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Die Schusswaffe lag schwer in seiner Hand. Er hatte das Gefühl sie würde mit jeder Sekunde an Gewicht zulegen und seinen Arm in Richtung Boden ziehen, während er scheinbar endlos lange auf die Szenerie vor sich starrte. Plötzlich schoss das Adrenalin wieder durch jeden Winkel seines Körpers hindurch und riss ihn förmlich aus seiner Starre. Seine Muskeln spannten sich an und er rannte mit einem Schlag auf die beiden am Boden liegenden Länder zu.

Dabei schrie er mit voller Kraft immer wieder nur einen Namen hervor.


"Германия!"


Deutschland schlug seine Augen wieder auf. Nur langsam schien die verschwommene Umgebung um ihn herum wieder eine deutlichere Form anzunehmen. Erneut vernahm er seinen Namen. 

Und...

Etwas schien in seine Richtung gerannt zu kommen. Zunächst nahm er nur einen dunklen Schatten wahr, doch dann nahm dieser Schatten mehr und mehr Gestalt an. Jemand stand tatsächlich unmittelbar vor ihm. Irritiert blickte Deutschland in ein fremdes Gesicht mit Augen, die ihm so vertraut vorkamen.

Diese wunderschönen blauen Augen, welche ihn verängstigt und glücklich zugleich ansahen. Augen, die der Farbe eines wolkenlosen Himmels glichen.

Himmelsaugen, so klar und deutlich, welche einen unnachgiebig in ihren Bann zogen und in denen man mit Freude hätte ertrinken können.

Diese Augen hätte er unter allen Augenpaaren der Welt wiedererkannt.

Unfähig etwas zu sagen wurde er von dieser Person hektisch über den Boden gezogen. Deutschland spürte dabei, wie sich das Gewicht, welches ihn nur wenige Augenblicke zuvor zu erdrücken schien, langsam von ihm löste.

Er konnte seinen Blick jedoch nicht von diesen Augen nehmen. Er legte seinen Kopf in den Nacken und starrte weiter beharrlich in das Blau der Augen.


"Германия!"


Wiederholte er schreiend, obwohl Deutschland bereits in seinen Armen lag. Er strich ihm über seinen, mit raspelkurzen Haaren bedeckten, Kopf um ihn anschließend fest gegen seine Brust zu pressen. Er schlang seine Arme um den viel zu dünnen Körper und drückte diesen ebenfalls kräftig an sich heran.

Niemals auf der Welt wollte er ihn wieder gehen lassen.

Nicht jetzt, wo er ihn endlich wieder bei sich hatte.



Deutschland sog den Duft der Person ein, für die er alles in seinem Leben gegeben hätte.

Dieser wunderbare markante, leicht holzige Duft. Er liebte ihn so.

Er spürte den warmen Atmen des Landes auf seiner Haut und es schien, als würde sich diese Wärme innerlich in ihm weiter ausbreiten. Die Wärme zog in kleinen, unzähligen Bahnen ihren Lauf, sie erfüllte ihn. Sie füllte ihn mit Leben. 

Mit einem Mal fühlte er sich um Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt. In einer Zeit, an der sie beide so naiv und unerfahren waren. In einer Zeit, wo ihre Gefühle den Weg ihrer Bestimmung eingeschlagen hatten, obwohl sie es zunächst nicht wahrhaben und akzeptieren wollten.

Deutschland war sich sicher: Seine Gefühle für dieses Land würden niemals sterben.

Er legte seine Hände auf den breiten Rücken des Landes, welches ihn so stark umarmte.

Zeitgleich öffnete sich der schwere Wolkenhimmel über ihren Köpfen und gab seine Regenflut preis. Die dicken Regentropfen fielen lautlos auf die Gesichter der zwei, sich fest umarmenden, Länder herab. 

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt