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In der Hütte angekommen säuberte Deutschland Russlands Gesicht unter zu Hilfenahme eines nassen Handtuchs und inspizierte mit besorgter Miene die Platzwunde.

„Tut nicht weh." vergewisserte er Deutschland mehrmals und winkte ab. Er benötigte keinerlei Versorgung. 

„Ich kenne mich mit Verletzungen aus. Keine Sorge. Das ist nichts." Das einzige, was ihm wirklich große Sorge bereitete, war die Tatsache, dass er den Wagen des Dritten Reiches geschrottet hatte. Sein Vater würde ihn windelweich prügeln. Alleine bei dem Gedanken legte sich eine kalte Furcht in sein Inneres nieder.

Mit seinen Gedanken war Deutschland ebenfalls bei seinem Vater. Er würde toben, wenn er wüsste, dass er sich einfach seinen Wagen „ausgeliehen" und dazu noch Russland ans Steuer gelassen hatte.

Sie seufzten gleichzeitig.

Wortlos sah Deutschland zu wie Russland mit einem resignierten Gesichtsausdruck in den Keller verschwand und wenig später mit zwei neuen Flaschen Wodka wiederkam. Er schraubte den Verschluss von beiden Flaschen auf und reichte eine schwach lächelnd an Deutschland weiter.

„Ertränken wir unseren Kummer."

Und so stießen sie ein weiteres Mal an diesen Tag zusammen an und tranken bis in die frühen Morgenstunden.



~



„Du hättest dein Gesicht sehen sollen!" prustete Russland los, „Nicht so schnell! Stopp, Hilfe, Hilfe!" Äffte er Deutschland nach und schlug sich dabei lachend auf seinen Oberschenkel. Er liebte es, sich einen Spaß daraus zu machen seinen Gegenüber zu necken. Deutschland schnitt eine Grimasse und nahm einen Schluck von seinem Getränk.

„Tzk... ohne mich würdest du eh... noch weiter Tretroller fahren." Nuschelte er deutlich berauschter als Russland.

Deutschland spürte wie verlangsamt sein Körper auf die Anweisungen seines Gehirn reagierte, seine eigenen gesprochenen Wörter hallten dumpf in der Hütte nieder und er hatte das Gefühl, dass ein anderer für ihn sprechen würde, weil in seinen Ohren alles so seltsam fremd klang. Zuvor hatte er sich lediglich angeheitert gefühlt und jetzt musste er sich schon darauf konzentrieren, seine Worte ohne lallenden Klang herauszubringen. Und er war ein wenig verärgert darüber, dass Russland scheinbar keine derartigen Ausfälle zeigte. Deutschland kannte Russland einfach noch zu wenig, ansonsten hätte er auch bemerkt, dass Russland schon lange den Status „angetrunken" überschritten hatte. Er konnte es nur besser verbergen.

„Hehehe... ich wünschte ich hätte einen Tretroller als Kind gehabt."

Lachend knuffte Deutschland ihn gegen seinen Oberarm, wobei Russlands Blick wieder auf die spitzen Zähne fiel. Unter normalen Umständen hätte er ihn niemals danach gefragt, doch in seinen Gedanken schien es jetzt vollkommen simpel zu sein. Mit rotem Kopf nickte er Deutschland zu.

„Deine Zähne." Brachte er allerdings doch nur hervor.

„Was is' damit?"

„Sie sind spitz."

„Mhm... Ich weiß."

„Warum?"

Deutschland zuckte mit seinen Schultern und nahm noch einen weiteren Schluck aus der Flasche. Nachdem er sie von seinen Lippen wieder absetzt hatte, stellte er sie auf den Tisch. Dann öffnete er seinen Mund um mit seinen Daumen über die obere Reihe seiner Zähne zu fahren. Fast so, als müsste er sich selber davon überzeugen, dass seine Zähne wirklich spitz verliefen.

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt