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Er war an dem Punkt angelangt.

Soviet sah es bereits als er die ersten Stufen hinunter gegangen war, in den Augen des Deutschen. Die Leere in seinem Blick offenbarte alles. Auf eine Art und Weise irgendwie schade. Er hatte Gefallen daran gefunden. Aber es war klar. Am Ende brechen sie alle ein. Soviet hatte eigentlich eher damit gerechnet, aber die kleine Verzögerung kümmerte ihn nicht. Vielleicht könnte er ihn zum Abschied noch einmal ordentlich durchnehmen. Mit einem zufriedenen Grinsen hielt er ihm zum wiederholten Male den Vertrag entgegen.

Und tatsächlich, Deutschlands dünne Hand griff erstmalig danach.

Der Vertrag zitterte in den Händen des Deutschen.

Soviet überreichte ihm schweigend den wertvollen Füllfeder aus Elfenbein zum Unterschreiben. Auch diesen ergriff der Deutsche.

Sein Grinsen zog sich weiter über sein Gesicht, als er sah wie Deutschland die Feder auf das Papier ansetzte. Die schwarze Tinte breitete sich auf dem Papier aus, doch bis auf diesen ersten Punkt hatte Deutschland seine Unterschrift noch nicht weiter vollzogen.

Soviet blickte fragend auf Deutschland herab, als dieser plötzlich seinen Kopf anhob.

"Ich unterschreibe... unter einer Bedingung." flüsterte er zaghaft.

Soviet stieß ein kurzes Lachen aus. Er hockte sich zu Deutschland herab.

"Denkst du, du bist in der Position Bedingungen zu stellen, kleine Hure?"

Die roten leeren Augen sahen durch ihn hindurch.

"...Nein." antwortete er schließlich.

"Es ist schon ein großes Geschenk, dass ich deinen Tod schnell durchführen werde. Du solltest dafür dankbar sein."

"...Ja." antwortete Deutschland.

Soviet tätschelte das Gesicht des Deutschen. Er zuckte nicht einmal mehr wie sonst vor ihm zurück. Deutschland schien alles akzeptiert zu haben. Zufrieden hob Soviet mit seinem Finger Deutschlands Oberlippe an umeinen Blick auf dessen gerade gefeilten Zähne zu erhaschen. Der Anblick ließ ihn wohlig erzittern.

"Aber vielleicht mache ich eine Ausnahme bei dir. Du hast die letzten Male so gut mitgemacht, kleine Hure."

"... das wäre... sehr zuvorkommend."

Soviet genoss noch für eine Weile sein Spiegelbild in den Augen des Landen zu seinen Füßen.

"Nun denn, äußere deinen Wunsch."

Deutschlands Mund öffnete sich.

"Ich... möchte nicht hier, in diesem Keller sterben... Ich möchte...," Deutschland schluckte kurz,  "... ich möchte euer Blockhaus im Wald noch ein letztes Mal sehen."

Soviet konnte sich ein Lachen nicht unterdrücken. Das war alles?

Er zuckte mit den Schultern.

"Tzk... wenn das alles ist. Dann muss ich wenigstens nicht deinen Körper die Treppenstufen hinaufschleppen. Du bist so entgegenkommend."

Er kniff ihm schmerzhaft in die Wange.

"Ich verspreche dir, dass wir unverzüglich das Haus aufsuchen werden. Aber glaube ja nicht, dass ich dich die Stufen hoch tragen werde. Die musst du selber gehen."

"Das... ist in Ordnung..." Deutschland warf ein flüchtigen Blick auf sein immer noch verletztes Bein.

"Ich... werde krabbeln... kriechen... ich werde vorwärts kommen."

Soviet Augen leuchteten auf, als er das Kratzen der Feder über dem Papier hörte, während Deutschland seine Unterschrift tätigte.

Die Tinte war noch nicht ganz getrocknet, da wies er Deutschland an aufzustehen.


"Gehen wir."

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt