So wie immer

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Mittlerweile fühlte sich Marrys An- und Abreise wieder ganz routiniert an.
Zwar waren wir erst seit geraumer Zeit wieder zusammen, aber dennoch fiel man schnell wieder in den alten Trott, an den man sich damals gewöhnt hatte und es nun scheinbar wieder tat.
Leider war sie nur kurz hier gewesen, aber dennoch war der Tag gestern es auf jeden Fall wert sie hier zuhaben.
Das Date war nicht so gelaufen wie geplant und dennoch war es toll gewesen.

Wir standen nun also am Bahnhof und warteten, so wie wir es letztes Mal auch schon getan hatten. Dieses Mal würde der Zug aber früher ankommen und wir müssten weniger Zeit tot schlagen.
Immerhin hatte ich später auch noch geplant Zeit mit Eli zu verbringen und einfach ein bisschen in der Stadt rumzubummeln.
»Okay, okay! Mein Zug sollte in ein bisschen weniger als Zehn Minuten hier sein! Ich hab meine Tasche, mein Portmonee, mein Handy- Okay! Ich scheine alles zu haben. Glaub ich?«
Zählte Marry ihre Sachen durch, um
noch einmal sicher zugehen, dass sie alles hatte.
»Du wirst schon alles eingepackt haben! Keine Sorge«
Die Rothaarige schüttelte ihren Kopf.
»Louis- du weißt ich bin die nächsten zwei Wochen erstmal nicht hier. Ich hab keine Lust irgendwas Wichtiges hier zulassen, was ich dann am Ende brauche. Und dann musst du mir das Ganze nachher per Post zuschicken.«
Überlegend nickte ich. Sie hatte schon recht, aber eigentlich sprach nichts dagegen ihr im Notfall was zuzuschicken.
Ich würde natürlich auch persönlich vorbeikommen, beziehungsweise an einem Wochenende sie besuchen, aber aufgrund ihrer Eltern schien das Ganze momentan eher problematisch. Die Situation wäre wahrscheinlich eher angespannt.

Liebevoll nahm ich ihre Hand und zog sie ein Stück näher.
»Im Notfall schick ich dir halt was zu! Ist doch auch egal.«
Leise seufzte das Mädchen, bevor sie nickte.
»Ja... ja, du hast wohl recht. Tut mir leid! Ich bin einfach genervt, weil ich jetzt wieder nach Hause muss und naja- du weißt wie es momentan bei mir ist. Zuhause streite ich mich nur wieder mit meiner Mutter.«
In Marrys Situation würde ich jetzt auch ungern zurückfahren. Das war doch alles scheiße.
Spätestens nächstes Jahr könnte Marry machen was sie will und ihre Schwester so oft besuchen wie sie wollte.
Wenigstens das wäre dann ein Lichtblick in der ziemlich beschissenen Situation.
»Höchstens noch ein Jahr-« versuchte ich sie irgendwie aufzumuntern.
Marry seufzte erneut, bevor sie ein »Ja, hast recht.« murmelte.
Ich wollte noch was sagen, aber die Rothaarige kam mir zuvor.
»Ich will jetzt auch nicht weiter darüber reden. Ich werde zuhause und im Zug schon schlechte Laune haben, dann muss ich hier jetzt nicht auch noch so eine Stimmung verbreiten.«
Marry zog mich näher an sich ran und umarmte mich. Kurz verweilten wir so, bis sie sich von mir löste, um auf ihr Handy zusehen.
»Mein Zug sollte jetzt gleich da sein.
Steht deine Verabredung mit Elena noch?«
Ich nickte »Ja, wir wollten uns in einer halben Stunde zirka in der Stadt treffen. Mal sehen ob sie Max auch mitbringt. Aber wenn der mitkommt, dann hakt sich Quinn nachher noch ein. Na mal sehen.«

Meine Freundin lächelte mich an, bevor sie ihre Tasche noch einmal fester packte und sich in Richtung Gleis umsah.
»Gut, richte ihr und Max liebe Grüße von mir aus... und Quinn und so auch.«
Marry sah sich ein weiteres Mal um und dieses Mal kam auch wirklich der Zug angefahren.
» Okay, mein Zug ist da. Wir telefonieren! Hab viel Spaß nachher. Ich schreib dir wenn ich zuhause bin.«
Das Mädchen beeilte sich mit ihren Worten, bevor sie mich schnell küsste und dann zum Zug drehte.
Irgendwie war dieser Abschied komisch.
Aber war vorher nicht noch alles in Ordnung? Es war doch alles okay zwischen uns? Wahrscheinlich war sie nur gestresst wegen ihrer Familie.
»Marry, warte! Ist alles gut zwischen uns?«
Es war wohl dumm das jetzt gerade zu fragen, wenn ihr Zug da stand, aber ich konnte sie nicht mit so einem schlechten Gefühl einfach davon fahren lassen.
»Huh? Was? Ja, natürlich! Bis dann Louis!« Und mit einem irgendwie halbherzigen Lächeln stieg sie in den Zug.

Eh ich mich versah war der Zug abgefahren und ich stand hier wie bestellt und nicht abgeholt. Das war komisch- bildete ich mir das nur ein?
Oder war die Stimmung nicht nur wegen ihrer Eltern auf einmal so gekippt?
Leicht seufzte ich auf und schüttelte meinen Kopf. Wahrscheinlich sollte ich mir nicht zu viele Gedanken darüber machen, zumindest nicht jetzt.
Marry und ich würden später telefonieren und dann hoffentlich in Ruhe darüber reden.

Ein kalter Windzug blies über den Bahnhof und wirbelte eine leere Brottüte auf, die auf dem nun leeren Bahnsteig lag.
Ich sollte wohl aufbrechen.
So machte ich auf dem Absatz kehrt und stieg die Stufen hinab zur Unterführung.
Es war nicht besonders weit zum Treffpunkt und so konnte ich in Ruhe dorthin gehen.
Die Gänsehaut, die sich auf meinen Armen ausbreitete, veranlasste mich dazu meine Hände in den Taschen meiner Jacke zu versenken.
Unbewusst wurden meine Schritte schneller und innerhalb weniger Minuten war ich in der Stadt und noch ein paar Minuten später ließ ich mich auf einer der Bänke nieder, die in der Fußgängerzone standen.
Gelangweilt sah ich durch die Gegend während ich auf Eli wartete, bis mein Handy auf einmal anfing zu klingeln.

-Sonntag-

A/N:
Wie schnell ich momentan neue Kapitel hochlade :)

Fuck you, Idiot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt