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Deutschland wurde von seinem Volk herzlich und wohlwollend empfangen. Unter einer riesigen, feiernden Masse seines Volkes sprach er eine vielversprechende, aber kurze Rede. Er versprach seinem Volk Aufschwung, Bildung, Demokratie und den Erhalt von Frieden. Für seine Worte wurde er gefeiert, für seine anschließenden Handlungen umjubelt.

Deutschland hielt sein Wort und setze es zeitnah um.

Sein Ansehen stieg mit jedem Tag etwas mehr.

Sein Volk hatte unter der jahrelangen Führung Soviets ebenfalls gelitten und die Wochen und Monate, in der sie ohne Repräsentant waren, waren für alle eine sonderbare, ungewisse Zeit. Die Wirtschaft war nach dem Krieg vollkommen zusammengebrochen und erholte sich unter Soviets Führung kaum, zumal Soviet keinerlei Interesse daran hatte. Nach seinem Tod, verfügte dieses Volk nicht einmal mehr über eine gültige Währung, eben weil kein Repräsentant für sie da war.

Seit der Machtergreifung hatte sich der Rubel integriert und dementsprechend durchgesetzt. Die ein oder andere aufgefundene Reichsmark-Münze wurde jedoch ebenfalls, meist von den externen Soldaten als Souvenir, angenommen. Doch nach Soviets Tod brach eine Panik aus, da niemand mehr wusste, was sein bis dahin wieder angespartes Geld von Wert war, wenn die nächste Machtergreifung folgte.

Das war nur eins der vielen, vielen Krisen, unter welchen die Bevölkerung in dieser ungewissen Zeit zu kämpfen hatte.

Langsam schien sich alles jedoch wieder zu stabilisieren.

Es war bei weitem nicht perfekt, aber es war ein Anfang.


Somit war offensichtlich, dass Russland und Deutschland die ersten Monate kaum Zeit für sich hatten. Sie waren an den anfallenden Problematiken in ihrem Land gebunden und mussten diesbezüglich rasche Lösungen finden. 

Überstunden, Schlafmangel, Diskussionen, Projekte, neue Gesetzesentwürfe und Veranstaltungen zerrten an ihren Nerven.


Und dann kam die Zeit, in der Deutschland und Russland endlich wieder zueinander finden konnten.

Noch bei ihrem ersten Treffen hatten sie sich bereits nach wenigen Minuten gegenseitig die Kleider vom Leibe gerissen und sich hungrig und gierig aufeinander gestürzt. Zwei ganze Tage verließen sie ihr Zimmer nicht, bis sie beide wund, aber überglücklich waren. Das Essen hatten sie sich zu dieser Zeit liefern lassen. Sie aßen es kalt, weil sie ihre Finger nicht voneinander lassen konnten.


Danach ließen sie sich in ihrem Amt vertreten und gingen gemeinsam auf Reisen.

Sie besuchten nacheinander die alten Plätze, an denen sie sich kennengelernt hatten. Leider war eine Vielzahl von den baulichen Gegebenheiten aufgrund des Krieges zerstört worden und nicht mehr vorhanden.

Der große Festsaal, in dem das Dritte Reich einst zu seiner pompösen Abendveranstaltung eingeladen hatte und wo sie sich das erste Mal gesehen hatten, existierte nicht mehr. Stattdessen standen dort nun einige kleine Häuser, in denen junge Familien wohnten. Auf ihrer weiteren Reise nächtigten sie im Schloss Charlottenburg, welches den Krieg recht gut überstanden hatte. Zusammen spazierten sie zu dem großen See, in der sie einst in der Sommerhitze ihre Zeit verbracht und sich mit roten Köpfen verstohlen unter Wasser geküsst hatten, während ihre Väter sich bezüglich der Teilung Polens besprochen hatten. Die alte Scheune, in der sie das erste mal miteinander geschlafen hatten, fanden sie zu ihrer Enttäuschung auch nicht mehr wieder, zumal sie sich nicht mehr gänzlich daran erinnern konnten, wo sich die Scheune genau befunden hatte. Da sie auf ihrem Weg nirgends einen Speicher hatten ausfindig machen konnten, nahmen sie an, dass auch das kleine Gebäude von dem Krieg verschluckt worden war.

Countryhumans | Astrantia (RusGer)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt