Schlechte Überredungskünste und ein unerwarteter Anruf

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Heute war Mittwoch, der Unterricht war bereits vorbei und ich saß mit meinen zwei Freunden bei Alex zuhause auf der Couch.
»Sei doch nicht so! Du musst mitkommen!« Das Mädchen mit den dunklen Haaren legte besonderen Wert auf das Wort 'musst'. Mein bester Freund nickte bloß zustimmend.
Konnten die beiden es nicht gut sein lassen? Warum war es ihnen so wichtig auf diese Party zugehen? Und vor allem: Wieso war es so wichtig mich unbedingt mitzuschleppen?
»Wenn Eli dann die ganze Zeit mit Max rumhängt bin ich total einsam.« Versuchte Alex zu argumentieren.
»Ja genau! Und falls Max doch nur was mit seinen Freunden macht, dann hab ich nur... Alex.«
Alex nickte ein weiteres mal hastig, bevor er sich darüber bewusst wurde, was Elena gerade gesagt hatte.
»Ey!« Empört guckte er die Dunkelhaarige an, welche daraufhin aber nur lachte.
»Ist doch nur Spaß« beteuerte sie und stupste Alex mit der Hand gegen die Schulter, welcher sich durch diesen kleinen Schubser zur Seite fallen ließ.
»Das sagen sie alle« grummelte der Blonde und Eli konnte über solch ein Verhalten bloß ihren Kopf schütteln. Wir kannten uns alle schon seit geraumer Zeit und auch wenn wir uns erst in der elften Klasse angefreundet hatten war da doch eine gewisse Vertrautheit, welche man sonst nicht unbedingt hatte.
Vielleicht unterschätze ich auch bloß zwei Jahre an Freundschaft, aber es stand auf jeden Fall fest: Wenn einer von uns so eine Spruch brachte, war es allen klar, dass das ganze bloß ein Scherz gewesen war.
»Ihr habt euch doch gegenseitig, ich seh' nicht wo das Problem liegt?« Alex richtete sich wieder auf und er und Eli wechselten einen Blick, bevor das Mädchen seufzte. Scheinbar war da etwas in das ich nicht eingeweiht werden sollte- oder interpretierte ich Elenas Ausdruck falsch?
»Der Dummkopf hier will bloß jemanden der nachher Babysitter spielt, wenn er über den Durst trinkt. Und darauf hab ich ganz bestimmt keine Lust!«
Meine Stimmung wechselte nun von verwirrt zu genervt.
Alex war Achtzehn Jahre alt, er konnte tun und lassen was er wollte, aber er musste mich ja nicht bei sowas mit einspannen. Ich persönlich fand einfach keinen Gefallen an Alkohol und genauso wenig hatte ich Lust darauf auf einen alkoholisierten Alex aufzupassen. In der Hinsicht waren Alex und ich wirklich sehr unterschiedlich. Allerdings ergab das Ganze jetzt Sinn. Der andere hoffte darauf auf Kosten von Quinn zutrinken.
Wow- und dafür verwarf Alex einfach seinen Groll gegen unseren scheinbaren Todfeind? Irgendwie kam es mir doch sehr seltsam vor, aber scheinbar hatte ich Alex' Partylust einfach bloß unterschätzt. Trotzdem verwunderte mich Elis Beteiligung an diesem Komplott. Mich nur dabei haben zu wollen, damit ich nachher auf Alex aufpassen konnte, kam mir irgendwie gemein vor und der Trotz in mir nicht zu der Party zugehen, stieg.
»Tja- sorry Alex, aber dann musst du dich halt einfach etwas zurückhalten, denn ich hab mich schon entschieden auf jeden Fall nicht dahin zugehen. Partys sind nicht mein Ding und eine die Quinn schmeißt schon gar nicht.« Ich verschränkte meine Arme, um meine Standhaftigkeit was diese Angelegenheit betraf, noch weiter zu unterstützen.

Doch scheinbar hatte meine Aussage für Verwirrung gesorgt, denn sowohl Alex, als auch Elena wechselten einen verwirrten Blick. »Was meinst du mit „Und eine die Quinn schmeißt schon gar nicht"? Ich dachte ihr würdet euch jetzt gut verstehen und hättet kein Problem mit einander?«
Was? Ein schier lautloses Auflachen entwich meinem Mund. Wie kam Eli auf diese Idee? Zwar war Quinn mir mittlerweile etwas sympathischer, aber wie hatte sie sich das jetzt zusammen gereimt? Hatte Alex ihr davon erzählt, dass Quinn und ich das letzte Treffen miteinander verbracht hatten oder wirkte das jetzt einfach so? Kam das so rüber? Ich rollte doch immer noch meine Augen, wenn Quinn irgendwas Dummes sagte, oder der andere einen blöden Kommentar abließ.
Da! Da war es wieder! Ein unsicherer Blickwechsel zwischen meinen zwei Freunden. Was war hier los? Die gesamte Situation war so seltsam? Was für ein Geheimnis hatten meine Freunde vor mir? »Was ist denn los man?« Auch ohne große Beobachtungen merkte ich wie Elena etwas nervös wurde und anfing an ihren Nägeln zu knibbeln. »Was meinst du Louis? Du hast mir doch selbst erzählt, dass du letztens mit Quinn rumgehangen hast. Ich hab das Eli halt erzählt- seit wann hast du wieder Stress mit Quinn?« Alex war für unsere offensichtlich nervöse Freundin eingesprungen. Diese nickte nur zustimmend.
Ich runzelte meine Stirn. »Ich hab keinen Stress mit Quinn?! Aber ich bin kein großer Fan von Partys und wenn Quinn behauptet es wird nicht so krass, dann ist das bestimmt immer noch viel zu viel für mich. Seht euch den Jungen doch mal an!«
Wieso musste ich mich jetzt rechtfertigen? Die Beiden kannten mich doch und bei keiner anderen Feier bisher hatten sie so darauf beharrt, dass ich auch mitkommen sollte. Meine Freunde verwirrten mich zunehmend. Doch bevor wir die Konversation fortführen konnten, klingelte mein Handy. Die meisten Menschen in meinem Leben riefen nur im Notfall an und so ging ich direkt dran, während ich meinen Freunden bloß ein kurzes Handsignal gab.

»Louis?« Marry klang vollkommen aufgewühlt und man hörte, dass sie geweint hatte. »Marry! Was ist los?« Das Mädchen schluchzte auf, bevor sie sich eine Ruck gab und möglichst ohne Unterbrechung weitersprach. »Wenn ich mich am Freitag in den Zug setze und zu dir fahre, kann ich dann bei dir bleiben? Also... länger als sonst? Ich halte es hier nicht mehr aus!« Meine Hand packte das Handy unterbewusst etwas fester. »Natürlich! Du weißt du kannst hier solange bleiben wie du willst! Meine Eltern lieben dich, die werden schon kein Problem damit haben. Willst du mir erzählen was passiert ist?« Marry räusperte sich, ein Versuch wieder etwas besser zu klingen. »Vielleicht wenn ich bei dir bin, aber nicht jetzt. Ich muss jetzt wieder auflegen.«  Meine Sorge um Marry wurde so nur noch größer. »Okay! Aber vergiss nicht: Du kannst mich jeder Zeit anrufen!« Man konnte ein leises Seufzen hören. »Ja! Danke Louis! Ich hab dich lieb, bis dann.« Und damit hatte die andere aufgelegt.

Als ich mich zurück zu meinen Freunden drehte, sahen diese mich fragend und besorgt an.
»Ist alles gut bei Marry?« traute sich Elena zuerst zu fragen. Unsicher zuckte ich mit den Schultern. »Wohl eher nicht, aber ich weiß nicht genau was los ist...« Auch wenn ich eine Vermutung hatte in welche Richtung das Ganze ging. Das musste doch was mit ihrer Mutter zutun haben. Gerade konnte ich mir aber bloß unglaubliche Sorgen in reiner Ungewissheit machen. Und auch den Rest des Tages kreisten meine Gedanken nur noch um die Rothaarige und den besorgniserregenden Anruf.

-Mittwoch-

Update whoop whoop

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