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-23. / 24. August 1939 -

Irgendwo in der Ferne erklang der dumpfe Glockenschlag einer Kirche zur Mitternacht als das Dritte Reich seinen Federhalter mit sanften Lächeln an Soviet weiterreichte. Russlands Nackenhaare stellten sich auf, nicht aus Furcht, sondern weil ihm das Adrenalin durch seine Adern schoss, da sein Vater zusammen mit dem Dritten Reich soeben Polens Untergang besiegelte. Diesem historischen Tag beizuwohnen wühlte ihn auf. Er blickte auf Deutschland, welcher stramm neben seinem Vater stand und leicht nickte als Soviet seine Unterschrift selbstbewusst und schwungvoll neben die des Dritten Reiches getätigt hatte. Als sich ihre Blicke trafen, gab Deutschland ein Lächeln von sich, welches dem seines Vaters exakt ähnelte.

"Eine weise Wahl, UdSSR." Das Dritte Reich wusste bereits seit längerem, dass Soviet unterschreiben würde. Deutschland hatte ihm davon erzählt, weil er dies wiederum von Russland wusste.

"Ich frage mich nur, warum du mich so lange hast warten lassen? Hattest du... Angst?" Ein leises Kichern war zu hören und Soviet verzog seine Mundwinkel. Er lehnte sich auf seinem Sitzplatz zurück, verschränkte die Arme und fokussierte das Dritte Reich gemütlos.

"Nicht im Geringsten."

Das Dritte Reich lege sich kurz seine Hand vor seinen Mund als müsse er ein Lachen unterdrücken. Dann schloss er die Augen.

"Ich freue mich, dass du auf der Seite der Gewinner stehst."

"Darüber bin ich mir durchaus bewusst." erwiderte Soviet und streckte seine Hand in Richtung des Dritten Reiches aus. "Auf unsere Kooperation."

Das Lächeln des Dritten Reiches wurde größer. "Gewiss." antwortete er und schüttelte Soviets Hand, die in seiner nahezu riesig wirkte.

"Du wirst es ... nicht bereuen."


-September 1939 -

Der Einmarsch in Polen verlief wie geplant und war ein voller Erfolg. Ursprünglich hatte das Dritte Reich den Angriff eher geplant, doch aus gewissen Gründen hatte er dies nach hinten datieren müssen. Er war diesbezüglich sehr verärgert gewesen, doch der schnelle Sieg hatte die negativen Gedanken komplett verfliegen lassen. Deutschland war selber darüber erstaunt, wie wenig Verluste sie zu beklagen hatten und wie einfach es nahezu war, dieses Land in die Knie zu zwingen. Schon in wenigen Tagen hatten sie Warschau erreicht und Polen, als Repräsentant des Landes, in Gewahrsam genommen. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis er die Kapitulation unterschreiben würde. Wieder einmal wurde sich Deutschland darüber bewusst, was für eine Macht sein Vater hatte und das sich dessen akribischen Pläne stets auszahlten. Er war so stolz, sein Sohn zu sein. Soviet hielt ihnen die Treue und belagerte wie vereinbart das östliche Gebiet Polens. Die polnischen Soldaten hatten anfänglich Soviets Truppen freundlich begrüßt, bis letztendlich es auch ihnen dämmerte, dass es sich bei den slawischen Truppen nicht mehr um ihre Verbündeten handelte. Die Belagerung zweier Seiten in Verbindung der maximalen Stärke der Bombardements im Herzstück des Landes war ein Vernichtungsschlag für Polen. Viele seiner Soldaten desertierten oder ergaben sich den immer weiter vordringenden Truppen.

Es war ein Kinderspiel.

Als Deutschland erfahren hatte, dass Russland die nächsten Tage mit seiner zugewiesenen Truppe Warschau erreichen würde, fing sein Magen vor Vorfreude an zu kribbeln. Er sehnte sich so nach ihm und er hoffte inständig, dass er den Einmarsch unverletzt überstanden hatte. Diesbezüglich hielt er sich, sehr zu Verärgerung seines Vaters, immer wieder auf den Straßen Warschau auf um nach Russland Ausschau zu halten. Und tatsächlich konnte er ihn nach zwei weiteren Tagen auffinden.

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt