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Russland riss seine Augen auf, als er sah wie die Sprosse wegbrach und sich Deutschland im freien Fall befand. Ohne nachzudenken hechtete er nach vorne und breitete seine Arme aus. Er konnte den Deutschen in seinem Fall noch zwischen seinen Armen zu packen bekommen, jedoch schlug Russland unter dem Gewicht, zusammen mit Deutschland, rücklings auf dem Boden auf. Unter einem überraschten Grunzen wurde die Luft aus seinen Lungen gepresst, als sich Deutschlands Ellenbogen während des Aufpralls zwischen seine Rippen bohrte.

"..."

Russland blieb weiter rücklings auf dem Boden liegen. Seine Hände waren immer noch um die schmale Taille von Deutschland geschlungen, während das Herbstlaub im Wind still auf sie hinab rieselte. Neben der Stille des Waldes vernahm er lediglich seine eigenen sowie Deutschlands schwere Atemzüge. Dann verspürte er einen dumpfen Schmerz in seinem Hinterkopf. Er musste mit seinem Kopf während des Sturzes irgendwo aufgeschlagen sein. Gerade als er seine Hand von Deutschland nehmen wollte um die schmerzende Stelle zu berühren, drehte sich der Deutsche in dieser seltsamen Umarmung um. Er lang nun mit seinem Bauch auf ihm. Für einen kurzen Augenblick sahen sich die beiden ins Gesicht und Russland erkannte überrascht wie in den Augen des Deutschen Tränen schimmerten. Dann vergrub dieser plötzlich und unerwartet sein Gesicht in seiner Brust. Er zitterte. Die Hände des Deutschen krallten sich in den Stoff seinen Mantels fest. Hin und wieder erklang ein leises Schniefen. Russland wusste sich vorerst nicht zu helfen. Dann ließ er Deutschlands Taille los und tätschelte ihm den Rücken. So wie er es auch bei seinen kleinen Geschwistern tun würde. Doch irgendwie erschien im diese Situation grundsätzlich anders. Deutschland war keiner seiner Geschwister. Er war nicht einmal ein naher Verwandter. Er hätte ihn sofort von seinem Körper stoßen sollen. Er hätte sich über ihn lustig machen sollen. Doch irgendetwas in ihm weigerte sich ihn von sich zu weisen. Trotz der Kälte stieg in Russlands Inneren eine Hitze auf. Still strich er ihm weiter über den Rücken.

"Ssschh..." flüsterte er ihm sorgsam zu. "Alles ist gut. Es ist nichts passiert."

Er spürte wie die Anspannung Deutschlands unter seinen weiteren Zusprüchen nach und nach abklang, die Hände lösten langsam ihren angespannten Griff von seinem Mantel und lagen einfach nur noch still auf seinem Oberkörper. Russland wusste nicht wie lange sie noch so stumm in dieser Umarmung lagen, aber irgendwann richtete Deutschland sich von Russlands Körper auf und setzte sich mit dem Rücken zu ihm gedreht auf den Boden. Mit seinem linken Arm rieb sich Deutschland über sein Gesicht.

"Danke." flüsterte er dem Russen zu.

"Mhm." Erwiderte Russland lediglich. Dann stand er betreten auf und klopfte sich den Dreck von seinem Oberkörper.

"Lass uns das Reh holen und zurück zur Hütte gehen."

~


Sie trugen gemeinsam ihre – oder vielmehr Russlands – Beute zurück und legten sie vor der Veranda auf den Boden ab. Deutschland bot an, dass Tier zu häuten und Russland war dankbar, dass er diese Aufgabe übernahm. So konnte er in der Zeit die Waffen reinigen. Auf dem Weg zur Hütte hatten sie kein Wort mehr über den Sturz oder das, was danach geschehen war, gesprochen. Russland holte zusätzlich eine Decke aus dem Blockhaus hervor und legte sie für Deutschland auf den Boden der Veranda ab, damit er es etwas weicher und wärmer hatte. Nachdem er Deutschland ein Häutemesser gereicht hatte, fing dieser sofort an die notwendigen Schnitte an dem Kadaver durchzuführen. Russland nahm auf einen der Bänke Platz und blickte Deutschland noch eine Weile zu. Er hatte nicht erwartet, dass Deutschland ohne zu Zögern die Klinge unter die Haut des Tieres ansetzte. Er konnte sich nicht erklären warum dieses Land noch nie mit einer Waffe geschossen hatte aber flink mit einer Klinge umgehen konnte. Dann zuckte er mit seinen Schultern und fing an die Gewehre zu entladen.

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt