll nicht wahr? Soll ich dir diese Macht demonstrieren?", fragte er und sie war sogar zu Schwach um verneinend mit dem Kopf zu schütteln. Balthasar lachte, packte sie und Teleportierte sich mit ihr davon. Im nächsten Moment fand sich Cassandra im freien wieder. Ein heißer Wind wehte, es war Nacht und das Land um sie herum war verdorrt und karg. Hinter ihr erhob sich eine riesige Festung, die größte, die sie jemals erblickt hatte. Dies war der Palast von Balthasar und offensichtlich war sie nicht die einzige Gefangene hier, denn in der Ferne hörte sie zahlreiche Schreie der Qual. Ihr Blick hob sich nun gen Himmel und sie erblickte den silbern leuchtenden Halbmond. Er wirkte größer als in ihrer Welt und er strahlte heller als sonst. Ihn zu erblicken, gab ihr neue Kraft und der seichte Wind, der nun durch ihr Haar wehte, war angenehm erfrischend und brachte ein leises, kaum merkliches Flüstern mit sich. Eine ihr unbekannte Stimme, flüsterte das sie tapfer sein sollte und Geduld haben müsse. Cassandra wusste nicht, ob sie sich dies einbildete, denn offenbar konnte Balthasar dies nicht hören. Als sie jedoch ein unheimliches Knurren hörte, senkte sie sogleich ihren Blick und erstarrte als sie einen Nuntius entdeckte. Die grässliche Kreatur fletschte mit den Zähnen und auf dem Befehl von Balthasar hin, stürzte sich das Monstrum auf sie. Cassandra hatte keine Chance, der Nuntius riss mit seinen scharfen Zähnen ganze Stücke aus ihrem Leib. Er fraß sie sprichwörtlich am lebendigen Leibe auf und ihre Schreie hallten bis in weite Ferne. Der Schmerz war nicht zu ertragen und kurz wünschte sie sich, wirklich sterben zu können, um diesem Grauen zu entgehen. Doch dann, dachte sie an Daeon und ihr war klar, das sie so nicht Denken durfte. Nicht noch einmal wollte sie ihn alleine lassen. Er sollte ihren Tod nicht betrauern müssen. Immer wieder sank sie mit diesem Gedanken in die Ohnmacht, doch Balthasar holte sie zurück, erlaubte ihr nicht den Schmerzen zu entfliehen. Als der Nuntius endlich von ihr abließ und ihr zerfetzter Körper sich regenerierte, lag sie wie ein Häufchen Elend am Boden.
"Siehst du, ich kann so vieles mit dir tun und ehrlich gesagt, macht es mir sehr Spaß. Das ist besser als dich nur einmal zu töten. Hach, wenn Daemon nur sehen könnte, was ich hier mit dir tue, ich würde sein Entsetzten genießen", sagte Balthasar und lachte. Doch er verstummte schnell und beobachtete mit großen Augen, wie sich Cassandra mit zitternden Gliedern aufrichtete. Ihr Blick war voller Entschlossenheit und er erkannte, dass er sie noch lange nicht gebrochen hatte.
"Es ist mir egal, was du mit mir tust. Ich werde alles ertragen, denn ich weiß, das Daeon dir alles tausendfach zurückbezahlen wird", sagte sie und Balthasar grollte.
"Du bist anders als damals im Park. Du wirkst mutiger. Ha, da macht es gleich noch mehr Spaß dich in die Verzweiflung zu treiben", sagte Balthasar und ein finsteres Knurren hinter ihr, kündigte erneut den Nuntius an.


Stunden verbrachte Daeon damit, nach seiner liebsten zu suchen. Doch er fand sie nicht, er konnte sie nicht einmal spüren. Seine Angst um sie war Übermächtig. Dass sie im Palast seines Bruders war, daran hatte er keinen Zweifel mehr. Doch er wusste beim besten Willen nicht, wie er diesen gut versteckten, mit Zaubern umhüllten Ort finden sollte. Was tat Balthasar seiner liebsten gerade an? Daeon wusste, auch wenn er es kaum ertragen konnte sich dies vorzustellen, das Cassandra gerade litt. Sicherlich hatte sie bereits mehrmals nach ihm gerufen, doch die Zauber des Palastes verhinderten, dass er sie hören konnte. Verdammt, es gab keinen Weg, diese Mächte zu durchbrechen. Erschöpft hielt Daeon inne als er das verfluchte Rote Meer erreichte. Es war ein Ort, der jedem den Tod brachte. Das Rote Meer bestand nicht aus Wasser, sondern aus Blut und jeder der es berührte, starb eines grausamen Todes. Jegliches Blut wurde einem dann entzogen und der Fluch verbannte die Seelen in die tiefe des blutigen Meeres, wo sie nie mehr Ruhe fänden. Daeon hatte früher, kurz nach Selinas Tod, oft sowie jetzt an der Klippe gestanden und mit dem Gedanken gespielt, sich in die tiefe zu stürzen. Er hatte den Kummer nicht ertragen und sein Leben beenden wollen. Doch er hatte es nie gewagt, den Sprung zu tätigen. Nicht, weil er Feige war, sondern weil ihm stets ein Flüstern im Wind ermahnt hatte, Geduld zu wahren. Nicht wissend, woher das Flüstern stammte, hatte er der Stimme gehorcht und nun, wo er erneut hier stand, war er froh darüber. Wäre er damals gesprungen, hätten er und Cassandra nie eine zweite Chance bekommen. Doch war es das wert gewesen? Immerhin wandelte sich die zweite Chance gerade in einen Albtraum. Hastig schüttelte er den Kopf. Was dachte er da nur, natürlich war es das wert, denn jeder noch so kleine Augenblick mit Cassandra, war wertvoller als alles andere. Entschlossen ballte er seine Fäuste. Nein, er würde nicht aufgeben. Noch war seine Liebste am Leben, daran zweifelte er nicht. Wäre sie Tod, hätte Balthasar es ihn bereits Wissen lassen. Tief atmete Daeon ein und aus, kehrte dem Blutmeer seinen Rücken zu und wartete, bis seine Freunde ihn einholten. Sie pfiffen aus dem letzten Loch und hatten ihm kaum folgen können.
"Wir sollten aufhören wie blöde durch die Welt zu fegen und stattdessen einen kühlen Kopf bewahren. Es muss einen Weg geben, diesen verdammten Palast zu finden", meinte Belial und schnaufte wie ein wild gerittenes Pferd. Daeon wusste, er hatte recht, nun in Panik zu verfallen half ihnen nicht weiter. Es gab immer ein Schlupfloch, sie mussten es nur finden. Plötzlich wehte der Wind auf und alle erstarrten als ein Flüstern mit ihm kam. Daeon erkannte sofort, das es eben jene Stimme war, die ihn sooft davon abgehalten hatte zu Springen.
"Geht in den Zauberwald, geht zum Hexenhaus", flüsterte es und die Stimme wehte mit dem Wind davon. Mit großen Augen sahen sich die Sieben an.
"Was zum Geier war das denn, woher kam diese Stimme?", fragte Belial.
"Hexenhaus? Zauberwald? Oh nein, etwa der Ort, wo ich ein Gefangener war?", fragte Jeremy und die Erinnerung aus längst vergangenen Tagen brachte ihm zum Erschaudern. Angestrengt dachte Daeon nach, wem auch immer diese Stimme gehörte, es hatte wie ein Hinweis geklungen. Er hatte keine Wahl als diesem Rat zu folgen, hoffend, das es ihn zu Cassandra führte.
"Es könnte eine Falle sein. Was ist, wenn Balthasar uns genau dort haben möchte? Was, wenn er Cassandra gegen dich verwenden will?", fragte Gregor, der nicht bereit war, der körperlosen Stimme zu Vertrauen.
"Das Risiko gehe ich ein", erwiderte Daeon und Teleportierte sich davon. Alle folgten ihm, bis auf Jeremy und Gregor. Ersterer fürchtete den Wald, letzterer kämpfte mit seinen Zweifeln. Sie fochten innerlich mit sich selbst, ehe sie Schwer seufzend einen entschlossenen Blick austauschten.
"Gehen wir, für Cassandra", sagten sie im Chor und Teleportierten sich.

Die Braut des Schattens (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt