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-Sommer 1938 -


Deutschland war so aufgeregt und nervös wie schon lange nicht mehr. Er versuchte seine Nervosität in Griff zu bekommen indem er sich auf seine Atmung konzentrierte und in seinen Gedanken langsam bis 10 zählte. Dann wiederholte er das Ganze so lange bis sein Herzschlag sich etwas normalisiert hatte während die Tupolew TB-3 auf der Landebahn zum Stehen kam. Er richtete seine Schirmmütze zurecht und blickte auf seinen Vater, der wie immer Selbstbewusstsein ausstrahlte und ein Lächeln auf den Lippen trug. Die Flugzeugtreppe wurde rasch an die Eingangstür geschoben und in dem Augenblick als die Tür geöffnet wurde und Soviet mit Russland die ersten Treppenstufen hinunter gingen, ertönte zur Begrüßung die Nationalhymne der UdSSR. Deutschlands Blick blieb auf Russland hängen und sein Herz begann wieder stärker gegen seine Brust zu klopfen. Er hatte ihn einfach nicht mehr aus seinen Gedanken bekommen können und er war froh, Russland endlich wiedersehen zu können, obwohl dieser seinem Blick auswich. Sein Vater begrüßte die beiden Slaven nachdem die Nationalhymne beendet worden war. Deutschland tat es ihm nach, schüttelte unter einer höflichen Ansprache die Hand von Soviet und von Russland. Wobei er Russlands Hand etwas länger festhielt als nötig. Anschließend fuhren sie in einer Kolonne geschlossen zum Schloss Charlottenburg, welches für die mehrtägige Verhandlung vom Dritten Reich als Konferenzort ausgewählt worden war.

Deutschland brachte Russland auf sein zugeteiltes Zimmer im Westflügel. Der Blick des jungen Russen wanderte durch den großzügigen Raum und blieb an einem kleinem Beistelltisch hängen, auf dem sich eine kleine weiße Vase gefüllt mit Sterndolden befand. Er ging gezielt auf sie zu und tippte ein paar der weichen Blüten mit seinen Fingerspitzen an. Ein flüchtiges Lächeln huschte kurz über seine Lippen.

"Hast du sie gepflückt?"

Deutschland schrak kurz auf, er war gerade dabei Russlands Gepäck auf die dafür vorhergesehene Einrichtung zu heben. Er drehte sich zu Russland um.

"Ja."

Russland nickte leicht und runzelte dann mit seiner Stirn.

"Untypische Pflanzen für einen Blumenstrauß."

Russland kannte die Pflanze, sie wuchs ebenfalls in seinem Land und er wusste auch, welche Bedeutung man ihr zugeschrieben hatte. Seine kleinen Geschwister flochten damit oft Blumenkränze, die sie sich gegenseitig auf ihren Köpfen steckten und damit so lange durch die Gegend rannten und tobten, bis der Kranz wieder in seine Einzelteile zerfiel. Die Pflanze wurde bereits schon im Mittelalter aufgrund ihrer sternenförmigen Form als ein "auf die Erde gefallener Stern"beschrieben. Russland musste schmunzeln, er wusste auch nicht warum er sich ausgerechnet diese Bedeutung eingeprägt hatte. Weiterhin stand die Blume symbolisch für einen mächtigen und mutigen Beschützer.

"Ich habe sie ausgewählt weil die Sterndolde in deinem als auch in meinem Land heimisch ist. Ich wollte damit ... Verbundenheit ausdrücken."gab Deutschland als Erklärung von sich und riss Russland dabei aus seinen Gedanken. Die letzten Worte hatte er sehr zaghaft ausgesprochen, im Anschluss seufzte er kaum hörbar auf.

"Gefällt mir." antwortete Russland nach einer langen Pause, wobei er weiter auf die Pflanze starrte und an einem Blütenblatt zupfte. „Mir gefallen die Blumen als auch dein Gedankengang, der dahinter steckt."

Deutschlands Herz machte einen kleinen Sprung. Er wünschte sich, dass Russland sich endlich zu ihm umdrehen würde. Doch dieser blieb unverändert vor dem kleinen Beistelltisch, mit dem Rücken zu ihm gewandt, stehen.

"Die neue Uniform steht dir gut."

Verlegen blickte Deutschland an sich herunter und strich seine schwarze Krawatte glatt.

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt