Streckender Abschied

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»Mom, wenn du Marry weiterhin aufhältst verpasst sie ihren Zug!«
Wenige Sekunden später stürzte die Rothaarige aus dem Wohnzimmer.
»Bin da, bin da«
Hastig streifte sie sich ihre Schuhe über, schnappte sich ihre Tasche, die an der Wand unseres Eingangsbereichs lehnte und schlitterte durch unsere Haustüre, die ich bereits im Voraus offen gehalten hatte.
Mit ihrem Rucksack bepackt, stiefelte ich ebenso aus dem Haus und schloss die Tür hinter mir.
Zügig, allerdings nicht zügig genug, liefen wir zum Bahnhof, welcher knappe sieben Minuten von unserem Haus entfernt war.
Es war ein kleiner Bahnhof, an welchem bloß wenig Züge hielten und genauso wenig Leute abfuhren und ausstiegen.
Schon von einiger Entfernung, konnte ich Marry's Zug ausmachen, welcher am Gleis stand und vergeblich auf Passagiere warte.
Marry wollte schon anfangen loszurennen, da setzte sich der Zug langsam wieder in Bewegung.
»Verdammt!« kam es von Marry und offensichtlich genervt über die Tatsache, dass sie ihren Zug verpasst hatte, blickte sie mich an.
»Nicht aufregen« versuchte ich sie schief anzulächeln und schnappte mir ihre Hand, bevor ich sie mitzog.
»Wir gucken jetzt erstmal wann der nächste Zug fährt«
Zwei Minuten später standen wir vor der elektrischen Anzeigetafel unseres Bahnhofs, bei der man sich wundern konnte, dass dieser überhaupt eine besaß, und suchten nach der nächsten Bahnverbindung, welche Marry nachhause bringen würde.
»Da... in einer Stunde kommt erst die nächste Bahn, die bei meinen Ort anhält«
Ihr Blick fiel wieder ins entnervte und seufzend ließ sie sich auf die metallene Bank fallen, die am Gleis platziert war.
»Jetzt muss ich eine Stunde tot schlagen«
»Jetzt müssen wir eine Stunde tot schlagen« korrigierte ich und ließ mich neben sie fallen.
Tatsächlich zauberte dies wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht.
Ein verzweifelter Versuch ein paar schlechte Süßigkeiten, mit meinem letzten Kleingeld aus dem Süßigkeitenautomaten des Bahnhofs zu bekommen, später, saßen Marry und ich wieder auf der kalten Bank und teilten uns die grässlich schmeckenden Jelly Beans.
»Okay, okay, Schnick, schnack, schnuck, hau mich und zu jeder Niederlage muss der Verlierer noch eine der Bohnen essen«
Begeistert grinste mich Marry an und bei diesem begeisterten Blick konnte ich bloß zusagen.
So spielten wir das eine ganze Weile.
Ich hatte beinah die ganze Tüte allein leeren müssen und ich verstand nicht, wie man so gut in Schnick, Schnack, Schnuck sein konnte, wo es doch bloß ein Glücksspiel war.
»Das war lustig...« murmelte Marry leise.
Ich nicke.
Stille.
»Ich glaub Quinn ist gar nicht so schlimm«
Verwirrt wollte ich schon protestieren, da sprach sie weiter.
»Manche Menschen wissen einfach nicht wie sie mit bestimmten Emotionen umgehen sollen.«
Meine Verwirrung wurde nicht gerade gemindert.
»Und ich glaube Quinn ist einer dieser Menschen. Ich glaube er ist nicht so schlimm wie du denkst... gib ihm eine Chance nett zu sein Louis, er hat diese Chance verdient, glaub mir!«
Kurz fassungslos sah ich Marry an und wollte wieder ansetzen etwas zusagen, da erhob sie sich. »Ich sehe meine Bahn schon. Es war wirklich toll, danke. Und danke, dass du mir noch eine Chance gibst. Bitte gib Quinn auch eine.«
Sie schnappte sich ihre Tasche und ihren Rucksack, küsste mich kurz auf die Wange, säuselte ein »Hab dich lieb« und stieg in die Bahn ein, welche gerade ihre Türen öffnete.
»Bis bald Louis«und so verschwand sie ins Innere des Zuges

-Sonntag-

Fuck you, Idiot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt