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Polen erhob sich von seinem Stuhl und beugte sich leicht zu seinem persönlichen Mikrofon vor. Während er sich vorbeugte, konnte Russland wahrnehmen, wie dieser für einen kurzen Augenblick aus seinen Augenwinkeln verbittert neben sich blickte. Deutschland hingegen hatte sich kaum gerührt. Er wagte es nicht, ihn erneut anzublicken. Dieser eine flüchtige Blick, kurz vor Beginn der Verhandlung hatte ihm ohnehin ausgereicht. Er konnte einfach nicht auf dieses Land blicken, welches die Handschrift des Krieges in Form von unzähligen Narben auf der Haut trug. Und Deutschland fühlte sich für jedes einzelne Wundmal so immens schuldig.


Ein tiefes Seufzen ertönte schließlich aus den Lautsprechern und verteilte sich in dem Raum. Das Seufzen klang auf seltsame Art gereizt und zeitgleich verschränkte Polen die Arme vor seiner Brust. Die übrigen Juroren hatte ihn alle neugierig mit ihren Blicken in den Fokus genommen. Es war kein Geheimnis, dass Polen eines der leidtragenden Länder dieses Krieges war. Seine Aussage würde mit Sicherheit für Aufsehen sorgen.

Polen ließ sich mit dem Beginn seiner Rede Zeit und die anhaltende Stille wurde für Deutschland eine Zerreißprobe. Sein Bein fing nervös an zu zittern. Es sollte so schnell wie möglich vorbei sein und doch hoffte sich Deutschland, dass Polen einfach gar nichts sagen würde. Er wollte all die grausamen Details nicht hören und er wünschte sich, wie ein kleines Kind einfach seine Ohren zuhalten und nach draußen rennen zu können.

Es Knackte einmal laut aus den Lautsprechern als Polen begann die ersten Worte von sich zu geben.

"Ich als Land sowie meine Bevölkerung haben in diesem Krieg ein noch nie zuvor gespürtes Leid durchlitten. Unvorbereitet trafen uns die Bombardements und Gewehrsalven, während Panzer zeitgleich über die Grenzen preschten und alles niedermähten, was sich unter ihrer Kette befand. Niemand aus meinen Reihen konnte diesen massiven Angriff standhalten."

Seine Tonlage war weiterhin gereizt, doch der nächste Satz klang weit mehr als nur das. Es klang erzürnt, verbittert.

"In all dem traf mich jedoch besonders der Fakt, dass einstige Verbündete unvorbereitet zu Feinden wurden." 

Sein Blick war weiter geradeaus gerichtet und Deutschland war sich darüber im klaren, dass er damit Soviet meinen musste. 

Als Polen fortfuhr, blickte er deutlich und provokant in die Richtung von UK und Frankreich. Er sprach etwas an, das Deutschland bis jetzt nie bedacht hatte.

"Andere, traute Verbündete hingegen wurden zu ... kümmerlichen Feiglingen. Sie akzeptierten all das Leid meines Volkes und schlossen ihre Augen davor. Es gab nicht einmal Unterstützung von diesen ....", er stockte kurz und zog verbittert seinen Mundwinkel hoch, "... ach so humanen Ländern als mein Land besetzt war. Wir wurden im Stich gelassen von Ländern die sich hier als human und ethisch korrekt bezeichnen. Wir haben gehungert und wir haben in klirrender Kälte ausharren müssen, ohne Versorgung oder Unterstützung von außerhalb. Während ich in meinem eigenen Blut lag und wie ein armer Trottel auf das Einschreiten meiner Verbündeten gewartet hatte, haben diese weiter ihre Augen geschlossen gehalten! Meinem Volk ist niemand von meinen ach so werten Verbündeten zu Hilfe gekommen!"

Er spuckte seine Worte wie Gift von sich. Ein Gift, welche eine unübersehbare ätzende Spur hinterließ. 

"Es handelt sich um die Länder, die jetzt mit den Fingern auf den Angeklagten zeigen und sich bei dem Anblick der Toten die Tränen aus den Augen wischen, während sie an dem Überfall meines Territoriums tatenlos zugesehen haben. Ich kriege hier das Kotzen von eurer Heuchelei."

Amerika erhob sich wütend von seinem Platz.

"Die subjektiven Eindrücke Polens haben bei der Sachverhaltsklärung und Urteilsverkündung nichts verloren! Er soll sich kurz fassen!"

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt